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Christliche Anforderungen an die christlich-wissenschaftliche Pflege

Aus der November 2010-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Niemand mag es, wenn ein ungebetener Gast in ein besonderes Treffen platzt. Ein Eindringling verursacht eine Unterbrechung und kann den Charakter eines Anlasses verändern, ob es nun eine Hochzeit, eine Dinnerparty oder irgendeine andere Feier ist. Wir laden solche Menschen ein, die durch ihre Anwesenheit eine Bereicherung sind und die die Gelegenheit ehrlich zu schätzen wissen.

Das bewahrheitet sich spätestens dann, wenn es sich bei dieser Gelegenheit um eine Heilung handelt. Christus Jesus wählte sehr sorgfältig aus, wen er mitnahm, wenn er gerufen wurde, um jemanden zu heilen. Bei der Heilung von Jairus' Tochter (siehe Markus 5) waren viele Menschen anwesend, aber Jesus schickte sie außer Petrus, Jakobus, Johannes und den Eltern des Mädchens alle weg. Die Anwesenheit dieser Personen kollidierte nicht mit seiner Heilarbeit und wirkte sich auch nicht störend auf sie aus. Sie waren bereit, der Heilung des Kindes als Zeugen beizuwohnen, und das taten sie auch.

Was sagt dies über die Qualität ihrer Gedanken aus, die es ihnen erlaubte, Jesu geladene Gäste zu sein? Die, die er hinausgeschickt hatte, „verlachten ihn“, als er erklärte, dass das Mädchen nicht tot sei. Diejenigen, die unaufgeschlossen und voller Zweifel, mitunter sogar zynisch waren und somit einer Heilung entgegenstanden, wurden nicht eingeladen oder willkommen geheißen. Wir lesen bei Matthäus, dass Jesus in seiner eigenen Heimatstadt „nicht viele Zeichen [tat] wegen ihres Unglaubens.“ (Matthäus 13)

Mary Baker Eddy hat die Eigenschaften, die eine Pflegerin ausdrücken sollte, genau benannt; Eigenschaften, die immer willkommen sind und zu einer heilenden Atmosphäre beitragen. In Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift erklärt sie: „Die Pflegeperson sollte heiter, ordentlich, pünktlich, geduldig und voll Vertrauen sein — empfänglich für Wahrheit und Liebe.“ (S. 395)

Möglichst viele dieser Eigenschaften und eine kontinuierliche Offenheit für Heilung sollten vorhanden sein, wenn eine christlich-wissenschaftliche Pflegeperson gerufen wird. Sie sollte gewissenhaft daran arbeiten, ihr Bewusstsein vom Glauben an die Wirklichkeit von Sünde, Krankheit, Tod oder irgendeiner anderen Disharmonie frei zu halten.

In meiner Zeit als Pflegerin der Christlichen Wissenschaft habe ich mir oft die Heilung von Jairus' Tochter vorgelegt und die Frage gestellt: „Wäre ich als wertvoll genug erachtet worden, von Jesus in das Zimmer, in dem die Heilung stattfand, eingeladen zu werden?“ Ich erkannte immer klarer, dass, genau wie Jesus keine unempfängliche Person im Raum zugelassen hat, — die Gegenwart des Christus in meinem Bewusstsein alle ungläubigen, ängstlichen, sündigen Gedanken entfernt, die allesamt falsche Zeugen sind, und einzig ein Bewusstsein der Reinheit und Gesundheit als gegenwärtig erlaubt.

Die Voraussetzungen, um christlich-wissenschaftliche/r Pfleger/In zu sein, werden im Handbuch der Mutterkirche von Mary Baker Eddy beschrieben: „Ein Mitglied Der Mutterkirche, das sich als christlich-wissenschaftliche Pflegeperson bezeichnet, muss eine Person sein, die eine demonstrierbare Kenntnis von der Ausübung der Christlichen Wissenschaft hat, die die im Krankenzimmer nötige praktische Klugheit besitzt und mit Kranken gut umzugehen weiß.“ (Art. VIII, Abs. 31)

Wenn ein/e christlich-wissenschaftliche/r Pflegerin gerufen wird, ist es weniger eine persönliche Einladung, sondern eher eine Bitte um die Gegenwart dieser drei Voraussetzungen: „eine demonstrierbare Kenntnis von der Ausübung der Christlichen Wissenschaft“, „praktische Klugheit“ und „mit Kranken gut um[zu]gehen". Keine dieser drei Anforderungen wird, wenn sie richtig ausgedrückt wird, auch nur im Entferntesten der Heilung entgegenstehen oder sie stören.

Eine „demonstrierbare Kenntnis von der Ausübung der Christlichen Wissenschaft“ zu haben erfordert, dass christlich-wissenschaftliche Pflegepersonen die Christliche Wissenschaft nicht nur in ihrem eigenen Leben demonstrieren, sondern ihr eigenes Denken heilen — und zwar in Bezug auf das, was ihnen in den verschiedenen Pflegesituationen präsentiert wird. Die Rolle der christlich-wissenschaftlichen Pflegeperson wirkt ebenso wenig negativ auf die metaphysische Arbeit des Praktikers, wie Petrus ‚Jakobus und Johannes Jesu Heilarbeit beim Auferwecken von Jairus' Tochter von den Toten störte. Die Arbeit der Pflegeperson besteht darin, sicherzustellen, dass ihre eigenen Gedanken frei von Zweifel, materiellen Diagnosen, Furcht und Sünde sind, und nur das widerzuspiegeln und mitzuteilen, was heilt: Wahrheit, Leben und Liebe.

Die anderen beiden Voraussetzungen leiten sich eigentlich von der ersten ab. Bei einer Heilung ist der Bedarf nach „praktischer Klugheit" immer vorhanden — eine Klugheit, die praktisch ist, verständlich, beweisbar und demonstrierbar. Eine falsche Auffassung von praktischer Klugheit, die das Praktische nur auf der Grundlage des äußerlich physischen Bildes erkennt, wäre eine Form der Verfälschung. Solche „Klugheit“ ist durch materielle Gesetze und Bedingungen begrenzt. Die praktische Klugheit, die sich auf eine demonstrierbare Kenntnis der Wissenschaft bezieht, stellt sicher, dass die Wahrheit demonstrierbar und nicht abstrakt und unerreichbar ist. Diese Anwendbarkeit unterscheidet die Christliche Wissenschaft vom Glaubensheilen, weil praktische, beweisbare Klugheit wissenschaftlich sein muss.

Die Aufgabe der christlich-wissenschaftlichen Pflege ist ein geistiges Amt. Die Pflegeperson begrenzt die praktische Klugheit niemals auf das, was allgemein akzeptiert ist sondern sie ist bereit, Heilung zu bezeugen, ob diese nun Schritt für Schritt, zügig oder augenblicklich geschieht.

Praktische Klugheit kann nicht als Behandlungsmethode gelehrt werden. Was praktische Klugheit in dem einen Fall ist, mag in einem anderen Fall etwas anderes sein. Weder Konventionen, Sitten oder Gewohnheiten, sondern der geistige Sinn sollte die Führung übernehmen. Die Aufgabe der christlich-wissenschaftlichen Pflege ist ein geistiges Amt. Die Pflegeperson begrenzt die praktische Klugheit niemals auf das, was allgemein akzeptiert ist, sondern sie ist bereit, Heilung zu bezeugen, ob diese nun Schritt für Schritt, zügig oder augenblicklich geschieht.

Auch die Fähigkeit, „mit Kranken gut umzugehen“, sollte bei einer Heilung stets gegenwärtig sein. Ein Missverständnis dieser Forderung käme einer Fehlbehandlung gleich, wenn nämlich gut mit der Krankheit statt mit dem Kranken umgegangen würde. Diese falsche Behandlung würde bedeuten, dass man die Krankheit diktieren lassen würde, was gute Pflege ist, wodurch es nötig wäre, materielle Bedingungen zu studieren, Gesetze, Anatomie, Diagnosen; nichts, was irgendwie Teil der christlich-wissenschaftlichen Pflege ist. „Mit dem Kranken gut umzugehen“ bedeutet, mit dem Menschen gut umzugehen. Unsere Christlichkeit und Liebe gegenüber unseren Mitmenschen gibt uns den Antrieb, die Bedürfnisse nach Sauberkeit, Nahrung, Trost und Sicherheit nicht zu vernachlässigen. Und auf diese sollten wir dem Patienten gegenüber mit Geduld, Zärtlichkeit und Mitgefühl eingehen.

Diese praktische Klugheit und der gute Umgang haben nichts mit einem Kompromiss mit unserem radikalen Vertrauen auf Gott zu tun. Jesu absolutes Vertrauen und sein Verlass auf Seinen Vater versetzten ihn in die Lage, materielle Gesetze zu überwinden, wobei er seine Demonstrationen niemals anderen aufzwang. Als Petrus auf dem Wasser wandelte und anfing zu straucheln und zu sinken, reichte Jesus ihm die Hand und zog ihn heraus. Er praktizierte praktische Klugheit und spendete Trost, die Petrus genau in dieser Situation brauchte. Jesus ließ ihn weder untergehen noch forderte er mehr von Petrus, als er in diesem Moment demonstrieren konnte.

Sich vollkommen auf die Wahrheit zu verlassen kann uns nicht davon abhalten, mit Einfühlungsvermögen auf unsere Mitmenschen zu reagieren. Mary Baker Eddy sagt in Wissenschaft und Gesundheit: „Der liebevolle Gedanke Jesu, der sich zum Beispiel in den Worten zeigt „Sorgt nicht um euer Leben“, würde die Kranken heilen und sie so befähigen, sich über die vermeintliche Notwendigkeit zu erheben, sich um den Körper zu sorgen und ihn zu kurieren; wenn aber die selbstlose Liebe fehlt und der gesunde Menschenverstand und die allgemeine Menschenliebe außer Acht gelassen werden — welche mentalen Werte bleiben dann noch, um von dem ausgestreckten Arm der Gerechtigkeit Heilung zu erwirken?" (S. 365)

Die demonstrierbare Kenntnis der Wahrheit, die Jesus ausdrückte, heilte augenblicklich, was jegliche Notwendigkeit, sich um den „Körper zu sorgen und ihn zu kurieren“, überflüssig machte. Die „selbstlose Liebe“ muss gegenwärtig sein, um dieses Wissen zu demonstrieren. Eine wirkliche Verkörperung der Christlichen Wissenschaft lässt den „gesunden Menschenverstand und die allgemeine Menschenliebe“ nicht außer Acht. Sie ahmt die Art der Liebe und Fürsorge, die Jesus ausdrückte, nach. Göttlich mentale Fähigkeiten auszudrücken, die „Heilung ... erwirken“, können auf keinen Fall mit der Heilung kollidieren oder störend auf sie einwirken. Der Christus fordert die Gegenwart dieser Fähigkeiten ununterbrochen ein. Christlichkeit, wie Jesus sie uns gezeigt hat, vernachlässigt niemals unsere oder die Bedürfnisse der anderen und lässt uns niemals unversorgt oder ohne Trost.

Die demonstrierbare Kenntnis der Wahrheit, die Jesus ausdrückte, heilte augenblicklich, was jegliche Notwendigkeit, sich um den „Körper zu sorgen und ihn zu kurieren“, überflüssig machte.

Wenn christlich-wissenschaftliche Pflege gebraucht wird, antwortet die christlich-wissenschaftliche Pflegeperson auf diese Einladung, indem sie vorbereitet und mit Respekt und Ehrerbietung vor der heilenden Gegenwart des Christus erscheint. In dieser Hinsicht ist sie tatsächlich ein Gast des Christus.

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