Herold: Wie begannen Sie Ihre Karriere als Diskjockey?
Dave: Ich war sechs oder sieben Jahre alt, als ich mich für Musik zu interessieren begann. Meine Eltern schenkten mir zum Geburtstag ein kleines Transistorradio. Es faszinierte mich total. Ich hörte stundenlang zu, nicht nur der Musik, sondern allem, was aus dem Radio kam. Ich erinnere mich noch, dass ich nachts im Bett lag, als das Licht schon ausgeschaltet war. Eigentlich hätte ich schlafen sollen, stattdessen hatte ich mein Radio unter der Bettdecke versteckt und hörte mir die heißesten Hits an.
Erst ein paar Jahre später beschloss ich, Diskjockey zu werden—und meine Liebe zur Musik dazu zu nutzen etwas Taschengeld zu verdienen. Ich war damals in der neunten Klasse und ungefähr fünfzehn Jahre alt. Ich begann als DJ bei Tanzveranstaltungen in unserer Schule und nahm dann auch andere Aufträge an. Als DJ in der Schule fühlte ich mich etwas eingeschüchtert, aber alle meine Freunde fanden es wirklich cool, dass ich es tat. Das war meine erste Erfahrung in der Arbeitswelt. Es war eine gute Erfahrung, denn sie bereitete den Weg für mein weiteres Leben. Ich erkannte, dass es für mich keinen Sinn hatte, einem Job nachzugehen, an dem ich im Grunde wenig Spaß hatte. Ich konnte diese Einstellung zu meiner Arbeit beibehalten und auch auf andere Bereiche anwenden. Es ist einfach gut, etwas gern zu tun und jeden Tag Freude daran zu haben.
Herold: Was hat Sie dazu inspiriert, nach der Schulzeit mit der Musik weiterzumachen?
Dave: Zunächst wollte ich mir Geld fürs Studium verdienen. Bald befasste ich mich ernsthaft damit, mich ganz in der Musikbranche niederzulassen und das Dee-jaying als echten „Job" zu betrachten. Es gibt verschiedene Gründe dafür, dass ich heute noch in der Musikbranche tätig bin.
Als erstes ist da der kreative Aspekt. Die Tätigkeit des DJs ist eine Kunstform im wahrsten Sinn. Man kann mit Schallplatten, CDs und der Musik, die es so gibt, eine Menge tun. Das ist ein Aspekt, den ich als DJ liebe — die Möglichkeit, jeden Abend mit verschiedenen Musikstücken etwas Neues zu schaffen. Außerdem wohnt der Musik eine geistige Eigenschaft inne, die ich außerordentlich attraktiv finde. Ich kann die Eigenschaften der Musik nicht von meiner Liebe zu Christian Science trennen. Alles, was ich im Leben tue, muss für mich im Zusammenhang stehen mit Spiritualität und Christian Science.
Herold: Welche Rolle spielt der Text bei der Musik?
Dave: Der Text eines Songs hat Einfluss auf die Gesellschaft. Die Worte sind das, was die Leute, insbesondere die Jugendichen, aufnehmen und an das sie sich erinnern. Die Worte setzen sich sehr schnell im Denken fest und in vielen Fällen bleiben sie im Bewusstsein haften. Es gibt gewisse Sänger — Hardcore-oder Rock-and-Roll-Sänger oder Rapper —, die nicht gerade die erhebendsten Texte singen. Doch ich glaube, viel mehr Sänger sind für die Idee empfänglich, dass die Worte wichtig sind — und sie bemühen sich, den negativen Aspekt auf ein Mindestmaß zu reduzieren.
Ich glaube, es ist wichtig, die positiven Aspekte der heutigen Musik und Texte zu sehen und zu fördern. Die meisten Sänger versuchen, auf Probleme aufmerksam zu machen. Sie wollen ein positiver Einfluss sein. In den letzten zehn bis fünfzehn Jahren, die ich in der Musikbranche zugebracht habe, habe ich den Fortschritt der Musik als Genre beobachtet. Ich glaube, wir müssen das unterstützen. Je mehr das geschieht, desto eher werden die negativen Aspekte in der heutigen Musik verschwinden.
Herold: Sehen Sie einen Konflikt zwischen Ihrer Liebe zur Musik und Ihrem Studium von Christian Science?
Dave: Durch meine Arbeit habe ich gelernt, dass Spiritualität nicht von der Musik zu trennen ist. Die Rolle, die Christian Science in meinem Leben spielt, erstreckt sich auf das, was ich tue, und beeinflusst es unmittelbar. Christian Science hat mir geholfen, Parallelen zwischen Musik und Spiritualität zu ziehen, und lässt mich die tiefere Bedeutung in dem sehen was ich im musikalischen Bereich tue.
Mein Studium von Christian Science hat mir auch geholfen, in der Musikwelt — die voller Versuchungen sein kann — festen Boden unter den Füßen zu behalten. Die Tatsache, dass ich fünfzehn Jahre lang in Nachtlokalen überall in den Vereinigten Staaten gearbeitet habe, ohne jemals Alkohol zu trinken, Drogen zu nehmen oder zu rauchen, ist für einige in dieser Branche unvorstellbar. Diese Versuchungen scheinen einfach zur Welt der Nachtklubs zu gehören. Und die Leute sehen, dass mir das, was ich tue, Spaß macht und ich erfolgreich bin, ohne diesen menschlichen Versuchungen zu erliegen.
Meine Karriere hat es mir auch ermöglicht, mit anderen über Spiritualität zu sprechen und in einigen Fällen speziell über Christian Science. Hätte ich nicht diese Beschäftigung, dann hätte ich vielleicht nie Gelegenheit gehabt, mit ihnen darüber zu reden. Ich gehe jeden Donnerstagabend, Freitagabend und Samstagabend als DJ in die Nachtlokale — und trinke keinen Tropfen. Die Barkeeper und die Nachtklubinhaber, mit denen ich zusammenarbeite, merken das sehr schnell. Erst sind sie erstaunt, und dann wollen sie mehr wissen. Sie fragen: „Warum denn nicht?" und „Haben Sie mal getrunken?" und „Wie schaffen Sie das?" Dieser Austausch hat mir neben der persönlichen Freude und Erfüllung, die ich in diesem Beruf gefunden habe, den größten Nutzen gebracht.
Herold: Welcher Zusammenhang besteht zwischen Ihrem Studium von Christian Science und Ihrer Arbeit in der Musik?
Dave: Die Musik hat einen gewissen Rhythmus; sie hat Leben und Seele. Jedes Stück ist ein eigenständiges Gebilde mit einer eigenen Struktur. Was mich am meisten an der Musik fasziniert, ist, dass es nur eine begrenzte Zahl von Noten zu geben scheint. Es gibt eine Tonleiter und das ist alles. Vom menschlich logischen Standpunkt aus könnte man annehmen, dass einem irgendwann die Ideen und die Kreativität ausgehen. Man könnte glauben, dass man mit der begrenzten Zahl von Noten nicht viel anfangen kann. Tatsache ist jedoch, dass es unendlich viele Möglichkeiten gibt, wie diese Noten zusammenwirken und unterschiedliche Musikstücke schaffen. Aus diesen Noten entsteht Rockmusik, Jazz, klassische Musik, Popmusik, Blues und Tanzmusik.
Jeder von uns ist genauso einzigartig wie ein Musikstück. Doch wir alle spielen die gleichen fundamentalen Noten, wenn man so sagen kann. Für mich sind diese Noten vergleichbar mit den verschiedenen Aspekten von Gottes Charakter — Leben, Wahrheit, Liebe, Gemüt, Seele, Geist, Prinzip. Diese Noten drücken sich auf unendlich vielfältige Weise aus, die Gott jeden Tag entfaltet. Das erstaunt mich immer wieder von neuem. Man kann ein Instrument spielen oder sich ein Musikstück anhören und es hört sich jedesmal anders an. Wie geschieht das? Das geht über meine menschliche Logik hinaus. Doch es geschieht seit Tausenden von Jahren.
Es ist wichtig, dass jeder von uns, welche Interessen er auch haben mag — in der Musik, im Sport, in der Wissenschaft, der Kunst —, diese Interessen in Gelegenheiten umwandelt geistig zu wachsen. Wir müssen den Zusammenhang zwischen diesen Interessen und der Spiritualität finden — und letztendlich zwischen diesen Interessen und Gott.