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Original im Internet

Am Ziel sein

Aus der Dezember 2017-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 30. Oktober 2017 im Internet.


Kennen Sie das Gefühl, festzustecken? Fast jeder ist damit vertraut. Ich möchte ein paar Gedanken ausführen, die mir in so einer Situation eine Hilfe beim Beten waren.

In den Evangelien lesen wir, dass Jesus auf dem Wasser wandelte, nachdem er die Fünftausend gespeist und sich dann auf einen Berg zurückgezogen hatte, um zu beten. In der Zwischenzeit waren seine Jünger in ein Boot gestiegen und ruderten in Richtung Kapernaum. Dann kam ein starker Wind auf. Wir lesen, dass die Jünger 5000 oder 6000 Meter gerudert waren und plötzlich sahen, wie Jesus auf dem Wasser auf sie zuging. Sie bekamen es mit der Angst zu tun, doch Jesus sagte: „Ich bin es; fürchtet euch nicht!“ (Johannes 6:20). Er stieg zu ihnen ins Boot und der Wind legte sich. Bestimmt waren die Jünger sehr erleichtert, wieder mit ihm zusammen zu sein.

Diese Geschichte wird in den Evangelien von Matthäus, Markus und Johannes wiedergegeben, doch nur Johannes erzählt, was dann passierte: „Da wollten sie ihn ins Boot hineinnehmen; und da war das Boot gleich am Ufer, wo sie hinfahren wollten“ (Johannes 6:21, Hervorhebung des Autors).

Das ist ein interessanter Punkt. Johannes sagt nichts über ungewöhnliche Wasser- oder Windbedingungen, die das vollbracht haben könnten. Zeit und Raum hatten nichts damit zu tun – Jesus stieg ins Boot, und dann waren sie sofort angekommen.

Ich muss dabei an Mary Baker Eddys metaphysische Definition von Tag denken, die unter anderem lautet: „Die Dinge von Zeit und Sinn verschwinden in der Erleuchtung des geistigen Verständnisses, und Gemüt misst die Zeit nach dem Guten, das sich entfaltet“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 584).

Für mich ist diese Erfahrung im Johannesevangelium ein Beispiel dafür, dass Jesus „bereits am Ziel war“, statt „zum Ziel zu kommen“. Er war sich seiner Untrennbarkeit von Gott und seiner Einheit mit allem wahren Sein voll und ganz bewusst.

Wenn es in Amerika um einen Ort geht, der schlecht zu erreichen ist, kommt gern der nicht ganz ernst gemeinte Spruch: „Von hier kommt man dort nicht hin.“ In den Handlungen und dem Vorbild Christi Jesu zeigt sich das in gewisser Weise. Jesus hätte die Mengen nicht speisen können, solange er akzeptierte, dass er nur fünf Brote und zwei Fische dafür hatte. Ebenso können wir unsere Probleme nicht überwinden, wenn wir überzeugt sind, in ihnen festzustecken.

Wie die meisten Menschen steckte ich schon ein paar Mal fest. Dann fand ich es immer sehr hilfreich, Jesu oben beschriebene Praxis des „am-Ziel-Seins“ so weit wie möglich in die Tat umzusetzen. Ich habe gelernt, dass mein wahres Bedürfnis darin liegt, meinen mentalen Standpunkt darüber zu ändern, wo und wer ich bin, statt das Problem lösen zu wollen. Anstelle zu denken „Ich weiß nicht weiter“ kann ich erkennen, dass ich metaphysisch gesprochen „bereits am Ziel bin“. Mit anderen Worten, es war mir möglich zu verstehen, dass ich jetzt sofort eine vollkommene, geistige Idee bin, die alles von Gottes Gutem bereits in sich birgt, einschließlich der richtigen Lösung und Seiner Gnade. Mehrmals fühlte ich mich augenblicklich freier oder ruhiger, nachdem ich mit diesem Ansatz gebetet hatte.

Zum Beispiel kam ich mir einmal vor wie Josef aus der Bibel, der von seinen Brüdern in eine Grube geworfen worden war (siehe 1. Mose 37:23–28). Ich war damals erst kurz Praktiker der Christlichen Wissenschaft und fühlte mich in meiner eigenen „Grube“ der Sorge, Ungewissheit und Verzweiflung gefangen. Ich wusste keinen Ausweg und glaubte nicht, andere um Hilfe bitten zu können. Gott schien in weiter Ferne zu sein. Ich betete von ganzem Herzen und erkannte, dass die Grube reine Einbildung war und ich beschließen konnte, mich frei von ihr zu sehen. Mit dieser durch Gebet gewonnenen Erkenntnis fing ich an, mich als kompetenten Praktiker zu betrachten, fähig, anderen zu helfen, die sich in einem Engpass sahen.

Der Unterschied war der, dass ich mich plötzlich nicht mehr als „Opfer“ sah. Äußerlich hatte sich nichts geändert, aber meine mentale Sichtweise war positiver. Ich fühlte mich inspiriert. Mein Denken füllte sich mit geistigen Ideen und wissenschaftlichen Tatsachen. Es war wie Licht, das die Dunkelheit vertreibt! Ich fühlte mich stark und zuversichtlich und fing an, über jedes der augenscheinlichen Probleme zu beten. Doch jetzt betrachtete ich sie nicht mehr als „meine“ Probleme, sondern als unpersönliche Behauptungen, als Irrglauben, den ich vorübergehend als meinen eigenen angenommen hatte. Das war die Heilung! Meine Energie, Zielgerichtetheit, Inspiration und Freude waren wieder da.

Am-Ziel-Sein ist ein „zeitunabhängiges“ Erwachen zu unserer wahren geistigen Identität.

Was war geschehen? Das war kein Wunschdenken, sondern wissenschaftliches Gebet – die Erkenntnis, dass jede problematische Situation nicht nur ohne Wirklichkeit, sondern auch ohne Identität ist. Sie ist an keine Person, keinen Ort und keine Sache gebunden. In Wissenschaft und Gesundheit wird es so ausgedrückt: „Irrtum ist eine falsche, sterbliche Auffassung; er ist eine Illusion, ohne geistige Identität oder Grundlage, und er hat keine wirkliche Existenz“ (S. 287). Die hoffnungslosen Suggestionen, unter denen ich begraben gewesen war, konnten sich nicht länger als mich ausgeben.Es waren nur Glaubensformen, die keinen Wahrheitsgehalt hatten. Ich musste nicht aus einer Grube gerettet werden, in der ich mich gar nicht befand, und ich begriff, dass das auf jeden zutraf.

Manchmal können unsere Gebete sich wie leere Worte anfühlen. Doch der Geist vollbringt wirklich die Heilung. Wissenschaft und Gesundheit erklärt: „Denke daran, dass der Buchstabe und das mentale Argument nur menschliche Hilfsmittel sind, die dabei helfen, das Denken mit dem Geist der Wahrheit und Liebe, der die Kranken und die Sünder heilt, in Einklang zu bringen“ (S. 454–455).

Für mich ist der wichtigste Punkt des am-Ziel-Seins ein plötzliches, spürbares, geistiges Umdenken. Es ist ein „zeitunabhängiges“ Erwachen zu unserer geistigen Identität; es ist die Erkenntnis, dass wir in Gott geborgen sind, nicht in Schwierigkeiten stecken und dass wir auch kein unüberwindliches Problem haben. Und vor allem ist es die Erkenntnis, dass Gebet keine menschliche Technik und kein mentales Verfahren ist. Wir sind keine Sterblichen, die sich stetig zum Geist hin bewegen, selbst wenn andere das denken. Für mich bedeutet am-Ziel-Sein, dass man einen irrigen Standpunkt – eine Opfermentalität – fallenlässt und augenblicklich seine gottgegebene Unschuld, geistige Herrschaft und Freiheit akzeptiert. Man akzeptiert das, was jetzt wahr ist.

Selbst wenn es so aussieht, als ob wir in Schwierigkeiten wären, sind wir in Wirklichkeit immer von Gottes Gnade umgeben. Die Veränderung, von der ich spreche – von „Ich kann das Ziel nicht erreichen“ zu „Ich bin am Ziel“ –, ist die aufdämmernde Erkenntnis der geistigen Wahrheit, die klarer wird, je mehr wir sie uns zu Eigen machen. Es ist ein Gefühl der Nähe zu Gott, eine im Herzen verankerte, wortlose Überzeugung. Ich bin sicher, dass Mrs. Eddy von der Notwendigkeit spricht, diesen grundsätzlichen und authentischen Sinn von Wirklichkeit zu verstehen, wenn sie schreibt: „Nur wenn man sich radikal auf die Wahrheit verlässt, kann die wissenschaftlich heilende Macht verwirklicht werden“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 167).

Der Bericht von Johannes über Jesu zeitunabhängigen Transport ans Ufer und meine eigene heilende Erkenntnis, „am Ziel zu sein“, lassen einige bekannte Bibelstellen in neuem Licht erscheinen. Hier ein paar Beispiele:

  • „Geliebte, wir sind nun Gottes Kinder“ (1. Johannes 3:2). Dort steht nicht, dass wir „demnächst“ Gottes Kinder sein werden.
  • Die „wissenschaftliche Erklärung des Seins“ heißt nicht „die wissenschaftliche Erklärung des Werdens“ (siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 468).
  • Gott offenbarte sich Mose als „Ich bin, der ich bin“ (2. Mose 3:14) und nicht als „Ich versuche, der zu sein, der ich bin“.

Unser Grundbedürfnis, den Geist der Wahrheit zu spüren, wird in dieser Stelle aus dem Kapitel „Zusammenfassung“ in Wissenschaft und Gesundheit deutlich: „... Wahrheit [ist] wirklich und Irrtum unwirklich. Diese letzte Behauptung enthält den Punkt, den du äußerst widerwillig zugeben wirst, obwohl er insgesamt der wichtigste ist, den es zu verstehen gilt“ (S. 466). Wie gut, dass das am-Ziel-Sein nicht uns überlassen bleibt, sondern die geistige Tatsache über jeden Menschen ist. Wir können nirgendwo anders sein; wir können aus dem Reich des unendlichen Geistes, in dem Geist herrscht, nicht vertrieben werden.

Wenn Sie anfangen, sich als Opfer zu fühlen, können Sie dieses Gefühl sofort loslassen. Es ist eine unwiderrufliche Tatsache, dass wir jetzt der geistige Ausdruck Gottes sind – und es ist weder Zeit noch Wachstum erforderlich, um das zu verstehen. Unser Fortschritt wird durch nichts behindert. Wir sind wirklich göttliche Ideen; unsere Identität ist geistig, sicher und frei. Daran ist nicht zu rütteln, selbst wenn wir uns dieser Tatsache vorübergehend nicht sicher sind. Gott vergisst uns und unsere Vollkommenheit keinen Augenblick und wird dem Bösen nie gestatten, in Seine Schöpfung einzudringen. Wir können nur immer unser wahres, geistiges Selbst sein und diese geistige Tatsache beweisen, weil sie bereits wahr ist. Wenn wir unser Denken diesen Tatsachen öffnen und sie verstehen, werden wir mehr Beweise dafür in unserem Leben erkennen.

Lassen Sie uns also bedenken, was Gott ist und was wir wirklich sind:

  • Wir gehen aus Gott hervor. Gott ist Alles-in-allem. Er bringt Sein Wesen als Idee, als Mensch in Seinem Ebenbild, zum Ausdruck – Sie und mich.
  • Gott ist das eine unendliche, göttliche Ego und schließt jede Identität und Individualität ein – und Er bringt sich individuell als Sie und mich und jedes andere Seiner Kinder zum Ausdruck.
  • Gott besteht aus sich selbst und ist sich Seiner eigenen Wesenheit bewusst. Dieses göttliche Selbst-Bewusstsein drückt sich als unser wahres Selbst, als Sein Ausdruck, aus. Jeder von uns spiegelt individuell das Selbstverständnis des Gemüts wider.

Wenn wir denken: „Ich werde der Sache nicht Herr“ oder „Ich kann das Ziel nicht erreichen“, dann können wir wissen, dass das nichts als eine Lüge ist, eine irrige Sichtweise. Sie ist nicht wahr und wird es nie sein. Wir können uns strikt weigern, „Opfer“ zu sein oder eine Opferrolle zu spielen.

Wenn uns der materielle Sinn einreden will: „Ich weiß nicht genug“, dann weiß Gott auf jeden Fall genug, und wir spiegeln Ihn wider! Ich finde folgenden Rat sehr hilfreich: „Damit die menschliche Vernunft nicht das geistige Verständnis umwölke, sage nicht in deinem Herzen: Krankheit ist möglich, weil mein Denken und Handeln keinen ausreichenden Schutz dagegen bietet“ (Mary Baker Eddy, Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes, S. 161).

Selbst wenn es uns noch nicht möglich ist, auf dem Wasser zu gehen, können wir Jesu Missachtung für Begrenzungen nachfolgen und seine geistige Haltung gegenüber dem Leben in Gott übernehmen, eines Lebens, das untrennbar vom Guten ist. Unser mentaler Weg von der Dunkelheit zum geistigen Licht benötigt nicht unbedingt Zeit; wir können sofort am Ziel sein. Wenn wir uns von dem Problem lösen und als Ausdruck Gottes erkennen, können wir verstehen, dass wir der Sieger sind, nicht das Opfer, und darum geht es bei der Erlösung.

Wie Jesus, die Jünger und das Boot können wir am Ziel sein.

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