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Frauen in der Bibel: Porträts unseres Erbes

Frauen in der Bibel: Porträts unseres Erbes

2. Teil

Aus der Juni 1999-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Chronologisch gesehen sollte Rut die nächste Frau in der Bibel sein, über die wir sprechen. Doch ich nehme Hanna zuerst dran, und zwar aus Gründen, die gleich deutlich werden. Hannas Notlage sieht so einfach aus. Sie Wünscht sich einen Sohn! Ihr Wunsch nach einem Sohn ist so groß, dass sie verspricht, ihn in jungen Jahren Gott zu überlassen, wenn Gott ihr nur dieses Kind geben würde. Wir verspüren großes Mitgefühl mit Hanna. Wir haben Verständnis für ihren Mann Elkana, der sein Bestes tut, sie mit seiner Liebe zu trösten. Doch warum hält Eli, der Priester, sie für betrunken und erkennt nicht ihre tragische Situation? Warum ist es für Hanna so tragisch, kein Kind zu haben? Weil ihre Geschichte auf dramatische Weise klar macht, was es bedeutet, in einer patriarchalischen Gesellschaft eine Frau zu sein. Die Frau existiert nur zu dem Zweck, Kinder zu gebären, besonders einen Sohn, der das Fortbestehen der Familie gewährleistet. Ein Mädchen galt als Eigentum, zuerst gehörte es dem Vater und später als Ehefrau dem Mann. Und für den Fall, dass sie ihren Mann überlebte, war es ihr Sohn, der für sie sorgte. Keinen Sohn zu haben war sehr bedauernswert, doch kinderlos zu sein, war eine tragische Sache, weil es bedeutete, dass Gott sich gegen die Frau gewandt hatte. Die einzige Möglichkeit in die ser Gesellschaft Würde zu erlangen und als Person geachtet zu werden war Mutter eines Sohnes zu sein.

Stellen wir uns die Szene in Silo vor: Elkana, der Patriarch, bewirtet freudig seine Familie; Peninna, seine Frau, ist glücklich inmitten ihrer Söhne und Töchter. Wir fühlen mit Hanna mit, die verspottet und gequält wird, bis ihr fast das Herz bricht, weil sie kein Kind hat. Was als nächstes geschieht, ist ungewöhnlich. Die religiösen Bräuche in Silo sind kommunal; alle nehmen daran teil. Silo ist ein Ort ritueller Zeremonien, Tiere werden geopfert und Weihrauch verbrannt; die einzige Stimme war die kollektive Stimme.

Was tut Hanna allein abseits? Ihre Lippen bewegen sich, als ob sie spräche, doch man hört nichts. Ihr Gebet richtet sich nach innen. Siehe Marcia Falk, Out of the Garden (New York, N.Y.: Fawcett Columbine, 1994), S. 94. Sie stellt sich einen Gott vor, der nicht nur der Schöpfer des Universums ist — der nur ein Wort zu sagen braucht und es geschieht —, sondern ein Gott, der lauscht, der hört, der sich um sie kümmert. Und das ist die Freude, der Geist von Hannas Gebet; es erkennt sie als Frau an, die einen eigenen Wert besitzt. Und diese Art der stillen, individuellen Kommunikation mit Gott ist unser Erbe.

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