Jeder von uns möchte akzeptiert werden, und zwar so, wie er ist — vorbehaltlos. Dann fühlen wir uns geschätzt und wichtig. Wir fühlen, dass wir einen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Doch wie oft spielen dabei für die Leute Körperfigur, Geschlecht, Religion und Wohngegend eine Rolle.
Müssen wir denn ändern, wer wir sind, um akzeptiert zu werden? Manchmal versucht die Familie uns im Namen der „Liebe" nach ihrem Ideal zu formen. Und wir fühlen uns gedrängt, uns entsprechend zu verhalten. So ist es mir ergangen.
In der Schule war ich ein Außenseiter. Meine Eltern glaubten, bei mir stimmte etwas nicht, weil ich nicht so kontaktfreudig war wie sie in ihrer Schulzeit. Sie hatten immer etwas an mir herumzumeckern und wollten, dass ich mich änderte. Ich war sauer und fühlte mich einsam und unverstanden. Ich wollte so gern akzeptiert werden, doch ich wollte nicht etwas sein, was meiner Natur nicht entsprach. Das schien mir zu oberflächlich.
Meine Freunde trösteten mich, aber ihre guten Worte brachten mir keine Lösung. Im Laufe der Zeit widersetzte ich mich immer mehr den Etiketten, die man mir aufgedrückt hatte. Da ich keinen anderen Trost gefunden hatte, wandte ich mich an Gott und betete.
Ich fragte mich: „Gibt es jemand, der mich so akzeptiert, wie ich bin, ohne Vorbehalte und ohne Kritik? Die Antwort, die mir schließlich kam, war „Ja". Und dieser Jemand ist Gott, mein wahrer Vater und meine wahre Mutter. Ich bin Sein/Ihr geliebtes Kind.
Ich erinnere mich, was der frühchristliche Verfasser Paulus in der Bibel sagte: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus" (Gal 3:28). Daraus schloss ich, dass ich mich definieren konnte, wie Gott es tat: als rein, frei, glücklich, erfüllt und geliebt.
Zu der Zeit arbeitete ich als Fahrer für eine Pizzeria. Oft mussten wir eine Gegend beliefern, die für ihre hohe Kriminalität bekannt war. Die Arbeit brachte viel Frust. Als Fahrer erhielten wir selten ein Trinkgeld und wir wurden oft angepöbelt. Jeder von uns war mindestens einmal überfallen worden.
Ich dachte, die Gegend sei so schlecht wegen des geringen Einkommens der Bewohner dort. Aber dann wurde ich eines Besseren belehrt, als ich ein großzügiges Trinkgeld von einer Familie mit sehr bescheidenem Einkommen erhielt. Dann dachte ich, dass die Überfälle passierten, weil in der Gegend hauptsächlich Schwarze und Hispano-Amerikaner wohnten — nur um zu erleben, dass einige dieser Leute mir auf Fahrrädern oder in Autos Geleitschutz in ihrer Nachbarschaft gaben. Einmal stellte sich eine ganze Gruppe schützend um mich, als ich spät am Abend einen platten Reifen reparierte.
Dann dachte ich: „Es ist eine unsichere Gegend, weil die Leute ungebildet oder arbeitslos sind. . ." Aber jedesmal wenn ich dieser Gegend ein Etikett aufdrücken wollte, zeigte es sich, dass ich Unrecht hatte! Ich begann zu erkennen, dass Etiketten Schranken sind, die die wahre Definition dieser Menschen als Kinder Gottes blockieren, als „Gottes Erben und Miterben Christi" (Röm 8:17), wie Paulus auch schrieb.
Allmählich führte mich diese Entdeckung in andere Bereiche meines Lebens. Und da machte ich eine weniger angenehme Entdeckung: Ich hatte mir selber ein „besseres" Etikett aufgedrückt, und das war genauso verkehrt wie das, was andere mir antaten.
Ich lebte in einer multikulturellen Wohngegend. Im Geiste der Worte des Paulus und frei von der Last andere abzustempeln, ging ich daran meine Nachbarn besser kennen zu lernen. Inzwischen könnte ich Paulus' Liste erweitern und meine ganze Familie der Nachbarn einschließen, so dass sie wohl etwa so lauten würde: „Hier ist nicht Latino noch Anglo, nicht Homo noch Hetero, nicht Katholik noch Baptist, nicht reich noch arm, nicht klug noch ignorant, nicht alt noch jung, nicht Verheirateter noch Single: sondern wir sind allesamt einer in Christus Jesus"!
Haben die Leute aufgehört mir Etikette aufzudrücken? Nein. Haben sie aufgehört mich ändern zu wollen? Nein, Aber ich fühle mich angesichts dieser Etikette nicht mehr hilflos. Ich fühle mich von Gott akzeptiert und geliebt für das, was ich bin. Auch du kannst das tun.
Boston, USA