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Original im Internet

Schlüsselmomente beim geistigen Wachstum

Im Maisfeld aufgewacht

Aus der Januar 2022-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 18. Oktober 2021 im Internet.


Ich wachte im Morgengrauen zitternd vor Kälte und mit schimmelnden Maisstängeln bedeckt auf. Trotz der körperlichen Unbequemlichkeit herrschte in meinem Bewusstsein Gelassenheit. Ich war geografisch und geistig in die falsche Richtung gegangen, und in jener langen, kalten Nacht hatte ich Buße getan und beschlossen, die Richtung zu wechseln.

Im Herbstquartal meines 2. Studienjahrs hatte ich auf einmal die Nase voll. Ich hatte es mir leicht gemacht, indem ich meinem Studium nicht die nötige Zeit und Aufmerksamkeit widmete, und schlitterte in selbstzerstörerische Aktivitäten wie das Experimentieren mit Drogen hinein. Meine Eltern und Lehrkräfte waren von mir enttäuscht, und ich selbst auch.

Ich beschloss wie der verlorene Sohn in Jesu Gleichnis in der Bibel, vor meinen Pflichten davonzulaufen. Es war ein ungewöhnlich warmer Herbsttag, als ich den Campus verließ und am Mississippi entlang trampte. Mein Ziel war Iowa, wo ein Freund mir einen Job besorgen wollte, witzigerweise – wenn man die Geschichte vom verlorenen Sohn bedenkt – in einer Fabrik, die Schweinetröge herstellte. Dieser Plan war mir in der Wärme des Tages machbar erschienen, aber als die Sonne unterging, wurde mir klar, dass ich auf die kälteren Temperaturen nicht vorbereitet war, denn ich hatte weder warme Kleidung noch Geld für eine Unterkunft oder meinen Transport. In jener Herbstnacht, in der weit und breit kein Auto zu sehen war, saß ich im Dunkeln auf einer verlassenen Landstraße in jeglicher Hinsicht fest. In dem Versuch, warm zu bleiben, ging ich in das Maisfeld und deckte mich mit feuchten, schimmelnden Maisstängeln zu. Die restliche Nacht verbrachte ich damit, wie der verlorene Sohn mit meinem Gewissen zu hadern.

In den Monaten vor meinem „Fluchtversuch“ war ich von egoistischem und faulem Denken und der Überzeugung belastet gewesen, dass das mein Denken war. In Wirklichkeit war mir das aufgedrängt worden, was der Apostel Paulus „die Gesinnung des Fleisches“ nennt (siehe Römer 8:7) – ein Denken aufgrund der Überzeugung, dass die Existenz materiell und das Böse wirklich ist. Ich war in einen hypnotischen Traum eines von Gott – meinem Schöpfer und Erhalter, dem allgegenwärtigen göttlichen Gemüt – getrennten Bewusstseins und Lebens gelullt worden. Ich hatte irrigerweise die falsche Suggestion akzeptiert, ich könne vogelfrei sein, und erwartet, dass mein Leben harmonisch, glücklich und sicher sein würde, während ich den Sinnen nachgab und augenscheinlich außerhalb von Gottes Regierung lebte. Doch auf tieferer Ebene wusste ich, dass wegzulaufen nicht meinem höchsten Verständnis vom Richtigen entsprach – und nicht einmal wirklich möglich war.

Da ich in der Christlichen Wissenschaft aufgewachsen war, verstand ich zumindest theoretisch, wie wichtig es war, mein Denken vor weltlichen Versuchungen und der Vorstellung zu schützen, dass Abkürzungen durch die Materie zu einem erfolgreichen oder befriedigenden Ergebnis führen könnten. Ich schätze, das musste ich am eigenen Leib erleben.

Meine mentale Argumentation auf dem Maisfeld sah ungefähr so aus: Einerseits könnte ich irgendwie nach Iowa gelangen und ein Leben am Rand der Gesellschaft führen, indem ich Schweinetröge baute und ansonsten mit meinem Freund high wurde. Andererseits konnte ich zurück aufs College gehen, ein moralisches Leben führen, meine Pflichten der Familie, Gott und mir selbst gegenüber erfüllen und einen akademischen Grad erlangen. Als ich dort in meiner feuchten, schimmeligen Zuflucht vor Kälte zitterte, hatte ich einen Augenblick der Klarheit. Ich muss für ein, zwei Stunden eingeschlafen sein, denn ich weiß noch, wie ich mit der Gewissheit aufwachte, dass ich umkehren musste.

Mary Baker Eddy, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, fasst mit folgenden Worten sehr gut zusammen, was ich damals erlebte und empfand: „Die bitteren Erfahrungen, die uns der Glaube an das vermeintliche Leben der Materie bringt, sowie auch unsere Enttäuschungen und unaufhörlichen Leiden treiben uns wie müde Kinder in die Arme der göttlichen Liebe. Dann beginnen wir, Leben in der göttlichen Wissenschaft zu erfassen“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 322).

Ich hörte, wie ein Lastwagen in südlicher Richtung fuhr, und rannte auf die Straße. Der Fahrer machte netterweise einen Umweg und fuhr mich bis zum College. Es war warm im Lastwagen, aber noch viel wärmer in meinem Herzen, denn ich hatte in jener Nacht unter den Maisstängeln Buße getan. Jetzt ging ich in die richtige Richtung.

Ich war pünktlich zu Beginn meiner Seminare wieder da, und nur ein paar Freunde wussten, dass ich überhaupt weggewesen war. Doch es fühlte sich an, als ob ich weit gereist und lange unterwegs gewesen war, denn ich wusste, dass ich ein anderer Mensch war.

In den darauffolgenden Tagen und Wochen änderte sich alles. Die Versuchung, Drogen  zu nehmen, war umgehend und für immer verschwunden, und ich beteiligte mich wieder an der Hochschulvereinigung der Christlichen Wissenschaft auf dem Campus. Ich fing an, regelmäßig die wöchentlichen Bibellektionen aus dem Vierteljahresheft der Christlichen Wissenschaft zu lesen. Statt Hausaufgaben zu umgehen, machte ich sie mit Freuden. Es war schockierend einfach, akademische Erfolge zu erzielen, als mein Denken klar war und ich den Stoff lernte, an den Seminaren teilnahm und meine Hausarbeiten pünktlich abgab. Und es war aufregend, intellektuell befriedigend und angenehm zu wissen, dass ich ein verantwortungsbewusstes und moralisches Leben führte.

Ich bin dankbar für diesen Meilenstein, den ich meinem Sonntagsschulunterricht, den Gebeten meiner Eltern, der Unterstützung einiger guter Freunde – und ein paar Maisstängeln im Süden von Illinois – verdanke.

Tim Booth

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