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Die Suche nach Spiritualität — Weltweit

Aus der Juni 1999-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Suche nach Spiritualität, wenn sie überhaupt je nachgelassen hat, erlebt weltweit ein Wiedererwachen. Mary Baker Eddy widmete ihr Lebenswerk, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, „den ehrlichen Suchern nach Wahrheit". Heutzutage kann man praktisch überall auf der Welt „ehrliche Sucher nach Wahrheit" finden.

Führend bei diesem Wiedererwachen sind nicht unbedingt Prominente und Personen mit akademischen Titeln. Die Sucher kommen aus allen spirituellen/religiösen Traditionen oder erforschen eigene neue Wege. Sie sind in Südafrika, Uruguay, Indien, den Vereinigten Staaten, Japan und Indonesien zu finden — und in jedem anderen Land.

Alle diese Sucher zeichnen sich aus durch ein Sehnen nach Wahrheit. Es ist daher ganz natürlich, dass der Herold, der dazu gegründet wurde, „die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden", diese Sucher unterstützt. So wollte der Herold einige dieser geistigen Sucher kennen lernen und sie unsern Lesern vorstellen. Unsere Reporter haben Gespräche geführt mit fünfzehn Denkern in aller Welt — Denkern, die ein breites Spektrum an geistigen Standpunkten vertreten.

Auf den folgenden Seiten finden Sie Auszüge aus unseren Gesprächen mit diesen geistigen Pionieren, die die verschiedensten Menschen umfassen — von einem evangelischen Pastor aus Schleswig-Holstein über einen Moslem aus Indonesien bis zu einem Christian Science Praktiker aus den USA.

Wir haben viel von diesen Menschen gelernt. So verschieden ihre geistigen Pfade auch sein mögen, sie haben etwas Wesentliches gemeinsam: eine tiefe Hingabe an den Schöpfer des Universums und an Seine Kinder in aller Welt. Die Verheißung, die für alle in dieser Hingabe liegt, erinnert die Herold-Mitarbeiter an Mary Baker Eddys Vision in Wissenschaft und Gesundheit:

„Der eine unendliche Gott, das Gute, vereint Menschen und Völker, schafft Brüderlichkeit unter den Menschen, beendet Kriege, erfüllt die Bibelstelle, Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst', vernichtet heidnische und christliche Abgötterei — alles, was in sozialen, bürgerlichen, strafrechtlichen, politischen und religiösen Gesetzen falsch ist, stellt die Geschlechter gleich, hebt den Fluch über den Menschen auf und lässt nichts übrig, was sündigen, leiden, was bestraft oder zerstört werden könnte" (S. 340).

Wir fragten Denker in aller Welt:
• Was war der Auslöser für lhre geistige Suche?
• Was bedeutet die Suche nach Spiritualität für Sie persönlich und für die ganze Menschheitsfamilie?
• Haben Sie schon einmal in einer Glaubenskrise gesteckt?
• Gehen geistige Sucher irgendwo einen gemeinsamen Weg?

Gespräche mit geistigen Denkern

ein Christlicher Wissenschaftler aus Südafrika

Frank Magwegwe studiert Christian Science seit 1993.

Magwegwe: 1993 hatte ich eine Menge Probleme. Ich wohnte damals bei meiner Tante in Johannesburg und ich war arbeitslos. Meine Tante war nicht in der Lage mir finanziell auszuhelfen. Ich befürchtete, dass ich wieder obdachlos werden könnte, da ich nichts zur Miete beisteuern konnte. Ich wusste nicht, wie es mit meinem Leben weitergehen sollte.

Während dieser Zeit sah ich eine Schaufensterauslage. Sie führte mich zu einem Christian Science Leseraum in der Innenstadt. Was mich bei dieser Auslage anzog, war ein Poster, auf dem von einem kleinen Jungen berichtet wurde, der von einem Baseball am Kopf getroffen worden war. Er bat darum, dass man seine Eltern von dem Vorfall benachrichtigte. Und sie kamen und holten ihn ab. Dann beteten sie gemeinsam wegen der Sache. Am folgenden Morgen erwachte er ohne irgendein Anzeichen, dass er von einem Ball getroffen worden war — und ohne die Nachwirkungen, die vorausgesagt worden waren.

Die Bibliothekarin im Leseraum begrüßte mich freundlich. Ich erzählte ihr von all meinen Problemen: dass ich nichts zu essen hatte und dass ich bald obdachlos sein würde. Ich erwartete eine Erwiderung wie: „Ach, da können wir vielleicht Arbeit für Sie finden oder eine Unterkunft oder wir geben Ihnen etwas Geld."

Doch sie erklärte mir nur ruhig, dass ich bereits eine Arbeit hätte, nämlich Gott widerzuspiegeln, und dass Gott uns nicht einfach erschafft und uns dann im Stich lässt. Er gibt uns alles, was wir täglich brauchen. Sie sagte mir etwas über Gott, was ich nicht wusste: dass Er liebevoll ist. Wir sind hier, um Ihn widerzuspiegeln. Sie erklärte mir, dass es noch andere Namen für Gott gibt wie Liebe, Wahrheit und Geist. Dann erwähnte sie, dass es ein wunderbares Buch gibt, das mich vielleicht interessieren würde. Sie lieh mir Wissenschaft und Gesundheit.

Ich ging nach Hause und fing an zu lesen. Zuerst verstand ich nichts. Doch ich las weiter. Und mein Leben begann sich zu wandeln. Ich verließ mich immer weniger auf mich selbst, sondern vertraute einfach auf Gottes Führung. Ich wusste, dass Er mich nicht leiden ließ: arbeitslos und ohne etwas zu essen. Was mich besonders beeindruckte, als ich das Buch zum ersten Mal aufschlug, waren Mrs. Eddys Worte in der ersten Zeile: „Für alle, die sich auf den erhaltenden Unendlichen verlassen, ist das Heute reich an Segnungen." Als ich das las, wusste ich, dass das auch auf mich zutraf. Ich wusste, dass mir dieser Gedanke helfen würde. In kurzer Zeit hatte ich das Buch ganz durchgelesen. Dann fragte mich jemand, ob ich daran interessiert wäre, Gemüse zu verkaufen. Ich sagte zu und tat das eine kurze Zeit und konnte so etwas Geld sparen. Nach einer Weile holte ich selbst auf dem Markt Gemüse, das ich weiter verkaufte. Ich las weiter in Wissenschaft und Gesundheit und lernte auch das Christian Science Vierteljahresheft mit den wöchentlichen Bibellektionen kennen. So fand ich Christian Science.

Herold: Bevor Sie etwas von Christian Science hörten, fühlten Sie sich da zu dem, was wir Spiritualität nennen, hingezogen?

Magwegwe: Nein, das kann ich nicht sagen. Ich ging früher in eine andere Kirche, doch deren Einstellung war ganz anders.

Herold: Christian Science war Ihnen also von Anfang an verständlich?

Magwegwe: Genau. Ich sagte mir: „Danach habe ich gesucht." Es war so natürlich und machte Sinn.

Ich erkannte, dass Gott uns zu dem führt, was über uns wahr ist. Wir alle tragen in uns die Fähigkeit, Gott zu kennen. Wir sind das Bild und Gleichnis Gottes. Also liegt es in unserer Natur, von Spiritualität angezogen zu werden.

Herold: Es muss nur etwas die Fähigkeit zur Spiritualität in uns erwecken?

Magwegwe: Ja. Es erweckt die Menschen auf unterschiedliche Weise. Das ist das Wirken des Christus überall auf der Welt, ob sich jemand dessen bewusst ist oder nicht.

Herold: Glauben Sie, dass die Menschen anderer Religionen das gleiche Gefühl für Spiritualität haben?

„Ich wusste, dass Gott mich nicht leiden ließ: arbeitslos und ohne etwas zu essen."

Magwegwe: Alle Religionen verbindet ein gemeinsames Band, und eine Erfahrung, die ich letzte Woche hatte, veranschaulicht das. Ich nahm mit einem Arbeitskollegen, der keiner bestimmten Konfession angehört, an einer Konferenz teil. Als wir zu Mittag aßen, sagte er etwas, was mir zeigte, dass jeder die geistige Eigenschaft besitzt, die ihn zu geistigen Dingen hinzieht. Er sagte: Auch wenn andere ihn als materiell sehen — als jemand, der aus Blut, Knochen usw. besteht —, so ist ihm doch klar, dass es seine Gedanken sind, die wichtig sind. Er sieht sich nicht als körperliches Wesen. Für mich war es das Wirken des Christus, das ihm das offenbart hat.

Herold: Glauben Sie, dass die Menschheit allgemein in ihrem Verständnis von Spiritualität Fortschritte macht?

Magwegwe: Ja. Es gibt Organisationen an der Universität von Johannesburg, die sich mit Spiritualität befassen. Sie interessieren sich für Fragen wie: „Warum sind wir hier? Was ist der Zweck unseres irdischen Daseins?" Die Tatsache, dass solche tiefen Fragen gestellt werden, zeigt, dass die Menschheit an Spiritualität zunimmt.

Herold: Was würden Sie jemandem raten, der seine Spiritualität entwickeln möchte?

Magwegwe: Man muss an dem Punkt beginnen, wo man sich fragt: „Was ist meine Beziehung zu Gott?" Das führt einen dazu, mehr über die Eigenschaften nachzudenken, die man zum Ausdruck bringt, anstatt sich nur mit dem Körper zu befassen.

Herold: Welche Berufslaufbahn haben Sie eingeschlagen, seit Sie Christian Science studieren?

Magwegwe: Nach dem Gemüseverkaufen ging ich ungefähr vier Jahre auf die Universität und erhielt 1997 mit Auszeichnung den Grad des Bachelor of Science in Finanzmathematik. Zur Zeit arbeite ich als Manager in einer Handelsbank in Johannesburg.

Frau Surjeet Maini gehört der Sikh-Religion an. Ihre Tochter ist Christliche Wissenschaftlerin.

Surjeet Maini: Ich wurde in eine Sikh-Familie in Pakistan hineingeboren. 1947, als Pakistan gegründet wurde, gingen wir nach Indien. Der größte geistige Einfluss in meinem Leben waren meine Großeltern. Ich hatte eine sehr enge Beziehung zu ihnen, und ich habe immer gewünscht, so wie sie zu sein. In jeder Lage in guten und schlechten Zeiten waren sie immer fröhlich. Sie klagten nie.

Herold: Ihre heilige Schrift wird „Gurbani" genannt?

Maini: Guru Granth Sahib ist der Name unseres heiligen Buches und Gurbani sind die Schriften verschiedener Gurus und Heiliger [wie wir sie nennen]. Jene Gurus glaubten an einen Gott und daran, dass jeder von uns einen Funken von Gott hat. Wir werden alle von der Macht Gottes angezogen. Jeder von uns wird von dieser Macht oder Energie Gottes erhalten. Wir glauben, dass der menschliche Körper nichts ist. Er ist aus Lehm geformt und wird wieder zu Lehm werden.

Wenn ich Frieden suche, wende ich mich an meinen Gurbani. Als ich meinen Mann verlor, war ich niedergeschmettert. Der Gurbani richtete mich wieder auf.

Herold: Gibt es eine Stelle in Ihrer Schrift, die Ihnen be sonders geholfen hat?

Maini: Das ganze heilige Buch enthält die gleiche Botschaft, nämlich dass diese Welt eine Illusion ist. Was von Dauer ist, sind unsere ethischen Werte und dass Gott in uns zum Ausdruck kommt.

Herold: Ich weiß, dass Sie regelmäßig meditieren. Können Sie mir sagen, was dabei vor sich geht?

Maini: Ich habe eigentlich erst kürzlich mit dem Meditieren be gonnen. Meine Schriften und mein Gurbani sagen, dass ich über Gottes Namen meditieren soll. Meditation bedeutet, dass man an nichts anderes denkt als nur an Gott. Ich bete um Gottes Gnade und Er gibt mir Frieden, Freude und Glückseligkeit. Danach beunruhigt mich der Aufruhr in der Welt nicht mehr, er erscheint so vergänglich. Diese Meditation gibt einem geistige Stärke.

Herold: Wie würden Sie Spiritualität definieren?

Maini: Unsere Bemühungen uns mit der Liebe Gottes zu verbinden — das ist Spiritualität.

Herold: Was ist Ihrer Ansicht nach das größte Hindernis für geistiges Wachstum?

Maini: Es ist die Neigung, uns an materielle Dinge zu hängen. Die fünf Feinde des Menschen sind Begierde, Ärger, Habsucht, Gebundensein und vor allem das Ego. Das Ego ist die größte Illusion.

Herold: Glauben Sie, dass die Menschen weiter geistig wachsen, selbst nach dem Tod?

Maini: Meine Religion sieht den Tod nur als einen Kleiderwechsel an. Der Geist stirbt niemals.

Herold: Sie erwähnten, dass Ihre Tochter Christliche Wissenschaftlerin ist. Tauschen Sie Ideen miteinander aus?

Maini: Ja. Sie hat mir regelmäßig den Christian Science Sentinel geschickt. Immer wenn ich darin las, verstand ich, dass wir alle die Kinder des gleichen Gottes sind.

Herold: Glauben Sie an geistiges Heilen?

Maini: Ich glaube, dass man geistig geheilt werden kann. Wenn man an Gott denkt, hat man nicht den Körper, Schmerzen und Krankheit im Bewusstsein. Ich persönlich bin viele Male ohne Medizin geheilt worden.

Herold: Wenn jemand zu Ihnen sagen würde, er habe seine geistige Orientierung verloren, was würden Sie ihm sagen?

Maini: Ich würde sagen: „Sie können zu Gott beten, um Glauben, Liebe und Hingabe zu finden. Gott wird Sie auf den Pfad der Hingabe und Liebe zurückführen."

Herold: Meinen Sie, dass jemand religiös sein muss, um geistig zu sein?

Maini: Religion ist nicht dasselbe wie Geistigkeit. Als die Religionen begannen, war es das Ziel, geistig zu sein. Doch in einigen Fällen änderte sich das. Ich kann mir nicht vorstellen, wer leben könnte, ohne geistig zu sein! Woher nimmt man die Kraft, um mit den täglichen Turbulenzen fertig zu werden? Es gibt eine Mahct, die für uns sorgt. Wir sind wie ein Kind, das zwischen seinen Eltern läuft. Das Kind fühlt sich so geborgen, weil es weiß, da ist jemand, der es an die Hand nimmt. Es weiß, dass es nicht in der Menschenmenge verloren gehen wird. Wenn wir geistig sind, wissen wir, dass Seine Hand uns festhält. Wir gehen nicht verloren.

„Ich bete um Gottes Gnade und Er gibt mir Frieden, Freude und Glückseligkeit."

Herold: Was ist das allgemeine Klima in Indien in Bezug auf Spiritualität?

Maini: Die Menschen in Indien — ganz gleich, welcher Religion sie angehören — an Spiritualität. Es gehört zu unserer Kultur. Gott ist wichtig für uns.

Herold: Möchten Sie noch etwas hinzufügen?

Maini: Ich möchte nur sagen, dass ich noch immer lerne. Und ich bete zu Gott, dass ich das Richtige gesagt habe. Ich bemühe mich ehrlich zu sagen, was ich über mich denke und fühle.

Dr. Abdul Syukur ist Sekretär der Abteilung für vergleichende Religionswissenschaft des Staatlichen Instituts für islamische Studien in Bandung, Indonesien. Dr. Syukur ist praktizierender Moslem, unterrichtet jedoch Buddhismus am Institut.

Syukur: Ich bin daran interessiert, andere Religionen zu studieren, da es in Indonesien so viele gibt. Ich weiß, was der Islam ist, was der Buddhismus ist und was das Christentum ist. Und ich habe habe festgestellt, das alle diese Religionen einen gemeinsamen Nenner haben. Ich glaube, dass wir uns alle gegenseitig respektieren können.

Herold: Glauben Sie, dass alle Menschen einen geistigen Sinn haben, ob sie jetzt Moslems, Christen, Buddhisten oder sonst etwas sind?

Syukur: Ja, wir alle haben den gleichen Kern der Spiritualität.

Herold: Was sind einige Hauptmerkmale des Islam?

Syukur: Der Islam besteht aus sechs Grundsätzen: dem Glauben an nur einen Gott, an die Engel Gottes, an die Bücher Gottes, an die Propheten Gottes, an das Jenseits und an Gottes Vorherbestimmung des menschlichen Lebens.

Herold: Hat das Wort Allah die gleiche Bedeutung wie unser Wort Gott?

Syukur: Ja, das könnte ich wohl sagen. Ich glaube, dass es nur einen Gott gibt, ganz gleich, welche Religion über Ihn spricht.

Herold: Würden Sie sagen, dass es eine zentrale Aufgabe der Religion ist, die Spiritualität des Einzelnen zu vertiefen?

Syukur: Ja. Aber es reicht darüber hinaus. Wir müssen die Spiritualität im Leben, im täglichen Leben, vertiefen.

Herold: Wollen Sie damit sagen, dass die Spiritualität uns hilft, unser tägliches Leben zu verbessern?

Syukur: Ja, genau.

„Wir müssen die Spiritualität in unserem Leben vertiefen."

Herold: Wie studieren Sie als Moslem den Koran?

Syukur: Der Koran ist unser heiliges Buch. Wir glauben, dass er Gottes Offenbarung ist. Der Koran leitet das tägliche Leben der Moslems. Er hilft Spiritualität zu entwickeln. Traditionsgemäß lesen und studieren wir den Koran im Familienkreis oder in der Moschee.

Herold: Wie hat das Verständnis von Gott Ihr Leben geprägt?

Syukur: Ich glaube, dass Gott uns nach Seinem Plan geschaffen hat. Er bestimmt unser Leben. Unsere Pflicht ist es, Gottes Vorschrift für unser Leben zu gehorchen.

Herold: Welche Botschaft möchten Sie Ihren Kursteilnehmern im Institut ganz besonders ans Herz legen?

Syukur: Ich wünsche mir, dass sie andere Religionen schätzen lernen. Wir sollten einander achten, einander respektieren. Aus diesem Grunde lege ich den Teilnehmern nahe andere Religionen kennen zu lernen. Ich besuche mit ihnen manchmal die Gottesdienste und Vorträge der Christian Science Vereinigung in Bandung. Außerdem bin ich daran interessiert, eine Art Forum oder Gemeindeorganisation zu gründen, wo viele verschiedene Religionen gemeinsam offen über ihre Probleme sprechen und sie lösen können.

Herold: Da arbeiten Sie auf ein wunderbares Ziel hin.

Während des Zweiten Weltkrieges schloss sich Leif Hovelson der Bewegung der Moralischen Aufrüstung an. Sein Buch über Vergebung war ein wichtiger Faktor beim Aufbau des Nachkriegs-Europas.

Hovelsen: Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war ich siebzehn. Norwegen wurde von Hitler-Deutschland besetzt und wir hatten plötzlich unsere Freiheit verloren. Wir erfuhren, wie es ist, wenn die nationale Integrität und die menschliche Würde verletzt werden.

Ich wurde von einem Freund verraten. Die Gestapo umzingelte unser Haus und stürmte es. Sie legten mir Handschellen an und brachten mich ins Hauptquartier. Danach war ich vier Monate in Einzelhaft und dann anderthalb Jahre in Konzentrationslagern. Nach drei Monaten erfuhr ich, dass mein Name auf einer Liste von Leuten stand, die für eine Hinrichtung vorgesehen waren. Es mag seltsam erscheinen, aber ich begann damals etwas so Großartiges zu spüren wie nie zuvor — Spiritualität. Wenn man am tiefsten Punkt angekommen ist, fängt man an, den Himmel zu suchen.

Anderthalb Jahre lang lebte ich unter der ständigen Bedrohung jederzeit hingerichtet werden zu können. Gott wurde zu einem geschätzten Fundament meines Lebens. Er stärkte mich jeden Tag bei allem, was ich durchzustehen hatte.

Später wurde das Land befreit und wir kamen aus den Lagern heraus. Die Widerstandsbewegung, der ich angehörte, musste eine Menge Aufgaben übernehmen. Eine davon war die Bewachung von Gefangenen, der früheren Gestapo. Ich hatte den Hof von Schloss Akershus in Oslo zu bewachen. In diesem Gefängnis saß der Gestapo-Wärter, der mich gefoltert hatte.

Eines Tages, als ich in den Bergen in der Nähe meiner Wohnung spazieren ging, blitzte ein Gedanke in mir auf. Ich wusste, dass er nicht von mir hatte kommen können. Der Gedanke war, dass ich auf meiner nächsten Wache den Gestapo-Mann sehen und ihm sagen würde, dass ich ihm vergab für das, was er mir angetan hatte, und dass ich keine Anklage gegen ihn erheben würde. Dieser Gedanke war ein innerer moralischer Befehl und er erschütterte mich. Doch ich wusste, dass ich es tun musste.

Herold: Eine geistige Forderung?

Hovelsen: Richtig. Es war eine göttliche Inspiration und ich akzeptierte sie. Zu Hause erzählte ich meiner Mutter davon. Sie unterstützte mich und sagte, ich sollte dem Gestapo-Mann sagen, dass sie für ihn betet.

„Anderthalb Jahre lang lebte ich unter der ständigen Bedrohung jederzeit hingerichtet werden zu können."

Als ich das nächste Mal Dienst hatte, rief ich ihn aus der Zelle zu mir und sah ihm direkt ins Gesicht. Natürlich erkannte er mich. Ich sagte: „Was Sie mir angetan haben, habe ich Ihnen vergeben und ich werde auch keine Anklage vor Gericht gegen Sie erheben. Meine Mutter lässt Sie wissen, dass sie für Sie betet." Dieser große Mann sagte keinen Ton. Plötzlich fing er an zu zittern und ich führte ihn in seine Zelle zurück. Ein Jahr später wurde er nach norwegischem Gesetz zum Tode verurteilt und hingerichtet. Einige Tage darauf erfuhr ich, dass er vor seinem Tod darum gebeten hatte, die heilige Kommunion zu empfangen.

Aus der Sicht der Ewigkeit hatte sich irgendwie für mich plötzlich das Thema erledigt, dass die Deutschen schlecht und die Norweger gut seien. Ich dachte: „Wer bin ich, dass ich die Deutschen zur Hölle verurteile und die Norweger in den Himmel schicke?" In dem Moment nahm Gott den Samen des Hasses aus meinem Herzen und ersetzte ihn durch den Samen der Liebe. Durch göttliches Eingreifen bekam ich Mitgefühl für die Deutschen.

Herold: Und das hat Ihnen ein besseres Lebensgefühl gegeben?

Hovelsen: Ja. Es hat mir Freiheit gegeben. Es hat mir meine Verbitterung und meinen Hass genommen. Es hat mir ein wunderbares Geschenk gegeben das Verständnis, dass nicht Furcht oder Not unserer Beziehung zu Gott zugrunde liegt, sondern eine tiefe innere Liebe, die gottgegeben ist. Diese auf Liebe gegründete Beziehung ist für mich der Kern des spirituellen Lebens. Ohne sie kann ich nicht leben. Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch die fürs tägliche Leben nötige Führung und Einsicht empfangen kann. Jeder hat die Gelegenheit, das zu empfangen, wenn er bereit ist den Preis dafür zu zahlen — Disziplin und Bereitschaft zu zeigen sich als Instrument Gottes benutzen zu lassen.

Herold: Ein Instrument in Gottes Orchester?

Hovelsen: Richtig. Ich sehne mich danach, jeden Menschen als Instrument der Versöhnung benutzt zu sehen, als Instrument der Wahrheit, das Gottes Liebe sichtbar macht.


Christian Schreiber: Ich selber bin in Finnland groß geworden, obgleich wir Auslandsdeutsche sind, und meine Eltern waren praktizierende Katholiken. Später bin ich, als ich nach Deutschland kam, durch meinen Lehrer in die evangelische Kirche gekommen, der mich einlud, und ich fühlte mich im Kreise der evangelischen Kirche wohl, obgleich ich nichts gegen die katholische Kirche hatte.

Ich bin dann zum Militär gegangen, mit neunzehn Jahren. Ein Kamerad von mir war Baptisten-Missionar und der sah, dass ich eine Bibel auf dem Tisch hatte und ich wusste eigentlich gar nicht mal, was Baptisten sind. Und so habe ich auch die Geistigkeit dieser Menschen kennen gelernt und mit in mich aufgenommen.

Mich bewegte der Gedanke immer mehr: Ist das richtig, dass wir übereinander schlecht sprechen, dass wir einander in gewissem Rahmen verfolgen. Das ist nicht die richtige Geistigkeit, die Christus von uns erwartet!

Ich bin dann später Pastor geworden nah dem Kriege. Ich habe mich im evangelischen Raum bewegt, ich habe mich im baptistischen Raum bewegt, im pfingstlerischen Raum. Ich fühlte mich überall dort zu Hause, ich war interessiert, mehr vom Christus zu erfahren und war Christus im Menschen bei uns überall erreicht hat.

Herold: Was gibt Ihnen den Wunsch, auf Menschen anderer Glaubensrichtungen zuzugehen?

Schreiber: Das Gebet Jesu aus Johannes 17:20, 21, wo Jesus betet: „Damit sie alle eins seien ..., damit die Welt glaube." Da betet also Jesus um eine Welt, nicht um eine bestimmte Religion. Wir müssen bereit sein, offen zu sein für alles, was Christus auf Erden in Menschenherzen gewirkt hat.

Herold: Wie definieren Sie denn Spiritualität?

Schreiber: Dass man offen ist für Gott, aber nicht gebunden ist an den Ausdruck einer gewissen Religiosität an ein Dogma. Ich habe als junger Geistlicher damals das Buch von Mary Baker Eddy ( Wissenschaft und Gesundheit) gelesen, es hat mich tief beeindruckt, sehr tief. Und ich hatte dann immer schon im Hinterkopf, ich will mehr von dieser Sache wissen. Gerade die Spiritualität des Glaubens, Heilung durch Glauben.

So bin ich mit der Christian Science Kirche in Verbindung gekommen und tief berührt worden. Ich hab Stunden um Stunden Wissenschaft und Gesundheit gelesen und es hat mich sehr beeindruckt. Und ich hab gesagt: „Wunderbar, Herr Jesus, das du so etwas ins Leben gerufen hast." Dasselbe sage ich von Wesley, das sage ich von Luther, das sage ich von den andern.

Herold: Sehen Sie eine weltweite Suche nach Geistigkeit?

Schreiber: Fast alle Menschen sind auf der Suche, auch wenn jeder eine andere Bezeichnung für Gott hat. Gottes Ziel ist das Reich Gottes in allen Menschen aufzurichten.

Herold: Kann man das so sehen, dass Christus an die Tür jedes Herzens anklopft?

Schreiber: Ja. Und die Heilungen, die wir erleben, die geschehen ja letztlich im Namen Jesu Christi. Das ist die spirituelle Kraft, durch die diese Wunder überhaupt möglich sind. Da, wo Ärzte nichts mehr können, da ist es die spirituelle Kraft, die heilen kann. Daher konnte auch Mary Baker Eddy ihre Kirche errichten und so viele Menschen heilen.


Monsignore Pablo Galimberti: Die spirituelle Dimension ob sie nun vergessen, unterdrückt oder gut ausgeprägt und entwickelt ist ist immer latent in uns vorhanden. Notwendig ist vor allem, dass wir mit größter Aufmerksamkeit auf die Zeichen achten, die Geist uns jeden Augenblick schickt. Wenn wir diese Dimension wachsen lassen, wird sie zum Dreh- und Angelpunkt und zur Quelle der Sinngebung im Leben. Unsere Rückkehr zu den „geistlichen Dingen" ist wie ein „Heimkommen".

Herold: Welche Auswirkung hat Spiritualität auf Ihr Leben gehabt?

Galimberti: Alle Menschen, auch Atheisten oder Uninteressierte, machen in irgendeiner Form eine spirituelle Erfahrung, doch sie haben verschiedene Fenster, durch die sie diesen Ausblick betrachten. Manchmal wird solche Erfahrung „Bewusstsein" genannt und wir lauschen, wenn es zu uns spricht. Oder wir nennen diese Erfahrung „Herz" oder „Intuition". Aus meiner christlichen Perspektive habe ich gelernt diese innere Welt als den Ort anzusehen, wo ich Gott finden kann, das ewige Du, das mit Liebe auf uns schaut.

Herold: Warum ist Spiritualität wichtig für Sie? Wie hat sie Ihren Charakter geformt?

Galimberti: Durch Spiritualität bin ich imstande meine Instinkte, Gedanken, Energien und Gefühle zu läutern und zu heben. Ich bitte Gott, dass Er meine Spiritualität dazu benutzt die Dunkelheit in der Welt heller zu machen, anderen dabei zu helfen Ihn zu entdecken.

Im Alter von achtzehn Jahren antwortete ich dem Herrn, dass ich Ihm folgen würde. Seit der Zeit ist „Spiritualität" etwas Konkretes für mich. Es ging darum, mit ganzem Herzen und mit meinem ganzen Leben Jesus zu folgen. Spiritualität nahm auch eine Form von Leiden und von Kreuz an. Ich erkannte: Um zu lieben, muss ich alles weggeben. Darum stellte die Spiritualität auch jeden Tag mehr Anforderungen an mich und kam mir näher. Ich denke dabei an die Worte des Johannes: „Das Wort ward Fleisch"!

Herold: Gibt es eine Stelle in der Bibel, die einen besonderen Platz in Ihrem Herzen einnimmt?

Galimberti: Viele Passagen im Evangelium bewegen mich, wenn ich sie erforsche und sie im „Heute" meiner Geschichte Gestalt anehmen lasse. Jede Bibelstelle kann für mich ewiges Leben, Läuterung, unvergängliche Hoffnung und erneuerte Liebe bedeuten.

Herold: Besitzen wir alle etwas, was es uns ermöglicht auf geistliche Dinge, die Dinge Gottes, anzusprechen?

„Gott suchen wir, weil wir Ihn schon gefunden haben."

Galimberti: Davon bin ich fest überzeugt. Wir alle verspüren den Durst, der uns zur Quelle führt. Das Unendliche erleben wir, weil wir es in uns haben. Gott suchen wir, so sagt Pascal, weil wir Ihn schon gefunden haben. Der Sohn trägt in seiner Seele die Sehnsucht nach dem Vater. Und wenn wir in Not und Angst sind, können wir auch sagen, dass wir dem verlorenen Sohn gleich sind, der, veranlasst durch seinen „Hunger" oder seine Leere, eine Suche nach Gott beginnt.

Issho Fujita: Als ich in Japan Kinderpsychologie studierte, lernte ich jemanden kennen, der mir empfahl Zen-Meditation zu praktizieren. Und je mehr ich dies praktizierte, umso mehr spürte ich, dass ich es nicht nur nebenbei, sondern vollzeitig tun musste. Schließlich verließ ich die Hochschule und ging in ein Kloster in Japan. Es war ein ganz einzigartiger Buddhisten-tempel, wo der Schwerpunkt auf Selbstversorgung im Sinne von Zen lag. Wir bauten Reis und Gemüse an und stellten Soya Sauce und anderes her. Sechs Jahre war ich dort. Ich hatte vorher ein sehr ausgefülltes Studentenleben gehabt, aber ohne einen Fokus. Mein Studium des Buddhismus war ganz anders. Und es fiel mir schwer mich an die Disziplin zu gewöhnen. Aber tief in meinem Herzen wusste ich, dass das etwas war, was ich brauchte, und ich spürte einen Frieden in mir.

Herold: Wie würden Sie den Buddhismus beschreiben?

Fujita: Der Buddhismus kann im wesentlichen in einer sehr einfachen Formulierung, den so genannten „Vier Edlen Wahrheiten" zusammengefasst werden. Die vierte Wahrheit zeigt den Weg zur Aufhebung des Leidens und der Erreichung des „Nirwana". Sie wird der „Edle Achtfache Weg" genannt.

Herold: Könnten Sie diesen Weg etwas näher beschreiben?

Fujita: Als erstes muss man „rechte Anschauung" Praktizieren. Dann rechtes Denken, rechtes Reden, rechtes Handeln usw. Es ist eine Richtschnur für ein rechtschaffenes Leben. Durch das Praktizieren des Buddhismus bemühen wir uns eine ichbezogene Anschauung zu korrigieren und eine richtige Anschauung zu erlernen.

Herold: Glauben die Anhänger des Buddhismus an Gott?

Fujita: Jeder benutzt das Wort Gott auf andere Weise. Im Buddhismus haben wir keinen Schöpfer [der materiellen Universums], weil sich im materiellen Universum alles wandelt. Wir sind nicht der Auffassung, dass in dieser Welt irgendetwas von Dauer ist.

Herold: Wie sieht Ihr Begriff von Spiritualität aus?

Fujita: Das Wichtigste für mich im Zusammenhang mit Spiritualität ist die tiefe Erkenntnis, dass es etwas jenseits meines kleinen „Ich" gibt, das mich lebendig macht. Eine universale Kraft wirkt, nicht nur außerhalb von mir, sondern auch in mir. Diese Kraft lässt die Blumen erblühen, bringt den Regen hervor, erhält die Menschen am Leben. Sie durchdringt das ganze Universum. Sie ist so groß, das wir sie nicht als Objekt erkennen können. Aber wir können sie erleben.

Herold: Was Sie als diese Kraft beschreiben, hört sich an wie das, was einige Menschen Gott nennen.

Fujita: Ja. Wenn ich in der Bibel lese, kann ich mit vielem übereinstimmen. Zum Beispiel, wenn Gott sagt: „Ich werde sein, der ich sein werde", und „Wohin soll ich fliehen vor deiner Gegenwart" (2. Mose 3:14 und Ps 139:7). Diese Ideen deuten daraufhin, dass wir aus dieser Kraft nicht herauskönnen. Wir müssen uns für die Wirklichkeit öffnen, dass es eine Dimension jenseits dieses kleinen Ich gibt und dass diese Dimension uns Leben gibt.

Herold: Würden Sie sagen, dass jede der verschiedenen Religionen der Welt auf eigene Weise die Menschen zur Wirklichkeit erweckt?

Fujita: Ja. Diese verschiedenen Religionen oder Wege der Spiritualität versuchen die Menschen aus ihrem Traum zu erwecken und ihnen zu helfen ein Leben auf der Basis der Wirklichkeit aufzubauen.

Herold: Glauben Sie, das jeder Mensch auf der Welt imstande ist geistig zu sein und auf die geistige Kraft in seinem Leben zu lauschen und sich von ihr führen zu lassen?

Fujita: Ja, alle haben Ohren, um auf sie zu lauschen. Allerdings müssen wir uns darauf vorbereiten. Wir müssen für den Gast Platz schaffen. Es ist ein sehr stiller Gast, deshalb müssen wir stille sein.

„Wir bemühen uns eine ichbezogene Anschauung zu korrigieren und eine richtige Anschauung zu erlernen."

Norma Aleandro: Ich glaube, dass Spiritualität immer existiert hat, doch heute sind wir besser darüber informiert. Spiritualität stellt sich heute als Gegengewicht dar in einem Leben, das in gewisser Weise trostlos ist, ein Leben, das so schnelllebig und vom Materialismus bestimmt ist. Luxus, materieller Erfolg und finanzielle Errungenschaften werden als das Erstrebenswerte im Leben erachtet. Doch der Mensch als Ganzes ist so viel mehr als Körper und Materie.

Herold: Denken Sie jemals über die Existenz eines höchsten Wesens nach, das man Gott oder ähnliches nennen könnte?

Aleandro: Vor Jahren habe ich mich von meiner Kirch abgewandt und ich habe fälschlicherweise geglaubt, dass ich damit auch aufhörte an Gott zu glauben. Doch später hatte ich Offenbarungen, die zeigten, dass dem nicht so war. Ich habe wunderbare Erlebnisse gehabt, wo ich mich völlig versorgt fühlte von jemand viel Höherem als wir selbst.

Herold: Wir alle brauchen einen Zufluchtsort, wo wir uns mental sicher fühlen. Finden Sie das auch?

Aleandro: Ich brauche so einen Ort, wo ich Harmonie und Frieden spüre, innerlich und äußerlich. Ich bin ständig auf der Suche danach. Wenn etwas aus dem Gleichgewicht gerät, in mir oder um mich herum, versuche ich es auszugleichen.

Herold: Gibt es einen Text, der Ihnen viel bedeutet?

Aleandro: Vor Jahren habe ich einen Spruch im Tao gefunden, und ich habe ihn wohl mehrere hundertmal gelesen. Ein Teil davon lautet:
Vor dem Empfangen
steht das Geben.. .. (Das Tao von Lao-tse, Kapitel 36)

Ich habe das Tao jahrelang gelesen ohne es zu verstehen, und seine tiefste Bedeutung habe ich heute noch nicht verstanden. Aber ich erahne, was es heißt, dass man nicht empfangen kann ohne erst zu geben. Ich habe mich immer für mein Tun verantwortlich gefühlt und halte nichts davon anderen die Schuld zu geben. Deshalb klingen diese Zeilen so wahr für mich.

Herold: Sehen Sie, dass die Menschheit geistig voranschreitet?

Aleandro: Seit Urzeiten hat der Mensch immer eine immense spirituelle Welt gehabt. Spiritualität kann also nicht gewonnen oder verloren werden, weil sie schon Teil unserer Natur ist. Die Menschheit geht durch Perioden, die mehr geistig, und andere, die mehr materialistisch ausgerichtet sind. Es gibt Sodoms und Gomorrhas, doch Spiritualität endet damit nicht. Spiritualität ist ein wesentlicher Faktor des Universums. Sie existiert und kann nicht enden.

„Ich habe wunderbare Erlebnisse gehabt, wo ich mich völlig versorgt fühlte von jemand viel Höherem als wir selbst”.

Rosie Rosenzweig: Die Suche nach Spiritualität dauert ein Leben lang an. Wir begegnen der Spiritualität, wenn wir etwas tun oder an etwas teilhaben, was größer ist als wir selbst. Das kann geschehen, wenn man im wahrsten Sinne „empfängt". Die Wurzel des hebräischen Wortes Kaballa (esoterische Schriften über jüdischen Mystizismus) bedeutet „empfangen". Zu empfangen kann Sich-Umwandeln bedeuten. Am schwersten ist es, Ärger in Verständnis umzuwandeln. Doch diese Umwandlung ist wichtig für den geistigen Weg.

Herold: Sie haben das in Ihrer eigenen Familie erlebt. Können Sie uns davon erzählen?

Rosenzweig: Es geht hier um meinen Sohn. Auf seinem Bar-Mizwa hat er eine so wunderbare Rede gehalten, dass ich dachte, er könnte ein guter Rabbiner werden. Doch Jahre später wurde er stattdessen Buddhist! Manchmal steigen unsere Kinder wie die Zukunft vor uns auf und fordern uns heraus. Und wenn es solche Meinungsverschiedenheiten mit jemandem gibt, den wir inniglich lieben, müssen wir diese Herausforderung akzeptieren. Bei mir war es so, dass ich mich mit ihm aussöhnen musste. Ich musste mit ihm gehen und seine buddhistischen Lehrer kennen lernen.

Herold: Und Sie erkannten in diesem Augenblick das Spirituelle in einem anderen Glauben, in einer anderen Religion?

Rosenzweig: Ja, wir alle haben das, was ich die „Metapher" unserer eigenen Religion nenne. Ich fühle mich mit der hebräischen „Metapher" wohl, weil ich gelernt habe, die Metaphern in Gedichten und jetzt auch in anderen Religionen zu lesen.

Herold: Sehen Sie Ihre Spiritualität als Ausdruck Ihrer religiösen Tradition oder als Ergebnis Ihrer persönlichen Suche?

Rosenzweig: Es könnte das eine oder andere sein oder beides. Ich habe nie in dem Glauben an mein jüdisches Erbe geschwankt. Ich habe immer an „Einheit" geglaubt.

Herold: Wann haben Sie zum ersten Mal in Ihrem Leben Spiritualität erlebt?

Rosenzweig: Als ich meinen Mann kennen lernte. Bis dahin hatte ich immer eine feste Vorstellung gehabt, was für eine Person ich kennen lernen möchte. Damals war ich im zweiten Studienjahr an der Wayne State University in Detroit. Einen Tag nach unserer ersten Begegnung war ich auf dem Weg ins Seminar und hatte ganz stark das Gefühl, dass dies Führung war. Ich dachte: „Dies ist für mich bestimmt." Und ich war in Frieden mit dem Universum.

Mein Mann behauptete, er sei Atheist, und spöttelte damals über diesen Gedanken. Doch jetzt tut er es nicht mehr. Er denkt: „Sie hat wohl doch recht."

Herold: Könnten Sie uns vielleicht ein Beispiel geben, wie ihr Leben durch Spiritualität geprägt worden ist?

Rosenzweig: Es ist größtenteils in meinen Gedichten enthalten. Sie sind das Werkzeug meiner Umwandlung. Meine Worte gehen vor mir her, um mir meine Erfahrung verständlich zu machen.

„Ich musste mich mit meinem Sohn aussöhnen."

Herold: Würden Sie uns etwas aus einem Ihrer Gedicht vorlesen?

Rosenzweig: Sehr gern. Das Folgende ist aus meinem Gedicht „Das

Alephbet des Gebets"*. Es beschreibt die Geschichte geistiger Stille und endet so:

Gib mir die Kraft des ersten Aleph,
Den lautlosen Laut vor dem ersten Wort,
Das erste Wort, das Wind war,
Und die erste Stille
Vor meiner langen Reise hin zum Sinn.

*„Alephbet" ist das hebräische Wort für Alphabet; „Aleph" ist der erste Buchstabe des hebräischen Alphabets und ist ein stummer Buchstabe.

Walter Robinson: Ein Projekt, an dem ich gegenwärtig arbeite, ist ein Gospel-Musical, das sich auf das Leben des Mose gründet. Es ist eine Verknüpfung von afrikanisch-amerikanischer Musik (hauptsächlich Gospel) mit der dreitausendjährigen Geschichte jüdischer Befreiung. Dieses Musical bietet eine universale Botschaft durch die Zehn Gebote — und berührt auch Themen wie Gerechtigkeit, Freiheit, persönliche Glaubenserfahrung, den Begriff Gesetz, Wunder und Glaube.

Herold: Was hat Sie veranlasst dieses Musical zu schreiben?

Robinson: Ich habe immer eine Liebe zur Musik gehabt. Und ich bin immer an dem gemeinsamen Nenner interessiert gewesen, der alle Religionen verbindet. Die Geschichte von Mose verbindet drei große monotheistische Religionen: den Islam, der Mose als Propheten anerkennt, das Christentum und das Judentum. Ich bin fasziniert von den Weltreligionen und der Tatsache, dass es so viele Ausdrucksformen des einen Gottes geben kann. Wir leben jeder unseren eigenen Glauben, doch zugleich schätzen wir, was wir mit anderen Glaubensgemeinschaften gemein haben.

Herold: Was sehen Sie als die gemeinsamen Elemente in den verschiedenen Religionen?

Robinson: Ein gemeinsames Element ist der Wunsch etwas Größeres anzuerkennen als man selber. Etwas jenseits dessen, was wir sehen, hören, riechen, anfassen oder schmecken können. Ein weiteres gemeinsames Element ist der Glaube daran, dass das Gute größer ist als das Böse — ob wir das Böse nun als Irrtum, Illusion oder Maya [ein Hindi-Wort, das „illusionäre Erscheinungsform der Welt" bedeutet] ansehen. Der letztendliche Sinn der Dinge muss gut sein, weil Gott gut ist.

Herold: Ich weiß, dass Sie als Baptist aufgewachsen sind. Was haben Sie aus ihrer religiösen Erziehung mitgenommen?

Robinson: Gebet ist sicherlich das Eine. Ich habe als kleines Kind gelernt zu beten und zu erwarten, dass meine Gebete von Gott erhört werden. Ich habe auch Verantwortlichkeit gelernt dass ich nicht einfach tun und lassen kann, was ich will. Gehorsam gegen Gott war also wichtig.

Bedeutsam war für mich beim Aufwachsen in einer Kirche der Schwarzen auch das Erbe der afrikanisch-amerikanischen Musik und dazu gehört das Singen im A-capella-Stil und der ganze Gesang zum Lob und Preis Gottes.

Herold: Was ist für Sie Spiritualität?

Robinson: Spiritualität heißt an einem Ort der Geduld, der Liebe, Sanftmut und Vergebung zu leben. Etwa so wie es bei den Galatern in der Bibel steht: „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit" (Gal 5:22, 23).

Herold: Glauben Sie, jeder Mensch hat einen geistigen Sinn?

Robinson: Ja, bestimmt. Ich glaube, dass Gott in jedem ist.

Herold: Wie wachsen Sie geistig? Beten Sie jeden Tag?

Robinson: Ich beginne jeden Tag mit mindestens siebzig Minuten wie soll ich es beschreiben? es ist nicht Gebet, es ist mehr ein Lobpreisen. Ich bitte nicht um etwas. Es sind siebzig Minuten, in denen ich Gott für alles danke, was gut und vollkommen ist, und ich Gott dafür danke, wer Er ist, für Seine Eigenschaften — dass alles in Ordnung ist, dass ich mehr habe, als ich je gebrauchen könnte. Ich feiere meine Vollständigkeit in Gott, bevor ich überhaupt irgendetwas anfange. Ich achte auch auf Groll, der sich während des Tages ansammeln könnte, denn Groll ist das größte Hindernis für geistiges Wachstum.

„Ich feiere meine Vollständigkeit in Gott."

Herold: Welche Rolle wird Spiritualität im kommenden Jahrtausend spielen?

Robinson: Ich glaube, wir werden im neuen Jahrtausend geistig eine neue Geburt erleben. Viele der Illusionen, auf die die Menschen vertrauen, werden sich wandeln. Diese Wandlung wird die Fesseln im Denken der Menschen lösen. Sie werden erkennen, dass sie sich nicht auf Dinge verlassen können, auf die sie sich normalerweise verlassen konnten. Das wird ihre Augen für das öffnen, was sich nicht verändert, für das Geistige — für Liebe, Selbstlosigkeit und gegenseitige Hilfe. Das ist der sichere Felsen, das bleibende Fundament.

Herold: Um noch mal auf Ihre Arbeit zurückzukommen, es muss interessant sein, zu sehen, wie die Menschen überall in der Welt ihre Liebe zur Musik zum Ausdruck bringen.

Robinson: Als Musiker und Komponist habe ich mit der universalen Sprache der Musik zu tun. Diese Sprache teilt sich den Menschen mit, egal, welche Hautfarbe sie haben, welche Sprache sie sprechen oder welcher Nation oder Religion sie angehören. Sie lieben die Musik. Die Universalität der Musik ist etwas, womit alle Musiker schon in Berührung sind. So ist Musik denn ein Faden, der durch alle Menschen hindurchläuft. Musik ist eine Art geistige Metapher für Wahrheit, für Gott und für Seine Einheit.

Chef-Redakteur der Christian Science Zeitschriften

 vom Christian Science Monitor unterhielt sich mit William Moody, dem Chefredakteur des monatlichen Christian Science Journal, des wöchentlichen Christian Science Sentinel, des Christian Science Herold und des Christian Science Vierteljahreshefts — Bibellektionen. Mr. Moody ist seit über zwanzig Jahren als Christian Science Praktiker in der Heilarbeit tätig. Die folgende Diskussion geht auf eine Reihe von Themen ein, die im Zusammenhang mit der weltweiten Suche nach Spiritualität stehen.

Name auf Anweisung entfernt: Was genau versteht man unter der Heilarbeit von Christian Science? Ist es wie die Arbeit eines Seelsorgers?

Moody: Christian Science Praktiker widmen sich hauptberuflich der Aufgabe anderen durch Gebet zu helfen, in jedem Bereich ihres Lebens Heilung zu finden. Heilung von körperlicher Krankheit, emotionalen Schwierigkeiten, Beziehungskrisen, beruflichen Problemen — alles, was in der menschlichen Erfahrung der heilenden Berührung Gottes bedarf.

Name auf Anweisung entfernt: Was hat Sie zu dieser Arbeit geführt?

Moody: Ich bin nicht immer Christlicher Wissenschaftler gewesen. Ich wurde in der methodistischen Kirche groß und in einer Familie, wo an Gott geglaubt wurde. Zu Beginn meiner Studienjahre schien ich spirituell meine Orientierung zu verlieren. Es war während einer sehr schwierigen Zeit in der Geschichte unseres Landes. Wir befanden uns in den USA mitten im Vietnamkonflikt und viele Männer und Frauen meines Alters mussten mit ungeheuer komplizierten Fragen fertig werden.

Damals wurde ich von einer früheren Mitschülerin mit Christian Science bekannt gemacht, die das Christian Science Lehrbuch, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, auf ungewöhnliche Weise gefunden hatte. Sie war selber auf einer geistigen Suche und hatte einen Buchmarkt in meiner Heimatstadt New Orleans besucht, wo sie nach Büchern über Religion und Spiritualität gesucht hatte. Auf dem Buchmarkt wurden auch alte Bücher verkauft. Unter anderen religiösen Titeln entdeckte sie Wissenschaft und Gesundheit für nur 10 Cents. Sie dachte: Was kann man für 10 Cents schon falsch machen? und kaufte das Buch. Als sie es las, entdeckte sie, dass es nicht nur die Fragen beantwortete, mit denen sie gerungen hatte, sondern auch Fragen vorausnahm, die sie noch gar nicht gestellt hatte. Sie erzählte verschiedenen Schulfreunden von ihrer Entdeckung des Buchs, u. a. auch mir.

In jener Zeit, wo ich anfing mich mit Christian Science zu befassen, Wissenschaft und Gesundheit las und mich mit einem Christian Science Praktiker unterhielt, fand ein grundlegender Wandel statt in meinem Denken über mich und die Welt um mich her. Ich fühlte mich nicht mehr verwirrt, sondern spürte eine neue Zielbewusstheit und Orientierung. Und das kam hauptsächlich von einem wunderbaren neuen Verständnis von Gott als reiner Liebe. Ich spürte einfach, dass Gott diese absolute unendliche Liebe ist.

Von da an wurde ich aktiver Christlicher Wissenschaftler. Das führte ganz natürlich dazu, dass ich diese Liebe Gottes mehr auf praktische Weise zum Ausdruck bringen wollte. Einige Jahre später begann ich anderen durch Gebet zu helfen, wenn sie mich darum baten. Daraus entwickelte sich eine christlich-wissenschaftliche Heilpraxis.

Name auf Anweisung entfernt: Hatten Sie diese Spiritualität schon früher in Ihrem Leben gespürt oder war es ein plötzliches Erwachen?

Moody: Ich glaube, es hatte sie schon vorher gegeben, aber sie war verdeckt gewesen. Ich erinnere mich, dass ich als Junge von etwa 12 Jahren einmal so einen Augenblick geistiger Einsicht erlebte. Immer wenn ich Gottes Gegenwart spürte, habe ich an diesen Augenblick gedacht. Als Jugendlicher hatte ich dann eine sehr enge Beziehung zu meinem Großvater. Er war sehr krank, was ich aber damals nicht wusste. Ich erinnere mich, dass ich ihn eines Abends besuchte, und als ich zu ihm hineinging, um ihm gute Nacht zu wünschen, las er in seiner Bibel. Solange ich ihn kannte, hatte er das jeden Abend getan. Er sagte: „Es ist sehr wichtig, dieses Buch zu lesen. Wenn ich dich nur um eines bitten könnte, so wäre es, dass du regelmäßig etwas Zeit mit der Bibel verbringst." Aus Liebe zu meinem Großvater sagte ich „Ja."

„Ich spürte, dass Gott diese absolute unendliche Liebe ist."

Ich kam seinem Wunsch nicht sofort nach. Doch ich merkte einige Jahre später, als ich anfing Christian Science zu studieren, dass dieses Studium mich direkt zur Bibel führte und mir die Bibel auf nie geahnte Weise öffnete. Ich lernte bedeutende geistige Lektionen aus der Bibel. Und ich bin dankbar, dass Christian Science mir geholfen hat, das Versprechen zu erfüllen, dass ich meinem Großvater vor vielen Jahren gegeben habe.

Name auf Anweisung entfernt: Glauben Sie, dass die ersten Andeutungen von Spiritualität, die Sie erlebten, in die gleiche Richtung gingen, wie Ihre heutige?

Moody: Ich sehe da in meinem Leben keine verschiedenen Richtungen. Ich sehe unsere individuelle geistige Reise einfach als das — unsere Reise. Sie beginnt irgendwo und geht weiter und ich glaube nicht, dass sie jemals aufhört. In dem Sinne ist es also ein und derselbe Weg, weil es die gleiche Reise ist. Ich bin noch immer auf dieser Reise. Keineswegs habe ich schon alles entdeckt, was ich zu entdecken hoffe, und alles gelernt, was ich zu lernen hoffe.

Name auf Anweisung entfernt: Hatten Sie auf dieser Reise je einen „Rastplatz" oder eine Glaubenskrise?

Moody: Wie alle langfristigen Beziehungen eine Ehe oder eine enge Freundschaft — ist unsere Beziehung zu Gott eine lebenslange Beziehung. Man muss daran arbeiten. Ich habe Tage, die besser sind als andere, an einigen Tagen fühle ich mich Ihm näher als an anderen. Aber ich weiß, dass Er auf jedem Schritt des Weges da ist.

Name auf Anweisung entfernt: Könnten Sie für jemanden, der noch nie etwas von Christian Science gehört hat, in ein paar Worten beschreiben, was das ist?

Moody: Ich würde es nicht als Glaubensgemeinschaft beschreiben. Für mich ist es unendlich viel größer als das. Ich sehe es als die eigentliche Wissenschaft Christi, die Wissenschaft des Christentums, die sich auf die Gesetze Gottes bezieht Gesetze, die jedem von uns zur Verfügung stehen, unabhängig von unserer religiösen Einstellung. So beschreibt es Mary Baker Eddy selber — als Gesetz Gottes, das Gesetz des universalen Guten. Dies sind Gesetze, die wir verstehen, praktizieren und demonstrieren können. Sie bringen uns Erneuerung, Umwandlung und eine neue Sicht der Wirklichkeit. Sie bringen Heilung.

„Unsere geistige Reise beginnt irgendwo und geht weiter und ich glaube nicht, dass sie jemals aufhört."

Name auf Anweisung entfernt: Können Sie Spiritualität definieren?

Moody: Es gibt heutzutage so viele verschiedene Vorstellungen von Spiritualität. Sie umfassen die ganze Skala von Kristalltherapie über Astrologie bis zur tiefen, individuellen Beziehung zu Gott. Für mich ist Spiritualität der Kern unseres Seins. Es definiert das, was wir als Söhne und Töchter Gottes wirklich sind. Spiritualität handelt in Wirklichkeit von unserer göttlichen Natur als Gottes Schöpfung. Es ist das Verständnis dieser göttlichen Natur, die Erkenntnis ihrer Gegenwart und Macht. Es bedeutet in der Gegenwart und Macht Gottes zu leben.

Name auf Anweisung entfernt: Ist Spiritualität etwas, was jedem innewohnt, oder müssen wir etwas tun, um sie zu erlangen?

Moody: Ich glaube, sie ist angeboren. Spiritualität ist das eigentlich Wirkliche an uns. Müssen wir selber etwas tun? Ja, denn sehr oft ist sie durch so viele andere Dinge verdeckt. Der Materialismus unserer Zeit versucht Spiritualität vor uns Verborgen zu halten. Er behauptet, dafür sei in unserem Leben kein Platz Glück, Frieden, Freude, Zufriedenheit seien alle von mehr und besserer Materialität abhängig. Ich glaube, man muss für Spiritualität etwas tun, aber sie nicht selber schaffen. Sie ist schon da. Hier kommen Hingabe und Gebet ins Spiel, ein demütiges Verhältnis zu unserem Schöpfer, unseren Mitmenschen und der Welt um uns her. Wir brauchen Demut und die Gnade Gottes die Bereitschaft dort Liebe zum Ausdruck zu bringen, wo es einfacher wäre nicht zu lieben.

Name auf Anweisung entfernt: Sie erwähnten die regelmäßige Beschäftigung mit der Bibel. Ist das erforderlich, damit Sie Ihre Spiritualität pflegen können?

Moody: Ich stelle mir das wie einen Garten vor. Sie können Ihren Garten einfach sich selbst überlassen und würden wohl einige Jahre lang noch Blumen darin haben. Doch wenn Sie sich nie darum kümmern, wird der Garten wahrscheinlich eines guten Tages ganz von Unkraut überwuchert sein. In gewisser Weise müssen wir uns genauso um den Garten unseres Herzens kümmern und das Unkraut ausreißen, das unserer Beziehung zu Gott im Wege steht.

Name auf Anweisung entfernt: Gehört ein intensives Studium zu dieser Versorgung des Gartens in unserem Herzen?

Moody: Für mich ist es wichtig die Bibel zu studieren und das schließt Wissenschaft und Gesundheit ein. Das Studieren dieser beiden Bücher ist ein wichtiger Faktor bei der Pflege meiner Spiritualität.

Name auf Anweisung entfernt: Glauben Sie, dass es gemeinsame Bande gibt zwischen Christian Science und anderen Glaubenslehren?

Moody: Das gemeinsame Band zu jedem Sucher der geistigen Wahrheit ist einmal einfach dieses Suchen. Jeder, der auf der Suche ist, strebt nach einer tieferen Wirklichkeit und einer engeren Beziehung zum höchsten Wesen. Wo immer es ein Verständnis des einen Gottes und unserer ewigen Beziehung zu Gott gibt, existiert ein gemeinsames Band zwischen uns allen. Die einzelnen Elemente unseres Glaubens werden zwar ganz verschieden sein. Doch wir können uns auf der Basis vereinen, dass der Herr unser Gott ein Gott ist.

Name auf Anweisung entfernt: Es gibt viele Arten von Spiritualität. Was ist, wenn unsere spirituelle Suche uns nach innen statt zu Gott führt?

Moody: Das ist eine Gefahr, der wir uns bewusst sein müssen. Die spirituelle Suche darf sich nicht nur auf uns selbst konzentrieren. Alles, was Jesus mit seinen Heilungswerken lehrte, war darauf gerichtet, das Leben nach außen, zu Gott hin, zu lenken. Geistige Liebe ist keine egoistische Liebe. Sie ist die widergespiegelte Liebe Gottes und das heißt, wir müssen allumfassend lieben. Die Verheißung unserer individuellen geistigen Reise ist unglaublich wundervoll. Sie geht über jedes sterbliche Maß hinaus. Es ist das Wissen, dass Gott in unserem Leben gegenwärtig ist Seine Liebe zu spüren, ganz gleich, wie die Umstände aussehen. Die Erkenntnis, dass da eine heilende und errettende Macht ist, die uns die Wahrheit zeigt, ist alles wert, was wir dafür geben können. Es ist die kostbare Perle.

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