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Christian Science: das Evangelium der göttlichen Liebe.

Aus der September 1906-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein Vortrag gehalten unter den Auspizien Der Mutterkirche von Mitglied des Christian Science Komitees für Vorlesungen, in Symphony Hall, Boston, Mass. U. S. A.

Man wird finden, daß das Studium der Christian Science — ob nun ihre Lehren angenommen werden oder nicht — ein Erziehungsprozeß ist; daß es unser menschenfreundliches und religiöses Denken erweitert und erhebt; daß ihre Lehren Gerechtigkeit und ein rechtschaffenes Leben auf allen Wegen erstreben. Unter anderen praktischen Resultaten wird man finden, daß sie beständig Gedanken und Leben zu höheren Idealen der Reinheit und des Friedens, der Treue und der Hingebung erhebt; daß sie die Skeptiker, die Unzufriedenen, die Trostlosen, die Unglücklichen — und diese kann man überall in stolzen Herrenhäusern wie in armseligen Hütten finden — aus den Nebeln und der Dunkelheit des Zweifels und der Verzweiflung in das Sonnenlicht und in die Freude eines zuversichtlichen Glaubens führt; daß Gott ist, und daß Gott die Liebe ist, wie die Heilige Schrift erklärt. Man wird finden, daß sie schon so weit den Gedanken der Menschheit durchdrungen hat, daß die Welt im großen ganzen jedes Jahr mehr und mehr erkennt, daß der Gedanke an Krankheit und Gespräche über Krankheit, daß Bosheit, Wollust, Neid, Furcht, Sorge und dergleichen, alle schreckliche Feinde sowohl unsrer Gesundheit wie unsres Glückes sind. Derjenige, welcher die Zeichen der Zeit studiert, wird finden, wie ich mich zu behaupten berechtigt glaube, daß der Einfluß der Christian Science auf die Gedanken der Welt in passender Weise mit den tropischen Strömungen des Golfstroms verglichen werden können, die die kalten Regionen des Atlantischen Oceans durchdringen; und daß die Heilsamkeit ihrer Lehren so weit die Gedanken der Menschheit beeinflußt hat, daß das zwanzigste Jahrhundert an glänzenden Veränderungen und Möglichkeiten reiche Knospen trägt.

Warum ihre Lehren optimistisch sind.

Unsere Kritiker haben es Christian Science als einen Fehler vorgeworfen, daß sie dahinzielt, Optimisten aus ihren Nachfolgern zu machen. Wir gestehen, daß der Vorwurf berechtigt ist und freuen uns, daß es wahr ist. Warum sollten Christian Scientisten nicht Optimisten sein, wenn es ihnen beständig in ihren alltäglichen Erfahrungen bewiesen wird, daß Gott wirklich ist — nicht als ein bloßes oberflächliches Dogma, sondern als eine wirkliche und Freude einflößende Tatsache in ihrem täglichen Leben? Sie sollten noch viel optimistischer werden, weil sie immer mehr dahin gelangen, sich zu verwirklichen, daß Gott die innewohnende Allgegenwart der göttlichen und absoluten Güte in allen Seinen Beziehungen zu den Menschen ist; daß Gottes Gesetze die einzigen Gesetze sind, die wirklich existieren, und daß alle Gesetze Gottes, die unser Dasein beherrschen, auf allen Wegen, zu allen Zeiten, zu allen Zwecken und unter allen Umständen und Bedingungen für unsere Harmonie und für unser Glück sind; daß aller Irrtum Falschheit und kein Teil der Wahrheit unseres Daseins ist, wie er auch unsern physischen Sinnen, wie wir sie bezeichnen, erscheinen mag; daß der Irrtum deshalb nicht von Gott kommt, und daß er kein Gesetz und keine Macht hinter sich hat, welche ihn unterstützt, ausgenommen in unsern eignen falschen Anschauungen, und daß er deshalb überwunden werden kann, dadurch daß wir diese falschen Anschauungen überwinden nach der Verheißung Jesu: „Und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.”

Deshalb lehrt Christian Science, daß, ob wir im Sonnenschein lächeln oder im Schatten trauern; daß, welche Erfolge oder Gefahren, Enttäuschungen oder Unglücksfälle unser sterbliches Dasein heimzusuchen scheinen, daß, wie auch unser irdisches Glück gedeihen oder sich trüben und verfallen mag, wir doch Demut, Frieden, Zufriedenheit und Freude in der bleibenden Versicherung finden sollten, daß die Arme der göttlichen Liebe immer um uns sind und unter uns sind, daß hinter allem Schein die ewige Einigkeit des Guten und über allem eine weise Vorsehung der unbegrenzten göttlichen Güte ist. Das sind goldene Worte — die ersten in unserm Textbuche: „Für diejenigen, die sich auf das erhaltende Unendliche stützen, ist der heutige Tag reich an Segen.”

Ein praktisches und beweisbares Evangelium.

Christian Science ist nicht die Erfindung einer neuen Religion. Sie strebt ernstlich nach der Wiederherstellung der ursprünglichen Christus-Religion in ihrer Reinheit und Ganzheit. In ihrer Reinheit ist sie frei von den zahlreichen von Menschen gemachten Glaubensbekenntnissen und Dogmen, scholastischen Spitzfindigkeiten und Erfindungen, die sich während neunzehn Jahrhunderten angesammelt haben. In ihrer Ganzheit sucht sie allen Befehlen Jesu Gehorsam zu leisten, einschließlich seines Befehles: „Heilet die Kranken,” wie seines Befehles: „Predigt das Evangelium.”

Christian Science predigt das Evangelium, die gute Nachricht, die frohe Botschaft von der göttlichen Liebe, und ihre Nachfolger erkennen, wie Christus es tat, daß nur das Evangelium zu predigen keineswegs genügend ist. Sie erkennen, daß es jetzt, wie in den Tagen Jesu, notwendig ist, den Menschen das Evangelium durch seine praktischen und augenscheinlichen Werke zu beweisen, in der Überwindung von Sünde, Krankheit, Leiden und dergleichen, nach den geistigen Mitteln und Methoden, welche von Jesus seinen Nachfolgern aller Zeiten und Länder gelehrt, gezeigt und anempfohlen wurden. Deshalb lehrt Christian Science ihren Anhängern die Notwendigkeit, sowohl etwas zu tun wie etwas zu glauben, und ihre wirksame Lehre ist, unter unsern Mitmenschen Gutes zu tun. Sie lehrt, daß gute Werke ganz so wichtig wie gute Worte sind; und daß Worte in der Tat, wenn sie nicht in Werken offenbart werden, leicht zu staubtrockenen Formen werden. —

So träge wie ein gemaltes Schiff,
Auf einem gemalten Ozean.

Sie lehrt, daß um etwas richtig zu lernen, wir das, was wir lernen, prüfen, anwenden und beweisen müssen. Manchmal sagen uns unsere christlichen Brüder, daß sie schon vor dem Erscheinen von Christian Science durch das Lesen der Bibel von dem geistigen Heilen der Kranken gehört hätten. Wir antworten, daß niemand das Recht hat zu erklären, daß er die Christus-Methode die Kranken zu heilen versteht, bis er sie nicht durch seine eignen tatsächlichen Werke geprüft, angewendet und als wahr bewiesen hat. Das Verständnis des Prozesses und seine praktische Anwendung gehen Hand in Hand. Je besser wir ihn verstehen, desto besser können wir ihn anwenden, und je mehr wir ihn anwenden, desto besser verstehen wir ihn. Das geistige Verständnis, welches wir so gewinnen, ist eine sichere Grundlage des Glaubens ohne Wanken, welcher nach den Beispielen und Verheißungen der Heiligen Schrift die Kranken heilt.

Christian Science lehrt, daß die Mittel und Methoden, welche von Jesus gebraucht und gelehrt wurden, um Leben und Gesundheit zu erhalten, niemals diejenigen sind, welche sie, wie man glaubt, zerstören können. Sie lehrt, daß alles, was schlechte Resultate hervorbringen kann, kein sicheres oder weises Hilfsmittel ist, um gute Resultate hervorzubringen, daß wir uns standhaft an das, was gut ist halten müssen und die gefährlichen Dienstleistungen des Übels gänzlich vermeiden müssen; daß nicht nur Gottes Gaben an Seine Kinder, für alle, Reiche und Arme, Mächtige und Schwache, Prinzen und Bettler, gleich sind, sondern, daß sie auch absolut vollkommene Gaben sind, da sie die Gaben göttlicher Weisheit und Liebe sind; daß sie nicht wie Kalomel sind, welches nach dem Glauben der Menschen Knochenfraß zurückläßt, daß sie nicht tausend Jahre lang vor der Kenntnis der Menschheit verborgen gewesen sind, wie die Rinde eines Baumes in den Tiefen südamerikanischer Wälder; daß sie nicht alkoholische Dämonen sind, die den Destillierapparaten entsteigen, die von dem erfinderischen Verlangen der Menschen erdacht worden sind, und welche Millionen menschlicher Leben und Familien vernichten, und welche nur zu oft von der medizinischen Wissenschaft als nützliche Anregungsmittel gut geheißen werden. Nein, unendliche Intelligenz braucht nicht Gutes und Böses in solch törichter, irriger Weise zusammenzumischen, und unendliche Liebe könnte sich und würde sich dessen niemals schuldig machen.

Die Christian Science Bewegung.

Selbst die ganz kurze Skizze der Christian Science Bewegung, welche meine Zeit erlaubt, offenbart einige einzigdastehende und außerordentliche Tatsachen. Das Textbuch „Science and Health with Key to the Scriptures” welches von der Entdeckerin und Gründerin der Christian Science, Mary Baker G. Eddy geschrieben worden ist, hat nun seine dreihundert-neunzigste Auflage erreicht. Die Mutterkirche in Boston, Mass., hat nun über fünfunddreißig tausend Mitglieder, und ein großer Teil derselben sind Mitglieder ihrer Zweigkirchen. Im Ganzen hat diese Sekte über neun hundert Kirchen und Gesellschaften, in den verschiedensten Teilen der Welt, welche alle Woche Gottesdienst abhalten. Ihr Wachstum ist sowohl beständig als schnell und ist das Resultat der dankbaren Fürsprache von Hunderttausenden, die ihre Wohltaten genossen haben und deren Zahl beständig steigt. Sie hat keine von außen kommende oder zufällige Hilfe erhalten, um ihr Wachstum zu beschleunigen, und sie bedarf derselben auch nicht. Kein mächtiger Prinz oder Herrscher, keine siegreiche Armee, keine sozialen Rücksichten haben sie verteidigt oder ihr geholfen. Ihre wunderbaren Kräfte sind alle sicher und beständig von innen heraus entwickelt worden.

Es muß eine große Bedeutung einem derartigen Wachstum in solch einem Zeitalter zu Grunde liegen, besonders wenn wir bedenken, daß die Anhänger der Christian Science aus allen Ständen und Lebensberufen sind, daß Christian Science nicht die Furcht oder die Gemütsbewegungen der Menschheit erregt, daß ihre Lehren vielen unsrer vorgefaßten Meinungen entgegen sind, und daß mehrere bestehende Einrichtungen von Anfang an sichtbarlich tätig und feindselig in ihrem Widerstande gewesen sind. Es ist eine Tatsache, die der sorgsamen Betrachtung wert ist, daß diejenigen, die sich weigern, ihren Wert zu prüfen, sich ihr oft gegenüber stellen, während ihre Anhänger es an ihrer eignen Person und in ihrem Heim erprobt haben; und sind nicht die erprobten Kenntnisse ihrer Anhänger den bloßen akademischen Theorien ihrer Gegner weit überlegen?

Das Heilen der Kranken nach der Christus-Methode ist wesentlich.

Die Bibel zeigt, daß Jesus und seine Nachfolger die Kranken ohne Arzeneien oder andere materielle Hilfsmittel heilten, und es ist eine unbestreitbare, geschichtliche Tatsache, daß diese Werke von den ernsten Christen beinahe dreihundert Jahre lang nach Golgatha vollbracht worden waren. Lassen sie mich beiläufig bemerken, daß die Geschichte der von Menschen gemachten Kircheneinrichtungen ein offenbarendes Licht auf die Gründe wirft, welche den Verfall des christlichen Heilens der Kranken nach dem dritten Jahrhunderte verursachte. Diese Heilungen schlossen „allerlei Seuche und Krankheit” ein. Daß es damals einen kleinen Prozentsatz anscheinender Fehlschläge gab, oder jetzt noch gibt, setzt nicht die Vertrauenswürdigkeit der Christus-Methode die Kranken zu heilen in Zweifel, ebenso wenig wie man sagen kann, daß ein gelegentliches Versehen beim Zusammenrechnen einer Reihe Zahlen, die Regel der Addition in Zweifel stellt. Beinahe vierzig Jahre lang hat Christian Science die Kranken unter dem vollen Licht der argwöhnischen Beobachtung der Welt geheilt. Zuerst gab es Hunderte solcher Heilungen, dann Tausende, dann Zehntausende, und jetzt nehmen sie so schnell zu, daß man sie nicht mehr aufzählen kann. Wenn sie nicht beglaubigt gewesen wären, dann wäre Christian Science schon lange der achtungsvollen Aufmerksamkeit der Welt verlustig gegangen. Diese Heilungen sind durch eine Menge Zeugnisse bewiesen worden, die ihresgleichen in der menschlichen Geschichte suchen, und wie das christliche Heilen der ersten drei Jahrhunderte sind sie als unbestreitbare historische Tatsachen in die Geschichte übergegangen. Wenige von denen, die verständnisvoll mit der Geschichte unsrer Zeit in Berührung stehen, würden die Tatsachen dieser Heilungen bestreiten. Die Gegner der Christian Science, welche ihre Theorien auf ihre eignen vorgefaßten Meinungen basieren, gelangten zuerst zu der Anschauung, daß die angeführten Heilungen nur eingebildet waren; aber die Beweise nahmen zu, bis sie von ihrer ersten Stellung verdrängt wurden. Darnach stellten sie die Theorie auf, daß die Heilungen auf gewisse nervöse Störungen beschränkt wären; aber die Beweise nahmen fortwährend zu und sie wurden aus ihrer zweiten Stellung vertrieben. Nun geben sie gewöhnlich die Tatsache zu, daß die Heilungen stattfinden, aber viele von ihnen, besonders diejenigen, die nicht christlich sind, bieten theoretische Erklärungen der Heilungswerke dar, welche das Christentum von den Phänomenen gänzlich ausschließen. Aber schon der Augenschein zeigt, daß ihre Theorien nicht mit den bewiesenen Tatsachen übereinstimmen. Die Einwendungen gegen die Christus-Methode, Krankheit zu heilen, welche medizinische oder andere materialistische Theorien zur Grundlage haben, können der Macht der vollbrachten Taten nicht widerstehen. Tatsachen sind die mächtigsten Waffen der Wahrheit, wahrend bloße Theorien der Verneinung zu den schwächsten gehören; und wenn eine Theorie den Vorrang über Tatsachen erhält, dann wird leicht die Falschheit triumphieren, bis die angenommene Autorität der Theorie umgestürzt ist. Christian Science beruft sich auf vollbrachte Tatsachen.

Die Zeugen der Werke in Christian Science können in allen Weltteilen und auf vielen der entferntesten Meeresinseln gefunden werden. Nehmen wir diese Vereinigten Staaten und unser benachbartes Canada an, so kann man in jeder Stadt und jetzt fast in jeder Gemeinde Zeugen finden. Sie stammen aus allen Ständen. Sie erreichen wenigstens den Durchschnittsmaßstab an Achtbarkeit, Intelligenz und Wahrhaftigkeit. Sie wissen wovon sie sprechen, nach ihren eignen tatsächlichen Erfahrungen. Sie stellen keine Mutmaßungen und keine Theorien auf der Grundlage von vorgefaßten, materialistischen oder anderweitigen Meinungen auf, sondern sie legen Zeugnis von vollbrachten Taten ab. Viele dieser Zeugen sind vom Alkoholismus errettet, aus den Tiefen der Trunksucht erhoben, und wieder zu einem mäßigen und nützlichen Leben zurückgerufen worden; und sie rufen in ihrer Dankbarkeit aus, daß sie die köstliche Perle gefunden haben. Viele dieser Zeugen sind befähigt worden, ihre Neigung zu überwinden, Opium, Chloral, Kokain oder andere bösartige Arzeneien zu brauchen; und sie rufen in ihrer Dankbarkeit aus, daß sie wissen, daß ihr Erlöser lebt. Viele dieser Zeugen sind von Schmerzenslagern und von augenscheinlich hoffnungsloser Krankheit aufgerichtet worden, und so ist ihnen geholfen worden, den Frieden zu finden, welcher höher ist denn alle Vernunft. Viele dieser Zeugen haben den grimmen Feind, welchen die Menschen Tod nennen, an der Schwelle ihres Heims stehen sehen, drohend ein geliebtes Mitglied ihres Familienkreises hinfortzunehmen; sie haben ihre treuen Ärzte verzweifelnd zugeben hören, daß ihre Anstrengungen alle vergeblich waren, und dann als letztes Hilfsmittel haben sie zu der gesegneten Wirksamkeit der Christian Science ihre Zuflucht genommen, und siehe da, ihre dahinsiechenden Lieben sind ihnen wieder zurückgegeben worden; und die Rosen der Gesundheit blühten wieder auf ihren Wangen, und das Licht des Glückes leuchtete wieder aus ihren Augen.

Das Evangelium, welches von Jesus gelehrt und erläutert worden, und welches in seiner Reinheit und Ganzheit wieder hergestellt worden ist, wird so als eine praktische Religion bewiesen, die für alle Bedürfnisse unseres täglichen Lebens paßt. Ist es nach allein nicht klar, daß das keine wahre Religion sein kann, die nicht sowohl wissenschaftlich wie praktisch ist und die sich nicht in jeder Weise und zu allen Zeiten harmonisch allen Bedürfnissen der leidenden Menschheit anpaßt? „Suchet in der Schrift”. Lest von neuem die Verheißungen, die Befehle, das Lebenswerk des Galiläers, der uns den Weg gezeigt, und das war die reine und unbefleckte Religion, die Er der Menschheit brachte.

Die Entdeckerin und Begründerin der Christian Science.

Die Führerin dieser großen Bewegung, Mary Baker G. Eddy, wurde in der Nähe der Stadt Concord, N.Y., geboren, in der sie jetzt wohnt. Ihr ganzes Leben lang ist sie eine fromme Christin gewesen, hat beständig die Bibel studiert und hat stets in liebevoller Weise für die Wohlfahrt der Menschheit gewirkt. Von früher Kindheit an zeigte sie eine hohe intellektuelle Begabung, eine seltene Vergeistigung in Gedanken, Leben und Betragen und eine außerordentliche literarische Befähigung. Ihr ganzes Leben ist das einer guten und edlen Frau gewesen.

Im Jahre 1866 hatte sie einen ernsten Unfall, und in ihrer Not nahm sie ihre Zuflucht zum Gebet und ihre Heilung folgte. Während dreier Jahre des eifrigsten Studiums war die Bibel ihr einziges Textbuch, und endlich machte sie die Entdeckung der wissenschaftlichen Erklärung des Heilens Christi, und nannte es Christian Science, oder die Wissenschaft der Christenheit. Sofort begann sie die christliche Regel des Heilens, welche sie gefunden hatte, zu prüfen, anzuwenden und zu beweisen. Sie stellte eine große Anzahl von Personen wieder her, die unter „allerlei Seuchen und allerlei Krankheit” gelitten hatten. Dann begann ihre große liebevolle Lebensarbeit, diese rettende Wahrheit der kranken und leidenden Welt bekannt zu machen. Im Jahre 1875 veröffentlichte sie „Science and Health with Key to the Scripures“ das Lehrbuch der Christian Science. Später begründete sie „The Christian Science Journal,“ von welchem sie Redakteurin und Eigentümerin war. Sie gründete auch das Massachusetts Metaphysische Institut, von welchem sie Präsidentin ist und Die Erste Kirche Christi des Scientisten, von der sie Pastorin Emeritus ist. Sie hat zahlreiche Bücher und Flugschriften über Christian Science geschrieben. Diese bezeugen ein bedeutendes literarisches Genie und kennzeichnen sich durchaus durch unwiderlegliche Logik, hohe geistige und menschenfreundliche Gedanken und eine Lauterkeit des Ausdrucks, die niemals von ihrem direkten Pfade wankt oder weicht um zu versöhnen oder auszugleichen.

Wie jeder große geistige und moralische Reformator, den die Welt je gekannt hat, ist sie die Zielscheibe giftiger Angriffe gewesen, aber ihr untadelhaftes Leben und die Erhabenheit und Reinheit ihrer Ziele haben alle diese Angriffe eitel und wirkungslos gemacht. Sie ragt als die erste Frau und öffentliche Wohltäterin unserer Zeit hervor, denn sie hat der Welt gegeben, was all ihr Gold und Silber nicht kaufen konnte. Ihre Entdeckung der Christian Science und der wirksamen Lehre der Heilmethode Christi und ihr Erfolg als Denkerin und Schriftstellerin, Christian Science der Welt als eine vertrauenswürdige Wissenschaft darzustellen, ist von vielen Tausenden dankbar anerkannt worden. Sie hat eine der größten religiösen Epochen der Geschichte geschaffen; und heute wird sie von großen Mengen von Männern und Frauen auf der ganzen Erde geliebt und verehrt, deren Leben und deren Heim die Wohltaten ihrer Lehren genossen haben.

Ihre Entdeckung der Wissenschaft oder Philosophie des christlichen Heilens, welches Jahrhunderte lang verdunkelt war, kann in passender Weise mit der Entdeckung dieses westlichen Erdteiles durch Columbus verglichen werden. Dieser Erdteil war durch den mysteriösen Atlantischen Ozean mit seiner weiten stürmischen Wasserwüste vor der Kenntnis der zivilisierten Welt verborgen geblieben. Die Geschichte hat nun entdeckt, daß er einst von den kühnen Bewohnern des Nordens Jahrhunderte lang vor Columbus entdeckt worden war, aber die Entdeckung war vergessen worden, und die ganze Existenz dieser westlichen Welt war aus der Erinnerung der Menschen entschwunden, ausgenommen als eine vage, unglaubhafte Überlieferung. Das Genie und der Mut des Columbus entdeckten diesen Kontinent von neuem und dafür empfängt er die unsterbliche Dankbarkeit seines Geschlechts.

So ging während müder wartender Jahrhunderte die heilende Wirksamkeit der Christenheit für die Welt verloren, aber endlich schlug die Stunde, und durch die geistige Unterscheidungskraft und den Mut einer Frau wurde sie der Menschheit zurückgegeben. Weit kostbarer als die Schätze, welche die Spanier begehrten, und weit kostbarer als der fabelhafte Jungbrunnen, den der abenteuerliche Ponce De Leon suchte, ist die Entdeckung die der Welt von Mrs. Eddy gegeben wurde, denn durch das Heilen der Kranken erhebt, reinigt und festigt Christian Science die Gedanken und das Leben ihrer Nachfolger.

Zu häufig hat Undankbarkeit die Wohltäter unseres Geschlechts belohnt. Gefängnisketten und ein entehrter Name erwarteten Columbus bei seiner Rückkehr in Spanien. In seinem Alter erlebte er es, daß seine Glieder von den unverdienten Ketten befreit wurden, aber er lebte nicht lange genug, um zu sehen, daß die Reinheit seines Rufes wiederhergestellt wurde. Die Nachwelt mußte diesen Akt der Gerechtigkeit ausführen. Obgleich Mrs. Eddy berufen war eine Zeit lang den Kelch der Undankbarkeit zu trinken, steht sie jetzt als eine geliebte und verehrte Gestalt da, mit Erfolg und Ehren gekrönt und von dem reinen Weihrauch der Dankbarkeit — nicht der Anbetung — umgeben, welcher aus den Herzen von unzähligen Tausenden auf der ganzen Erde aufsteigt. Mit einem reinen, geweihten Leben, als eine begabte und gute Frau, die mit nie wankender Ergebenheit der hohen Sache dient, mit welcher ihr Name in der kommenden Geschichte verknüpft sein wird, steht sie jetzt im Sonnenscheine eines sicheren Triumphes da. Wenn sie mißverstanden oder falsch beurteilt wurde, ist sie von dem Bewußtsein gestützt worden, daß sie für Gott und die Menschheit arbeitete. Die Geschosse der Verleumdung sind explodiert; ihre Kraft ist verausgabt; und doch gibt es keinen Schaden in der Rüstung, in der sie über dreißig Jahre lang gekämpft hat und noch „den guten Kampf” kämpft.

Christian Science ist das Gegenteil des Materialismus, und der Mensch ist geistig.

Eine der fundamentalen Lehren der Christian Science ist die Unwirklichkeit der Materie. Die Klassifikation der Materie als unwirklich oder phänomenal ist oft der Gegenstand falscher Darstellung, der Mißdeutung und des Spottes gewesen. Auf Seite 468 in „Science and Health,“ braucht Mrs. Eddy die Worte: „Der Geist ist das Wirkliche und Ewige; die Materie ist das Unwirkliche und Zeitliche.” Sie sagt nicht, daß die Materie, nämlich das materielle Weltall, Einbildung ist; sie sagt nicht, daß die Materie unseren physischen Sinnen nicht wirklich erscheint, sondern sie sucht sie mit wissenschaftlicher Genauigkeit zu definieren und einzuordnen. Diese Genauigkeit wird für die praktische Arbeit, die Kranken zu heilen, für nötig befunden, wie sie auch für das wissenschaftliche Verständnis der Werke notwendig ist, welche von Jesus und den ersten Christen vollbracht wurden.

Christian Science braucht die Bezeichnungen: das Wahre, das Wirkliche und das Ewige, in dieser Klassifikation abwechselnd und als Synonyme. Es ist klar, daß das Wahre ebenfalls unveränderlich und ewig ist. Daß eins und eins zwei sind, ist jetzt wahr, muß immer wahr gewesen sein und wird immer fortfahren wahr zu sein, deshalb ist es wirklich und ewig. Aber was ist die Wirklichkeit? Hier treffen wir eine große Ideenverwirrung in den allgemeinen Gedanken an; eine Verwirrung, die daraus entsteht, daß viele Personen verfehlen, zwischen dem, was wirklich ist, und dem, was nur unsern physischen Sinnen wirklich erscheint, zu unterscheiden. Die Wirklichkeit ist etwas ganz Verschiedenes von diesen Erscheinungen der Wirklichkeit. In unsern besten Diktionären finden wir folgende Definition der Wirklichkeit: eine Tatsache, eine Wahrheit, die einem Schein gegenübersteht — eine Tatsache oder Wahrheit, die in sich selbst und von selbst existiert, unabhängig von einer äußeren Ursache.

Christian Science ist das Gegenteil von Materialismus und strebt ernstlich darnach, ein Gegenmitttel dagegen zu sein. Durch die Lehre, daß Gott die Liebe ist, und daß der Mensch unsterblich ist, gibt sie dem menschlichen Leben einen höheren Antrieb, und edlere Ideale winken uns beständig wie mit himmlischen Händen.

Christian Science bekräftigt die Erklärungen der Heiligen Schrift, daß Gott Geist ist, und daß der Mensch Gottes Ebenbild und Gleichnis ist, daß deshalb der Mensch in seiner wahren Individualität ein geistiges Wesen ist. Sie lehrt und sucht durch ihre Werke zu beweisen, daß wir alle Bürger des geistigen Weltalls sind, und daß ein jeder von uns ein unsterbliches geistiges Geschick hat. Das Grab ist niemals das Endziel der Menschheit gewesen, und der Grabstein ist niemals mehr als ein bloßer Meilenstein auf der Reise der Menschheit gewesen. In unsern selbstsüchtigen Bestrebungen nach Macht, Rang und Geld, vergessen wir leicht das Weltall, welches aus Dingen besteht, die wir nicht sehen, aber als dessen Teil wir leben, weben und sind. Wir sind zu sehr geneigt, wie der Maulwurf in Schmutz und Dunkelheit zu wühlen, und so die Würde und Größe unseres Geschickes als geistige Wesen aus den Augen zu verlieren. So entgeht uns die richtige Lage und das richtige Verhältnis der Dinge. Wir können den Thaler so dicht an unsere Augen halten, daß wir nicht mir die Himmelskarte damit verdecken, sondern auch viel von dem, was auf unsrer staubigen Reise durchs Leben schön und lieblich um uns her ist.

Durch alle Jahrhunderte haben die Menschen manchmal einen Schimmer des geistigen Lichtes erhalten. Dieser Schimmer mag trübe und unklar gewesen sein; aber man hätte ihn nicht erhalten können, wenn das Licht nicht existiert hätte. Daß die Menschen je einen Schimmer des geistigen Lichtes und der geistigen Wahrheit gehabt haben, anstatt in gänzlicher geistiger Dunkelheit zu bleiben, ist der höchste Beweis, daß der Mensch die Macht geistiger Wahrnehmung hat. Wenn die Menschen eine geistige Wahrnehmung besitzen, so kommt es daher, daß sie geistige Fähigkeiten haben; wenn sie geistige Fähigkeiten haben, so folgt daraus, daß der Mensch in seiner wahren Individualität ein geistiges Wesen ist.

Da Gott Geist und der Mensch ein geistiges Wesen in Gottes Ebenbilde und Gleichnis ist, so müssen intime Beziehungen zwischen Gott und Mensch bestehen, und die Beziehungen müssen sowohl nützlich wie nutzbar sein. Es folgt daraus, daß die Menschen aus diesen Beziehungen mit Gott zu einer höheren Harmonie und zu einem höheren Glück Nutzen ziehen können, nach dem Maße ihres Verständnisses.

(Schluß folgt in nächster Nummer.)


Christian Science lehrt, daß der wirkliche Mensch Gott wiederspiegelt, daher geistig ist und alle, die die Wahrheit annehmen und die Gebote halten, können die Werke tun, die Jesus vollbrachte und durch das göttliche Prinzip jede Krankheitsform und Sünde heilen.

Copyright, 1906, Mary Baker G. Eddy.
Verlagsrecht im Jahre 1906, Mary Baker G. Eddy.

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