Mary Baker Eddy gründete eine Religion, die auf ihrer Entdeckung der göttlichen Wissenschaft der Lehren Christi Jesu beruht. Wie Jesu Bergpredigt liegt der Fokus der Lehre dieser Religion auf dem Denken. Im Epigraf ihres bedeutendsten Werkes, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, zitiert Mrs. Eddy Shakespeare: „An sich ist nichts weder gut noch böse; das Denken macht es erst dazu“ (S. iii).
Mrs. Eddy weist darauf hin, dass das, was wir im Denken hegen, das wichtigste Element unserer Existenz ist. Daraus folgt natürlicherweise in der Praxis der Christlichen Wissenschaft, dass dem Denken großer Wert beigemessen wird – dem, was wir zulassen und woran wir festhalten. Das beinhaltet kein positives Denken, sondern die Anerkennung dessen, was geistig wahr ist – des unendlich Guten, das Gott, Geist, und Seine Schöpfung, die ganz und gar geistig ist, ausmacht.
In der folgenden Anweisung nutzt Mrs. Eddy Wahrheit und Liebe als Synonyme für Gott: „Geliebte Christliche Wissenschaftler, haltet euer Gemüt so von Wahrheit und Liebe erfüllt, dass Sünde, Krankheit und Tod nicht eindringen können. Es ist klar, dass einem Gemüt, das schon voll ist, nichts hinzugefügt werden kann“ (Die Erste Kirche Christi Wissenschaftler, und Verschiedenes, S. 210).
Was für eine wunderschöne Antwort auf die tägliche Herausforderung, die Flut an Weltnachrichten wie auch unsere Interaktionen mit anderen im Licht dieser geistigen Wahrheitsgedanken zu sehen, die die Bedürfnisse der Menschheit stillen. Wir können unsere Rüstung im Voraus anziehen – ein Gemüt, das mit Wahrheit und Liebe erfüllt ist –, um uns gegen den Glauben zu verteidigen, dass das Böse Macht, Autorität oder Identität irgendwelcher Art besäße. Das befähigt uns, effektiv für die Menschheit zu beten.
Wenn wir uns zum Beispiel der unendlichen Fähigkeiten Gottes, der Liebe, bewusst sind, können wir dankbar für die unmittelbare Reaktion der Liebe auf all unsere Bedürfnisse sein. Da wir um die Bedeutung des Friedens für alle Völker wissen, können wir die Frieden bringende Macht der Vergebung, Barmherzigkeit und Unschuld – der Eigenschaften, die der wahren, geistigen Natur eines jeden Gotteskindes innewohnen – wertschätzen. Im Bewusstsein der Notwendigkeit, gegenseitiges Verständnis zu schaffen und Brücken zu bauen, können wir Aufgeschlossenheit und Kompromissbereitschaft achten. Wir können anerkennen, dass wir alle dadurch, dass wir von Gott erschaffen wurden, „so gesinnt [sind], wie Jesus Christus auch war“ (Philipper 2:5).
Das, was wir über andere in Gedanken festhalten, einschließlich derer, die Feinde zu sein scheinen, kann einen großen Einfluss nicht nur auf unsere Erfahrung haben, sondern auch auf ihre. Ich habe festgestellt, dass das effektivste Mittel, uns vor dem Glauben, dass einige Leute böse sind – und den schädlichen Auswirkungen solcher Gedanken – zu schützen, ein tiefes Eintauchen in die Bergpredigt ist.
Einige Bibelgelehrte haben die Bergpredigt als die Zusammenfassung der wichtigsten Lehren Jesu beschrieben. Mrs. Eddy schreibt darüber: „Das menschliche Ohr hat niemals reinere und erhabenere Lehren vernommen“ (Rückblick und Einblick, S. 91).
Jesu Predigt ist so voller Barmherzigkeit, Großzügigkeit und Vergebung, dass sie Leserinnen und Leser aus einer Welt von Sünde, Krankheit und Tod heraushebt. Sie ermahnt uns, unparteiisch zu lieben – über das Lieben derer, die uns auch lieben, hinauszugehen und unsere Feinde so vollständig, warmherzig und großzügig zu lieben, wie wir das mit unserer Familie und unseren engsten Freunden machen.
Als ich ein Teenager war, besuchte ich ein Gymnasium in einer alten Textilstadt in Neuengland. Ich lebte auf einer Farm außerhalb der Stadt, jedoch bestand das Footballteam meines Gymnasiums hauptsächlich aus „Städtern“, die nicht sehr enthusiastisch darüber waren, einen Außenseiter in ihrem Team zu haben. Sie machten ihre Abneigung von Anfang an deutlich. Dinge verschwanden aus meinem Spind und beim Tackeln im Training gingen gleich alle auf mich los. Ihre Haltung konnte ich nicht nachvollziehen und mochte diese auch überhaupt nicht.
In jener Zeit lernte ich die Christliche Wissenschaft kennen, und als ich mich mit ihr beschäftigte, war ich von der außerordentlichen Bedeutung beeindruckt, die die Lehren Jesu, wie sie in der Bibel dargelegt und von dieser Wissenschaft beleuchtet werden, dem Lieben und dem Liebenlernen beimessen. In seinem Gebet am Abend vor seiner Kreuzigung gab Jesus seinen Schülern ein neues Gebot: „Dass ihr einander liebt; wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben“ (Johannes 13:34).
Jesus hatte bereits zwei spezifische Gebote aus den jüdischen Schriften hervorgehoben, die sich beide auf Liebe fokussieren: Gott zu lieben „von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt“ und den Nächsten zu „lieben wie dich selbst“ (Matthäus 22:37, 39). Das ist eine Menge des Liebens!
Ich gebe zu, dass ich nicht wusste, wo ich mit meinem Denken bzw. meinen Gebeten bezüglich dieses Problems beginnen sollte. Wissenschaft und Gesundheit erklärt: „Für richtiges Folgern sollte im Denken nur eine Tatsache festgehalten werden, nämlich das geistige Dasein“ (S. 492). Weiterhin wird erklärt, dass es kein anderes Dasein gibt. Ich verstand, dass das bedeutete, dass ich in meinem Denken über meine Teamkameraden deutlicher erkennen musste, dass Gott sich der Identität jedes Einzelnen als Seines rein geistigen Ausdrucks bewusst war. Ich musste mein Denken über sie mit dem füllen, wie sie von Wahrheit erkannt und von Liebe erfasst werden.
Zu Beginn war schon der Gedanke, dass sie eine geistige Identität haben, eine Herausforderung. Aber nach und nach, mit der Erkenntnis, dass Gott von mir keine unmöglichen Dinge verlangen würde, und dann von der einfachen Tatsache ausgehend, dass wir alle von unserem gemeinsamen Vater-Mutter-Gott, Geist, erschaffen worden sind, begann ich die Wahrheit ihrer – unserer – geistigen Existenz zu erkennen. Wir waren geistige Brüder.
Das war etwas, das ich in den folgenden drei Jahren immer mehr zu schätzen lernte. Als ich das machte, kamen meine Teamkameraden und ich uns näher. Ganz allmählich wurde es natürlich, sie als die wunderbaren Kinder Gottes zu lieben, als die ich sie erkannte. In meinem letzten Jahr war ich Mannschaftskapitän. Ich wurde auch zum wertvollsten Spieler des Teams nominiert. Ich war so dankbar für den Hinweis auf das „richtige Folgern“ aus Wissenschaft und Gesundheit. Es hat mich gelehrt, wie ich selbst diejenigen lieben konnte, die Feinde zu sein schienen.
Es ist erstaunlich, dass die Welt es fast 2000 Jahre nachdem die Bergpredigt gehalten wurde, für ganz normal erachtet, dass wir gleichermaßen Feinde und Freunde haben. Wenn wir dieses verkehrte Modell in unserem Denken akzeptieren, werden wir es in unserem Leben erfahren.
Wir haben dennoch die Gelegenheit, das Bild – den gesamten Kurs unseres Denkens – geradezurücken, genauso wie ich dazu aufgefordert wurde. Und ja, wir können es genauso tun, wie Jesus uns gebietet, wenn er sagt: „Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut denen Gutes, die euch hassen, betet für die, die euch beleidigen und verfolgen“ (Matthäus 5:44). Diese von Liebe erfüllten Aktivitäten ziehen uns unsere Rüstung an – halten unsere Gemüter mit Wahrheit und Liebe erfüllt. Und wenn wir das machen, sind nicht nur wir selber geborgen, sondern „alle, auf denen [unsere] Gedanken ruhen, werden dadurch gesegnet“ (Verschiedenes, S. 210).
