Beim Besuch eines nachgebauten Dorfs aus dem 17. Jahrhundert in Williamsburg (Virginia) in den USA erfuhr ich etwas Überraschendes: Wer nicht jede Woche zur Kirche ging, konnte mit einer Gefängnis- oder Geldstrafe belegt werden. Es ging dabei nicht, wie man meinen sollte, um einen moralischen oder religiösen Verstoß, sondern um Informationen. Bevor es Zeitungen gab, erfuhr man das Neueste in der Kirche. Die Strafe war scharf, denn wer nicht informiert war, ebnete nicht nur Problemen für sich selbst den Weg, sondern gefährdete möglicherweise das ganze Dorf.
Vor vierhundert Jahren war die Verbreitung von Nachrichten zumindest in diesem Dorf auf einmal in der Woche und persönliche Begegnungen beschränkt. Heute ist das Sammeln, Verbreiten und Konsumieren von Nachrichten ein ständiger Zyklus, von dem viele meinen, sich nicht freimachen zu können, ohne den sie aber auch nicht sein möchten. Eine „Eilmeldung“ bezog sich früher auf die neueste und dringendste Information. Doch was heute als Nachricht gilt, reicht von Informationen, Analysen und nützlichen Erklärungen bis hin zu Fraktionsmeinungen, Klatsch und Tratsch, Mutmaßungen und sogar bewussten Falschdarstellungen. Nutzer von Smartphones werden ständig mit „Eilmeldungen“ bombardiert, die aktuell sind, aber kaum den Standard von Nachrichten erfüllen, die ohne Verzug wissenswert sind. Aufgrund dessen werden einige Mitspieler in der Nachrichtenbranche als Beiträger zu Verwirrung und Entzweiung betrachtet statt als verlässliche Informationsquellen zum Nutzen aller. Wie können wir bei allem, was es zu hören, zu sehen und zu lesen gibt, jemals erkennen, was wirklich legitim ist, unsere Aufmerksamkeit verdient und eine sorgfältige Reaktion – gar unser Gebet – erfordert?
Vielleicht findet sich die wirklich große Story, die Sache, die uns im tiefsten Herzen wichtiger ist als alles andere, nicht in einem globalen Ereignis, einer wissenschaftlichen Innovation oder den neuesten Worten oder Taten von Prominenten, sondern ist näher, einfacher, verfügbarer als wir dachten. Vielleicht findet sie sich in gewisser Weise weiterhin in der Kirche. Vielleicht ist die wirkliche Eilmeldung ... Gott. Hier finden wir die grundlegenden Angaben darüber, wer wir sind, worin unser Zweck liegt und wohin wir gehen – unverzichtbare Nachrichten, die für uns individuell und kollektiv lebensumwandelnd sind. Das bringt uns zur Wahrheit, die sich nicht ändert, und zur Wirklichkeit, die vollständig gut ist.
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