Der große Lehrer der Menschheit sagte: „Wer das Reich Gottes nicht empfähet als ein Kindlein, der wird nicht hineinkommen.” Warum sind Kinder so sehr empfänglich für die Lehren der Christian Science? Ist es nicht deshalb, weil Christian Science die Wahrheit ist und weil Kinder weniger Irrtümer zu verlernen haben als Erwachsene? Christian Science behauptet, daß Gott nur Güte ist, daß er daher seinen Kindern nur Gutes senden kann. Woher kommen aber Sünde, Krankheit und Kummer, wie wir sie um uns her sehen? Sind sie nicht dadurch entstanden, daß die Sterblichen aus Furcht, Unwissenheit oder Sünde Gott den Rücken kehren; weil sie kein wahres Vertrauen zu seiner Macht haben, sondern sich andere Götter errichten?
Als ich noch Mitglied einer der älteren Denominationen war, nahm ich ganz bestimmt an, daß man nur dann Götzendienst treibe, wenn man Bilder anbete, die aus Holz oder Stein verfertigt sind. Jetzt sehe ich ein, daß irgend etwas, worauf wir mehr Vertrauen setzen als auf Gott, ein Götze ist, sei es nun eine Pillenschachtel oder ein Konto auf der Bank. Hesekiel 14:3 heißt es: „Diese Leute hangen mit ihrem Herzen an ihren Götzen und halten ob dem Ärgernis ihrer Missetat.” Das erste Gebot lautet: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.” Was bedeuten diese einfachen Worte? All die herrlichen Verheißungen im 91. Psalm sind von gewissen Bedingungen abhängig. Im ersten Vers heißt es, daß „wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt, und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt,” sicher und geborgen ist. Im neunten Vers lesen wir: „Es wird dir kein Übels begegnen.” Warum? „Denn der Herr ist deine Zuversicht.” Bedeutet dies, daß wir unser Vertrauen auf menschliche, materielle Erfindungen setzen sollen, oder bedeutet es, daß wir das erste Gebot wörtlich nehmen müssen?
Der alttestamentliche Bericht über die Kinder Israel enthält ohne Zweifel die Erlebnisse eines Volkes; aber wir finden weit mehr in demselben, nämlich die Erlebnisse eines jeden von uns. Die Kinder Israel waren stets siegreich, wenn sie ihr Vertrauen auf den allmächtigen Gott setzten, wenn sie dem von Gott bestimmten Führer folgten, wie verzweifelt auch ihre Lage und wie trostlos auch ihre Aussichten sein mochten. Hingegen, wenn sie sich von Gott abwandten und ihre eigenen kleinen Götzen errichteten, wurden sie früher oder später vom Unglück ereilt. Ganz einerlei, wie schlimm es uns auch scheinbar gehen mag, sei es Krankheit des Geistes, des Körpers oder des Geldbeutels,— wenn wir uns nur ehrlich an Gott wenden, nach dem Beispiel unserer von Gott bestimmten Führerin Ihm ganz und gar vertrauen, indem wir alle Tage ehrlich, treu, geduldig und selbstlos arbeiten, dann wird in unserem Zustand sicherlich eine Wendung zum Bessern eintreten, bis wir uns zu dem vollen Lichte der Erkenntnis seiner unveränderlichen Liebe und Macht erhoben haben und froh und sicher den Felsen unter unsern Füßen fühlen. Wenn wir aber fortfahren, unser Vertrauen auf unsere eigenen oder auf anderer Leute jämmerliche Erfindungen (Götzen) zu setzen, so ernten wir Unzufriedenheit, Enttäuschungen und Unglück. Es mögen diese Folgen zwar lange auf sich warten lassen, aber sie werden sicherlich eintreten, und zwar genau in dem Verhältnis, wie wir unsere Götzen angebetet und denselben vertraut haben. Paulus sagt: „Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten. Denn was der Mensch säet, das wird er ernten.” Weil sich der fleischlich oder sterblich gesinnte Mensch unwissentlich von Gott, dem Guten trennt, befallen ihn Sünde, Krankheit und Leiden.
1. Mose 1 lesen wir: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut.” Warum wendet man sich dann nicht an Gott allein um Hilfe? Angenommen, ein breiter, erfrischender Strom fließt an meinem Haus vorüber, ich verschmachte vor Durst, habe kein Gefäß zum Schöpfen und ein liebevoller Freund reicht mir einen mit Wasser gefüllten Becher; angenommen, ich gebe das Vorhandensein des Flusses wohl zu, weigere mich aber, den Becher anzunehmen oder gar in denselben hineinzusehen, unter dem Vorwand, daß ich ihn für leer halte; angenommen, ich gehe dann mit einem Spaten in meinen Hinterhof, um mir einen Brunnen zu graben, obwohl ich da schon oft vergeblich gegraben habe, und komme dann jämmerlich um, weil ich wieder kein Wasser finde: was wird man von mir denken? Und doch handeln Tausende unserer Mitmenschen genau in derselben Weise. Eine große Anzahl derjenigen, welche jetzt Mitglieder unserer Christian Science Kirchen sind, gaben gerade noch zur rechten Zeit ihr Brunnengraben auf, schauten in den Becher hinein, ehe es zu spät war und fanden denselben mit dem Wasser des Lebens gefüllt. Sie tranken aus demselben und sind heute noch unter uns.
Wenn man nicht die Hartnäckigkeit des fleischlichen oder sterblichen Bewußtseins kennen würde, wäre es schwer zu verstehen, warum nicht ein jeder die Bibel und „Science and Health with Key to the Scriptures“ von Mrs. Eddy studiert. Über die ganze Welt verbreitet leben Tausende von angesehenen Leuten beiderlei Geschlechtes, deren Meinung auf jedem Gebiet Beachtung findet und die erklären, daß das Christus-Heilen, welches sechzehnhundert Jahre lang verloren war, nun wieder entdeckt worden und eine gegenwärtige Tatsache ist; daß die Kranken geheilt und die zerschlagenen Herzen verbunden werden. Christian Science ist mehr als ein System des körperlichen Heilens. Sie ist eine demonstrierbare Religion, eine Wissenschaft, welche jeder einzelne beweisen kann, der sie ehrlich studiert und der willens ist, Zeit, Mühe und das eigene Ich zu opfern. Ohne ein solches Opfer ist ja in keinem wichtigen Unternehmen ein Erfolg möglich.
Ein einfaches Beispiel dürfte wohl diesem oder jenem ernsten Forscher den Sinn meiner Worte klarer machen. Als ich vor ungefähr sieben Jahren begann, meine Kinder nach scientifischen (wissenschaftlichen) Grundsätzen zu erziehen, bekam meine älteste Tochter heftiges Zahnweh. Sie lag in großen Schmerzen auf ihrem Bett; ich saß neben ihr und versuchte, so weit es mir bei meinem begrenzten Wissen möglich war, die Gegenwart und Macht Gottes zu realisieren. Nach Verlauf einer Stunde ging es ihr nicht besser. Ich gab die Behandlung auf und sagte mir: „Ich habe ihr nicht geholfen, aber ich weiß, daß Christian Science die Wahrheit ist; daher liegt die Schuld an mir.” Unsere Führerin sagt im Lehrbuch „Science and Health,“ S. 411: „Fange deine Behandlung stets damit an, daß du die Furcht der Patienten beschwichtigst.” Und das hatte ich ganz vergessen. Ich behauptete sodann stillschweigend die Macht und Allgegenwart der göttlichen Liebe. Der Apostel Johannes erklärt: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die völlige Liebe treibet die Furcht aus.” Das Ergebnis dieser Realisierung war, daß der Schmerz binnen fünf Minuten aufhörte. Das Kind war eingeschlafen und die Heilung erwies sich als eine dauernde. Außerdem hatte ich gelernt, daß ich es mit einer Wissenschaft zu tun hatte, welche exaktes Studium erfordert.
Ich weiß, daß das Wort wahr ist: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan”; ich weiß, daß sich ein jeder auf die folgende Verheißung verlassen kann: „Fürchte dich nicht, Ich bin mit dir; weiche nicht, denn Ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.” Ist ein solch herrlicher Lohn wohl der Mühe wert?
