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Gottes Gegenwart bezeugen

Aus der November 2010-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als ich gleich nach dem Studium als Pflegerin der Christlichen Wissenschaft zu arbeiten begann, stieß ich auf eine Menge Fragen. Zur damaligen Zeit trugen Pflegerlnnen der Christlichen Wissenschaft größtenteils immer noch weiße Uniformen und auf meinem Weg von und zur christlich-wissenschaftlichen Pflegeeinrichtung, in der ich arbeitete, wurde ich oft von anderen Fahrgästen angesprochen, was sie wegen eines steifen Armes oder wegen gewisser Medikamente, die sie einnahmen, tun sollten. Daraufhin erklärte ich ihnen, dass ich Pflegerin der Christlichen Wissenschaft sei und mit Patienten arbeite, die ein ganz und gar mentales und geistiges System des Heilens benutzten — ohne Einbeziehung von Medikamenten oder physischen Therapien. Eine der darauf folgenden typischen Fragen lautete: „Ja klar, Christliche Wissenschaftler gehen nicht zum Arzt. Warum gibt es bei euch dann Pflegerlnnen?“

Offen gestanden ist das eine Frage, die ich mir selber erst einige Jahre zuvor gestellt hatte. Ich bin in einer christlich-wissenschaftlichen Familie aufgewachsen und wenn wir krank waren oder ein Unfall passiert war, beteten wir in der Weise, wie Jesus es lehrte — „und [ihr] werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen.“ (Johannes 8) Durch das Studium der Christlichen Wissenschaft lernte ich einige grundlegende Dinge über die Wahrheit, auf die Jesus sich bezog:

• Unser Vater ist Geist und wir sind tatsächlich geistige Wesen — „... was vom Geist geboren ist, das ist Geist.” (Johannes 3)

• Das Streben, Gott zu verstehen, wird alle Bedürfnisse stillen. — „Sorgt nicht um euer Leben ... Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ (Matthäus 6)

• Die göttliche Wissenschaft des Heilens, wie Jesus sie verstand, kann auch heute demonstriert werden — „Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue ....“ (Johannes 14)

Dies sind zentrale Punkte der Christlichen Wissenschaft, sowohl in der Pflege wie auch für die Praxis. In meiner Kindheit lösten Gebete auf der Basis dieser Wahrheiten unsere gesundheitlichen Probleme in der Familie. Manchmal riefen wir auch eine Praktikerin der Christlichen Wissenschaft an, die mit uns betete. Wenn wir krank waren oder uns verletzt hatten, kümmerten sich unsere Eltern um uns, wenn es sich um einfache körperliche Dinge handelte. Bevor ich aufs College kam, hatte ich noch nie eine Pflegerin der Christlichen Wissenschaft getroffen. An einem Wochenende ging ich einmal zu einem Informationsworkshop über christlich-wissenschaftliche Pflege, was mich dazu inspirierte, einen Sommerferienjob als christlich-wissenschaftliche Hilfspflegerin anzunehmen. Die sechs Jahre, die ich daraufhin mit der Ausbildung und der Arbeit als Pflegerin der Christlichen Wissenschaft verbrachte, statteten mich mit einer höchst herausfordernden und wertvollen Bildung aus — die beste, die ich je bekam.

Diese Ausbildung konzentriert sich darauf, zu praktizieren, was es bedeutet, christlich und obendrein wissenschaftlich zu sein. Menschen, die sich für Heilung ausschließlich auf Gebet verlassen, brauchen manchmal ganz praktische Hilfe, die die Familien nicht leisten können, und Pflegerlnnen der Christlichen Wissenschaft können diese Hilfe anbieten. Obwohl da mehr vor sich geht als diese rein körperliche Pflege. Ich würde den Kern von christlich-wissenschaftlicher Pflege als Gegenwart bezeichnen. Wenn Krankheit oder andere Einschränkungen Gottes Gegenwart, Liebe und Hilfe zu leugnen scheinen, können christlich-wissenschaftliche Pflegerlnnen fühlbare Beweise dieser Gegenwart liefern.

Menschen, die sich für Heilung ausschließlich auf Gebet verlassen, brauchen manchmal ganz praktische Hilfe, die die Familien nicht leisten können, und Pflegerlnnen der Christlichen Wissenschaft können diese Hilfe anbieten.

Christlich-wissenschaftliche Pflege vermittelte mir auch ein tieferes Verständnis davon, was es heißt, wissenschaftlich zu sein. Eine der Voraussetzungen für eine/n Pflegerln der Christlichen Wissenschaft ist, dass sie „eine demonstrierbare Kenntnis von der Ausübung der Christlichen Wissenschaft hat " (Handbuch der Mutterkirche, Artikel VIII, Abschnitt 31) Dieses Wissen erschließt sich aus kontinuierlichem geistigen Studium und dem Verständnis von Gott, wie es in der Bibel und in Mary Baker Eddys Schriften zu finden ist. Es schließt das Verständnis ein, dass Gott ausschließlich Gutes bewirkt und dass das, was nicht gut ist, keine Macht oder Wirklichkeit hat, sich durchzusetzen.

Die wissenschaftliche Praxis beinhaltet auch die genaue Beobachtung der Wirkung der eigenen Gedanken auf den jeweiligen Fall.

Die wissenschaftliche Praxis beinhaltet auch die genaue Beobachtung der Wirkung der eigenen Gedanken auf den jeweiligen Fall. Als ich pflegte, sah ich Beweise dafür, dass Zustände, die physisch erschienen, tatsächlich mentaler Natur waren, und dass geistige Ideen und Einstellungen eine heilende Wirkung auf das Gemüt und den Körper hatten. Zum Beispiel spürten Patienten mit Schmerzen, die auf eine offensichtlich körperliche Ursache zurückzuführen waren, schnell Erleichterung, wenn christlich-wissenschaftliche Pflegerlnnen ihnen aus der Bibel vorlasen oder ihnen aus Liebe und Überzeugung Kirchenlieder vorsangen. Dies half mir zu verstehen, dass wir es als Heiler ausschließlich mit Gedanken und nicht mit Materie zu tun haben, und dass die göttliche Wahrheit eine machtvolle heilende Medizin ist.

Ein anderer Name für diese Kraft der Wahrheit ist Christus. Der Christus ist die göttliche Botschaft von Gott, dass Er alles geistig und gut erschaffen hat, und diese Botschaft wird weiterhin zu jedem von uns kommen, bis wir akzeptieren, dass wir geistig und gut sind. Christlich-wissenschaftliche Pflegerlnnen haben das Privileg und die Freude, gemeinsam mit dem Patienten Zeuge der Christus-Gegenwart zu sein und christliche Qualitäten wie Gelassenheit, Gewissheit und Liebe im Krankenzimmer auszudrücken. Mary Baker Eddy beschrieb diese heilende Arbeit sehr treffend: „Gottes Heilmittel für die Kranken sind Verabreichungen von Seinem eigenen Wesen.“ (Vermischte Schriften 1883-1896, S. 268)

Eine Kollegin erzählte mir einmal, dass sie betete, um zu wissen, welche Qualitäten Gottes für einen bestimmten Fall besonders gebraucht würden. Wenn sie zum Beispiel einen entmutigten oder hoffnungslosen Patienten hatte, pflegte sie ihn in besonders dankbarer und freudiger Weise. Indem sie dies tat, lieferte sie einen Beweis für Gottes gegenwärtige Güte und dafür, dass diese auch wahrgenommen wurde. „Heiter, ordentlich, pünktlich, geduldig und voll Vertrauen sein — empfänglich für Wahrheit und Liebe“ sind Eigenschaften, die Mary Baker Eddy einer perfekten Pflegeperson zuschreibt. (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 395)

Eine alte Freundin von mir spürte die heilende Kraft dieser Eigenschaften, als sie mit schweren inneren Blutungen in eine christlich-wissenschaftliche Pflegeeinrichtung eingeliefert worden war. Viele Jahre nach ihrer Heilung spricht sie immer noch mit Erstaunen über die Freude und Liebe, die ihr die christlich-wissenschaftlichen schaftlichen Pflegerlnnen entgegengebracht hatten. Obwohl sie Schmerzen hatte und viel körperliche Unterstützung brauchte, sagt sie, dass die gelebte Freude der Pflegerinnen sie veranlasste, etwas von der Liebe und Dankbarkeit zurückgeben zu wollen. „Der Wendepunkt kam“, sagte sie neulich zu mir, „als ich nicht mehr über die Schmerzen nachdachte, sondern über all das, was die Pflegerlnnen in so selbstloser Liebe für mich taten.“ Sie erlebte eine vollständige Heilung und sagt, dass der bemerkenswerteste Teil der Erfahrung die Freude und Liebe der Pflegerinnen war.

Wie kann jemand in der Gegenwart von ganz offensichtlichem Leid fröhlich sein? Das ist der Zeitpunkt, an dem die christlichen und wissenschaftlichen Aspekte einer christlich-wissenschaftlichen Pflege zum Tragen kommen. Christlich-keit schließt den Glauben ein, dass Gott unendlich gnädig und mächtig ist, um die wahre Ganzheit eines jeden ans Licht zu bringen. Wie alle engagierten Nachfolger Christi arbeiten christlich-wissenschaftliche Pflegerlnnen daran, diese Überzeugung zu gewinnen und zu bewahren. Die Fähigkeit, Heiterkeit im Angesicht von Leiden auszudrücken, beginnt mit der Bereitschaft, das Selbst zu leugnen (die materielle Erscheinung des Lebens) und Gottes geistiges Gesetz von Gesundheit und Harmonie anzuerkennen, das alle genau jetzt regiert. Es beinhaltet die Bereitschaft und die Überzeugung, zu sich selber zu sagen: „Ganz gleich, was ich sehe, höre, fühle oder rieche — die wissenschaftliche Wahrheit ist, dass dieses Individuum eine unsterbliche geistige Idee ist, die Gott liebt und in Vollkommenheit erhält.“ Selbstverleugnung hat auch damit zu tun, an einem schwierigen Fall dran zu bleiben und das Gesetz der Liebe zu demonstrieren, indem man Geduld gegenüber einem Patienten zeigt, obwohl einem der Geduldsfaden gerissen ist und die eigene Inspiration eher dürftig erscheint.

Dem Christus zu folgen ist ein wissenschaftliches Unterfangen, weil es verlangt, das zu glauben, was wissenschaftlich bewiesen ist, und nicht, was den fünf materiellen Sinnen wahr erscheint. Mary Baker Eddy entdeckte in den biblischen Heilungsdarstellungen Jesu einen Beweis dafür, dass Gesundheit der wirkliche und andauernde Zustand der Schöpfung ist und dass die Gegenwart dieser Gesundheit bewiesen werden kann, wo Krankheit Platz zu beanspruchen scheint. Logisches Denken und Beten, um Jesu Lehre zu verstehen, und den Christus-Geist zu leben, bewirkten, dass sie in bemerkenswerter Weise seine Heilungsbeweise wiederholte. Sie ermunterte alle Studenten der Christlichen Wissenschaft, und erwartete von ihnen, diesem Beispiel durch Wachstum in Christlichkeit zu folgen.

Die Pflege in der Christlichen Wissenschaft ist ein lebendiger Aspekt von Heilung. Wir sind alle dazu aufgerufen, anderen den Beweis von Gottes Gegenwart zu liefern. Die Menschheit schuldet den Pflegerlnnen der Christlichen Wissenschaft Dankbarkeit, die diese Herausforderung jeden Tag ruhig, demütig und freudig annehmen.

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