“Fertig?“ fragte Papa.
Meine Hände umklammerten fest die silberne Lenkstange und ich versuchte auf dem harten Fahrradsattel das Gleichgewicht zu halten.
„Noch nicht.“ Meine Stimme zitterte. Vor mir lag eine Wiese voller Buckel und Schlaglöcher. Unter mir wackelte ein Fahrrad ohne Stützräder. Nichts schien startklar zu sein.
„Ist schon gut,“ ermutigte mich Papa. „Du hast alles, was du brauchst. Du musst es nur versuchen.“
Ich wollte nicht wie ein Baby aussehen. Andere Kinder in der Nachbarschaft konnten längst Fahrrad fahren. Aber wie würde das Fahrrad bloß aufhören von einer Seite zur anderen zu schwanken? Wie sollte ich jemals anhalten können ohne hinzufallen?
„Du wirst sehen,“ sagte mein Vater, „sobald du fährst, hört das Fahrrad auf zu wackeln.“
Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Plötzlich schob mein Vater das Fahrad an. „Tritt einfach weiter,“ sagte er liebevoll.
„Lass nicht los!“ rief ich, als das Fahrrad langsam vorwärts rollte.
„Lass nicht los!“ schrie ich, als ich Tempo bekam und übers Gras rollte.
„Biiiiitte, lass nicht los!“ brüllte ich, als ich um die Wiese sauste.
Ich fuhr über den Rasen. Fuhr über Mamas Narzissen. Fuhr an meinen Schwestern vorbei, die mir etwas zuriefen und jubelten.
Als das Rad schließlich zum Halten kam und ich meine Füße auf den Boden stellte und zurückschaute, stand Papa auf der anderen Seite der Wiese. Er lachte und winkte mir zu. Er hatte das Fahrrad überhaupt nicht festgehalten! Ich war ganz alleine gefahren. Und es war prima gewesen. Danach fuhr ich ungefähr noch fünfzig Mal um die Wiese. Es war ganz einfach!
„Lass nicht los“ ist seitdem zu einer vertrauten Redewendung bei uns Zuhause geworden. Die Worte erinnern uns daran, dass Gott immer auf uns achtet, auch wenn wir Angst haben. Er beschützt uns und gibt uns alles, was wir brauchen.
Wenn ich merke, dass ich mir Sorgen mache, es könne etwas passieren, dann frage ich mich: Ist das nicht genauso, als würde ich rufen: „Lass nicht los“, während ich bereits quer über die Wiese sause?
Gott hat mich so vollkommen geschaffen, dass ich alles Notwendige besitze, um durch den Tag zu „sausen“. Gott hält mich, beschützt mich und lässt mich ruhig sein, auch wenn ich manchmal nicht ganz glaube, dass mir etwas gelingt. Ich brauche nichts zu tun als weiter zu treten, vorwärts zu gehen und darauf zu vertrauen, dass Gott für mich sorgt. Das ist so einfach wie Fahrrad fahren.