Thascius Caecilius Cyprianus wurde um das Jahr 200 als Sohn einer wohlhabenden heidnischen Familie in der nordafrikanischen Stadt Karthago geboren. Er genoss eine gute Ausbildung und erwarb ein ansehnliches Vermögen, was ihn anfangs dazu veranlasste, in de Dienst der Regierung zu treten. Er nahm jedoch am moralischen Verfall der Gesellschaft Anstoß und bekehrte sich 246 zum Christentum.
Cyprianus verfasste ein Traktat, das die wichtigsten Leitsätze für das christliche Heilen enthielt.
Innerhalb eines Jahres empfing er die Priesterweihe und 248 wurde er Bischof von Karthago. Er trennte sich von seinem Besitztum und stieg schon bald zu einer führenden Persönlichkeit in der Kirche auf. Als er feststellen musste, dass viele Mitgläubige bei der von Rom ausgehenden Christenverfolgung vom Glauben abfielen, stärkte er die Rolle des Bischofsamtes und verminderte den Einfluss des Laienstandes. Danach war die Kirchenverwaltung in größerem Maße zentralisiert und wurde damit auch autoritärer. Ein Historiker schreibt:
Cyprianus’. .. Vorstellungen
von der Kirche waren seinem
Zeitalter angepasst.. . .
Die Bischöfe als die Nachfolger
der Apostel standen an der
Spitze der Kirche und die
Gläubigen schuldeten ihnen
unbedingten Gehorsam.. . .
Die Kirche war der Bischof
und der Bischof war die Kirche.
Ihre Theologie, Organisation
und ihr Sakrament bildeten
ein geschlossenes Ganzes. W. H. C. Frend, The Rise of Christianity [Der Aufstieg des Christentums], Philadelphia 1884, S. 251.
Cyprianus verfasste ein Traktat, das die wichtigsten Leitsätze für das christliche Heilen enthielt. Er schrieb, es sei Gottes Wunsch, Gesundheit und Harmonie im menschlichen Körper, dem „Tempel” Gottes, zum Ausdruck zu bringen. Wie er erklärte, sind wir „Anbeter” und „Priester” in diesen Tempeln. Er führt aus:
Wenn in der ganzen Heiligen
Schrift vielfach Disziplin
verlangt wird und die Grundlagen
von Religion und Glauben
dem Gehorsam und der
Furcht entspringen, was mehr
sollten wir uns da wünschen
und woran uns mehr halten,
als dass wir fest verwurzelt
stehen und unser Haus voll
auf den Felsen gründen, der
von den Stürmen der Welt
nicht erschüttert wird, so dass
wir durch die göttlichen
Weisungen Gottes Lohn empfangen?. ..
Wir sind die Anbeter und Priester in diesen Tempeln;. . . Lasst uns Gott in einem reinen
und keuschen Körper verherrlichen
und tragen und auch
mit größerem Gehorsam; und
da wir durch Christi Blut erlöst
worden sind, lasst uns Gehorsam
üben und das Reich unseres Erlösers mit allem Dienstgehorsam
festigen, damit
nichts Unreines oder Weltliches
in den Tempel Gottes hineingebracht
werden kann, so dass Gott nicht Anstoß nimmt
und den Tempel, in dem Er
wohnt, verlässt.On the Dress of Virgins [Über das Gewand der Jungfrauen], 2.
Die Schriften des Cyprianus entstanden zu einer Zeit, als sich das Wachstum der frühchristlichen Kirche in einem Übergangsstadium befand. Seine Briefe legen teilweise weniger Nachdruck auf geistiges Heilen durch Gebet und durch ein Verständnis von Gottes Wort; aus ihnen spricht mehr ein Trend zum Weltlichen, zum Ritual und zur Zeremonie bei der Behandlung von Krankheit. In einem seiner Hauptwerke beschreibt er die laschen Maßstäbe und den Mangel an religiöser Hingabe, die die Fähigkeit zum Wiederherstellen von Gesundheit und Wohlbefinden in der Kirche beeinträchtigten. Er erklärt:
Er schrieb, es sei Gottes Wunsch, Gesundheit und Harmonie im menschlichen Körper, dem „Tempel” Gottes, zum Ausdruck zu bringen. Wie er erklärte, sind wir „Anbeter” und „Priester” in diesen Tempeln.
Die Priester zeigten keinen
Religionseifer; ihre Gehilfen
ließen keinen festen Glauben
erkennen: ihren Werken fehlte die Barmherzigkeit; ihr Verhalten
legte keine Disziplin an
den Tag.. ..
So manche Bischöfe, die
andere ermahnen und ihnen
ein Beispiel sein sollten,
schenkten ihrer göttlichen
Aufgabe keinerlei Beachtung
und befassten sich mit weltlichen
Geschäften, gaben ihren
Thron auf, verließen ihre Leute,
durchwanderten fremde
Lande, jagten auf den Märkten
hochwertigen Waren nach,
während ihre Brüder in der
Kirche hungerten.On the Lapsed [Über die Abtrünnigen], 6.
Cyprianus versuchte auch den Gebrauch von gewissen Sakramenten beim Heilen von Krankheit zu rechtfertigen. Dazu gehörte die Taufe. In einer Schrift mit dem Titel Epistel LXXV erklärt er:
Wenn die Notwendigkeit
es erfordert und Gott Seine
Barmherzigkeit erweist, wird
den Gläubigen in den Sakramenten
der Erlösung der ganze Nutzen göttlicher Methoden
zuteil; auch sollte es
niemanden stören, dass die
Kranken mit Wasser besprengt
oder begossen werden, wenn
ihnen die Gnade des Herrn
widerfährt, denn die Heilige
Schrift spricht durch den
Mund des Propheten Hesekiel
und sagt: „Ich will reines Wasser
über euch sprengen, dass
ihr rein werdet; von all eurer
Unreinheit und von allen euren
Götzen will ich euch reinigen.
Und ich will euch ein
neues Herz und einen
neuen Geist in euch geben.”Epistel LXXV, 12.
Cyprianus leitete die afrikanische Kirche erfolgreich durch die Wirren der Christenverfolgung unter den römischen Kaisern Decius und Valerian. Doch als Rom die Verfolgung im Jahr 258 wieder aufnahm, erlitt er den Märtyrertod.
Zur Zeit seines Todes war er einer der beliebtesten Kirchenväter. Sein Einfluss auf das westliche Christentum wurde erst mehr als ein Jahrhundert danach durch den Einfluss von Augustinus übertroffen. Doch Cyprianus’ Organisationsform der Kirche hatte über tausend Jahre Bestand.
