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Spiritualität & Heilen

Spiritualität & Heilen

In den großen Fluss des Lebens eintauchen

Ein Gespräch von Joan Taylor mit Robert Ennemoser

Aus der Mai 2011-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Schon als Robert Ennemoser noch studierter Biologe in Salzburg, Österreich, war, hatte er eine Ahnung davon, dass Leben eine tiefere Dimension hätte, als nur von Materie definiert zu sein. Er sammelte Erfahrungen im Praktizieren von klassischer Homöopathie und stellte, wie Mary Baker Eddy, fest, dass es mehr Anzeichen dafür gab, dass Heilung mehr ein mentaler als ein medizinischer Vorgang ist.

In den späten 8oer Jahren kaufte er das Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy und begann die Wissenschaft des Geistes in seine Arbeit einzubeziehen. Er wandte jetzt christlich-wissenschaftliche Behandlung an und sah damit Heilungen von Patienten, denen er zuvor nicht hatte helfen können. „Mit Christlicher Wissenschaft", sagt er, „stellte ich fest, dass ich eine tiefe Kraft berührte — die göttliche heilende Gegenwart." Bald darauf gab er seine homöopathische Praxis auf, verkaufte seine Fachbibliothek und alle homöopathischen Arzneien.

Er mietete völlig neue Räume in der Nähe des Mozart-Denkmals in der Innenstadt von Salzburg. Er baute seine Praxis des geistigen Heilens inmitten von Cafés, Kunstgalerien und Bäckereien auf — und die Menschen von der Straße begannen herein zu kommen.

Heute, als Lehrer und Praktiker der Christlichen Wissenschaft und als Mitglied des Vortragsrates der Mutterkirche, hat Herr Ennemoser seine Praxis im Anschluss an sein Haus, mit Blick auf einen von Pinien gesäumten Infinity-Pool. Und gleich dahinter die Alpen.

Herr Ennemoser, lassen Sie uns zunächst über lhren Hintergrund als Naturwissenschaftler sprechen. In Wissenschaft und Gesundheit nimmt Mrs. Eddy Bezug auf „einseitige Erziehung", die uns „Knechtschaft" aufzwingt. (S. 381) Als Biologe waren Sie offensichtlich sehr geschult in einer Sicht auf die Vorgänge des Körpers und auf eine Welt, die sich aus Materie zusammensetzt. War dies für Sie zunächst ein Hindernis, als Sie zur Christlichen Wissenschaft kamen und Praktiker wurden? Mussten Sie lhre universitäre Ausbildung hinter sich lassen?

Nun, es war ein unschätzbares Privileg, mehr über einen höheren Begriff von Leben zu erfahren. In der Naturwissenschaft sieht man Leben zwar als Kraft an, versteht sie aber als sehr begrenzt, zerbrechlich und der Zerstörung preisgegeben. Als ich der Christlichen Wissenschaft zum ersten Mal begegnete, war ich sehr beeindruckt davon, dass sie heilende Kräfe erschließt und nachweist, die ich bis dahin nicht kannte — Heilung, die dadurch erreicht wird, dass man das Denken der unendlichen Kraft des Lebens öffnet. Ich begann Leben als Allmacht zu verstehen, als unzerstörbare Kraft, die sich in mir gnadenreich und beständig widerspiegelt, sobald ich mich ihr aufschließe.

Wirklich, ich wollte unbedingt mehr davon verstehen und seinen praktischen Wert in der eigenen Erfahrung bewiesen sehen. Biologisches Wissen war mir kein Hindernis, sobald ich verstanden hatte, dass alles, was ich erlebe, in gedankliche Vorgänge übersetzt werden kann.

Diese neue Idee — dass mein Leben im göttlichen Leben gründet — interessierte mich nicht so sehr auf einer theoretischen, sondern mehr auf einer praktischen Grundlage. Als ich begann, etwas über Heilungen in der Christlichen Wissenschaft zu hören und zu lesen, war ich sehr aufmerksam geworden für die Tiefe dieser Heilungen — für die göttliche Macht, die dahinter steht. Als Naturwissenschaftler war ich es gewohnt zu fragen: „Was geschieht hier?" Als Wissenschaftler war ich also gezwungen, mich tiefer darauf einzulassen.

Es ist interessant, dass sowohl Sie wie auch Eddy sich mit Homöopathie befasst hatten. Sie schrieb: „Die Homöopathie berücksichtigt weitgehend alle mentalen Symptome bei ihrer Diagnose von Krankheit." (WuG, S. 156) Und dies trug dazu bei, dass sie schließlich zu dem Verständnis geführt wurde, dass alles Gemüt ist.

Ja, die Homöopathie war für mich auch eine Brücke, denn sie ist „Informationsmedizin", die darauf abzielt, die Lebenskraft eines Menschen mit spezifischen Informations-Arzneien anzuregen. Christliche Wissenschaft geht den direkten Weg — indem sie nur die „Christus-Arznei" nutzt. Beim Heilen wenden wir nur die „Information" an, die die göttliche Liebe und das göttliche Leben bereitstellt, und die der Christus uns vermittelt.

Im selben Abschnitt fährt Eddy damit fort, zu schreiben, dass die Christliche Wissenschaft „da Erfolg hat, wo die Homöopathie versagt, allein weil Gemüt ihr einziges anerkanntes heilendes Prinzip ist ..." (S. 157).

Richtig. Als ich klassische Homöopathie praktizierte, war es mein ernsthaftes Interesse besser zu heilen. Ich versuchte die grundlegenden Ideen des christlich-wissenschaftlichen Heilens zu verstehen und sie in der Praxis auszuprobieren. Ich wandte sie auf meine eigenen Bedürfnisse an und auch auf die meiner Ehepartnerin Inge, die sich diesem geistigen Abenteuer anschloss. Ich erlebte auch eine Reihe grundlegender und eindrucksvoller Heilungen bei Patienten, denen ich durch die klassische Homöopathie nicht hatte helfen können. Ich hatte zum Beispiel eine Patientin, die 15 Jahre lang unter deformierender Arthritis und unter starken Schmerzen gelitten hatte. Sie wurde innerhalb von drei Monaten allein durch christlich-wissenschaftliche Behandlung dauerhaft geheilt.

In der Christlichen Wissenschaft berührte ich eine Kraft, die tiefer und machtvoller war als all das, was ich als Naturwissenschaftler erlebt hatte.

Wie Sie wissen, war das Leit-Thema der Ausgabe des Journals, [in dem dieses Interview ursprünglich erschienen ist,]: „Die Wissenschaft der Liebe". Mich würde interessieren, wie Sie den Zusammenhang zwischen diesen beiden verstehen. Wie Wissenschaft allgemein verstanden wird, ist sie die eine Seite — Beweis, Verlässlichkeit, Grundlage — wohingegen Liebe, zumindest menschlich gesehen, wechselhaft, unzuverlässig, manchmal gut und manchmal schmerzhaft ist. Wie denken Sie, dass Wissenschaft und Liebe in der Christlichen Wissenschaft eins werden?

Gott, Liebe ist der Schöpfer. Liebe gibt uns Alles im Überfluss — alle unsere Talente, Fähigkeiten und ewigen Sinne. Sie lebt uns — behütet und führt uns. Dies ist eine all-verlässliche, all-verfügbare und deshalb „wissenschaftliche" Liebe. „Wissenschaft" und Liebe sind untrennbar. Jesus, der Meister-Metaphysiker, lehrte uns immer auf das zu lauschen, was das Wort der Liebe uns sagt. Sie spricht uns: „Ich bin Liebe, die dich umschließt und dich in unfehlbarer Gewissheit erhält. Ich entfalte jeden Aspekt deines Seins vollständig — und für immer."

Sehen Sie Liebe also als das Herzstück einer jeder Heilung?

Absolut. Ich hatte eine Erfahrung mit einer Dame, die eine sehr schlimme Wunde im Gesicht hatte. Sie wurde immer tiefer und immer breiter. Ihr Nachbar war Arzt und er sagte zu ihr: „Sie brauchen sofort Hilfe. Dies sieht sehr ernst aus und könnte sogar lhr Leben bedrohen."

Sie hatte eine Zeitlang christlich-wissenschaftlich darüber gearbeitet, aber es schien schlimmer zu werden. Sogar der Zahnarzt weigerte sich wegen der Wunde, die er in ihrem Gesicht sah, ihre Zähne zu reinigen. Als sie mich um Behandlung bat, fingen wir beide an darauf zu lauschen, was die göttliche Liebe uns beiden dazu mitteilen würde. Einer der wichtigsten Punkte beim christlich-wissenschaftlichen Heilen ist, dass wir nie damit anfangen, die Kraft des menschlichen Gemüts zu nutzen, um Herausforderungen zu überwinden. Unser Bedürfnis ist ein spirituelles — und unser Ziel ist ein geläutertes Verständnis vom Sein. Empfänglich zu sein, zu akzeptieren, dass die Kraft der göttlichen Liebe uns trägt. Wir driften nicht als isolierte, verletzliche Wesen durch das Universum. Es gibt eine Quelle unseres Seins: „den erhaltenden Unendlichen". Und deshalb sind wir etwa wie Blüten, die an einem Baum sitzen. Wir sind von dem „Baum" genährt — von Gott. Leben trägt uns und erhält uns beständig.

Diese sind einige der Gedanken, mit denen diese Dame und ich gearbeitet haben — dass sie durch Liebe erhalten wird, und dass Liebe ihr bereits vollkommenes Gesicht berührt. Dadurch erreichte sie eine höhere Wahrnehmung dafür, wie die göttliche Liebe liebt. Sie hatte nicht nur „gute Gedanken", um Heilung zu erlangen — sie fühlte die Gegenwart der Liebe. Allein dadurch löste sich das ganze Unding in ihrem Gesicht innerhalb weniger Monate in Nichts auf und sie war dauerhaft geheilt.

Das ist eine wunderbare Heilung, Herr Ennemoser. Wir sind über jede Heilung hoch erfreut. Wie fördern wir unsere Erwartung augenblicklicher Heilung? Glauben Sie, dass wir oft in die Falle tappen zu glauben, wir würden uns auf eine „Reise zur Heilung" aufmachen, wenn wir einen Praktiker um Hilfe bitten?

Ja, und wir müssen hier sehr acht geben. Heilung ist niemals ein Prozess, und wenn wir uns dessen bewusst sind, beginnen wir mit dem wahren metaphysischen Standard — Unmittelbarkeit und Vollkommenheit — hier und jetzt. Wir fangen nicht bei einem Problem an und nähern uns dann einer Heilung an. Wir beginnen mit der Wirklichkeit, mit der Wahrheit des Seins. Gerade hier tauchen wir in den großen Fluss des Lebens ein! Er fließt über von Liebe und er sorgt für seine Schöpfung. Und er besteht gerade hier und jetzt. Nicht morgen oder in zwei Wochen, nein jetzt.

Dies ist nicht das „Jetzt", wie es von vielen Menschen aufgefasst wird — ein sterblicher Begriff von Zeit, getrennt von Vergangenheit und Zukunft. Können Sie beschreiben, was dieses „Jetzt" in der Christlichen Wissenschaft bedeutet?

Es überwindet die Zeit. Es ist die Fülle und Vollständigkeit des Guten als die eine und einzige Wirklichkeit. Jesus sprach darüber, als er sagte: „Ehe Abraham wurde, bin ich." (Johannes 8) Es bedeutet, mit Gott zu sein, als eine Qualität der Existenz, und nicht der Zeit. Ein kurzer Blick davon und es offenbart sich selbst. Das kann augenblickliche Heilung zur Folge haben, die jeden so genannten zeitlichen Prozess verkürzt oder auslöscht.

Ich erhielt zum Beispiel einmal einen Anruf von einem Mädchen, das etwa zwölf Jahre alt war. Sie hatte von ihren Eltern die Erlaubnis bekommen, mich anzurufen. Sie konnte nichts essen — sie konnte das Essen nicht bei sich behalten — und das ging schon seit einigen Tagen so. lhr Vater, der kein Christlicher Wissenschaftler war, hatte sie zu einem Arzt geschickt, der ihr Medikation verschrieben hatte. Aber es wurde nicht besser, sondern schlimmer. Sie wollten gerade wieder zum Arzt gehen, als ihre Mutter sie fragte: „Möchtest du mal einen Praktiker der Christlichen Wissenschaft anrufen?" Also rief sie mich an. Und ich sagte zu ihr am Telefon: „Weißt Du, was wir machen? Wir öffnen uns einfach mental der göttlichen Liebe, die überall um dich her ist, genau wie die Luft, die du atmest. Wir müssen sie einfach bewusst wahrnehmen. Sie ist da. Sie ist eine Tatsache. Es geht nicht darum, uns das einzureden. Wir verbinden uns innerlich einfach mit dieser Tatsache als gegenwärtige Wirklichkeit und wir lassen diese Liebe vollständig für dich sorgen. Wir entspannen uns in den Armen der Liebe selbst." Und dann sagte ich zu ihr: „Tu' das einfach. Nichts weiter als nur das. Und ruf' mich wieder an, wann du es möchtest."

Es war ein kurzes Telefonat, es dauerte nur einige Minuten und dann beendeten wir unser Gespräch. Und später wurde mir erzählt, dass ihre Mutter die Familie zum Abendessen bat, nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte, und sie setzte sich ganz normal zu Tisch und aß ein vollständiges Mahl. Die Beschwerden waren in diesem Moment vollkommen verschwunden.

Wir driften nicht als isolierte, verletzliche Wesen durch das Universum. Es gibt eine Quelle unseres Seins: „den erhaltenden Unendlichen". Und deshalb sind wir etwa wie Blüten, die an einem Baum sitzen. Wir sind von dem „Baum" genährt — von Gott.

Als Sie von den beiden Heilungen erzählten, sprachen Sie davon, sich direkt an die Wahrheit des Seins zu wenden. So wie wir es in der Wissenschaft verstehen, braucht die absolute Wahrheit weder Verneinung noch Bejahung — weil Wahrheit einfach wahr ist — sie ist vollständige Bestätigung. Wenn Sie also mit einem Patienten arbeiten, ist es dann geistiges Einfühlungsvermögen, das Sie dazu führt, bei der Wahrheit des Seins zu bleiben oder zu wissen, wann Sie die Gedanken des Menschen ansprechen müssen, die in der Behandlung durch Gebet verneint werden müssen?

Natürlich versuchen wir nie eine Diagnose eines Falles auf einer menschlichen Ebene zu stellen. Geistige Diagnose befasst sich mit dem geistigen Bedürfnis des Patienten. Was für eine spezifische göttliche Eigenschaft braucht es hier, um das Denken zu vergeistigen und die so genannte Krise zu überwinden? Die Qualitäten der göttlichen Liebe müssen vertieft wahrgenommen und gefühlt werden. In einem Fall kann es die sehr grundlegende und beruhigende Zusicherung der göttlichen Liebe sein, die sagt: „Fürchte dich nicht, denn ich (Gott) bin mit dir. Ich unterstütze dich voll und ganz, ich stärke dich und ich stehe hinter dir — hundertprozentig!" Und in einem anderen Fall kann es Wahrheit als ein helles Licht sein: „Ich bin Wahrheit, das Licht der Inspiration. Ich lösche jeden Schatten, jede Unrichtigkeit, jedes Versagen aus, indem ich alles Gute offenbare — die einzige Wirklichkeit. Ich gründe dich fest auf die Bahn des Heils, jeder deiner Schritte ist durch Meine Gegenwart behütet."

Natürlich versuchen wir nie eine Diagnose eines Falles auf einer menshclichen Ebene zu stellen. Geistige Diagnose befasst sich mit dem geistigen Bedürfnis des Patienten. Was für eine spezifische göttliche Eigenschaft braucht es hier, um das Denken zu vergeistigen und die so genannte Krise zu überwinden?

Die göttliche Botschaft in einem Fall zu verstehen und innig darauf zu lauschen ist eine der wichtigsten Fähigkeiten eines Heilers. Wir reagieren mental darauf als ein „geistig Handelnder". Und der Patient reagiert auch darauf als ein solcher.

Können Sie noch etwas darüber sagen, ein „geistig Handelnder" zu sein? Es scheint in Hand in Hand mit dem zu gehen, was Sie darüber sagten, in den großen Fluss des Lebens bewusst einzutauchen.

Das bedeutet für mich, nicht nur ein göttliches Versprechen der Heilung zu bestätigen — oder daran festzuhalten — ,sondern dynamisch in dieses Versprechen hineinzugehen, indem ich eine geistige Handlung ausübe: „lch erkenne die göttliche Wahrheit als das Licht des Gemüts an, und passe mich diesem Gemüt an, bewusst und mit ganzer Seele, ganzem Herzen und mit all meiner Kraft! lch bleibe in der vollkommenen Ordnung, die die Wahrheit schafft und erhält. lch lasse Wahrheit das auslöschen, was falsch zu sein scheint und ich wandle auf der Bahn des Guten, jetzt und immerdar."

So beziehen wir einen mentalen Standpunkt im Einklang mit der Liebe. Dies bedeutet, in den Fluss des Lebens einzutauchen — dies ist christlich-wissenschaftliche Praxis — gemäß dem Wort handeln, das in dem Wort Behandlung steckt. Wenn wir in Wissenschaft und Gesundheit lesen: „Erhebe dich in der Stärke des Geistes ..." (S. 393), sollte dies nicht nur eine gute Idee bleiben — wir müssen es in die Praxis umsetzen: „lch erhebe mich über Begrenzung, ich ergebe mich nur der göttlichen Liebe — und das tue ich aus ganzem Herzen." Das ist definitiv eine geistige Handlung!

Sie verbinden sich also mit dem Patienten, um gemeinsam gemäß dem zu handeln, was wahr ist — und um nicht von den Vorstellungen zurückgehalten oder gehindert zu werden, die nicht wahr sind.

Ja, schließlich müssen wir immer dem im Denken entgegentreten, was Konzepte einzuwurzeln versucht wie: „lch bin nicht vollständig...lch bin irgendwie verloren." Diese menschliche Gedankenwolke muss dem Glanz des vollen Lichtes des Seins weichen. Und so spiegelt sich der gedankliche Vorgang als Heilung wider. „Dis-harmonie "jeder Art verblasst in nichts. Weil es nie eine Tatsache war — es war nur eine mentale Wolke.

Die Botschaften der göttlichen Liebe wirken immer erhaltend und unterstützend — und je ängstlicher oder furchtsamer sich jemand fühlt, desto mehr braucht er diese Stärke und diese Geborgenheit der göttlichen Liebe. Die menschliche „Information" — die menschliche Suggestion — weicht der göttlichen Gnade. Wir müssen erkennen: „Nein, diese Herausforderung ist keine Tatsache, die sich hier mitteilt, sondern eine Suggestion." Dann können wir in das volle Licht der göttlichen Gegenwart schauen und auf das lauschen, was Liebe zu uns sagt. Das Bibelbuch Jesaja bietet wunderbare Beispiele dafür, wie die göttliche Liebe zum Menschen spricht. „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!" (Jesaja 43), und „Wach auf, wach auf, Zion, zieh an deine Stärke! Schmücke dich herrlich ..." (Jesaja 52) So spricht Liebe beständig zu ihrer Schöpfung.

Und es ist ein Gespräch für alle Ewigkeit — göttliche Liebe, die zu jedem von uns spricht. Und unsere Aufgabe für eine Heilung ist einfach nur, dieser Stimme zu lauschen und nichts anderem.

Wenn wir also einen Praktiker um Hilfe bitten, bitten wir den Praktiker eigentlich, uns dabei zu helfen, auf das zu lauschen, was die göttliche Liebe uns über diese liebende, gegenwärtige „Präsenz" in unserem Leben mitteilt?

Ja, Praktiker sind nie wirklich selbst Heiler, obwohl das die Leute manchmal denken. Stattdessen gehen der Patient und ich Hand in Hand, um der göttlichen Liebe zu begegnen und ihr zuzuhören, sie ist immer bereits genau hier.

Ich habe in unserer Schwesterzeitschrift, dem Christian Science Sentinel (11. März 2002, S.10) ein Interview mit Ihnen gelesen, und darin haben Sie eine Heilung beschrieben. Die nächste Frage war: „Wäre es Ihnen möglich, dies einem Kollegen aus einer biologischen Perspektive zu erklären ...?" Und Sie haben geantwortet: „Ich hätte es genau so erklärt, wie ich es eben jetzt getan habe und ich hätte auf seine Fähigkeit vertraut, über Dinge nachzudenken, die er bis jetzt noch nicht kannte." Das hat mir gefallen! Was glauben Sie, wie kann diese Aussage uns allen dabei helfen, wie wir mit anderen Menschen über die Christliche Wissenschaft sprechen?

Als Eddy die sieben Synonyme für Gott einführte — Wahrheit, Leben, Liebe, Prinzip, Seele, Geist, Gemüt — half sie uns auf unschätzbare Weise. Die Synonyme sind eine universale Sprache — jeder, egal welchen kulturellen Hintergrund jemand hat, kann sich auf eine sehr vernünftige Weise darauf beziehen. Ich arbeite besonders gerne mit dem Synonym Leben. Es ist für alle so offensichtlich, dass Leben uns lebt — nicht nur für einen Naturwissenschaftler. Es ist eine Gegenwart, eine Kraft, die man nicht verneinen kann, die uns entfaltet und auf vielfältige Weise für uns sorgt. Wir atmen nicht einmal aus eigenem Willen — Leben bewirkt, dass wir atmen — es atmet uns! Dies zeigt uns, dass es etwas gibt, das so viel größer ist als „wir".

Es ist ein überwältigendes Experiment für jeden Sucher, Schritt für Schritt zu erfahren, dass Leben immer wieder die Regierung übernimmt. Natürlich muss ich meinen Nächsten zu dieser Freiheit auf eine Weise einladen, die er oder sie annehmen kann. Über Leben in seiner göttlichen Dimension zu sprechen ist ein wunderbarer Türöffner, solange wir nicht die Empfänglichkeit des anderen überstrapazieren. Ich habe immer wieder gesehen, dass es weit besser ist, einige spezifische heilende Gedanken aus der Christlichen Wissenschaft weiter zu geben, als zu versuchen, sie als ein Ganzes anzubieten.

Finden Sie, dass Neulinge in Ihrer Praxis oder bei Ihren Vorträgen empfänglicher für die Christliche Wissenschaft sind, wenn über sie als System von universalen Gesetzen der göttlichen Liebe und nicht als Religion gesprochen wird?

Die Menschen haben oft genug von Hierarchien oder davon, dass andere ihnen sagen, wie sie Spiritualität leben sollen. Aber sie sind aufgeschlossen, wenn wir uns auf der gleichen Kommunikationsebene treffen — wenn wir Erfahrungen und Erkenntnisse miteinander teilen. Die Christliche Wissenschaft wird von ihrer Entdeckerin Mary Baker Eddy als nichts anders als „die göttlichen Gesetze von Leben, Wahrheit und Liebe" definiert (WuG, S. 107). Und wir finden Elemente dieser Gesetze überall in der Wissenschaft und der Religion. Dadurch steht Christliche Wissenschaft als Idee über der Landschaft und den Grenzlinien von Religionsgemeinschaften und Heilsystemen. Es geht dabei um universale Wahrheit und wie die Erfahrung mich gelehrt hat, können wir am besten in einer universalen Sprache darüber sprechen.

Wenn sich jemand wegen körperlicher Heilung an Sie wendet, will er etwas geheilt haben, nämlich seinen Körper. Wie erheben Sie ihn über den Wunsch, ein „Resultat", nämlich körperliche Heilung haben zu wollen, hinaus zu dem erweiterten geistigen Zusammenhang, in diesen großen Fluss des Lebens einzutauchen, von dem Sie gesprochen haben?

Fast jeder Klient ist bereit zuzustimmen, dass das Gemüt, zumindest bis zu einem gewissen Grade, eine wichtige Rolle bei der Gesundheit und in anderen Lebensbereichen spielt. Unser Ansatz in der Christlichen Wissenschaft ist es also, sein Denken zu stärken, seinen Seinsbegriff auf sanfte Weise höher zu führen. Wir erheben uns, um zu verstehen, dass der Klient ein Ausdruck des Lebens an sich ist — allmächtiges Leben. Und wir vertiefen diesen Standpunkt im Denken und es ist das Denken, an dem wir den Fortschritt messen. Wir schauen nicht auf den Körper oder auf andere Herausforderungen, um den Fortschritt zu beurteilen. „Kommen wir der göttlichen Liebe als unserem Erhalter näher, als unserem allmächtigen Erhalter? Kommen wir dem näher?" Das sind die Fragen, die wir uns stellen.

So wie Ärzte mit Patienten arbeiten und sie am nächsten Tag fragen würden: „Wie geht es denn heute?", würde ein Praktiker fragen: „Wie geht es heute mit Ihrem Denken?"

Ja, ich stelle häufig meinen Klienten diese Frage, weil es immer um das Denken geht. Es geht zum Beispiel nicht darum zu fragen: „Wie geht es Ihrem Fuß heute?" Sondern: „Welche Idee bewegen Sie in ihrem Denken? Konnten Sie heute bei der höheren Auffassung von Leben bleiben?"

Trotzdem denke ich nicht, dass der Körper jemals verneint werden sollte. Wenn Sie den Körper verneinen, kann er nicht heil werden. Wir erheben uns in der Anschauung über die physischen Elemente zu einem Körper der Ideen. Und wir manifestieren das als Körper, was wir von Leben und Liebe verstehen. Es ist unsere Aufgabe, den höchsten Begriff vom Sein aufzunehmen, um ihn durch unser Leben widerzuspiegeln. Ich denke, es ist sehr wichtig, den Körper nicht abzulehnen oder zu „tabuisieren", sondern ihn zu erhöhen — Konzepte von Begrenzung abzulegen. Dies macht es uns möglich, mehr und mehr den wahren Körper zu manifestieren, die reinen Attribute Gottes, des Guten.

Ich bin mir des großen Bedarfs der Menschheit bewusst, vor dem Mesmerismus eines Medizin-Apparates geschützt zu werden, der uns gerne als von Molekülen und Genen bestimmt beschreibt.

Ich nehme an, dass in Österreich das Bombardement der Pharmaindustrie auch so weit verbreitet ist wie hier in den USA — die tägliche Flut von Informationen über Krankheit, Medizin, Gesundheitsbedrohungen usw. Wenn jemand Sie wegen eines körperlichen Problems um Hilfe bittet und er kennt die Christliche Wissenschaft erst kurz, wie helfen Sie dann, den Gedanken zu überwinden, der suggeriert, materielle Medizin sei die richtige Lösung?

Ich bin mir des großen Bedarfs der Menschheit bewusst, vor dem Mesmerismus eines Medizin-Apparates geschützt zu werden, der uns gerne als von Molekülen und Genen bestimmt beschreibt. Ich sehe in vielen Menschen mehr und mehr Ablehnung und Widerwillen gegen die aggressive Suggestion aufsteigen, dass sie Opfer einer aus Materie bestehenden Welt sein sollten, verletzlich und hilflos. Die Menschheit ist auf dem Wege wirklich zu verstehen, dass Herrschaft und Freiheit durch das Bewusstsein erreicht wird. Schließlich ist die regierende Autorität des Universums das göttliche Gemüt und der Mensch lebt darin.

Eine der ersten zu lernenden Lektionen ist, dass ein physischer Körper nicht das ist, was wir sind. Denken Sie doch daran, dass der Körper innerhalb von Minuten anfängt zu verfallen, wenn jemand stirbt. Nun besteht der Körper nicht aus Materie. Nichts ist materiell. Der Körper ist eine Manifestation des menschlichen Gemüts. Geist ist die Essenz allen Lebens. Der Mensch ist ein geistiges Wesen. Und Geist regiert seine Kreatur vollkommen, nicht nur teilweise. Er erschafft, entfaltet, erneuert und erhält den Menschen.

Wir kommen zum Abschluss, Herr Ennemoser, und Ihr Ausdruck „tauche in den großen Fluss des Lebens ein", klingt in mir nach. Und ich tippe darauf, dass es auch anderen so geht. Es ist eine so lebensvolle Einladung, menschliches Denken und Zweifeln hinter sich zu lassen.

Das größte Bedürfnis und die größte Kraft sind immer geistig. Weil ich das erkenne, bin ich unendlich dankbar, dass der Fluss des Lebens vollständige Versorgung bietet. Durch dieses Verständnis wurde ich zu diesem heiligen Werk des Heilens geführt. Johannes schreibt in der Bibel so kraftvoll darüber: „Und auf beiden Seiten des Stromes Bäume des Lebens, die tragen zwölfmal Früchte, jeden Monat bringen sie ihre Frucht, und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker." (Offenbarung 22)

Nichts ist materiell. Der Körper ist eine Manifestation des menschlichen Gemüts. Geist ist die Essenz allen Lebens. Der Mensch ist ein geistiges Wesen. Und Geist regiert seine Kreatur vollkommen, nicht nur teilweise. Er erschafft, entfaltet, erneuert und erhält den Menschen.

Weil wir tief in Gott verwurzelt sind, sind wir Liebe unmittelbar verbunden. Und sich dieser Liebe bewusst zu öffnen ist eine geistige Handlung!

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