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Zeit-Lupe

Entscheidungen treffen — Standpunkte einnehmen

Aus der Januar 2010-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wir müssen täglich Entscheidungen treffen. Manche sind ganz banal, wie zum Beispiel die Entscheidung, welche Kleidung wir heute tragen möchten oder was wir am Wochenende kochen wollen. Andere sind bedeutender, wie die Wahl des Berufs oder des Wohnortes. Wieder andere sind ganz grundsätzlicher Natur, wie diejenige, für welche Heilmethode man sich entscheidet. Wenn man sich für die Christliche Wissenschaft entschieden hat, bedeutet das gleichzeitig, dass man sich gegen die „Mehrheit der Meinungen" entschieden hat. Denn die überwiegende Mehrheit der Menschen hält die Schulmedizin für das probateste Mittel, Krankheiten zu behandeln.

Der Christliche Wissenschaftler braucht also eine gewisse Standfestigkeit, um seiner Entscheidung gemäß leben zu können. Ich habe festgestellt, dass meine Standfestigkeit mit den Heilungserfolgen wuchs, die ich mit der Christlichen Wissenschaft hatte. Deshalb stehe ich dazu, mich für Heilung ausschließlich auf die Christliche Wissenschaft zu verlassen, und ich lasse mich nicht durch die Meinung anderer davon abbringen. Kürzlich hatte ich eine gute Gelegenheit, meinen Standpunkt erneut zu überdenken.

Irgendetwas stimmte mit einem Zahn nicht und so ging ich zu einer Zahnärztin. Sie stellte fest, dass eine Zahnkrone zerbrochen war und erklärte mir Folgendes: Sie würde jetzt untersuchen, ob der darunter befindliche Zahn noch lebe, und wenn ja, bräuchte ich einfach nur eine neue Krone. Sollte sich aber herausstellen, dass der Zahn tot sei, dann ... hier machte sie eine Pause und schaute mich lächelnd an ... könnte sie den Zahn ziehen und ich könnte mit der Lücke leben (es handelte sich um einen Backenzahn).

Diese Zahnärztin weiß, dass ich Christliche Wissenschaftlerin bin, und wir haben schon einige schöne gemeinsame Erfahrungen gemacht. (Über eine davon habe ich in einem früheren Herold-Artikel berichtet, September 2005: „Vertrauensfrage".) Deshalb spricht sie immer auch über die Minimal-Notwendigkeiten mit mir. Falls ich dann aber doch mehr wollte, fuhr sie nun fort, kämen eventuell eine Wurzelbehandlung oder ein Implantat in Frage. Wir vereinbarten, schrittweise vorzugehen und erst mal die Krone abzunehmen und den Zahn zu begutachten.

Während sie die Vorbereitungen dazu traf, kam mir der Gedanke: „Dein Zahn lebt.“ Fast hätte ich laut gelacht:, Natürlich, was denn sonst? Wenn ich lebe, muss doch mein Zahn auch lebe. 'Ab sofort verschwendete ich keinen einzigen Gedanken mehr an die anderen Möglichkeiten. Und es stellte sich heraus, dass es genau so war: der Zahn „lebte” und ich bekam lediglich eine neue Krone. Als ich mich von der Zahnärztin verabschiedete, sagte sie: „lhre krankenkasse wird sich wundern, dass keine Anästhesie berechnet ist”, und bevor ich etwas darauf erwidern konnte, fuhr sie fort: „Ja, ja, wenn es nicht nach deren Schablone geht, sind die immer ganz verunsichert. Aber wenn nötig, können wir es ja begründen, sie brauchen so etwas eben nicht.“

Eigentlich wäre diese Erfahrung damit beendet und ich hätte sie vielleicht sogar schon vergessen, wenn nicht fast zeitgleich eine Freundin Folgendes erwähnte: Sie müsse zum Zahnarzt und sie habe ein wenig Angst davor, weil sie befürchte, dass es eine größere Sache werden könne. Deshalb wolle sie lieber vorher zu ihrem Hausarzt gehen, um sich beraten zu lassen. Sie müsse wissen, ob wegen der Medikamente, die sie dauernd einnimmt, irgendwelche Komplikationen auftreten könnten. Auch diese Freundin weiß, dass ich Christliche Wissenschaftlerin bin, aber sie quittiert meine Haltung nur mit einem Kopfschütteln. Sie kann es nicht verstehen, dass jemand die Segnungen der Medizin nicht freudig konsumiert. Meine Freundin und ich haben zu diesem Thema zwei völlig verschiedene Standpunkte; hier stehen sich zwei grundverschiedene Gedankenhaltungen gegenüber.

Als Christliche Wissenschaftlerin übernehme ich selbst die Verantwortung für meine Gesundheit. Wenn ich spüre, dass mit meinem Körper etwas nicht in Ordnung ist, dann gehe ich der Sache nach, indem ich versuche, den mentalen Grund für die Störung zu finden. Da ich überzeugt bin, dass jede Krankheit eine mentale Ursache hat, halte ich es für vernünftig, mich direkt mit meinem Denken zu beschäftigen. Ich habe kein Interesse daran, erst die Symptome zu analysieren, das heißt, mich mit der Kranken Materie zu beschäftigen, um sie anschließend mit materiellen Mitteln zu bekämpfen. Ich halte das für einen unnötigen Umweg. Schließlich möchte ich so schnell wie möglich wieder von körperlichen Störungen frei sein. Auf diese Weise habe ich schon viele wunderbare Heilungen erfahren und jede weitere verstärkt meinen Glauben daran, dass die Christliche Wissenschaft heilt.

Bei jedem körperlichen Problem lausche ich also immer auf Gott, um zu erkennen, was Er mir über meine Gesundheit und damit über meine Vollkommenheit zu sagen hat. Jemand, der sich, wie meine Freundin, auf die Medizin verlässt, lauscht auf seinen Körper, um zu erfahren, was der über seine Unzulänglichkeit zu sagen hat. Er/sie sucht bei einer körperlichen Störung die Ursache in der Materie und versucht dann, das Problem mit materiellen Mittel zu bekämpfen und übergibt schließlich „dem Arzt oder Apotheker” die Verantwortung für seine Gesundheit und damit für seinen Körper.

Diese Haltung kann meines Erachtens nach zweierlei zur Folge haben. Erstens, dass man die Diagnose des Arztes wie ein Urteil akzeptiert (auch wenn man mehrere Diagnosen einholt, läuft das letztendlich auf das Gleiche hinaus) und zweitens, dass man sich immer tiefer in die (medikamentöse) Behandlung hineinsinken lässt. Wie oft erzählt mir meine Freundin, dass sie ein zweites Medikament nehmen muss, um die Nebenwirkungen des ersten erträglich zu gestalten order dass sie nun ein Medikament immer, also zeitlebens, nehmen müsse.

Jeder Einzelne hat die Wahl, sich für die eine oder die anderer Methode zu entscheiden, für die Christliche Wissenschaft oder für die Medizin. Aber eines sollte auch klar sein: Diese beiden Verfahren lassen sich grundsätzlich nicht miteinander kombinieren. Sie sind einander entgegengesetzt. Heißt das also, dass man nicht für einen anderen Menschen beten kann, wenn er Medikamente nimmt? Diese Frage lässt sich nicht so einfach mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten.

Zunächst einmal sei festgehalten, dass es überhaupt nichts gibt, worüber man nicht beten könnte. Wenn ein Angehöriger oder ein Freund (oder auch man selbst) Medikamente nimmt, dann kann man die angestrebte Heilung durchaus mit gebetvollen Gedanken unterstützen. Vielleicht verhelfen die Gebete dem Betroffenen auch dazu, sich aus dem medizinischen System herauszulösen. Gebete können den Weg auf vielerlei Weise begleiten. Aber es kann nicht eine christlich-wissenschaftliche Behandlung zusätzlich oder parallel zu einer medizinischen Behandlung gegeben werden. Das eine schließt das andere aus.

Während ich über diese Zusammenhänge nachdachte, kam mir der Gedanke „Und warum gehst du überhaupt zum Zahnarzt?“ Schrieb nicht Mary Baker Eddy in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift auf Seite 247: „lch habe erlebt, wie im Alter zwei Dinge wiedererlangt wurden, die verloren gegangen waren: Sehkraft und Zähne. Eine mir bekannte Frau erlangte mit fünfundachtzig ihre Sehkraft wieder. Eine andere Frau bekam mit neunzig neue Zähne — Schneidezähne, Eckzähne, vordere Backenzähne und einen hinteren Backenzahn. Ein Mann hatte mit sechzig noch alle seine oberen und unteren Zähne, ohne eine hohle Stelle. “(S. 247)

Das ist eine Frage, über die ich tatsächlich von Zeit zu Zeit nachdenke. Ich glaube an die Wahrheit dieser Aussage und ich bin auch davon überzeugt, dass das auch heute möglich wäre. Ich weiß aber auch, dass ich für die Lösung dieser Aufgabe mehr Zeit und Energie aufwenden müsste, als ich im Augenblick leisten kann. Ich habe mich entschieden, die Grenze nicht vor, sondern in der Zahnarztpraxis zu ziehen. Ich gehe hin und lasse die Ärztin dafür sorgen, dass mein Lächeln lückenlos bleibt, indem sie meine Zähne erhält. Aber ich weigere mich, irgendeine Art von Medizin oder Medikament zu nehmen.

Früher haben Barbiere sowohl Zähne gezogen als auch Haare geschnitten. Im Laufe der Jahrhunderte hat die Medizin eine andere Aufgabenverteilung herbeigeführt. Wenn heute jemand auf die Idee käme, auch die Behandlung der Haare in die Hände von Ärzten zu geben, dann müsste ich mich auch hier neu entscheiden — und würde (aus heutiger Sicht) wahrscheinlich zum Schneiden dorthin gehen, aber gewiss würde ich keine Medikamente einnehmen, um irgendwelche Mängel an den Haaren zu kurieren.

Wir alle können darauf achten, dass unsere Entscheidungen immer „auf der Höhe der Zeit“ sind, das heißt, dass sie unserem derzeitigen Verständnis entsprechen. Wenn wir dann unseren Standpunkt überprüft und die Entscheidung überdacht und eventuell modifiziert haben, dann können wir mit voller Überzeugung dazu stehen.

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