Als Jesus einmal mit seinen Jüngern und einer Menschenmenge Jericho verließ, saß ein Blinder namens Bartimäus am Wegesrand und bettelte. Wir lesen im Markusevangelium (siehe 10:46–52): „Als er hörte, dass es Jesus, der Nazarener, war, fing er an, zu schreien und zu rufen: ‚Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich über mich!‘ Und viele fuhren ihn an, er solle schweigen. Er aber schrie noch viel mehr: ‚Du Sohn Davids, erbarme dich über mich!‘“
Jesus hielt inne und sagte, man solle Bartimäus zu ihm bringen. Bartimäus hörte davon, und der Bericht geht weiter: „Da warf er sein Obergewand ab, stand auf und kam zu Jesus.“ Jesus fragte ihn, was er für ihn tun könne, und Bartimäus erwiderte: „Rabbuni, dass ich sehen kann.“ Und dann lesen wir: „Jesus aber sprach zu ihm: ‚Geh hin; dein Glaube hat dich geheilt.‘ Sofort konnte er sehen und folgte ihm auf dem Weg.“
Diese Heilung verdeutlicht, wie ein anhaltendes Problem durch die immer tätige heilende Macht des Christus, der Wahrheit, gelöst wird. Langjährige Probleme mögen den Anschein haben, dass wir irgendwie von der göttlichen Liebe getrennt wurden, doch die unausweichliche Heilung jedes Problems offenbart unsere intakte Einheit mit Geist, Gott.
Was genau tat Bartimäus? Er bat Jesus voll Glauben um Hilfe, zeigte geistigen Mut, statt von der augenscheinlich lange währenden Blindheit entmutigt zu sein, hörte nicht auf die, die sagten, er solle sein Streben nach Heilung aufgeben, legte das Alte ab und kam zum Christus in der Überzeugung, dass er geheilt werden konnte und würde. Und nach seiner Heilung folgte er schließlich dem Meister „auf dem Weg“ – dem Pfad, der zu einem höheren Verständnis von Gott, der göttlichen Liebe, und von uns als der geistigen Widerspiegelung der Liebe führt.
Die Christus-Eigenschaften, die Bartimäus exemplifizierte, sind grundlegend dafür, anhaltende Probleme heute zu heilen.
Vor allem hatte Bartimäus den notwendigen Glauben, um Hilfe zu bitten, statt seinen Zustand zu akzeptieren und sich auf ein Leben mit Behinderung einzulassen. Mary Baker Eddy beschreibt den Glauben in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift als einen „Zustand des menschlichen Denkens, der dem einer Schmetterlingspuppe gleicht“ (S. 297), als etwas, wodurch sich eine Umwandlung vom materiellen Glauben zum geistigen Verständnis vollzieht. Sie stellt diese Art des Umdenkens hier dem Prozess gleich, bei dem eine Raupe sich in einen Schmetterling verwandelt. Der Glaube hält der Heilung – der Demonstration unserer gottgegebenen Freiheit – die Tür auf. Er konzentriert sich auf geistige Beweise statt auf das körperliche Bild. Er geht ähnlich vor, wie ein Kapitän ein Schiff durch den Nebel navigiert, indem er sich auf seine Instrumente stützt, um eine sichere Fahrrinne zu finden – einen Kompass, ein Navigationssystem und Radar –, statt auf das, was er mit den Augen sieht.
Durch Glauben können wir uns von unserer begrenzten Sichtweise ab- und den geistigen Instrumenten des Studiums und Gebets in der Christlichen Wissenschaft zuwenden und auf göttliche Führung lauschen. Sie helfen uns, zu der Erkenntnis unserer Vollständigkeit und unserer Untrennbarkeit von Gott zu gelangen.
Wenn wir mit etwas ringen, das sich standhaft an uns klammert, ist ein größerer Glauben, der über das Problem hinaussieht und die intakte geistige Wirklichkeit erkennt, für die Heilung unerlässlich.
Bartimäus hatte außerdem den Mut, sich nicht von seinem Ziel, Heilung zu erlangen, abbringen zu lassen, selbst als viele Menschen ihm sagten, er solle damit aufhören. Diese Stimmen hätten ihn entmutigen können, doch sie hielten ihn nicht davon ab, sogar noch lauter um Hilfe zu bitten. Wenn die augenscheinliche Langlebigkeit eines Problems dazu führt, dass wir uns von Gott getrennt fühlen, können wir zuversichtlich sein, dass unsere Einheit mit unserem Schöpfer intakt ist und dass Christus dies offenbaren wird. Das mag Mut und anhaltendes Gebet erfordern, bis die intakte geistige Vollständigkeit absolut deutlich geworden ist.
Als sich in meinem Leben vor mehreren Jahren einiges veränderte, traten ein paar Probleme zutage, von denen ich gedacht hatte, dass sie hinter mir lagen. Nachdem ich viele Jahre lang überzeugt gewesen war, auf sicheren Füßen zu stehen und eine gute Richtung im Leben eingeschlagen zu haben, fühlte ich das nun nicht mehr. Kurz darauf wurde ich in meiner Zweigkirche als Leser gewählt. Statt abzulehnen, weil ich die Christliche Wissenschaft nicht so demonstrierte, wie ich das gerne wollte, nahm ich demütig an. Es war eine Einladung, die ich nicht ausschlagen wollte, obwohl es Mut erforderte, die Zweifel zu überwinden und die Gelegenheit zu nutzen. Dieses Vorgehen zog viele Segnungen nach sich, einschließlich der Lösung all der problematischen Dinge, die sich wieder gezeigt hatten.
Wissenschaft und Gesundheit sagt: „Gemüt misst die Zeit nach dem Guten, das sich entfaltet“ (S. 584). „Wie lange dauert das noch?“, möchte das menschliche Gemüt wissen, doch das göttliche Gemüt, Gott, ist sich nur des vonstattengehenden Guten bewusst, das unabhängig von Kalendertagen ist, und wir spiegeln dieses geistige Bewusstsein wider. Es liegt eine heilende Macht darin, so lange zu ringen, bis das Gute, das in Gott, Geist, vollständig intakt ist, sich in unserem Alltag ganz und gar ausbreitet.
Bartimäus war möglicherweise sein ganzes Leben lang blind gewesen. Welche Veranlassung hatte er zu glauben, dass eine Heilung möglich war? Keine, sofern sein Glaube auf dem materiellen Sinn und auf einem Zeitablauf beruhte. Aber er muss etwas von seiner wahren geistigen Identität erkannt haben und war bereit, aufgrund dieses geistigen Verständnisses Heilung anzustreben. Seine geistige Vision hatte nichts damit zu tun, wie lange Blindheit zu ihm gehört zu haben schien. Sein Gottvertrauen ging über die Grenzen von Zeit hinaus und gestattete es dem Christus zu offenbaren, dass Zeit weder heilen noch zerstören kann.
Und schließlich ließ Bartimäus die alte, auf Materie beruhende, behinderte Sicht von sich zurück, nahm Kontakt mit dem Christus, der wahren Idee von Gott, auf und erhielt die Sehfähigkeit – die geistige Sichtweise, die schon immer intakt gewesen war. Einmal geheilt, war Bartimäus frei, und er nutzte seine neugewonnene Freiheit und Sehfähigkeit dazu, Jesus auf dem Weg des Christentums nachzufolgen.
Wenn wir nach langer Zeit Heilung erlangen, ist es ganz natürlich, die durch geistiges Wachstum erlangten Segnungen dazu zu nutzen, sie mit anderen zu teilen. Dann sind wir bessere und wirksamere Jüngerinnen und Jünger, und es gibt nichts, was wir mehr wollen, als Christus nachzufolgen und das göttliche Gute, das wir als wahr und segensreich erkannt haben, an andere weiterzugeben.
Der Apostel Paulus, der so viele schwere und in sich vernetzte Schwierigkeiten überwinden musste und konnte, schrieb: „Denn die vorübergehende Leichtigkeit unserer Bedrängnis bewirkt in überreichem Maß eine ewige Fülle von Herrlichkeit in uns“ (2. Korinther 4:17). Gott befähigt uns jetzt in diesem Augenblick, die Wahrheit anzustreben und zu erreichen, die Heilung bewirkt, wenn wir erwarten, dass die Harmonie des Geistes vollständig offenbart wird.