Als ich eines Tages einen Freund besuchte, fand ich ihn mit einer Gruppe anderer Freunde im Schatten eines Baumes. Sie diskutierten leidenschaftlich über eine Radiosendung zum Thema Lebensplanung, die sie gerade gehört hatten. Dem Moderator zufolge verbringen hierzulande viele Männer und Frauen zwei Drittel ihrer Zeit mit der Suche nach einem besseren Leben, ohne es je zu finden. Viele haben keine Arbeit, keine Wohnung und sind von ihrer Familie abhängig; sie spüren, dass sie keinen festen Boden unter den Füßen, keine Sicherheit und keine Perspektive haben.
Deshalb hatte der Moderator dieser Sendung die jüngere Generation aufgefordert, sie solle aufwachen und nicht zögern, das Land zu verlassen und woanders hinzugehen, wenn sie Gelegenheit dazu bekomme. Diese Worte hatten meine Freunde verärgert. Viele suchten bereits nach dem besten Weg, das Land zu verlassen in der Hoffnung, im Ausland ein besseres Leben zu finden. Einige waren so frustriert wegen der Aussichtslosigkeit ihrer Lage, dass sie bereit waren, für eine Lösung sogar Gewalt anzuwenden.
Als ich auf dem Heimweg über diese hitzige Diskussion unter meinen Freunden nachdachte, war ich voller Furcht. Mir leuchteten die Argumente und Schlussfolgerungen des Moderators immer mehr ein. Ich arbeitete damals ehrenamtlich für den Leseraum der Christlichen Wissenschaft. Ich fand es schwierig, meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, und mir fehlte oft das Allernötigste. Beunruhigt über diese negativen Gedanken, überlegte ich, ob ich das Angebot eines Freundes annehmen sollte, der mir zuvor finanzielle Unterstützung für meine Auswanderung angeboten hatte. Doch das bedeutete, dass ich meine Arbeit im Leseraum aufgeben müsste.
Die Christliche Wissenschaft lehrt, dass wir alle von dem einen und einzigen Vater, Gott, abhängig sind, der die Nöte aller unparteiisch stillt.
Der innere Aufruhr veranlasste mich meine Bibel aufzuschlagen. In ihren Seiten fand ich einen Zettel, auf den jemand einen Bibelvers und ein Zitat aus dem Buch Vermischte Schriften 1883-1896 von Mary Baker Eddy geschrieben hatte. Der Bibelvers fing an mit den Worten: „Euer Herz erschrecke nicht!“ (Johannes 14:1) Und das Zitat aus Vermischte Schriften lautete: „Wer etwas außer Gott sucht, büßt an Leben, Wahrheit und Liebe ein.“ (S. 358) Ich erinnerte mich nicht daran, wie dieser Zettel ins Buch hineingekommen war oder wer ihn hineingesteckt hatte. Aber es war, als ob jemand von meiner Not wusste und mir Hilfe anbot. Diese Wahrheiten weckten mich auf und ich machte mir klar, was ich in der Christlichen Wissenschaft gelernt hatte: dass Gott Alles-in-allem ist, dass wir Ihn immer an erste Stelle im Leben setzen und uns unserer geistigen Identität als den zu Seinem Bild und Gleichnis geschaffenen Gotteskindern bewusst werden müssen. Diese Wissenschaft lehrt auch, dass wir alle von dem einen und einzigen Vater, Gott, abhängig sind, der die Nöte aller unparteiisch stillt. Gott ist göttliche Liebe und sorgt immer für Seine Kinder. Nachdem ich auf diese Weise gebetet hatte, verschwand gänzlich jede Versuchung, mein Land zu verlassen.
Ich beschloss jedoch, einen Praktiker der Christlichen Wissenschaft aufzusuchen und ihn um Gebet für mich zu bitten, da ich mir weiterhin ernsthafte Sorgen wegen nicht erfüllter Grundbedürfnisse machte. Der Praktiker verdeutlichte mir, wie sehr Gott mich liebt, und regte mich an, mein Augenmerk auf die Schöpfungsgeschichte im ersten Kapitel der Bibel zu richten und auf ihre geistige Auslegung im Kapitel „Genesis“ in Mary Baker Eddys Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift. Er versicherte mir, dass wir alle der Regierung des göttlichen Prinzips unterstehen, und fügte hinzu, dass die göttliche Fülle alles umfasst, was wir täglich benötigen, denn wir leben in einer Welt voll unerschöpflicher und unendlicher geistiger Möglichkeiten.
Was der Praktiker mir sagte, überzeugte mich davon, dass ich nicht an einen bestimmten geographischen Ort gehen muss, um die Allgegenwart Gottes, des unendlichen Guten, zu demonstrieren. Eigenschaften wie Zufriedenheit, Großzügigkeit, Freude, Mitgefühl und Fülle sind von Dauer und Teil dessen, wer ich bin. Sie sind mein wahrer Reichtum und zu allen Zeiten verfügbar. Nach diesem Besuch fühlte ich mich völlig frei von jeder Furcht oder Verzweiflung.
Eigenschaften wie Zufriedenheit, Großzügigkeit, Freude, Mitgefühl und Fülle sind von Dauer und Teil dessen, wer ich bin. Sie sind mein wahrer Reichtum.
Kurz darauf kam ein Freund zum Leseraum, als ich Dienst hatte. Nach Ladenschluss unterhielten wir uns weiter über die Christliche Wissenschaft. Dann bot er mir einen Job an, bei dem ich auf einem seiner Grundstücke arbeiten und wohnen konnte, ohne Miete zahlen zu müssen. Freudig nahm ich die Arbeit an. Ich baute Gemüse an und verkaufte es. Anfangs hatte ich Schwierigkeiten, da die Arbeit neu für mich war, aber bald machte sie mir Freude. Einige Monate später konnte ich meine Arbeit auf ein weiteres Stück Land ausweiten, das ich aber gepachtet habe. Mein Unternehmen wuchs schnell, bis ich ein kleines Darlehen von einer Bank aufnehmen konnte, die auf Mikrokredite spezialisiert ist. Was zuerst schwierig oder gar unmöglich schien, wurde leichter und möglich dank dessen, was ich durch die Christliche Wissenschaft verstehen lernte, nämlich dass wir bereits unendliche Ideen in uns tragen. Da wir schon alles haben, brauchen wir uns also nicht nach mehr zu sehnen!
Oft höre ich die Leute sagen, dass wir unsere Rechnungen bezahlen, einen Job bekommen oder uns zum Hochschulstudium anmelden könnten, wenn wir nur eine andere Regierung hätten. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass wir nicht in diese Gedankenfalle zu schlittern brauchen. Schon heute können wir unser göttliches Recht auf Fülle in Anspruch nehmen. Unser Meister Christus Jesus erklärte: „Sagt ihr nicht: ‚Es sind noch vier Monate, dann kommt die Ernte?‘ Seht, ich sage euch: ‚Macht eure Augen auf und seht auf die Felder! Denn sie sind schon weiß zur Ernte.‘“ (Johannes 4:35)
Wir können im Gebet stets bekräftigen, dass wir so gesinnt sind, „wie Jesus Christus auch war” (Philipper 2:5), und demonstrieren, dass die Mittel, die wir brauchen, rein mental sind. Es sind geistige Ideen, die all unseren Bedarf stillen, und sie sind schon jetzt greifbar.
 
    
