Warren Bolon, Mitarbeiter des Journal, sprach vor einigen Wochen mit dem Schatzmeister der Mutterkirche, Ned Odegaard. Dabei bemerkte er, dass sich den Mitgliedern die finanzielle Situation über die letzten Jahre als sehr ähnlich zeigte. Wie sieht die finanzielle Lage der Mutterkirche aus?
Ned Odegaard: Die momentane finanzielle Situation der Kirche ist stabil und steht auf einem soliden Fundament und dafür sind wir sehr dankbar. Ich denke, die grundlegenden Fragen sind: Wie hoch sollte ein angemessenes Eigenkapital der Kirche sein? Ist der momentane Stand anders als angemessen?
Aus meiner Sicht hat eine vernünftige Höhe des Kapitals der Kirche mit einem finanziellen Modell zu tun ganz ähnlich dem, wie wir es wahrscheinlich auch für uns selbst benötigen. Zunächst müssen wir Einnahmen haben, um unsere üblichen Ausgaben zu decken. Und zweitens ist klar, dass im Verhältnis der Einnahmen zu den Ausgaben sich die Sparrate verkleinert oder vergrößert.
Diese Faktoren - Einkommen, Ausgaben und Höhe der Ersparnisse - kann man mit den drei Beinen eines Hockers vergleichen. Wir versuchen uns so zu organisieren, dass die Kirche ihren finanziellen Verpflichtungen ordnungsgemäß nachkommen kann. Aber wir bemühen uns auch, in weiser Voraussicht zu handeln und so gut wie möglich eventuelle Veränderungen bei den Einnahmen wie bei den Ausgaben zu ermitteln. Diese Veränderungen bei den Ausgaben könnten sein, dass der Vorstand einen bestimmten Beschluss fasst oder dass sich bei den Ausgaben etwas ändert, das zu einem gewissen Grad von äußeren Faktoren verursacht wird. Ein fundamentales Prinzip im finanziellen Management ist, Überraschungen zu vermeiden, die einen zwingen könnten, wichtige oder gar radikale Schritte auf Grund von Aktivitäten auf einer ungeplanten, krisenähnlichen Basis unternehmen zu müssen.
Einkommen und Mitgliedschaft
Man kann sich auf die laufenden Kosten konzentrieren, welche etwas mehr als 100 Millionen Dollar betragen, und dann denken, dass ein Kapital, das fünfmal so hoch ist wie die laufenden Kosten — also nicht ganz 500 Millionen Dollar — doch sicherlich ausreichend, wenn nicht sogar mehr als ausreichend sein sollte. Erstens: Zwei Drittel der Vermögenswerte der Mutterkirche sind in eingeschränkten Fonds angelegt, die nur für bestimmte festgelegte Zwecke verwendet werden dürfen. Zweitens: Wenn man nach einer möglichen Verminderung der Einnahmen — zum Teil verursacht durch unsichere Märkte und teilweise auch durch abnehmende Mitgliederzahlen — den jetzigen Stand der Ausgaben beibehalten würde, dann würde es nicht mehr viele Jahre dauern, bis diese Höhe des Vermögens nicht mehr genügen würde. Wir versuchen, die Ausgaben nach diesen Gesichtspunkten auszugleichen, um auch ein angemessenes Grundkapital auszuweisen.
Die Kirche, die Mary Baker Eddy gegründet hat, ist unzerstörbar. Sie hat einen heiligen Zweck, der vollendet werden wird — er spielt die Hauptrolle in der vollständigen Vergeistigung aller menschlichen Gedanken.
Aus der Sicht eines Geschäfts-Managements wäre es nicht weise, dasselbe finanzielle Wachstum im Laufe der nächsten Jahre zu erwarten. Es gab Zeiten, da schnelle und deutliche Sparmaßnahmen nötig waren, was auf Änderungen auf dem Finanzmarkt und auf ein niedriges Kapital der Kirche zurückzuführen war. Wir haben erfahren, dass die Aufmerksamkeit, die wir der heilenden Mission der Kirche schenken sollten, durch solche Ereignisse abgelenkt wird.
Eine der Lektionen, die wir daraus gelernt haben ist, dass das Geld die Rolle eines Dieners und nicht die eines Herrschers spielen sollte. Wenn die Kirchenfinanzen zum wichtigsten Thema werden, dann ist das meist nicht sehr hilfreich. Im Artikel XXIV im Kirchenhandbuch steht alles Wichtige über die Arbeit des Schatzmeisters, also habe ich sehr viel Zeit damit verbracht, ihn zu studieren. Ich bin immer wieder erstaunt, wie detailliert und umfangreich Eddys verschiedenen Forderungen in diesem Artikel sind. Sie vertraut nicht ausschließlich dem menschlichen Bewusstsein. Sie erkennt ganz klar, dass das menschliche Verhalten Hilfe braucht, Leitplanken sozusagen.
Worüber die Mitglieder beten sollten
Die Kirche, die Mary Baker Eddy gegründet hat, ist unzerstörbar. Sie hat einen heiligen Zweck, der vollendet werden wird — er spielt die Hauptrolle in der vollständigen Vergeistigung aller menschlichen Gedanken. Die Mitglieder könnten mit ihren Gebeten die Kirchenbeamten und alle Mitglieder mit dem Gedanken unterstützen, dass alle Beamten und Mitglieder von dem allwissenden, allsehenden, allwirkenden, allliebenden und allweisen göttlichem Gemüt geleitet werden — und so spezifisch das falsche Argument verneinen, dass es eine Kraft gibt, die der Offenbarung der Kirche, wie sie von Mary Baker Eddy vorgesehen war, entgegensteht. Herausforderungen, wie sie in Zweigkirchen oder in der Mutterkirche auftreten, wirken, oberflächlich betrachtet, wie finanzielle Probleme oder Schwierigkeiten unter Mitgliedern. Aber in Wirklichkeit sind es Versuche, Mary Baker Eddys Offenbarung zu diskreditieren, ihr entgegen zu arbeiten, sie zu unterminieren oder zu verleugnen. Sie erheben Anspruch, dass die Kirche, die sie gegründet hat, nicht erfolgreich sein könne, dass das Ganze zwar eine nette Idee war, aber dass ihre Nachfolger sie nicht weiterführen können. Wir alle müssen aktiv und vehement täglich im Gebet alle Macht dieser Ansprüche verleugnen.
Herausforderungen, wie sie in Zweigkirchen oder in der Mutterkirche auftreten, wirken, oberflächlich betrachtet, wie finanzielle Probleme oder Schwierigkeiten unter Mitgliedern. Aber in Wirklichkeit sind es Versuche, Mary Baker Eddys Offenbarung zu diskreditieren.
Vor ungefähr sechs Jahren musste der Vorstand die Ausgaben verringern. Sie wurden in einem Jahr um die Hälfte reduziert, auf 100 Millionen Dollar. Der Vorstand überwacht weiterhin, wie sich die Höhe der Ausgaben künftig entwickelt.
Für die Immobilien und für die Verlagsgesellschaft wird bedeutend mehr Geld ausgegeben als eingenommen. Der Vorstand hat mit je einem Team in diesen zwei Bereichen gearbeitet und das Team der Verlagsgesellschaft begann mit den Treuhändern. Gegenstand dieser Teams war, die Ausgaben den Einnahmen mehr anzugleichen. Bezüglich der Verlagsgesellschaft gehen die Gedanken in die Richtung, dass die Ausgaben nicht höher sein sollten als die Einnahmen, nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern um der zugrunde liegenden Mission der Kirche gerecht zu werden — nämlich ihre Wirksamkeit zu beweisen. Es sind laufende, langfristige Pläne am Wirken, um defizitäre Ausgaben in diesen beiden Wirkungskreisen zu eliminieren. Ein dritter Bestandteil der allgemeinen Kirchenausgaben sind ihre Aktivitäten außerhalb der Bereiche Verlagsgesellschaft und Immobilien. Der Vorstand überprüft auch dort eine vernünftige Höhe der Ausgaben.
Zwei neue und bessere Wege
Ein neuer Weg war der des Christian Science Monitors, der Wechsel von der täglichen zur wöchentlichen Ausgabe. Es ist ganz klar, dass die neuen Versionen des Monitors, die wöchentlich gedruckte Ausgabe, auch die tägliche online Version und so weiter, sehr geachtet werden. Die andere Neuerung war der Umzug der Angestellten der Verwaltung sowie auch anderer Mitarbeiter in die neu renovierten Räume der Verlagsgesellschaft.
Während der Vorstand — nicht der Schatzmeister — die Kirchenangelegenheiten verwaltet, merke ich, dass ein Umdenken nicht nur aus finanziellen Gründen stattfindet. Es bedeutet auch keine „Schrumpfkur" im Denken. Herrschaft heißt, nicht zu schrumpfen, und Wachstum heißt nicht immer nur, große Summen auszugeben. Christian Science, als die endgültige Offenbarung, ist nicht unvollständig, also sind wir in der Lage, die nötigen Demonstrationen zu erfüllen. Manchmal mag es scheinen, als ob wir unserer Bereitwilligkeit, dies zu tun, einen kleinen Schubs geben müssten.
Unterstützung für die einzigartige Kirche
Wir haben ein Interesse daran, die Rolle zu erfüllen, zu der das Kirchenhandbuch uns auffordert, und wir fühlen uns wohl dabei, wenn wir den Mitgliedern die Perspektiven aus unserer Sicht darlegen. Und Folgendes ist eine unserer Perspektiven. Die Mutterkirche ist einzigartig. Auch im Wesentlichen bezogen auf das Kirchenhandbuch, was die Zweigkirchen betrifft. (siehe Art. XXIII, Abschnitt 3, „Die Mutterkirche einzigartig", Seite 71) Wir fühlen uns verpflichtet, Mary Baker Eddys Sicht der Dinge darzulegen, und möchten betonen, dass die Kirche nicht einfach nur eine hilfreiche Organisation unter vielen ist. Die Kirche ist ganz und gar einzigartig und ist der zentrale Punkt, um die Menschheit zu erlösen. Sie hat nur unsere totale Unterstützung, wenn wir sie über alles lieben.
Das Kirchenhandbuch bietet uns Führung und Unterstützung für unsere Gebete. Aber wir müssen sie individuell demonstrieren. Das Thema der finanziellen Herrschaft war eines, das Mary Baker Eddy sehr interessierte. Kirche ist eine kollektive Demonstration. Es ist nicht nur die Demonstration des Vorstands. Es ist auch nicht nur die Demonstration der Mitglieder. Es geht uns alle an. Es ist in einem gewissen Grade die Summe aller unserer Demonstrationen.
Ein anderer Weg ist, die Forderung der Kopfsteuer von Mary Baker Eddy zu überdenken, dass sie nämlich von jedem Mitglied verlangt, mindestens einmal jährlich die Unterstützung für die Mutterkirche zu überprüfen. Sie verhütet damit, dass wir uns finanziell von der Kirche trennen. Mit einer ähnlichen Forderung im Kirchenhandbuch will sie, so denke ich, sicherlich vorbeugen, dass sich die Mitglieder nicht von dem Abonnieren der Zeitschriften abwenden oder trennen. (Siehe Artikel VIII, Seite 44 Abschn. 14)
Der Vorstand, Kirchenbeamte und alle Kollegen hier könnten nicht dankbarer sein für die Kirchenspenden der Mitglieder. Diese Großzügigkeit und die Beständigkeit sollten weiter andauern. Wir sollten achtsam sein bei der Suggestion: „Die Mutterkirche hat so viel Geld, darum muss ich der Kirche nicht mehr so viel spenden." Die Liebe, die jedes Mitglied der Kirche entgegenbringt, ist deutlich spürbar. Wir fühlen es hier, wir sehen es und nehmen es auch finanziell wahr.
Bitte lesen Sie den vollständigen Wortlaut auf unserer Webseite www.heroldcw.com
