Das Gender ist und bleibt eine Thematik, die Menschen weltweit beschäftigt. Möchte man diesem Thema gerecht werden, ist es wichtig, Gott zu einem gewissen Grad zu verstehen, nicht zuletzt, weil mit diesem Verständnis eine klarere Erkenntnis der eigenen Identität einhergeht. Außerdem hat es positive Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden.
Wir fragen uns vielleicht, wer oder was Gott eigentlich ist. Ist Gott ein Wer oder ein Was? Kann man Gott überhaupt kennen? Was hat Gott zu kennen damit zu tun, sich selbst zu kennen? Das Neue Testament der Bibel bezeichnet Gott allgemein als Vater. Das Gebet des Herrn, das Jesus uns gegeben hat, beginnt mit den Worten: „Unser Vater“ (Matthäus 6:9). Ja, die Bibel weist auch auf die mütterlichen Eigenschaften Gottes hin – achtgeben, behüten, tragen (siehe 5. Mose 32:10, 11). Es ist somit nicht falsch, Gottes Attribute als weiblich und männlich zu betrachten, sofern wir sie nicht mit Vorstellungen einer Körperlichkeit oder physischen Beschaffenheit belasten. Gottes und auch unsere eigene Unkörperlichkeit ist dabei der Kernpunkt.
Jesus sagte, dass Gott Geist ist (siehe Johannes 4:24), und im 1. Johannesbrief (4:8) lesen wir, dass Gott Liebe ist. Geist und Liebe sind biblische Synonyme für Gott, weshalb sie im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, in Kapitälchen geschrieben werden, wenn sie sich ausdrücklich auf die Gottheit beziehen. Es versteht sich von selbst, dass Geist und Liebe nicht körperlich sind, und so können sie nur durch Attribute wie Geistigkeit und Liebe zum Ausdruck gebracht werden. Die Unkörperlichkeit Gottes ist ein grundlegender Punkt in der Christlichen Wissenschaft. Dieser Punkt ist entscheidend in der Heilpraxis und hilft uns zu erkennen, wer wir sind.
Wissenschaft und Gesundheit vermittelt das geistige Verständnis der ersten Zeile des Gebets des Herrn: „Unser Vater im Himmel“, nämlich „Unser Vater-Mutter-Gott, all-harmonisch“ (S. 16). Aus diesen Worten geht unsere Beziehung zu Gott als die geistigen Nachkommen der göttlichen Liebe hervor. Die Beschreibung von Gott als Vater stellt die Natur und Qualität Gottes als unseren Beschützer, Versorger usw. dar, und das kann genau das sein, was wir brauchen, um eine Situation zuversichtlich lösen zu können. Zu einer anderen Zeit müssen wir Gott vielleicht mehr als fürsorglich, sanft und geduldig sehen – Eigenschaften, die vielfach mit Mütterlichkeit assoziiert werden. Gott als unkörperlichen Geist oder unkörperliche Liebe zu betrachten, bewirkt Heilung. Wir lesen in Wissenschaft und Gesundheit: „In der göttlichen Wissenschaft haben wir nicht so viel Recht, Gott als männlich zu betrachten wie als weiblich, denn Liebe vermittelt die klarste Vorstellung von der Gottheit“ (S. 517).
Wenn ich hinsichtlich eines Problems bete, ist es manchmal hilfreich, mich als das Kind meines Vater-Mutter-Gottes zu betrachten, und ich habe Heilung dadurch erlebt, dass ich ein klareres Verständnis davon erlangt habe, unvoreingenommen geliebt und geachtet zu sein. Zu anderen Zeiten habe ich Freiheit erlangt, indem ich mich als den unkörperlichen, geistigen Ausdruck der göttlichen Liebe gesehen habe, die konkret mich liebt.
Wir müssen allem voran Gottes unkörperliches Wesen verstehen, das unbegrenzt und unveränderlich ist, statt Ihn als menschliche Persönlichkeit zu betrachten. Dann fangen wir an, uns selbst besser zu verstehen. Mrs. Eddy betont in ihrer Antwort auf die grundlegende Frage „Was ist Gott?“ Gottes Unkörperlichkeit. Sie gibt auch Geist und Liebe sowie fünf andere Synonyme für die Gottheit an: „Gott ist Gemüt, Geist, Seele, Prinzip, Leben, Wahrheit, Liebe – unkörperlich, göttlich, allerhaben, unendlich“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 465).
Es mag gelegentlich schwierig sein, unser Konzept von Gott auf eine höhere Stufe zu heben, und vielleicht sind wir überrascht zu verstehen, dass sich das Konzept eines körperlichen Gottes in unsere Wahrnehmung eingeschlichen hat, doch die Vergeistigung unseres Konzepts von Gott vergeistigt unser Denken. Wir erlangen dies durch Gebet – ein tiefes Verlangen, Gott zu verstehen – und indem wir unser Denken so aufmerksam bewachen, wie ein Hüter eine Tür bewacht, und Gottes Wort beständig studieren. Dies heilt nicht nur körperliches und seelisches Leid, sondern fängt auch an, Probleme wie die ungleiche Behandlung der Geschlechter sowie Diskriminierung auszumerzen, und vergeistigt unser Verständnis dessen, wer wir wirklich sind.
Wenn wir an einem besseren Verständnis von dem Wer und Was Gottes – Vater-Mutter, Geist, Liebe – arbeiten, dann erleben wir Segen. Dann fangen wir an zu verstehen, was es bedeutet, Gottes geistige Widerspiegelung zu sein. Geistiges Verständnis wandelt unseren Charakter um, zerstört sündige Neigungen und heilt Krankheit. Auch eine andere Stelle aus Wissenschaft und Gesundheit ist hier hilfreich: „Wir werden Ihm in dem Verhältnis gehorchen und Ihn anbeten, wie wir die göttliche Natur begreifen und Ihn verständnisvoll lieben, indem wir nicht mehr über die Körperlichkeit streiten, sondern uns des Reichtums unseres Gottes erfreuen“ (S. 140).
Wir sind alle von Gott geboren. Das bedeutet, dass wir uns als die Töchter und Söhne unseres einen Vater-Mutter-Gottes verstehen, unseres Schöpfers, bzw. als die geistigen Ausdrücke der vollkommenen Liebe, des unendlichen Geistes. Doch das Wichtigste ist, unser Konzept von Gott oder uns selbst nicht in irgendeiner Form materiell werden zu lassen. Gott ist keine körperliche Persönlichkeit, sondern göttliche Liebe, Geist, und da wir geistig sind, werden wir nicht von Diskriminierung oder Körperlichkeit definiert oder begrenzt. Das geistige, unkörperliche Verständnis von Gott offenbart die Wahrheit über Gott und Seine Schöpfung – uns alle – und unser rein geistiges Wesen. Und dieses Verständnis befreit und heilt.
Moji George
Stellvertretende Chefredakteurin