Ich möchte voller Freude und Dankbarkeit von einer Erfahrung berichten, die mir gezeigt hat, dass es nur ein Gemüt gibt und dass der Mensch (unsere wahre, geistige Identität) eins mit diesem Gemüt ist.
Ich war seit einem halben Jahr als Zweite Leserin unserer Zweigkirche im Amt, als ich während eines Gottesdienstes plötzlich feststellte, dass ich den Ersten Leser nicht hören konnte. Obwohl Angst aufkam, insistierte ich, dass nur Gott regiert und dass der Gottesdienst nicht gestört werden konnte.
Später bat ich eine Praktikerin der Christlichen Wissenschaft, mit mir zusammen zu beten, um anzuerkennen, dass Gott Alles-in-allem ist. Das bedeutet, dass Gottes Schöpfung eins mit Ihm ist – jetzt und ewiglich. Ich betete, um die Furcht zu überwinden, dass ich jemals von Gott getrennt werden könnte.
Mary Baker Eddy schreibt: „Die Wissenschaft sagt zur Furcht: ‚... Du hast kein Dasein und keine Daseinsberechtigung, denn „die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus“‘“ (Rückblick und Einblick, S. 61).
Mir war klar, dass hier keine körperliche Heilung vonnöten war, sondern ein tieferes Verständnis der unerschütterlichen Tatsache, dass der wahre Mensch geistig und somit ewiglich vollständig und vollkommen ist.
Mrs. Eddy beantwortet die Frage „Was ist der Mensch?“ unter anderem folgendermaßen: „Der Mensch ist nicht Materie; er besteht nicht aus Gehirn, Blut, Knochen und anderen materiellen Elementen“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 475).
Ich folgerte, dass mein wahres Sein geistig ist, die Widerspiegelung Gottes, und dem Gemüt gehorcht, das mich erschaffen hat. Hören wie auch Sehen sind geistige Eigenschaften und können nicht verlorengehen, denn sie sind im göttlichen Gemüt, Geist, verankert. Diese Eigenschaften erfüllen ihre Mission, indem sie harmonische Resultate hervorbringen. Wahres, geistiges Hören und Sehen wird nicht durch physische Organe hervorgerufen, sondern wird vom allwissenden, allwirkenden Gott, der vollkommenen Liebe, hervorgebracht.
Da nur Gott mit Seinen Ideen kommuniziert, müssen wir diesen Gedanken der Wahrheit zuhören, gehorchen und sie akzeptieren. Und wir müssen sterbliche Gedanken bzw. Suggestionen mit der Bezeichnung materielle Gesetze wie Alter oder Unfall erkennen und zurückweisen und auf der Tatsache bestehen, dass diese Fähigkeiten und Eigenschaften vollständig geistig, immer gegenwärtig und vollkommen sind.
Christus Jesus sagte: „Ich kann nichts von mir selber tun“ (Johannes 5:30). Ich bestätigte, dass ich nichts von mir selbst – ohne Gott – tun kann, doch mit Ihm bin ich fähig, alle meine Pflichten zu erfüllen. Das Wissen, dass ich und alle anderen Menschen ein reiner Gedanke bzw. Ausdruck von Gott sind, gab mir während der Gottesdienste Kraft, Freude und Frieden.
Mir kam nie der Gedanke, mein Amt als Zweite Leserin aufzugeben oder Hörgeräte zu tragen. Es ist völlig in Ordnung, vorübergehende Hilfsmittel zu verwenden, doch ich wusste, dass sie das Problem nicht lösen würden. Ich bestand auf meinem gottgegebenen Recht, Gott als die einzige Ursache und alle Seine Kinder und das Universum als Seine Wirkung zu verstehen.
Der Wunsch, der Stimme der Liebe gehorsam zu sein und nur auf sie zu hören, führte mich dazu, täglich aggressive Suggestionen über Probleme in meinem Leben sowie Weltprobleme wie Umweltkatastrophen, Kriege, Armut, Hass und Korruption zu handhaben und die Nichtsheit dieser Irrtümer zu erkennen, da Liebe Alles ist. Mir wurde wichtig, Gottes Natur in allem ausgedrückt zu erkennen – „vom Grashalm bis zum Stern“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 70) – und mich selbst so zu lieben, wie Gott mich liebt und kennt. Die Freude, dass ich nur der göttlichen Obrigkeit unterstehe (siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 249), half mir immer wieder, Furcht, Zweifel, Entmutigung zu überwinden, wenn das Problem, nichts zu hören, überwältigend wurde.
Letzten Sommer wurden meine Schwester und ich zu unserer Nachbarin eingeladen, die zwei kleine Kinder hat. Ich fühlte mich ehrlich gesagt nicht geneigt, diese Einladung anzunehmen. Die Angst, nicht normal hören und kommunizieren zu können, war sehr aggressiv. Doch wiederum bestand ich darauf, dass Gott, Gemüt, die einzige Ursache ist und dass alle Seine Kinder die Wirkung sind. Gemüt, Leben, Liebe werden von uns allen – Gottes Ideen – widergespiegelt und manifestiert. Jeder ist von unschätzbarem Wert, liebevoll, geliebt und vonnöten, um Seine Herrlichkeit auszudrücken. Jeder ist ein Segen für andere und wird von anderen gesegnet. Gemüt ist die Quelle alles Sehens, alles Hörens und aller Bewegung, und Geist, Seele, ist allgegenwärtig und verschönt alles. Diese Gedanken befreiten mich schließlich von der Furcht, und das war das Ende des Problems; die Heilung war vollständig.
Ich bin sehr dankbar und von Freude erfüllt für diesen Beweis, eine geliebte Idee Gottes mit unzerstörbaren Eigenschaften zu sein. Es war wundervoll, wieder die Gottesdienste und Mittwoch-Zeugnisversammlungen nach langer Zeit hören und normal mit allen kommunizieren zu können!
Ich bin der Praktikerin tief dankbar für ihre geduldige Liebe und unerschütterliche Überzeugung, dass Wahrheit hundertprozentig verlässlich und immer siegreich ist. Der Irrtum – ein augenscheinlicher Mangel oder Verlust des Guten – wird als nichts bewiesen; er hatte niemals auch nur einen Deut Macht, Gottes Gesetz der Vollkommenheit außer Kraft zu setzen. Auch meiner lieben Schwester bin ich sehr für ihre Geduld, ihre Liebe und ihren geistigen Beistand dankbar.
Ich möchte mit einem Zitat aus dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft schließen: „Die Tatsachen der göttlichen Wissenschaft sollten zugegeben werden – auch wenn der Beweis dieser Tatsachen nicht durch das Böse, durch Materie oder den materiellen Sinn gestützt wird –, denn der Beweis dafür, dass Gott und Mensch zusammen bestehen, wird ganz und gar vom geistigen Sinn getragen“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 471).
Brigitte Fessel-Voigt
Frankfurt, Deutschland
 
    
