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Die Vernichtung des Übels.

Aus der Juli 1909-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vor vielen Jahren sagte der große Lehrmeister zu den Juden, die ihn tadelten: „Ihr suchet in der Schrift, denn ihr meinet, ihr habt das ewige Leben darinnen, und sie ist’s, die von mir zeuget.” (Nach einer neueren Übersetzung.) Unsere hochgeehrte Führerin sagt: „Die Schrift ist sehr heilig. Wir müssen darauf hinarbeiten, daß sie geistig verstanden werde („Science and Health,“ S. 547). Um dies tun zu können, müssen wir dem Geistigen unser Interesse zuwenden, und die Christus-Idee muß uns die Wahrheit eröffnen. Bloße menschliche Annahmen sind wertlos; unser Bestreben sollte sein, in unserem Studium der Bibel stets eine wichtige Wahrheit zu finden, damit diese uns anregen, damit sie uns und andere heilen möge; denn Heilung im wahrsten Sinn bedeutet jene Vergeistigung, die „den ganzen Menschen” gesund macht.

Im achten Kapitel des Evangeliums Matthäus lesen wir von der wunderbaren Heilung zweier wahnsinniger Männer. Markus und Lukas erzählen dieselbe Geschichte mit geringen Abweichungen, die der Aufzeichnung des Matthäus nicht notwendigerweise widersprechen. Allerdings erwähnen Markus und Lukas nur einen Mann; sie geben jedoch eine ausführliche Beschreibung der Heilung und erzählen, wie der arme, geplagte Mensch anfing, das vollkommene Ideal des Menschentums auszudrücken, welches nicht nur den Christus als Heiler erkannte, sondern den Befreier auch liebte und ihm überall hin zu folgen wünschte. Wir könnten noch länger bei dieser Geschichte verweilen und näher betrachten, wie die blinde Wut sogenannter materieller Kräfte — die wohl materielle Ketten, aber nicht die Fesseln der Sünde sprengen konnte — sich gegenüber der Majestät des in Jesu Christo zum Ausdruck kommenden göttlichen Geistes als machtlos erwies. Eine weitere herrliche Lehre gab uns der Meister, indem er darauf bestand, daß der Mann, welcher geheilt worden war, nach Hause zurückkehren sollte, um dort das Problem auszuarbeiten, das er wohl bisher vernachlässigt hatte. Er war nun zum Dienste fähig; er konnte die Wahrheit, die ihn geheilt hatte, in seinem Leben zum Ausdruck bringen und anderen von ihrer Macht erzählen.

Es hat jedoch diese Sache eine Kehrseite. Die Leute, welche von dem Begebnis hörten, interessierten sich weit mehr für einen Vorfall, den sie mit der Heilung des Mannes in Verbindung brachten, als für die Heilung selbst, und es ist eigentümlich, daß viele, die in unseren Tagen diese Geschichte lesen, deren wunderbare geistige Bedeutung über ihrem Interesse für das Schicksal der Herde Säue beinahe vergessen! Sie nehmen genau dieselbe Stellung ein wie die Feinde Jesu, welche ihn für die Vernichtung dieser Tiere verantwortlich zu machen suchten,— eine Anschauung, die durch die Tatsachen, wie sie im Lichte der Christian Science erscheinen, nicht gerechtfertigt wird. Jesus trieb die Annahme, daß das Übel Macht und Wirklichkeit habe, aus dem Bewußtsein des Mannes aus, und dies heilte ihn. Die Leute um ihn her glaubten ohne Zweifel an die Macht und Wirklichkeit des Übels, das den Mann zu beherrschen schien. Sie dachten sich das Übel als eine Wesenheit, die Vernunft und einen Namen habe,— ebenso wie heutigestags viele Leute über die mancherlei Krankheitserscheinungen denken. Wenn aber Jesus solcher Ansicht gewesen wäre, hätte er weder diesen Mann noch irgendwelche anderen Leute heilen können. (Siehe „Science and Health,“ S. 75.)

Diejenigen, welche an die Wirklichkeit des Übels glaubten, erwarteten natürlicherweise, daß dasselbe irgendwo hingehen werde, und dies schien sich wirklich zu ereignen. Viele der besten Ausleger der Bibel sind sich jedoch darüber einig, daß Jesus nicht für die Vernichtung der Säue verantwortlich gemacht werden kann; daß nur das Austreiben der Teufel — welcherart dieselben auch gewesen sein mögen — sein Werk war. Hingegen bestehen sie darauf, daß wenn die Heilung des Mannes die Säue als Opfer forderte, der Preis durchaus kein zu hoher war. Jesus sagte bei einer anderen Gelegenheit: „Wieviel besser ist nun ein Mensch denn ein Schaf?” Diese Geschöpfe wurden nur gefüttert, um geschlachtet zu werden; und dennoch baten die Leute den großen Heiler, „von ihrer Grenze” zu weichen, bloß weil eine Anzahl Säue verloren gegangen war und ungeachtet der Tatsache, daß ein Mitmensch Rettung gefunden hatte!

Dem Aberglauben jener Zeit gemäß waren Felsen, Bäume und Ströme mit unheimlichen, oft bösartigen Geistern bevölkert; ja man glaubte, daß manche derselben in Menschen und Tiere führen. Letztere Annahme ist leider dem erleuchtenden Einfluß des Christentums noch nicht ganz gewichen und macht sich bis in unsere Zeit da und dort bemerkbar. Der arme Mann, den Jesus geheilt hatte, war wohl ebenso abergläubisch wie seine Landsleute und glaubte, er sei von bösen Persönlichkeiten bewohnt gewesen, die sich nun einen neuen Aufenthaltsort aufsuchen müßten. Als die Vernunft wieder in ihm erwachte, kam es ihm begreiflicherweise vor, als ob die Gespenster seiner dunklen Träume in die Säue führen und im Meer (Symbol der sturmbewegten menschlichen Begriffe) zugrunde gingen. („Science and Health,“ S. 536.) Ihr Schicksal machte ihm jedoch keine Sorgen. Es war ihm nur darum zu tun, wie er am besten der ganzen Stadt verkündigen könnte, „wie große Wohltat ihm Jesus getan hatte.”

Nun mag aber jemand einwenden: „Die Säue gingen aber doch zugrunde, nichtwahr? Wie ist das zu erklären?” Wir werden keine weitere Erklärung versuchen, außer, daß wir das Ereignis als eine Veranschaulichung der Selbstzerstörung des Übels erkennen. Wir sollten vor allem unsere Aufmerksamkeit auf die wunderbare Heilung richten, denn sie stellt allen denjenigen, die an einen von Gott getrennten Geist glauben, dauernde Erlösung in Aussicht,— eine Erlösung, die den menschlichen Bedürfnissen so nahe kommt wie zur Zeit Jesu. Sollen wir uns der Gefahr aussetzen, unseren Teil an dieser Erlösung dadurch zu verlieren, daß wir uns von dem Christus, der Wahrheit abwenden, um die phantastischen Erscheinungen des Irrtums zu beobachten, wie derselbe von seinem sterblichen Aufenthalt vertrieben wird und in sein ursprüngliches namenloses Nichts stürzt? Sollten wir nicht lieber die säuischen Elemente fahren lassen und dem heilenden Christus folgen, wie er uns in der Christian Science aufs neue geoffenbart worden ist? Sollten wir nicht diese Erlösung, welche heute ebenso notwendig ist wie zu Jesu Zeiten, dadurch verkündigen, daß wir die Werke Jesu tun?

Hier dürfte wohl dieser oder jener fragen, warum die Vernichtung der Säue der Aufzeichnung dieser merkwürdigen Heilung beigefügt worden sei. Der Grund liegt klar zu Tage. Dieser Zusatz veranschaulicht sehr treffend, wie zäh der fleischliche Sinn an irdischen Gütern und an seinen eigenen, durch die Säue versinnbildlichten Leidenschaften hängt; wie derselbe zu jener Zeit und zu allen Zeiten, in denen der Materialismus vorherrscht, den Erlöser abweist. Ferner deutet diese Aufzeichnung hin auf den Kampf zwischen Wahrheit und Irrtum, auf den Gegensatz zwischen Geist und Materie. Die Priester im Tempel waren augenscheinlich ebenso blind wie die Besitzer der Säue und ihre Freunde. Wir sehen einerseits die Gleichgültigkeit gegen die Christus-Heilung, und andererseits das rege Interesse für alles, was die Sinne befriedigt. Es stellt diese Erzählung gleichsam die Frage an uns, ob wir bereit seien, all unsere üblen Annahmen in den Abgrund fahren zu lassen, und dem Christus mit bereitwilligem Gehorsam zu folgen; ob wir gerne den Anforderungen der Wahrheit gehorchen?

Sehr bemerkenswert ist noch, daß Jesus (der Aufzeichnung des Markus und Lukas gemäß) gleich nach dieser Heilung die Frau gesund machte, welche zwölf Jahre lang gelitten hatte, und daß er die Tochter des Jairus vom Todestraum erweckte. Die folgenden Worte unserer hochgeehrten Führerin kommen uns hier ins Gedächtnis: „Wir müssen die Behauptungen der Christian Science verstehen, den Aberglauben ablegen und die Wahrheit nach dem Beispiel Jesu demonstrieren („Science and Health,“ S. 149).

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