Nach dem Fall von Saigon, mit dem der Vietnamkrieg endete, wurde mein Leben sehr schwer, da mein Adoptivvater von den Kommunisten verhaftet wurde. Nach seiner Freilassung wurde meine Familie gezwungen, von der Stadt aufs Land zu ziehen. Wir versuchten, uns ein neues Leben aufzubauen, mussten aber lernen, uns selbst zu versorgen. Alles war schwierig und frustrierend. Ich war sehr unglücklich. Immer wenn ich mich schlafen legte, hoffte ich, nicht wieder aufzuwachen.
Meine Familie hielt mich von der Gesellschaft fern, da mein leiblicher Vater Amerikaner ist. Ich hatte den Eindruck, das Leben bestehe nur aus Arbeit, Essen, Schlafen, Krankwerden und Sterben. Ich machte mir ständig Sorgen wegen des kommunistischen Regimes. Es schien kaum Grund zur Hoffnung zu geben.
Doch dann kam mir der Gedanke, dass es im Leben viel mehr geben musste als das, was ich sah. Ich war am Boden zerstört und suchte nach einer Möglichkeit, mir das Leben zu nehmen, doch dann erhielt ich immer wieder die Botschaft, einfach Vertrauen und Zuversicht zu haben. Das verwirrte mich. Wie sollte ich Vertrauen haben, wenn es keinen Grund zur Hoffnung gab? Und doch sagte mir eine Quelle, dass ich zwischen Liebe und Wut wählen sollte. Aus irgendeinem Grund entschied ich mich für Liebe.
Ich wusste nicht, wie man betet. Nachts, wenn alle schliefen, ging ich daher zur Hintertür, schaute hinauf zum Himmel, verneigte mich nach Osten, Norden, Westen und Süden und sagte in etwa: „Ich weiß nicht viel, aber ich weiß, dass über mir etwas Machtvolleres und Größeres ist als dieses Universum. Bitte hilf mir. Hilf mir, hier wegzukommen.“
Dann wurde drei oder vier Jahre später allen, die einen vietnamesischen und einen amerikanischen Elternteil hatten, gesagt, dass sie einen Antrag auf Ausreise nach Amerika stellen konnten. Das war im Jahr 1984, und 1991 lebte ich dann in Hawaii. Ich hatte das Gefühl, dass mein Gebet wirksam gewesen war. Ich war so glücklich!
Jetzt war ich sehr bestrebt, mehr zu tun als nur zu leben und zu sterben. Ich wollte mehr über Gott erfahren. Ich wusste, wonach ich suchte, konnte es aber nicht erklären. Ich betete weiter um Führung, damit ich verstand, was wahr ist. Ich war katholisch erzogen und christlich getauft worden, praktizierte jedoch Buddhismus. Ein Mönch sagte mir, dass es unnötig war, eine weitgesteckte Suche zu unternehmen – ich sollte einfach weiter für das beten, was ich anstrebte, und wenn es für mich bestimmt war, würde es zu mir kommen.
Ca. 15 Jahre später lernte ich meinen Mann kennen. Im ersten Jahr unserer Beziehung las er mir jeden Morgen die wöchentliche Bibellektion aus dem Vierteljahresheft der Christlichen Wissenschaft vor und ermunterte mich, sie ebenfalls zu lesen. Allerdings fiel es mir schwer, die Lehre zu verstehen. Ich versuchte, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy zu lesen, verstand es aber auch nicht. Allerdings gab ich nicht auf. Ich beschäftigte mich mit kurzen Stellen, wann immer ich Zeit hatte. Der Satz „Die göttliche Liebe hat immer jeden menschlichen Bedarf gestillt und wird ihn immer stillen“ (S. 494) und „die wissenschaftliche Erklärung des Seins“ (S. 468) waren mir eine große Hilfe.
Außerdem hatte ich ein körperliches Problem. Seit ich Teenagerin war, schien mein Herz gelegentlich einen Augenblick stillzustehen und dann normal weiterzuschlagen. In Vietnam und später in Hawaii wurde mir eine Tablette verschrieben, die ich nehmen sollte, wenn das Problem auftrat. Doch 1992 hatte ich die Tabletten entsorgt und gesagt: „Lieber Gott, mein Leben ist in Deiner Hand.“ Der Zustand dauerte an, in der Regel nachts, während ich schlief. Dann wartete ich jeweils, bis mein Herz wieder zu schlagen anfing, und schlief dann weiter.
Im April 2021 wurde das Problem schlimmer. Diesmal hatte ich das Gefühl, Hilfe zu brauchen. Ich fragte meinen Mann, ob seine Praktikerin der Christlichen Wissenschaft auch für mich arbeiten würde. Er sagte, ich sollte ihr eine E-Mail schreiben.
Die Praktikerin forderte mich auf, sie anzurufen. Ich war sehr dankbar. Innerhalb einer Woche war der Druck in meinem Brustkorb verschwunden. Danach fragte ich die Praktikerin, ob sie weiter für mich beten würde, denn ich hatte das Verlangen, mehr über Gott und Wahrheit zu erfahren. Sie sagte freundlich: „Ich bete gern weiter für Sie!“
Ungefähr ein halbes Jahr später schauten mein Mann und ich auf christianscience.com nach einer Lehrerin oder einem Lehrer der Christlichen Wissenschaft für mich, doch ich fand keine Person, die zu mir zu passen schien. Am nächsten Tag schrieb ich der Praktikerin eine E-Mail mit der Bitte, für mich zu beten, damit ich eine Lehrerin bzw. einen Lehrer der Christlichen Wissenschaft finden könnte, die bzw. der Personen annimmt, die Englisch nicht als Muttersprache sprechen. Sie antwortete: „Wenn Sie an Elementarunterricht interessiert sind, können wir uns gern darüber unterhalten.“ Ich las diesen Satz dreimal! Ich wusste, dass sie Lehrerin der Christlichen Wissenschaft war, dachte aber nicht, dass ich die nötigen Qualifikationen für ihre Klasse hatte. Ich erklärte meiner zukünftigen Lehrerin, dass ich Englisch nicht fließend sprechen und lesen konnte, und fragte, ob ich die Unterrichtsmaterialien im Voraus haben könnte. Sie sagte, ich solle anfangen, Wissenschaft und Gesundheit zu lesen, und sie werde mich informieren, sobald der Termin für den Elementarunterricht feststand. Nun suchte ich nicht mehr nach einer Lehrerin. Meine Gebete waren erhört worden.
Wenig später nahm ich am Elementarunterricht teil, einem zweiwöchigen Kurs im christlich-wissenschaftlichen Heilen. Seitdem ist das Herzproblem nicht mehr aufgetreten. Ich bin Gott tief dankbar für das, was ich im Unterricht gelernt habe und durch mein Studium dieser Wissenschaft weiter lerne. Es hat mir sehr geholfen, Wissenschaft und Gesundheit zu lesen, in dem folgender Satz steht: „Geist und seine Formationen sind die einzigen Wirklichkeiten des Seins“ (S. 264).
Mein Herz ist von Grund auf zufrieden. Ich liebe den allmächtigen Gott. Ich liebe Christus Jesus. Ich liebe die Christliche Wissenschaft. Ein verlorenes Schaf ist wiedergefunden.
LeChi Mathis