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Das höhere Appellationsgericht.

Aus der Juli 1909-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Er war ein aufgeweckter junger Mensch, heiteren Gemütes, hoffnungsvoll und geduldig; ja er sah fast glücklich aus, als er auf seinem nicht allzubequemen Lager ruhte, inmitten einer Umgebung, die zwar Armut, zugleich aber auch die größte Reinlichkeit und Nettigkeit verriet. Er hatte seit Monaten hier gelegen und viel Schmerzen ausgestanden, doch ohne zu klagen und seinen Optimismus zu verlieren. Der Arzt hatte seiner Mutter mitgeteilt, er könne nicht wieder gesund werden. Anfänglich war es eine Frage von Monaten gewesen, später nur noch von Wochen. Der Arzt kam eines Nachmittags, wie gewöhnlich, und sein Patient fragte ihn mit einem heiteren Lächeln: „Herr Doktor, darf ich nun hoffen, bald aus diesem Zustand herauszukommen? Wie Sie wissen habe ich einige Geschäfte, die meine persönliche Aufmerksamkeit dringend erfordern.” Der Arzt antwortete, einem Gefühl der Pflicht gehorchend, ernst aber freundlich: „Junger Mann, Sie werden nicht wieder gesund; wahrscheinlich erleben Sie den nächsten Monat nicht mehr.” Tränen füllten die Augen der Mutter; doch der Jüngling ertrug den Ausspruch mit Tapferkeit. Erst als er allein war, gab er sich trüben Gedanken hin, und auch dann nur auf einen Augenblick. Wiederum kam ihm seine scheinbar unerschöpfliche, unerklärbare Hoffnung zu Hilfe. „Dieser Arzt irrt sich,” sagte er; „ich weiß, ich werde wieder gesund.”

Solche tragische Begebenheiten haben sich in Krankenzimmern unzählige Male abgespielt, und nicht selten bewahrheitete sich der Ausspruch des Arztes. In diesem Fall wußte der Arzt — was ein jeder Arzt weiß—, daß die Hoffnung das beste Arzneimittel des Patienten, die Furcht aber sein ärgster Feind ist. Nichtsdestoweniger haben es die Ärzte seit vielen Jahren für ihre Pflicht gehalten, in solchen Fällen eine Dosis Furcht, des ärgsten Feindes des Patienten zu verabreichen und zugleich von seinem sehnenden Herzen seinen besten Freund, die Hoffnung hinwegzureißen. Dies geschah nicht in unbarmherziger oder herzloser, sondern in liebevoller und freundlicher Weise; das Ergebnis blieb aber dasselbe. Diese Handlungsweise wurde als eine berufliche Pflicht angesehen, indem man von der Annahme ausging, jedermann müsse Zeit haben, sich auf den Tod vorzubereiten; aber selbst von einem rein materiellen Standpunkte aus ist sie unverzeihlich, und zwar aus dem Grunde, weil Tausende von Leuten wiederhergestellt worden sind, nachdem die Ärzte gesagt hatten, es sei „keine Hoffnung” mehr vorhanden, „jegliche Grundlage zur Gesundheit” sei dahin.

Vor der Entdeckung der Christian Science konnte niemand ein solches Verfahren tadeln; welche Entschuldigung kann aber ein Arzt heutigestags vorbringen, wo Tausende gutbeglaubigter, durch Christian Science bewirkter Heilungsfälle vorliegen, nachdem die Ärzte erklärt hatten, es gäbe „keine Hoffnung”? Wie darf ein Arzt feinem Patienten mitteilen, er müsse sterben, und welches Recht hat er, den hilfreichen Gedanken zurückzuweisen, daß Christian Science möglicherweise helfen könne, obwohl ärztliche Kunst machtlos sei? Wohl mag er persönlich nicht an Christian Science glauben, oder es mag ihm nichts daran liegen, deren Heilungswerk zu bestätigen oder dieselbe zu empfehlen; allein in Anbetracht der zahllosen Heilungsfälle, um die jeder Arzt mehr oder weniger weiß, müßte es ihm entschieden als eine Pflicht erscheinen, seinen Patienten auf diese einzige Aussicht auf Lebensrettung hinzuweisen.

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