Pauls Freund Alexander wohnte in einer alten Mühle — gleich neben einem Bach, der vor langer Zeit das Mühlrad angetrieben hatte.
An einem Nachmittag, als Paul zum Spielen kam, beschlossen die Jungs, zur Quelle des Bachs zu laufen. Dabei ging es immer bergauf. Mit ihren Gummistiefeln wateten sie durchs Wasser. Einige Steine am Grund des Bachs waren glitschig. Lachend und kreischend hielten die beiden sich aneinander fest, wenn es zu rutschig wurde.
Aber bald merkten sie, dass sie an diesem sonnigen Nachmittag nicht allein waren. Max, ein Junge aus der Nachbarschaft, war ihnen heimlich nachgespürt.
„Schau nicht hin, der Spinner schleicht uns nach!“, raunte Paul seinem Freund zu. „Spinner“, so wurde Max oft von anderen Kindern genannt.
Nach einer Weile hatten sie ihr Ziel erreicht. Die Sonne ließ ihre Strahlen in der sprudeligen Quelle funkeln. Glitzernde Punkte und winzige Sternchen schwammen auf dem Wasser.
„Was meinst du, wie lange das Wasser schon aus dem Felsen kommt?“, fragte Alexander seinen Freund.
„Bestimmt seitdem es Wasser gibt!“, tönte es direkt hinter ihnen.
Erschreckt fuhren sie herum! Da stand Max. Er griff schnell ein Stück Holzrinde vom Boden auf — so, als ob er kämpfen wollte. „Warum der bloß immer Streit anfängt“, dachte Paul. „Keiner mag mit ihm spielen.“
„Verschwinde, Max“, sagte Paul laut. „Wir wollen keinen Streit.“
„Ja, geh schon“, stimmte Alexander ein.
Max kam näher. „Zwing mich doch“, sagte er.
Paul wollte Max gerade wegschubsen. Aber etwas hielt ihn davon ab. Paul musste daran denken, dass Gott bei ihm war und wie oft Er ihm schon geholfen hatte. „Gott, Du bist hier bei uns allen“, dachte er, „nicht nur bei Alexander und mir, sondern auch bei Max.“ Paul dachte gerne über Gott und Seine Liebe nach.
Dann hatte Paul eine Idee. „Wollen wir zusammen spielen?“, fragte er. Max wusste nicht recht, ob Paul ernst meinte, was er da sagte. Max starrte auf das Holzstück, das er noch immer in der Hand hielt. „Schau mal“, sagte er plötzlich, „sieht das nicht aus wie ein Boot?“
„Ja, cool!“ rief Paul. „Lasst uns ein Bootsrennen veranstalten!“
Max gab sein Stück Rinde an Paul ab und fand sogar noch ein Stück für Alexander. Bald hatten alle ihre Boote.
„Von wegen Spinner“, flüsterte Paul Alexander zu, als sie sahen, wie Max die Boote für das Rennen zurechtbastelte. Äste und Blätter dienten ihm als Mast und Segel. Paul und Alexander machten es genauso. Paul nahm sich vor, Max nie wieder einen Spinner zu nennen.
Gemeinsam brüllten sie: „Los!“ Und die Boote schossen den Bach hinab. Die drei mussten ganz schön laufen, um mit den flinken Schiffchen Schritt zu halten.
Als sie die Mühle erreichten, verschnauften sie und ließen die Hölzer allein weitertreiben.
Schon bald hatte Paul eine neue Spielidee: „Lasst uns einen Damm bauen!“, schlug er vor.
Mit vereinten Kräften legten sie einen dicken Ast quer durch den Bach. Dann schleppten die drei große Steine und Felsbrocken in die Mitte des Bachs und schichteten sie aufeinander, sodass ein Damm entstand.
Zwischen die aufgeschichteten Steine stopften sie Lehmklumpen und Grasbüschel, damit kein Wasser mehr durchkam. Schließlich war das Bauwerk fertig.
Vor dem Staudamm stieg das Wasser jetzt — Zentimeter für Zentimeter. Und was geschah auf der anderen Seite des Staus? Nichts mehr. Der Bach hatte aufgehört zu fließen.
Die drei Freunde schauten sich an und grinsten. Doch während sie im leeren Bachbett darauf warteten, was passieren würde, plätscherten kleine Rinnsale zwischen den Steinen hervor und spülten ihr Bauwerk nach und nach fort. Nichts konnte das Wasser stoppen!
Als die Jungs nach Hause gingen, freute sich Paul, wie viel Spaß sie zusammen hatten. So wie der Damm den Bach nicht aufhalten konnte, dachte Paul, so konnte auch Liebe nicht zurückgehalten werden. Sie musste abgegeben werden. Denn Liebe ist von Gott, und sie ist für alle da.