in der achten Klasse merkte ich, dass es mir leichter fiel mich gegenüber auszudrücken. Cool, dachte ich. Ich mehr Spaß und gefundene Freiheit. Aber ich bekam auch immer öfter Ärger, weil ich in der Schule den Unterricht störte. Zuerst dachte ich, da ist doch nichts dabei und das ist kein Problem. Aber denkste!
Mir fiel auf, dass die Schüler, mit denen ich schwatzte, im Allgemeinen nicht so gute Zensuren bekamen. Und weil ich mich mit anderen unterhielt, verpasste ich so Einiges, z. B. wann die Hausaufgaben fällig waren. Meine eigenen Leistungen ließen immer mehr nach, bis sie eines Tages so schlecht waren wie nie zuvor. Da musste ich mir überlegen, warum.
Vielleicht war der Grund dafür, dass ich zu viel schwatzte. Aber ich redete ja, weil ich dachte, damit bringe ich meine Individualität zum Ausdruck. Ich wollte doch nur „ich selber” sein. Das war doch etwas Gutes. Wie sollte das denn schlechte Folgen haben und zu schlechten Leistungen führen? Mit diesen Gedanken schlug ich mich eine Zeitlang herum.
Dann beschloss ich wegen dieser Sache zu beten. Ich betete, um zu verstehen, wie ich „ich selber” sein konnte und keinen Ärger dafür kriegen würde. Aber ich kam nicht weit, und inzwischen weiß ich, woran das lag. Ich bin die Sache nämlich nicht richtig angegangen. Ich sah mich als einen Schüler in der achten Klasse, der gern viel redete, wann immer er wollte, anstatt mich als einen Schüler in der achten Klasse, der gern viel redete, wann immer er wollte, anstatt mich als von Gottes Kindern zu sehen. Ich sah ein: Wenn ich wirklich ich selber — also Gottes Kind — sein wollte, würde ich meinen Mitschülern und Mitmenschen helfen und ihnen auf keinen Fall irgendwie schaden.
Beim Lesen in der Bibel entdeckte ich, was das eigentliche Problem war. Mir half die Stelle: „Er wird ihnen ihr Unrecht vergelten. ..; der Herr, unser Gott, wird sie vertilgen” (Ps 94:23). Ich bezog das auf die Worte, die ich redete, und für mich bedeutete das, dass mein Geschwatze im Unterricht aufhören musste. Ich fand auch eine Zeile in dem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, die ich hilfreich fand. Es heißt da, dass man „etwas von der eigentlichen Bedeutung des Unendlichen erlangen” muss, damit man „Sünde und Sterblichkeit ablegen” (S. 265) kann. Das half mir zu erkennen, dass ich den größeren Zusammenhang sehen musste. Vorher hatte ich die Sache nur aus dem einen Blickwinkel gesehen. Nämlich dass ich reden und mich benehmen konnte, wie ich wollte. Weil ich damit meine eigene zum Ausdruck brachte. Aber als ich den größeren Zusammenhang betrachtete, stellte ich fest, dass ich Ärger bekam, weil ich meinen Klassenkameraden das Lernen erschwerte. Wenn das Schwatzen bedeutete, ich war „ich selber”, dann war ich sozusagen im falschen Moment „ich selber”.
Das wurde mir richtig klar. Und dann betete ich wieder, um zu realisieren, wie das jetzt alles zusammenpasste. Mir kam der Gedanke, dass ich ja nicht aufhören würde, ich selber zu sein, wenn ich nicht die ganze Zeit schwatzte. Der Ausdruck meines wahren Selbst musste auf die Leute um mich her positive Auswirkungen haben. Ich konnte immer noch ich selber sein, ohne dass ich die anderen störte.
Ich bin echt dankbar für das, was ich dabei gelernt habe, denn ich wollte wirklich nur meine Individualität ausdrücken können. Doch dadurch wollte ich keinen Ärger kriegen und auch meine Freunde nicht in Schwierigkeiten bringen. Eine Zeitlang habe ich geglaubt, dass das eine nicht ohne das andere ging, bis mir Gott einen besseren Weg gezeigt hat.
Übrigens, meine Leistungen in der Schule können sich inzwischen auch wieder sehen lassen!
