In Argentinien gibt es einen besonderen, umgangssprachlichen Ausdruck für jemanden, der ein gutes Gehalt empfängt, oder jemanden, der eine Arbeit hat, die nicht viel Anstrengung erfordert. Man sagt zu ihm: „Hör auf zu klauen!" Zum Beispiel wenn ein Schauspieler eine neue Rolle bekommt, sagen die Leute vielleicht zu ihm: „Ja, gut, aber. .. wie viel hast du geklaut?" Oder sie sagen zu einem erfolgreichen Journalisten: „Hör auf zu klauen!" Meistens soll das ein Witz sein, aber nicht immer. Da ich Journalismus studiere, habe ich einmal über diese Redeweise nachgedacht — und das mich dazu geführt, mir Gedanken über die wahre Bedeutung von Arbeit zu machen.
Ich fragte mich, was kann ich von einer Karriere wie dem Journalismus erwarten? Muss alles, was ich tue, wirklich ein Opfer sein, damit die Leute nicht denken, dass ich etwas „klaue"? Mir wurde klar: Ganz gleich, was für einen Beruf wir haben — ob wir Architekt, Rechtsanwalt, Publizist, Mechaniker oder Landwirt sind — wir alle spiegeln Gott wider in dem, was wir tun. Er ist es, der Seine Kinder mit allen guten Ideen versorgt.
An einer Arbeitsstelle stand ich einmal sehr unter Druck. Ich lief ständig von einer Stelle zur anderen und hatte mit allen Abteilungen der Firma zu tun. Obwohl ich mich sehr bemühte, meine Aufgaben gut zu erfüllen, hat mich immer irgend jemand getadelt oder schlecht behandelt oder sich über mich beschwert. Da ich noch sehr jung war, als ich anfing zu arbeiten — ich war damals in der 12. Klasse — kam es mir so vor, dass meine Arbeitskollegen mich ausnutzten. Ich hatte das Gefühl, dass ich doppelt so hart wie andere arbeiten musste, um das Gleiche zu erreichen.
Normalerweise löse ich meine Probleme durch Gebet. Ich betete also, um meine Kollegen als Kinder Gottes, nicht als Meckerer zu sehen. Jedesmal wenn ich mit jemandem während der Arbeit sprach, versuchte ich den Betreffenden besser zu behandeln als das Mal zuvor. Wenn andere etwas Unhöfliches sagten, wartete ich auf den richtigen Moment, um ihnen zu sagen, was mich gestört hatte. Als Folge davon entdeckte ich, dass diese Kollegen eigentlich sehr nett waren.
Später verließ ich die Firma, aber diese Erfahrung änderte meine Sicht auf meine Arbeit und was ich davon zu erwarten hatte. Ich lernte, dass wir alles, was wir tun — was auch immer die Tätigkeit — für Gott tun. Die Arbeit braucht uns kein Opfer abzuverlangen. Gott hat uns die Fähigkeit gegeben, Freude zu haben an dem, was wir tun. Diese Erfahrung hat mir auch gezeigt, dass ich keine Gedanken zu denken brauche, die mich davon abhalten, mit anderen Menschen gut auszukommen.
Gottes Kinder „klauen" nicht. Sie spiegeln in allen Aktivitäten die Liebe und die fürsorglichen Eigenschaften wider, die sie von Gott bekommen. Wie Jesus sagte: „Mein Vater wirkt bis auf diesen Tag, und ich wirke auch" (Joh 5:17).
Buenos Aires, Argentinien