Ich wachte im Morgengrauen zitternd vor Kälte und mit schimmelnden Maisstängeln bedeckt auf. Trotz der körperlichen Unbequemlichkeit herrschte in meinem Bewusstsein Gelassenheit. Ich war geografisch und geistig in die falsche Richtung gegangen, und in jener langen, kalten Nacht hatte ich Buße getan und beschlossen, die Richtung zu wechseln.
Im Herbstquartal meines 2. Studienjahrs hatte ich auf einmal die Nase voll. Ich hatte es mir leicht gemacht, indem ich meinem Studium nicht die nötige Zeit und Aufmerksamkeit widmete, und schlitterte in selbstzerstörerische Aktivitäten wie das Experimentieren mit Drogen hinein. Meine Eltern und Lehrkräfte waren von mir enttäuscht, und ich selbst auch.
Ich beschloss wie der verlorene Sohn in Jesu Gleichnis in der Bibel, vor meinen Pflichten davonzulaufen. Es war ein ungewöhnlich warmer Herbsttag, als ich den Campus verließ und am Mississippi entlang trampte. Mein Ziel war Iowa, wo ein Freund mir einen Job besorgen wollte, witzigerweise – wenn man die Geschichte vom verlorenen Sohn bedenkt – in einer Fabrik, die Schweinetröge herstellte. Dieser Plan war mir in der Wärme des Tages machbar erschienen, aber als die Sonne unterging, wurde mir klar, dass ich auf die kälteren Temperaturen nicht vorbereitet war, denn ich hatte weder warme Kleidung noch Geld für eine Unterkunft oder meinen Transport. In jener Herbstnacht, in der weit und breit kein Auto zu sehen war, saß ich im Dunkeln auf einer verlassenen Landstraße in jeglicher Hinsicht fest. In dem Versuch, warm zu bleiben, ging ich in das Maisfeld und deckte mich mit feuchten, schimmelnden Maisstängeln zu. Die restliche Nacht verbrachte ich damit, wie der verlorene Sohn mit meinem Gewissen zu hadern.
Bitte anmelden, um diese Seite anzuzeigen
Sie erlangen vollständigen Zugriff auf alle Herolde, wenn Sie mithilfe Ihres Abonnements auf die Druckausgabe des Herold ein Konto aktivieren oder wenn Sie ein Abonnement auf JSH-Online abschließen.