Es war ein heißer Nachmittag. als ich mit dem Fahrrad zu meinen Eitern in den Garten fuhr. Mein Vater war dort beim Graben und sah schon recht müde aus. So nahm ich ihm den Spaten ab und grub weiter, während er grünen Dung in die entstehende Rille legte. Nach gut zwei Stunden waren wir fertig. „Nun wirst du aber morgen einen tüchtigen Muskelkater haben", meinte er, „Nein, das werde ich nicht!", antwortete ich spontan. „Na, das ist doch für dich ganz ungewohnte Arbeit", wunderte er sich. „Ja, aber das Gebot heißt doch:, Du sollst Vater und Mutter ehren, auf dass dir 's wohl gehe. .. und nicht: ... . auf dass du Muskelkater bekommst!'", war meine Antwort. Er bekam ganz große erstaunte Augen! Er hatte zwar in der Schule die Gebote lernen müssen, aber dass man diese Verheißung tatsächlich beim Wort nehmen könnte, hatte ihm bisher niemand gesagt. „Indem ich dir helfe, ehre ich dich doch auch", fuhr ich fort.
Am nächsten Tag konnte ich ihn davon überzeugen, dass die Erkenntnis und die sofortige Erklärung der Wahrheit mir die völlige Bewegungsfreiheit erhalten hatte. Dieses Erlebnis erhöhte auch seien Achtung vor Christian Science. Er selbst gehörte einer anderen Religion an. Es fiel mir nachträglich auf, dass ich ihm gegenüber die ihm bekannte Formulierung aus Martin Luthers Katechismus gebraucht hatte. (Siehe auch Eph 6:2) In der Christian Science Sonntagsschule benutzen wir die Worte aus der Bibel, wie sie im 2. Mose 20:12 zu finden sind: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, geben wird."
Während ich nach Hause radelte, empfand ich den kühlen Fahrtwind sehr unangenehm durch das feuchte, verschwitzte Kleid und für einen Moment kam der Gedanke: „Da kannst du dir aber jetzt eine Lungenentzündung holen!" Doch sofort widersprach ich dem Gedanken mit der Feststellung: „Was mich vor Muskelkater schützt, schützt mich auch vor Erkältung!"
Ich wusste auch, dass Mary Baker Eddy in Wissenschaft und Gesundheit erklärt hat: „Was auch immer deine Pflicht ist, kannst du tun, ohne dir zu schaden."
Zu Hause suchte ich mir die Stelle in der Konkordanz zum Lehrbuch und fand, dass schon die Randüberschrift eine Verheißung — ein Versprechen — ist: „Auf ehrliche schwere Arbeit steht keine Strafe". Das vollständige Zitat heißt: „Ständige schwere Arbeit, Entbehrungen, Gefährdungen und alle widrigen Umstände kann man, wenn ohne Sünde, ohne Leiden ertragen. Was auch immer deine Pflicht ist, kannst du tun, ohne dir zu schaden. Bei einer Muskelzerrung oder einer Fleischwunde ist dein Heilmittel zur Hand. Das Gemüt entscheidet, ob das Fleisch sich verfärben, schmerzen, anschwellen oder sich entzünden wird oder nicht" (S. 385).
Außerdem wusste ich ja, dass ich „lange leben sollte in dem Lande, dass [mir] der Herr, [mein] Gott" gegeben hat. Welch eine Freude! Und in dieser Freude fühlte ich mich sicher und geborgen, und ich war es auch.
Doch jetzt überlegte ich weiter: „Was ist aber, wenn jemand keine Eltern mehr hat, die er lieben und ehren kann? Oder wie ist es bei Sportlern?" Da fiel mir ein: „Unser Vater-Mutter Gott, allharmonisch." Das ist die Erklärung, die Mary Baker Eddy für die erste Zeile aus dem Gebet des Herrn gibt: „Unser Vater im Himmel. Unser Vater-Mutter GOTT, allharmonisch." (Ebd.. S. 16) Und damit hatte ich die Antwort auf meine Frage: denn auch alle, die keine irdischen Eltern mehr haben, haben den Vater-Mutter Gott. Und wer zu Seiner Ehre alle ihm gegebenen Fähigkeiten nutzt, kann „lange im Lande leben, das ihm der Herr gegeben hat"!
Nachdem ich den Schutz dieser Erkenntnis noch mehrfach erfahren hatte, gab ich in einer Mittwochabendversammlung ein Zeugnis darüber ab, damit auch andere diese Hilfe nutzen könnten. In der Weihnachtszeit erhielt ich dann eine Karte von einem Sonntagsschüler: „Es stimmt, ich habe diesmal auch keinen Muskelkater bekommen!" Probiert es aus — Gott will, dass es uns wohl geht!
