Einer Freundin von mir ist als Kind einiges zugestoßen, und als junge Erwachsene tat sie dann Dinge, die sie später bereut hat. Sie fragte sich, ob die traumatischen Erlebnisse ihrer Kindheit vielleicht etwas mit einigen körperlichen Problemen zu tun hatten, die sie nun erlebte.
Viele Menschen, die ein Trauma erlitten oder frühere Entscheidungen bereut haben, leiden an einem hartnäckigen inneren Aufruhr und dem Gefühl, vom Guten, von Gott, getrennt zu sein. Daraus folgen vielfach chronische psychische oder körperliche Symptome.
Die Gründerin der Christlichen Wissenschaft Mary Baker Eddy spricht an einer Stelle diesen Kreislauf an: „Die menschliche Geschichte bedarf einer Überprüfung, und der materielle Bericht muss daraus gestrichen werden“ (Rückblick und Einblick, S. 22). Überprüfen bedeutet, sich etwas noch einmal genau anzusehen mit dem Ziel, es zu berichtigen oder zu verbessern. Wenn Erlebnisse aus der Vergangenheit zu dauerhaften Problemen führen, muss das Gefühl überprüft werden, wir könnten jemals von Gott getrennt worden, allein und verletzt gewesen sein. Der Eindruck, etwas Bösem ausgesetzt gewesen zu sein, wird durch das Verständnis von der unveränderlichen Einheit eines jeden von uns mit dem göttlichen Geist berichtigt.
Gebet wirkt umwandelnd, wenn wir anerkennen, dass in dem Augenblick, in dem es den Anschein hatte, es trügen sich bestürzende Dinge zu, in Wirklichkeit eine tiefere Wahrheit das Sagen hatte. Die geistige Wirklichkeit liegt darin, dass Gott die gesamte Zeit völlig präsent gewesen war und Seine Schöpfung harmonisch regiert hatte. Da Gott uns geistig erschaffen hat, waren wir lückenlos intakt und vollständig. Was dieser Tatsache zu widersprechen scheint, wird letztendlich als Illusion erkannt, die keinerlei Grundlage in der geistigen Wahrheit hat.
Dies wurde vor Jahren in einem Artikel im Herold der Christlichen Wissenschaft mit dem Titel „Gerade wenn – gerade dann“ verdeutlicht. Darin untersucht Paul Stark Seeley, wie wir traumatische Erfahrungen aus geistiger Perspektive betrachten und Freiheit von den Auswirkungen dieser menschlichen Ereignisse durch ein Verständnis von Gott und der Fortdauer der eigenen wahren, geistigen Identität erlangen können.
Er schreibt: „Da Gott ewiglich das unendliche Gute ist, hat es niemals einen Augenblick gegeben, in dem irgendeine Phase des Bösen fähig gewesen wäre, einen Stützpunkt in dieser Unendlichkeit zu finden. Nichts kann in die ewige Allumfassenheit von Gottes Reich eindringen; darin sind alle Ausprägungen Gottes sicher. ...
Gerade wenn das Böse behauptet, einen Stützpunkt in Gottes Unendlichkeit zu haben, gerade dann ist Gott unendlich und Alles, und des Menschen Individualität ebenso ewig in Ihm beschlossen“ (März 1959).
Das Reich Gottes, auf das dieser Artikel sich bezieht, ist der Zustand der Vollständigkeit, von dem Christus Jesus sagte, dass er in und überall um uns ist – „nahe gekommen“, wie er es ausdrückte (Markus 1:15). Das Wort Reich bezieht sich außerdem auf die Regierung der göttlichen Liebe als höchster Macht – keine andere Macht ist gegenwärtig oder hat das Recht oder die Fähigkeit, einzudringen und Schaden anzurichten.
Jesus lehrte uns, im Gebet des Herrn zu beten: „Dein Reich komme“ (Matthäus 6:10). Mary Baker Eddy macht in ihrer Auslegung des Gebets des Herrn auf Seite 16 von Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift daraus eine abgeschlossene Tatsache – „Dein Reich ist gekommen“ –, eine Betonung der Harmonie von Gottes Reich als etwas, das nicht irgendwo „da draußen“ in Raum oder Zeit ist, sondern hier und jetzt vollständig vorhanden.
Dort, wo die menschliche Geschichte behauptet, sich negativ auf das derzeitige Wohlbefinden auszuwirken – ob auf den Körper, das Denken, unsere Gefühle oder die Umstände –, genau dort muss und kann der menschliche Bericht der Missstände gestrichen, also aus dem Bewusstsein gelöscht, werden. Dazu ist allerdings mehr als nur menschlicher Einsatz vonnöten. Wir erkennen in diesem Gebet die unendliche Allheit der göttlichen Liebe und die Vollständigkeit von jedem als dem geistigen Ausdruck der Liebe. Dann verlieren vergangene Sorgen ihre Wirklichkeit für uns und wir fühlen stattdessen die heilende Wahrheit.
Still zu sein und auf das zu lauschen, was Gott uns über die geistige Wirklichkeit kommuniziert, erfordert, dass wir aufhören, uns als Opfer des Schicksals, anderer Menschen oder unserer eigenen Entscheidungen zu fühlen. Es gibt kein geistiges Gesetz, das einen Bericht materieller Leiden, Fehler oder traumatischer Erfahrungen unterstützt. Stattdessen führt ein Verständnis von Gottes Gesetzgebung ewiger Harmonie zu Heilung. Wenn der Eindruck des Opferdaseins gelöscht ist, verlieren Erinnerungen an Leiden ihre Macht über uns, und wir erlangen gegenwärtige Freiheit und Gesundheit.
Ein Beispiel für Jesu Mission ist im Matthäusevangelium aufgezeichnet. Ein Gelähmter wird auf einem Bett zum Meister getragen. „Als nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: ‚Sei getrost, mein Sohn; deine Sünden sind dir vergeben.‘ ... Und er stand auf und ging in sein Haus“ (9:2, 7).
Jesus erkannte, dass etwas in der Vergangenheit diesem Mann das Gefühl gab, von Gott getrennt zu sein, und dass er dies für den Auslöser seines Leids hielt. Doch Jesus verstand, dass in Gottes Reich kein Gesetz vorhanden ist, das die Vorstellung unterstützt, irgendetwas, ob in der Vergangenheit oder der Gegenwart, könne Leiden in uns hervorrufen.
Wissenschaft und Gesundheit erklärt: „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Erlöser Gottes eigenes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken. Auf diese Weise lehrte Jesus, dass das Reich Gottes intakt und universal ist und dass der Mensch rein und heilig ist“ (S. 476–477).
Ich gehörte viele Jahre zu einer Rettungsmannschaft bei uns in den Bergen und half, Personen wiederzufinden, die sich in der Natur verlaufen, Verletzungen erlitten oder nicht überlebt hatten. Nach einer Reihe schwieriger Einsätze, bei denen Freunde leblos geborgen werden mussten, zeigten sich bei mir beängstigende Symptome, die mit dem Stress der Arbeit verbunden waren – Schlaflosigkeit, Wutanfälle, störende Visionen und andere Probleme. Dies wirkte sich auf meine Gesundheit und mein Wohlbefinden, meine Teilnahme an Einsätzen sowie meinen Alltag aus, also setzte ich eine Weile aus und bat um die Gebete einer Praktikerin der Christlichen Wissenschaft.
Sie half mir zu verstehen, dass Gott allgegenwärtig ist und ich somit niemals außerhalb des Reiches Gottes gewesen war oder sein konnte. Dort, wo es den Anschein gehabt hatte, dass ich Zeuge großer Unglücke und Zerstörung gewesen war, die mir Kummer bereitet und sich negativ auf mich ausgewirkt hatten, genau dort war die unveränderliche Wahrheit, dass alle Beteiligten, ich eingeschlossen, unversehrt und intakt und niemals von der Liebe Gottes abgeschnitten waren.
Es erforderte tiefes geistiges Studium und Gebet, aber ich fing an, die Wahrheit dieser Idee zu fühlen, und nach einiger Zeit konnte ich wieder bei Rettungseinsätzen dabei sein. Da ich nun besser auf einer festen geistigen Grundlage verankert war, konnte ich meine durch Gebet erlangte Mitte beibehalten und anderen Rettern beistehen.
Die zu Anfang dieses Artikels erwähnte Freundin fand nach Jahren des Ringens mit den negativen Auswirkungen ihrer Erlebnisse in der Kindheit ebenfalls Freiheit. Als sie die Wahrheit über sich als Kind Gottes entdeckte, kam sie zu der Erkenntnis, dass die Vorfälle in der Vergangenheit nicht auf geistigen Tatsachen – auf göttlicher Wirklichkeit – beruhten. Da Gott sie nicht hervorgerufen oder unterstützt hatte, waren sie machtlos, meine Freundin von der göttlichen Liebe zu trennen, weder damals noch heute.
Der heilende Christus sagt unmissverständlich zu jedem von uns: „Sei getrost. Auch du bist frei!“ Sie haben die gottgegebene Autorität, Ihre menschliche Vergangenheit genau zu betrachten, den materiellen Bericht daraus zu streichen und Ihre Freiheit zu erlangen.
