Ein Taxifahrer und ich hatten unlängst auf dem Weg zur Kirche eine interessante Unterhaltung.
Das Thema Spiritualität kam auf, und ich erfuhr, dass der Mann aus tiefstem Herzen an die Reinkarnation glaubt. Er war sich absolut sicher, dass wir alle eine persönliche Seele haben, die nach unserem Tod in einem neuen irdischen Körper weiterlebt – je nach unserem vorherigen Verhalten in besseren oder schlechteren Umständen als davor. Wir waren uns einig, dass Leben ewig ist, doch mein Gesprächspartner betrachtete diese Ewigkeit als einen beständigen Kreislauf aus Wiedergeburt in immer neuen körperlichen Formen.
Ich habe seine Sichtweise selbstverständlich respektiert. Dennoch war ich, als ich bei der Kirche Christi, Wissenschaftler, ausstieg, dankbar, eine andere Sichtweise von Leben und Tod zu hören. In der Lektionspredigt jenes Sonntags aus Zitaten aus der Bibel und Mary Baker Eddys Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift wurde das Thema Wiedergeburt nicht direkt behandelt. Doch die darin enthaltenen Ideen erklärten, dass Gott Leben und Alles ist und dass der Tod das Gegenteil dieser Allheit des unendlichen, geistigen Lebens und somit im Licht der ewigen Wirklichkeit des Lebens eine Unwirklichkeit ist.
Das Verständnis, dass dieses vollständig geistige Leben das einzige Leben eines jeden ist, zeigte sich in Christi Jesu heilenden Werken und seiner Auferstehung auf überzeugende Weise. Er verkörperte den Christus, die Botschaft, dass wir alle von der allgegenwärtigen, unvoreingenommenen Liebe geistig erschaffen und erhalten werden. Statt eine richtende und bestrafende Macht zu repräsentieren, die uns in einem materiellen Körper ständig neu formt, offenbart der Christus, dass der wahre Herrscher „auf Erden wie im Himmel“ (Matthäus 6:10) Gott ist, der uns ebenso wenig von Seiner allumfassenden Fürsorge ausschließen kann, wie die Sonne ihre Strahlen nur auf ausgewählte Stellen richtet. Die göttliche Seele hält uns ewiglich in sich geborgen. Der Glaube an eine persönliche Seele, die in einem fleischlichen Körper behaftet ist, würde diese Sichtweise umkehren. Doch letztendlich hält uns nicht ein Körper gefangen, sondern ein Gedanke – und auch nur dem Augenschein nach –, die Fehlvorstellung, dass wir eine begrenzte Seele in einem materiellen Körper sind. Und von diesem falschen Gedanken werden wir vom Christus erweckt.
Mrs. Eddy beschreibt diese Erweckung in Vermischte Schriften 1883–1896 als eine neue Geburt, die den Körper erlöst. Dies geschieht, wenn wir unser Bewusstsein über die Materie hinaus heben, und das hat nichts mit einer Neugeburt oder Wiedergeburt in der Materie zu tun. Diese neue Geburt ist eine geistige Geburt, keine körperliche – sie wird nicht durch den Tod erlangt, sondern durch etliche Momente vor und nach dem, was der Tod zu sein scheint. Sie ist ein beständiges Umdenken, keine plötzliche Veränderung unserer Form. Wir lesen in Vermischte Schriften: „Die Wiedergeburt ist nicht das Werk eines Augenblicks. Sie beginnt mit Augenblicken und dauert durch die Jahre fort; mit Augenblicken der Hingabe an Gott, des kindlichen Vertrauens und der freudigen Aufnahme des Guten; mit Augenblicken der Selbstverleugnung und der Selbsthingabe, der himmlischen Hoffnung und der geistigen Liebe“ (S. 15).
All dies sind mentale Vorgänge, die unsere Gott widerspiegelnde geistige Individualität zum Ausdruck bringen und mit denen wir ihr täglich besser gerecht werden. Und das Wunderbare ist, dass dies hier und jetzt zu besseren menschlichen Umständen führt. Doch der größere Nutzen liegt darin, dass wir unser vollständig geistiges Leben als Gottes Kind oder Ausdruck erkennen.
Der Artikel in Vermischte Schriften verwendet den Ausdruck vom „alten Menschen“, mit dem der Apostel Paulus den verbreiteten, aber irrigen Glauben beschreibt, dass unser Los ein begrenztes, sündiges Leben ist, und erklärt dann: „Welch ein glaubenerleuchteter Gedanke, dass die Sterblichen den ‚alten Menschen‘ ablegen können, bis der Mensch als das Bild des unendlichen Guten, das wir Gott nennen, erfunden wird und die volle Größe des Menschentums in Christus erscheint“ (S. 15).
Wir haben jeden Augenblick die Möglichkeit, mehr zu unserem Leben als Gottes Widerspiegelung zu erwachen, Christus-ähnlicher zu werden und den Lohn darin zu erlangen, uns und andere zu heilen. Wenn wir dies tun, erscheinen uns begrenzende Vorstellungen über die Existenz, einschließlich des Glaubens, dass die Seele im Körper ist, weniger überzeugend, bis wir verstehen, dass selbst das mentale Missverständnis von einer begrenzten Seele nicht existieren kann, da Gott die Schöpfung niemals missversteht oder missverstehen kann – und wir spiegeln Gott wider.
Solche Augenblicke einer „neuen Geburt“ entstehen, wenn wir unser Herz auf Gott richten, indem wir die göttliche Wissenschaft des Lebens und die Schöpfung des Lebens, wie sie in der Bibel und in Wissenschaft und Gesundheit offenbart werden, anerkennen und begreifen. Als ich diese Wissenschaft erst recht kurz erforschte, stellte ich einmal fest, dass solche Augenblicke jederzeit und überall eintreten können. Ich dachte in einem überfüllten Vorortszug über diese geistigen Wahrheitsgedanken nach und erkannte auf einmal sehr klar: Ich bin nie in die Materie hineingeboren; ich durchlaufe die Materie nicht wirklich; ich warte nicht darauf, aus der Materie heraus zu sterben.
Hinter diesen mutigen Ideen stand eine gefühlte Überzeugung, dass sie zutrafen – nicht nur auf mich, sondern auf alle. Ich verstand das, was Mrs. Eddy einst geschrieben hat: „Das individuelle Leben des Menschen steht unendlich hoch über einer körperlichen Daseinsform ...“ (Vermischte Schriften, S. 309). Das brachte augenblickliche mentale Freiheit mit sich und führte zu einer allmählichen und sicheren Umwandlung meiner Lebensperspektive, die bis dahin unsicher ausgesehen hatte. Ähnliche Augenblicke der „Neugeburt“ bewirkten körperliche Heilungen bei mir und anderen.
Solche Augenblicke können auch die Welt umwandeln, wie die Entwicklung des Apostels Paulus von einem Verfolger des jungen christlichen Glaubens zu dessen größtem Verfechter beweist. Die Bibel beschreibt sein Leben in vielen Augenblicken der „Neugeburt“, einschließlich des Moments, in dem er sich Gottes Wirklichkeit völlig bewusst wurde. Er beschreibt, dass er in den „dritten Himmel“ (2. Korinther 12:2), das Reich des Wirklichen, entrückt worden war, das für die körperlichen Sinne unsichtbar ist. Dies ist das rein geistige Leben, unsere wahre Einheit mit Gott, die Jesus im Anschluss auf seine Auferstehung vollständig demonstriert hat. Das bedeutet, dass Jesus „sich über die körperliche Wahrnehmung seiner Jünger [erhob], und die materiellen Sinne sahen ihn nicht mehr“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 46). Das war der endgültige Beweis dafür, dass wir in Wirklichkeit vollständig von jeglicher materiellen Existenz getrennt sind.
Wenn unser Leben also im ersten Fall nicht wirklich in einem materiellen Körper ist, dann kann es im zweiten Fall auch nicht in der Materie wiedergeboren werden. Wir sind beständig geistig. Jeder Augenblick schenkt uns die unschätzbare Gelegenheit zur Erneuerung, indem wir unsere wahre, geistige Existenz erkennen. Zu verstehen, was Leben wirklich ist, heilt unseren Körper und erneuert unseren Charakter, da Christus uns zu einem umfassenderen Ausdruck der unfehlbaren Harmonie des Lebens führt, das unsere wahre Identität und die eines jeden Menschen ist.
Tony Lobl
Stellvertretender Chefredakteur