Ich hatte mir vor längerer Zeit einen Spiegelschrank für das Schlafzimmer gekauft. Er stand zwei Fenstern gegenüber, die in einen parkartigen Garten hinausblickten. Kaum war dieser große Schrank aufgestellt, da zeigte es sich, dass das Zimmer doppelt so groß und hell wurde, denn nicht nur die Sonne, sondern auch der Himmel und die Baumkronen spiegelten sich in ihm. Um in den Garten zu blicken, konnte ich genau so gut zur gegenüberliegenden Wand schauen. Die Spiegel hatten das Zimmer sozusagen geöffnet und eine völlig neue Atmosphäre geschaffen. Ich musste sie ab und zu putzen, um die Trübung zu beseitigen, die der Staub gelegentlich auf den Glasflächen hinterließ. Je klarer und sauberer also der Spiegel war, umso klarer konnten sich das Licht, der Himmel und die Farben des Gartens in ihm abzeichnen.
Über das Phänomen des Spiegelns dachte ich anschließend sehr häufig nach. Die Erfahrung mit dem Schrank setzte für mich Spiegelung gleich mit Öffnung und Erweiterung. Durch Öffnung und Erweiterung kann auch gedanklicher Raum geschaffen werden, wo Begrenzungen aufgehoben sind und wo wir frei werden von Bedrängnissen, Leiden oder Mangel, welche versuchen, unsere Lebensfreude oder unsere Lebenserwartungen zu beschränken.
Ich erinnerte mich an den ersten Schöpfungsbericht der Bibel, wo Gott sagt: „Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei" (1. Mose 1). Da Gott uns nach Seinem Bild (Vorbild) geschaffen hat, bedeutet das, dass wir tatsächlich Spiegelungen sind, Widerspiegelungen des unendlichen Geistes.
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