Die Anzeige eines amerikanischen Herstellers bewarb kürzlich einen Rückspiegel mit den Worten: „Der Rückspiegel ohne toten Winkel“ — es ist der gleiche Rückspiegel, so wird behauptet, der von Polizisten und Rennfahrern verwendet wird, um tote Winkel zu vermeiden (also die Bereiche, die man als Fahrer normalerweise mit üblichen Rückspiegeln nicht einsehen kann). Handelsübliche Rückspiegel bieten einen Sichtwinkel von 52°, aber der beworbene, patentierte Rückspiegel erfasst einen 180°-Winkel.
Tatsächlich bieten Firmen auf der ganzen Welt eine Reihe von Technologien an, um tote Winkel zu vermeiden — Radar, Bildschirme auf dem Armaturenbrett, thermische Bilder — weil allein in den Vereinigten Staaten geschätzte 826000 Unfälle aufgrund toter Winkel geschehen.
Traurigerweise verursachen tote Winkel häufig Schäden und Verletzungen. Zumindest rufen sie Verwirrung und Furcht hervor. Sie behindern sicheres Autofahren.
Nun, das gilt auch für tote Winkel jenseits der Straße. Tote Winkel behindern ein sicheres Leben. Sie verbauen Harmonie und Fortschritt auf der Autobahn des Lebens.
Darum brauchen wir einen Weitwinkel-Blick. Ohne ihn können wir im Rückspiegel des Lebens nicht sehen, dass wichtige Dinge unserer Perspektive vervollkommnen können — und darum unsere Fähigkeit, weise und sicher zu handeln.
Diese blinden Punkte tauchen auf ganz unterschiedliche Weise auf. Zum Beispiel sehen wir vielleicht nicht, wie egoistisch und unbeweglich wir sind, dass wir anderen gegenüber eine unvorteilhafte Überlegenheit pflegen oder glauben, immer Recht haben zu müssen. Vielleicht sehen wir nicht, dass wir plötzlich und leicht ungeduldig oder ärgerlich werden. Vielleicht erkennen wir nicht, dass wir zu viel reden und zu wenig hinhören. Vielleicht zieht Sinnlichkeit uns herab und wir bemerken es nicht. Vielleicht sehen wir einige dieser Punkte nicht, obwohl durch Zwietracht und Unzufriedenheit eine Unruhe damit einhergeht.
Oder, andersherum, sehen wir vielleicht nicht, dass sich Gelegenheiten auftun, einfach weil das Anklopfen zart ist und unerwartet kommt. Oder wir können nicht erkennen, was anderen so offensichtlich erscheint, wenn sie uns oder die Zusammenarbeit mit uns oder unser Leben betrachten: Wir sind wertvoll, besonders, nützlich.
Manchmal wird das Nicht-Sehen von Harmonie und Freude durch falsche Vorstellungen hervorgerufen. Diese Vorstellungen mögen nicht immer gleich auffallen. Sie kommen eher verborgen daher und blockieren unentdeckt unseren Fortschritt. Und wenn Sie es erkennen, rühren viele dieser subtilen Punkte, die uns da beschäftigen, von begrenzten Vorstellungen über uns und unsere Beziehungen zu Gott her.
Unsere Aussichten und unsere Gesundheit mögen beispielsweise begrenzt erscheinen wegen der falschen Vorstellung, dass wir der Materie entstammen. Aber die Bibel versichert uns, dass uns Äußerlichkeiten täuschen und wir von Geist abstammen. Wie es Hiob sagt: „Der Geist Gottes hat mich gemacht, und der Odem des Allmächtigen hat mir das Leben gegeben." (Hiob 33)
Unsere Fähigkeiten und unser Charakter können durch die falschen Vorstellungen begrenzt sein, dass Jesus Gott sei, obwohl Jesus Gott ausgedrückt hat. Er gab damit ein Beispiel für den höchstmöglichen menschlichen Ausdruck und die Darstellung Gottes, für den gottgleichen Christus-Geist, der uns angeboren ist — den Christus-Geist, der jedem die Fähigkeit gibt, jede Form von Sorge zu besiegen und jede Art von Mangel zu heilen.
Unsere Zufriedenheit und unser Frieden können durch die falsche Vorstellung begrenzt sein, dass Gott männlich sei, wohingegen wir von dem vollständigen Bild der göttlichen Natur profitieren können — und damit auch von dem vollkommenen Bild von uns selbst, als der Verkörperung männlicher und weiblicher Eigenschaften, als Vater und Mutter.
Oder selbst langjährige Studenten der Christlichen Wissenschaft erleben, wie die Erfahrungen eines Lebens in Fülle durch manchmal nicht hinterfragte Vorstellungen begrenzt wird. Aber, denken Sie einmal daran: Mary Baker Eddy gab sieben Synonyme für Gott — „Göttliches Prinzip, Leben, Wahrheit, Liebe, Seele, Geist, Gemüt" (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 115). Aber sie hat sie nicht immer in der gleichen Reihenfolge aufgezählt.
Haben Sie sich jemals gefragt, wie viele mögliche Varianten es gibt, um diese sieben Synonyme anzuordnen? (Schließlich sind sie alle Synonyme und daher untereinander austauschbar). Sie können die Zahlen, wie es heißt, fakultieren, dafür verwendet der Mathematiker das Symbol: „!". Die sieben Synonyme für Gott können auf „7!" Möglichkeiten geordnet werden. Und 7! entspricht: 7x6x5x4x3x2x1=5040.
Denken Sie an den Weitwinkel-Blick von 180°.
Ja, „Die Zeit für Denker ist gekommen." (WuG, S. vii) Stellen Sie sich einmal vor, jeden Tag, wenn Sie beten und die wahre Natur Gottes betrachten, eine andere Reihenfolge der Synonyme zu wählen. Sie könnten dies fast 14 Jahre lang tun, ohne sich zu wiederholen. Sich jeden Tag mit einer spontanen, neuen Sicht auf die göttlichen Synonyme zu befassen, könnte Ihnen neue Einsichten bringen, Ihnen helfen, andere Vorurteile zu hinterfragen und eine weit reichende, Freiheit bringende Sicht über das Leben zu bekräftigen.
Sich an begrenzte Auffassungen zu halten begrenzt unserer Erfahrung. Aber ein Weitwinkel-Blick erweitert unsere Erfahrung. Letztlich offenbart ein Weitwinkel-Blick unsere wissenschaftliche Einheit mit dem göttlichen Leben, mit Seele, Wahrheit, Geist, Prinzip, Liebe, Gemüt (um jetzt einmal eine zufällige Ordnung zu verwenden).
Und wenn unsere ununterbrochene wissenschaftliche Einheit mit Gott in unserem Blickfeld liegt, sehen wir unsere wahre Identität: Fehlerfrei und unbeschädigt.
Ohne toten Winkel, ohne blinden Fleck.
