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Titelartikel

Mit jungen Menschen geistigen Reichtum erfahren

Aus der September 2013-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In Deutschland sind mittlerweile fast ein Viertel der Bevölkerung Senioren, was in ähnlicher Weise auf viele andere Länder weltweit zutrifft. Man spricht deshalb oft von einer Überalterung der Gesellschaft, die als wachsendes soziales Problem angesehen wird. Ältere Menschen benötigen hierzulande häufiger sowohl finanzielle Unterstützung als auch Hilfe für ihren Alltag, was das jeweilige soziale Gefüge vor wirtschaftliche Herausforderungen stellen kann.

Doch ist das Alter von Menschen wirklich ein Problem an sich? Wenn wir die Menschen nur nach ihrem Geburtsdatum klassifizieren, laufen wir Gefahr, wichtige Aspekte zu übersehen. Zum Beispiel würden manche Familien und viele ehrenamtliche Organisationen ohne die Einsatzfreude und Schaffenskraft der älteren Generation ihren Aufgaben nicht gerecht werden können.

Vor einiger Zeit kam die Aufgabe auf mich zu, gelegentlich meine drei großen Enkel zu betreuen und in schulfreien Zeiten für sie da zu sein. Nach der Trennung ihrer Eltern lebten sie allein mit ihrem Vater und mein Sohn war beruflich sehr eingespannt. Zunächst sprang ich nur einmal in der Woche ein, weil ich recht weit entfernt wohnte und die Fahrzeit nicht unerheblich war. Aber ich betete viel für die Lösung, dass nach der schwierigen Zeit, die sie hatten, wieder eine Mütterlichkeit in die Familie kommt und eine harmonische Familie entsteht. 

Ich habe jugendliche Züge in mir wiederentdeckt, was mich glücklich macht und einen Blick in die Zeitlosigkeit, die Ewigkeit, gewinnen lässt.

Inzwischen bin ich umgezogen und es ist eine große Nähe zu meinem Sohn und meinen Enkeln entstanden, die mein Leben ziemlich verändert hat. Wir hatten schon vorher gemeinsame Ferienreisen unternommen (Skifahren im Winter, Schwimmen und Biketouren im Sommer) und waren immer ein tolles Team gewesen. Doch nun war ich mehr und mehr in ihren Alltag involviert und musste aufhören, über Alter nachzudenken, und dafür einen vollkommeneren Begriff von der göttlichen Idee „Mensch“ erlangen. Der schließt jeden über Altersgrenzen und Trennungen hinweg in eine umfassende göttliche Liebe ein. Von da an entwickelte sich eine intensive gegenseitige Wertschätzung und Zuneigung, die sich nun täglich zeigt. Keiner von uns braucht etwas von seiner Individualität aufzugeben, um das Erlebnis eines freudigen Miteinanders zu erfahren. Ich freue mich immer, wenn ich im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft Mary Baker Eddys Ausführungen über den Menschen lese: „In der Wissenschaft ist der Mensch weder jung noch alt“ und „Der Mensch, der vom unsterblichen Gemüt regiert wird, ist immer schön und edel“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 244, 246). 

Für mich hat sich die Ansicht über Alter in dieser Zeit völlig verändert. Es war, als wenn man den Mantel von Begrenzung abwirft. Ich habe seitdem jugendliche Züge in mir wiederentdeckt, was mich glücklich macht und einen Blick in die Zeitlosigkeit, die Ewigkeit, gewinnen lässt. Für mich ist das wie eine Heilung, eine Art „neue Geburt“, bei der ich alte Auffassungen über schwindende körperliche und geistige Kräfte hinter mir gelassen habe.

Leichtigkeit ist nicht vom Alter abhängig und muss nicht mit zunehmendem Alter abnehmen.

Ein Merkmal, das man häufig der Jugend zuordnet, ist ihre Leichtigkeit. Aber letztlich ist diese Eigenschaft nicht vom Alter abhängig und muss schon gleich gar nicht mit zunehmendem Alter abnehmen. Diese Leichtigkeit, die aus dem Empfinden von Kraft und Vertrauen in die unbegrenzten Fähigkeiten des Menschen erwächst, hat auch mich ergriffen. Ich habe aber auch gelernt, dass man bereit sein muss, diese Leichtigkeit anzunehmen und sich zu eigen zu machen. Schon immer wollte ich nicht von dem Adam abstammen, von dem die Bibel berichtet. Er war aus dem Paradies vertrieben worden und sollte sich mit Mühsal von seinem Acker ernähren (siehe 1. Mose 3:17). In dieser Beschreibung habe ich mich nie wiedergefunden, weil ich darin eine Einschränkung meiner gottgegebenen Individualität sah. Ich ziehe es vor, mich selbst als Gottes Widerspiegelung aufzufassen, wie es auch die Bibel beschreibt: „Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn“ (1. Mose 1:27) Daher weiß ich, dass Gott uns alle zu jedem Zeitpunkt mit Seinen Qualitäten und Fähigkeiten ausstattet, und sehe, wie die Jahrzehnte Unterschied zu meinen Enkeln im Licht der göttlichen Liebe dahinschmelzen und keine Last sind.

Dieses „Neugeborenwerden“ durch das Aufheben von Altersschranken zeigt sich mir nun immer, wenn ich mit meinen Enkeln Zeit verbringe und auch mal mit auf einen Baum klettere. Wenn ich dann sonntags als Sonntagsschullehrer mit anderen Jugendlichen zusammen bin und wir gemeinsam unsere Gedanken ausloten, sind meine Erfahrungen dieser Alterslosigkeit eine wertvolle Basis. Wir gehen vorurteilsfrei miteinander um und dadurch gelingt es mir, das, was mitunter als oberflächlich im äußeren Erscheinungsbild oder in den Äußerungen der Jugendlichen erscheinen mag, zu durchschauen. Denn sie haben fast immer eine größere Tiefe, die es zu verstehen und anzuerkennen gilt. Wir bereichern uns gegenseitig und bekräftigen das alters- und zeitlose Wesen des Menschen, den Gott geschaffen hat. Ich kann ihnen aus vielen Erfahrungen berichten und sie auf ihrem Weg bestärken. Die Teenager (für andere Leser, die vielleicht keine Kinder oder Enkel haben, können es auch Nichten, Neffen oder Teenager aus der Nachbarschaft sein) haben mich wiederum in die Nutzung der Internetwelt eingeführt. Auf diese Weise kann ich z. B. eine engere und lebendigere Verbindung zur Mutterkirche in Boston erleben. Das Miteinander mit den jungen Leuten bereichert mich, hat eine außerordentlich belebende Wirkung und lässt keinen Raum für irgendwelche Einschränkungen. Dieser geistige Reichtum erfüllt mich jeden Tag aufs Neue mit großer Dankbarkeit. Ich empfinde es als ein großes Geschenk, dass mich Gott diesen Weg geführt hat – ein Weg, der für jeden auf unterschiedliche Weise offen steht.

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