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Was uns der Schatten lehrt.

Aus der Juli 1909-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Christian Science Monitor


Ein uns bekannter Autor wies kürzlich auf den Schatten hin, um gewisse Erscheinungsformen des Irrtums zu veranschaulichen. Die folgenden weiteren Ausführungen dürften wohl angebracht sein.

Auf dem Hofe steht ein Pfosten. Wenn die Sonne scheint, wirft der Pfosten einen Schatten. Der Schatten ist die Abwesenheit des Lichtes. Wenn das Licht als das Wirkliche angesehen wird, dann ist der Schatten die Abwesenheit dieser Wirklichkeit, ist also unwirklich. Wenn das Licht als ein Etwas angesehen wird, dann ist der Schatten die Abwesenheit dieses Etwas; er ist kein Etwas, sondern ein Nichts. Dennoch wird seine Ausdehnung sowie die Stelle, wo er fällt, von dem körperlichen Auge wahrgenommen.

Wo kommt dieser Schatten her? Aus dem Licht kommt er nicht; denn im Licht gibt es keine Finsternis. Er kommt nicht aus dem Pfosten, nicht aus dem Erdboden, auch nicht aus der Luft; es ist unmöglich festzustellen, woher er kommt. Tatsächlich kommt er nirgends her. Wie könnte ein Nichts irgendwo herkommen, selbst wenn es erscheint? Wir können allerdings feststellen, wann die Erscheinung begann; in diesem Fall nämlich bei Sonnenaufgang; wir können ferner feststellen, daß sie durch einen Pfosten veranlaßt wurde. Allein festzustellen, wann eine Erscheinung beginnt, ist etwas ganz anderes, als einen Grund für dieselbe anzugeben. So verhält es sich mit allen Erscheinungen, welche die körperlichen Sinne wahrnehmen. Wir wissen, wann einige von diesen Erscheinungen zuerst auftraten; die Entstehungszeit anderer hingegen liegt so weit zurück, daß wir nichts darüber wissen. Keine von diesen Erscheinungen hat jedoch einen Entstehungsgrund.

Materie scheint zu sein oder wird von den körperlichen Sinnen wahrgenommen. Sie ist jedoch kein Ding und hat keinen Entstehungsgrund, wie aus den folgenden vernunftgemäßen Schlüssen hervorgeht: Im Geist ist keine Materie, noch ist im Geist je Materie gewesen. Daher ist die Materie nicht aus Geist hervorgegangen. Gott ist Geist, der einzige Schöpfer. Die Materie ist aus dem einzigen Schöpfer nicht hervorgegangen; folglich ist die Materie samt allen ihren Kundgebungen gänzlich unwirklich; sie ist bloße Erscheinung ohne Entstehungsursache. Desgleichen ist im Wirklichen keine Unwirklichkeit, und Unwirklichkeit kann daher nicht aus der Wirklichkeit entstanden sein. Die Materie nimmt ja allerdings die verschiedenartigsten Erscheinungsformen an; dies beweist jedoch nichts. In dem erwähnten Fall von dem Schatten erscheint das Nichts dunkel. Gibt es einen triftigen Grund, weshalb ein Nichts nicht ebensowohl hart oder weich, blau oder rot, schmerzhaft oder geschwollen erscheinen könnte und dennoch eine Nichts wäre, genau so, wie der Schatten ein Nichts ist?

Der Schatten ist mit der Wand in keiner Weise verbunden, ist kein Teil der Wand und ist nichts, selbst wenn er erscheint. Desgleichen stehen Sünde und Krankheit mit dem Menschen in keinerlei Verbindung und sind niemals ein Teil des Menschen. Sie gehören nicht einmal notwendigerweise den sterblichen Wesen an. Sie sind garnichts, obwohl sie erscheinen. Wir sollten Sünde und Krankheit niemals ruhig dulden und uns niemals dem Glauben hingeben, daß sie ein Teil von uns, ein Teil unseres Körpers, oder gar, daß sie wirklich seien. Der sterbliche Körper ist eine Annahme, und Krankheit ist eine andere, von der ersteren sehr verschieden, selbst wenn beide verbunden zu sein scheinen. Daher kann der Glaube an die Krankheit zerstört werden und die Annahme eines Körpers weiter bestehen bleiben, genau so, wie der Schatten von der Wand entfernt werden kann, diese aber stehen bleibt. Der Körper befindet sich dann ohne den Schatten oder die Annahme einer Krankheit in einem vollkommenen und harmonischen Zustand. Wir müssen fortfahren, theoretisch sowohl als praktisch die Unwirklichkeit der Sünde und der Krankheit zu verstehen und zu beweisen, bis diese Schatten verschwinden.

Schon dem Wesen Gottes nach kann weder die Materie noch das Übel von Ihm herstammen; und wenn sie nicht von Gott kommen haben sie eben nirgends einen Ursprung. Wenn sie einen hätten, wären sie wirklich. Wenn sie wirklich wären, würden sie auch ewig sein; Paulus aber sagt: „Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich.” Jesus sprach: „Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.” Ferner sagte er: „Das Fleisch ist nichts nütze.” Wenn Gott es geschaffen hätte, würde es zu etwas nütze sein; denn alles, was Er geschaffen hat, ist gut und wahr. Der Apostel Johannes sagte: „Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist. So jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. Denn alles, was in der Welt ist, des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibet in Ewigkeit.”

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