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„Weide meine Schafe“ – unsere Hingabe an das Heilen vertiefen

Aus der Oktober 2015-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Übersetzt aus dem Christian Science Journal, Ausgabe Februar 2015. [Anm. d. Red.: Wo notwendig, wurde der Text gekürzt bzw. aktualisiert.]


Valerie Unger, Leiterin der Abteilung Zweigkirchen- und Leseraumaktivitäten bei der Ersten Kirche Christi, Wissenschaftler, in Boston, hält Christi Jesu Worte „Weide meine Schafe“ – ein Aufruf, über den sie in letzter Zeit viel nachgedacht hat – für eine treffende Beschreibung ihrer Aufgaben. Ihren Kollegen und ihr dienen sie als Leitstern, wenn es darum geht, den Zweigkirchen und Vereinigungen dabei zu helfen, ihre Grundlage des Christus-Heilens zu festigen.

Im September 2014, als der Vorstand der Christlichen Wissenschaft die Mitglieder aller Zweige dazu einlud, zusammenzukommen, um sich eingehender mit ihrer sowohl individuellen als auch kollektiven heilenden Mission zu befassen und darüber zu beten, war es selbstverständlich, dass die Abteilung Zweigkirchen- und Leseraumaktivitäten diese Treffen unterstützen würde.

Valerie, erzählen Sie uns bitte, auf welche Weise Ihre Abteilung diese Kirchentreffen unterstützt, die derzeit stattfinden.

Lassen Sie mich zunächst sagen, dass es uns  sehr erfreut, dass der Vorstand die Mitglieder aller Zweige weltweit aufgefordert hat, in diesem Jahr die heilende Mission der Kirche in den Mittelpunkt ihrer Gebete zu stellen. Man kann die Macht, die von diesem Fokus ausgeht, spüren, und wir konnten bereits beobachten, wie er Kreise gezogen hat. Das Denken ist in Bewegung geraten ...

Mein Kollege Daniel Carr und ich kommunizieren im Laufe des Jahres unzählige Male mit Zweigkirchen und Vereinigungen, sowohl telefonisch als auch per E-Mail, und es ist uns nicht entgangen, dass die Mitglieder sich danach sehnen, der heilenden Mission besser gerecht zu werden. Oft sind wir als Kirchenmitglieder so damit beschäftigt, die Ämter zu besetzen, das Grundstück instand zu halten – den Rasen zu mähen usw. –, dass wir darüber bisweilen unsere eigentliche Mission aus den Augen verlieren.

Wenn wir mit Mitgliedern telefonieren, sprechen wir stets über das so wesentliche Element des geistigen Heilens, das den Kern der Identität von Kirche bildet und ihren Zweck ausmacht, und oftmals höre ich am Ende dieser Unterhaltungen die Frage: „Besuchen Sie eigentlich manchmal Zweigkirchen, um dieses Thema weiter zu erörtern?“ Nun, jetzt kann ich diese Frage bejahen! Um die Einladung des Vorstands an die Zweige zu unterstützen, eingehender über ihre heilende Mission nachzudenken, bietet unsere Abteilung an, Treffen zu diesem Thema zu moderieren. ...

Es scheint mir, als habe Christus Jesus sein Augenmerk stets auf seine heilende Mission gerichtet gehalten und dasselbe auch von seinen Nachfolgern erwartet.

Ja, so lesen wir es wiederholt in der Bibel, nicht wahr? Im zehnten Kapitel des Matthäusevangeliums findet sich eine direkte Aufforderung an seine Jünger: „Heilt die Kranken, reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf, treibt die Dämonen aus.“ Und dann fügt er hinzu: „Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst gebt es auch“ (Vers 8).

Wir sollten uns ruhig einmal folgende Fragen stellen: Sorgen wir als Zweigkirchenmitglieder – als Jünger – dafür, dass die Aktivitäten unserer Kirche heilen? Behalten wir bei allem, was wir tun, unsere heilende Mission im Auge? Und prüfen wir uns immer wieder selbstkritisch, ob bzw. inwieweit wir diese heilende Mission erfüllen?

Wie Sie vielleicht wissen, sind diese Treffen die Folge davon, dass der Vorstand beschlossen hatte, das besondere Augenmerk auf die geistige Grundlage des Christus-Heilens zu richten, und dieses Thema stand ebenfalls im Mittelpunkt der Jahresversammlungen 2014 und 2015. Bei den Jahresversammlungen hob der Vorstand die Bedeutsamkeit der folgenden Aussage Mary Baker Eddys hervor: „Jesus gründete seine Kirche und behauptete seine Mission auf einer geistigen Grundlage des Christus-Heilens” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 136).

In unserer Abteilung denken wir täglich über diesen Satz nach! Wir fragen uns beispielsweise, was es für eine Gruppe von Menschen bedeutet, sich zu einer Kirche zusammenzuschließen und sich kollektiv dem Heilen zu verschreiben. Was erfordert dieses Engagement von uns? Wie sieht eine heilende Mission in der heutigen Welt aus? Im Gebet bemühen wir uns, Antworten auf diese Fragen zu finden und wir hoffen, dass diese (und andere) Fragen von den Mitgliedern bei den Kirchentreffen angeschnitten werden.

Finden diese Treffen auch außerhalb der USA statt?

Ja. Letztes Jahr haben mein Kollege und ich mehr als 80 Treffen von Zweigkirchen in den USA und Großbritannien moderiert; wir hoffen, dass 2016 diese Treffen auch auf andere Länder ausgeweitet werden können. Und wegen der hohen Nachfrage haben wir uns bei einigen Praktikern der Christlichen Wissenschaft im Feld Verstärkung geholt, diese stehen ebenfalls bereit, um Treffen zu moderieren.

Im Übrigen gibt es aber auch Kirchen, die ohne einen Versammlungsleiter zusammenkommen. In einer Stadt beispielsweise wollte eine der Zweigkirchen, dass wir das Treffen moderieren, wohingegen die andere beschloss, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Das fanden wir fabelhaft!

Machen Sie den Kirchen eigentlich inhaltliche Vorschläge zu den Treffen?

Ja, wir geben ihnen ein paar Hinweise, aber es handelt sich dabei wirklich nur um Vorschläge. ... Man braucht im Grunde nichts weiter als den einfachen und aufrichtigen Wunsch, als Kirchenfamilie zusammenzukommen und sich darüber auszutauschen, wie engagiert jeder ist, gemeinsam mit anderen als Heiler Fortschritte zu machen.

Und dazu bedarf es keines detaillierten Planes. Aber es mag hilfreich sein, ein paar konkrete Schritte zu definieren, die man gemeinsam unternehmen kann, um voranzukommen. Etwas ganz Unkompliziertes, beispielsweise eine Unterhaltung, bei der die Mitglieder einander darüber berichten, wie sie zur Christlichen Wissenschaft gefunden haben, kann ein sehr effektiver Aufhänger sein. Oftmals war es eine einschneidende Heilung, durch die eine Person oder Familie zur Christlichen Wissenschaft kam, und es ist genau diese Dankbarkeit für die Heilung – diese Liebe zum heilenden Christus –, die uns vereint.

Etwas anderes, was wir den Mitgliedern immer ans Herz legen, ist der großartige Artikel von Florence Boyd, betitelt „Die Heilung des Volkes“, der schon vor Jahren im Herold der Christlichen Wissenschaft erschienen ist. Darin heißt es: „Mrs. Eddy sagte einmal zu einem Schüler, sie sehne den Tag herbei, wo niemand eine Kirche der Christlichen Wissenschaft betreten könnte, gleichviel wie leidend oder wie bekümmert er sei, ohne geheilt zu werden; und sie fügte hinzu, dieser Tag werde nur dann kommen, wenn jedes Mitglied der Kirche sich in die Wahrheit vertiefe, die in den Bibellektionen enthalten ist – wenn es sie werktätig beweise und somit geistig vorbereitet zum Gottesdienst komme“ (Ausgabe Januar 1917).

Dieser Gedanke ist in vielen Zweigkirchen bereits auf große Resonanz gestoßen. Die Mitglieder sind begeistert von der Idee, es sich bewusst zur Aufgabe zu machen, die Woche über die Bibellektion im Vierteljahresheft der Christlichen Wissenschaft aufmerksam zu studieren, die darin enthaltene Wahrheit in der Praxis anzuwenden und dann am Sonntag zum Gottesdienst zu kommen, ausgerüstet mit einem Denken, das derart von diesen heilenden Wahrheiten erhoben ist, dass es auf der Stelle Heilung bringt. Das ist nur ein Beispiel dafür, wie Mitglieder ihre Hingabe an die heilende Mission vertiefen können.

Das erste Treffen, das Sie moderiert haben, wurde von einer Kirche veranstaltet, mit der Sie persönlich gut vertraut sind, nicht wahr?

Ja, das stimmt. Das erste Treffen, das ich leitete, fand bei der Zweigkirche in Spokane im Bundesstaat Washington statt, bei der ich seinerzeit meine allerersten Gottesdienste besucht hatte. Von daher war dieses Treffen von ganz besonderer Bedeutung für mich, denn ich wusste aus eigener Erfahrung, wie wichtig die heilende Atmosphäre, die in dieser Kirche herrschte, für meine eigene geistige Reise  gewesen ist, und ich habe den Mitgliedern davon berichtet. Ich war damals eine Sucherin nach Wahrheit gewesen und hatte mich mit östlichen Religionen beschäftigt, ehe ich die Christliche Wissenschaft kennenlernte. Und es war das Verhalten eines ihrer Mitglieder, das dazu führte, dass ich zur Christlichen Wissenschaft fand.

Was dieses Mitglied tat, waren im Wesentlichen vier Dinge. Erstens hörte er mir wirklich zu. Er hatte ein echtes Interesse an meinem geistigen Werdegang. Zweitens schenkte er mir ein Exemplar von Wissenschaft und Gesundheit – und sowie ich anfing, darin zu lesen, wusste ich, dass es die Wahrheit enthielt. Drittens heilte er. Ich konnte selbst miterleben, wie er eine  schwere Verbrennung an seinem Arm heilte, und ich war davon so tief beeindruckt, dass ich keine Ruhe gab, bis er mir verriet, wie er die Heilung vollbracht hatte. Und viertens lud er mich ein, mit zur Kirche zu kommen – zu einer Mittwochabend-Versammlung –, und ich konnte es kaum erwarten, von den Anwesenden zu hören, wie sie die Christliche Wissenschaft praktizierten, um sich und andere zu heilen.

Wie bereiten Sie sich denn im Allgemeinen metaphysisch auf diese Treffen vor?

Wir beginnen die Treffen u. a. damit, dass wir uns Mrs. Eddys Gedicht „Weide meine Schafe“ vornehmen, denn es ermutigt uns, mit unserer heilenden Praxis mehr an die Öffentlichkeit zu treten, und es beantwortet die Frage, wie die kollektive Mitgliedschaft ihre heilende Mission gegenüber der Öffentlichkeit transparenter machen kann: „Hirte, ... /zeig den Weg mir klar, /wie zu sammeln, wie zu sä‘n, /weidend Deine Schar“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 397). Und wissen Sie, dieses Gedicht erinnert mich immer an Jesus und das Morgenmahl mit seinen Jüngern am See von Tiberias, bei dem er Petrus fragt: „Simon Jona, liebst du mich?“ – „Hast du mich lieb?“ Dreimal stellt er diese Frage und jedesmal antwortet Petrus: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Und dann sagt Jesus: „Weide meine Lämmer“ und „Weide meine Schafe“ (siehe Johannes 21:15–17). Wenn ich dann über unsere Jüngerschaft heute nachdenke, dann frage ich mich: „Lieben wir genug? Verhalten wir uns wie Jünger? Lieben wir Gott? Lieben wir unseren Nächsten wie uns selbst? Lieben wir Jesus? Lieben wir unsere Führerin Mary Baker Eddy? Weiden wir die Schafe? Weiden unsere Kirchen die Schafe?“

Als Daniel Carr in Großbritannien war, sprach er mit den Mitgliedern einer Kirche über diese Ideen, und am folgenden Tag besuchte er ihren Gottesdienst, der, wie er hinterher berichtete, außerordentlich lebendig war. Der Erste Leser kam im Anschluss des Gottesdienstes zu ihm und fragte: „Haben Sie gesehen, wie viele Besucher wir hatten?“ Für die Mitglieder war es ein wundervoller und unmittelbarer Beweis, dass ihr Denken die Macht hatte, ihre gesamte Erfahrung von Kirche zu verändern.

Das ist wirklich ein gutes Beispiel für die „Bewegung des Denkens“, die Sie eingangs erwähnten.

Das sehe ich auch so. Sie erinnern sich bestimmt, dass der Vorstand uns alle aufgefordert hat, als Vorbereitung auf die Jahresversammlung 2014 sowie auch 2015 Mrs. Eddys Einweihungspredigt „Wählet“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes, S. 3 ff.) zu lesen. Ehe wir uns zu einem Treffen mit einer Zweigkirche aufmachen, bitten wir die Mitglieder, sich mit dieser Predigt und mit dem Satz oben auf Seite 136 in Wissenschaft und Gesundheit zu beschäftigen. Diese beiden Quellen zusammen sagen meiner Meinung nach sehr viel über Jüngerschaft aus. Was wählen wir? Wofür entscheiden wir uns? Wähle ich die Fernsehsendung, die gerade läuft, oder entscheide ich mich dafür, über Ebola oder eine der vielen anderen Nöte zu beten, die unsere Welt plagen? Kirchenmitglieder könnten sich z. B. die Frage stellen: „Stecken wir unsere Ressourcen (unsere Ideen sowohl als auch unser Geld) in die Instandhaltung eines Gebäudes, oder entscheiden wir uns vielmehr dafür, sie zu nutzen, um unser Gemeinwesen von seinen Problemen zu heilen?“ Das bedeutet natürlich nicht, dass diese Alternativen einander automatisch ausschließen müssen – das behaupte ich keineswegs –, aber manchmal kann das der Fall sein.

In diesem Zusammenhang fällt mir noch eine weitere Frage ein: Beten wir auch für diejenigen in unseren eigenen Reihen, die es vielleicht schwer haben – und heilen wir sie? Wir mögen ja viel darüber reden, unser Gemeinwesen und die Welt zu heilen, aber demonstrieren wir Einheit und christliche Liebe auch gegenüber unseren eigenen Familienmitgliedern und in unseren Kirchen?

Ich bin wirklich froh, dass Sie darauf zu sprechen kommen! Mir fällt dazu der folgende Satz von Mary Baker Eddy ein: „... besonders müssen Sie die Brüder lieben. Sie müssen zu ihnen gehen, sie in ihren Mühen aufmuntern, ihnen den Weg der Liebe weisen und ihnen diesen Weg dadurch zeigen, dass Sie zuerst lieben. Sie müssen geduldig auf sie warten, bis sie bei diesem großen Schritt an Ihrer Seite sind, einander lieben und gemeinsam voranschreiten.“ Und dann sagt sie: „Dies ist es, was die Welt sehen muss, bevor wir die Welt von den Wahrheiten von Christian Science überzeugen können“ (Yvonne Caché von Fettweis und Robert Townsend Warneck: Mary Baker Eddy – Ein Leben dem spirituellen Heilen gewidmet, S. 167 f.). Sie haben also recht: lieben wir uns untereinander und kümmern wir uns um
einander?

Valerie, also mir scheint ja, als ob Sie genau das in großem Rahmen tun – Sie gehen zu den Mitgliedern, Sie muntern sie „in ihren Mühen“ auf und Sie weisen „den Weg der Liebe“. Ich finde es übrigens großartig, wie Mrs. Eddy das formuliert hat! Manchmal treten ja Probleme auf, die die Mitglieder und Zweige davon abhalten oder sie dabei stören möchten, der Heilarbeit die oberste Priorität einzuräumen.

Wie ich eingangs bereits erwähnte, ist ein Aspekt, den wir in die Arbeit einbringen, unsere globale Perspektive – wir sehen nämlich, dass die Schwierigkeiten, mit denen beispielsweise eine Kirche in Walla Walla im US-Bundesstaat Washington zu kämpfen hat, sich gar nicht so sehr von den Problemen unterscheiden, die einer Kirche in, sagen wir, Berlin, zu schaffen machen. Und wir können diese Probleme entweder als Diagnose betrachten oder aber als unpersönliche Falschmeldungen über die geistige Idee von Kirche.

Eine Definition von Diagnose lautet: „Das Identifizieren der Natur einer Krankheit oder eines Problems aufgrund einer Untersuchung der Symptome.“ Das ist doch interessant! Worauf konzentrieren wir uns? Etwa darauf, die Symptome unserer Probleme zu analysieren – Uneinigkeit, schwindende Mitgliederzahlen, finanzieller Mangel, Apathie usw.? Oder beleuchten wir vielmehr die wahre, geistige, heilende Natur von Kirche? Welcher Ansatz heilt und bringt uns voran? Welcher Ansatz vereint und stärkt uns und segnet andere?

Es ist so wichtig, sich bewusst zu sein, dass die Einwände, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen und die sich dem heilenden Christus, der Wahrheit, in den Weg stellen möchten, nichts anderes sind als menschliche Diagnosen, nicht wahr?

Ganz genau! Wenn wir sagen: „Der Grund, weshalb wir stagnieren, liegt in der Säkularisierung der Gesellschaft, und Kirche interessiert heutzutage sowieso keinen mehr“, dann ist das eine Diagnose. Wenn wir sie einfach im Raum stehen lassen, so haben wir ein Problem, denn daraus könnte dann eine Rechtfertigung für Entmutigung und Untätigkeit werden. Fortschritt hingegen erfordert Handeln. Aber nicht die Art von Handeln, wo wir fortwährend beschäftigt sind, sondern die Art von Tätigsein, die heilt. Tiefe, gebetvolle, inspirierte mentale Tätigkeit, die sich der Probleme eines Gemeinwesens annimmt und sie heilt, die die Hindernisse für  unseren Fortschritt erkennt und mental aus dem Weg räumt.

Und bei der Kirchenarbeit kommt noch eine ganz besondere Komponente hinzu: Sie erfordert nämlich eine kollektive Demonstration – die Bereitschaft, an einem Strang zu ziehen und aktiv zu beweisen, dass Gottes Kinder eins sind in Christus. Keine leichte Aufgabe! Aber es ist eine Freude, wenn wir bereit sind, die Ärmel hochzukrempeln! Und wissen Sie, wir brauchen heute einander mehr denn je. Und die Welt braucht uns. Die Welt muss die Macht der Liebe sehen und spüren.

Ich arbeite immer sehr gern mit dem folgenden Gedanken: Die Kirche kommt von Gott; sie ist eine geistige Idee. Und Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Eine geistige Idee enthält kein einziges Element des Irrtums, und diese Wahrheit entfernt alles Schädliche in der richtigen Weise“ (S. 463). Wenn es eine Täuschung gibt, über die die Gemeinde betet, ob sie aus den eigenen Reihen oder von außerhalb kommt, dann handelt es sich doch dabei um etwas, was schädlich für die geistige Idee von Kirche ist. Wenn wir an der Wahrheit über den geistigen Begriff von Kirche festhalten und ganz klar erkennen, was Kirche ausmacht bzw. nicht ausmacht, dann kann diese Täuschung nicht weiter bestehen.

Und wir sollten immer daran denken, dass alle diese Probleme rein mentaler Natur sind, dass sie sich nur im Bewusstsein abspielen – und dass sie nur dort geheilt werden können.

So ist es. Ich sollte hinzufügen, dass eine der Irreführungen, mit der wir es zu tun haben, der Umstand ist, dass 45 Prozent unserer Kirchen keinen eingetragenen Praktiker mehr haben. Die Mitglieder mögen das nicht als besonders problematisch erachten, aber ist ein Praktiker nicht der Beweis für die kollektive Hingabe einer Kirche an das geistige Heilen?

Ich kann nicht umhin mich zu fragen, wie Mrs. Eddy wohl darüber dachte, denn im Kirchenhandbuch hatte sie ja ausdrücklich verfügt, dass es eine der Voraussetzungen für das Gründen einer Kirche ist, mindestens einen eingetragenen Praktiker zu haben (siehe S. 73). ... Wenn eine Zweigkirche keinen Praktiker der Christlichen Wissenschaft mehr hat, was kann man dann tun, um diese Situation umzukehren?

Aber ist nicht im Grunde jedes Kirchenmitglied Praktiker der Christlichen Wissenschaft, ganz gleich ob er/sie im Journal und Herold inseriert oder nicht?

Ja, und so sollte es auch sein. Einen Praktiker in der Mitgliedschaft zu haben bedeutet ja keinesfalls, dass die anderen Mitglieder nicht heilen und keine Fälle annehmen. Manchmal hören wir das Argument: „Im Kirchenhandbuch steht aber nur, dass man einen eingetragenen Praktiker braucht, wenn man eine neue Kirche gründen will.“ Worauf wir entgegnen: „Sind unsere Kirchen nicht jeden Tag neu?“ 

Meines Erachtens handelt es sich bei den Voraussetzungen zur Eintragung als Kirche im Journal und Herold um Mindestvoraussetzungen, die dazu dienen sollen, den Erfolg der Kirche zu gewährleisten: Sechzehn gesinnungstreue Christliche Wissenschaftler, von denen vier Mitglieder der Mutterkirche sind, und mindestens ein aktiver Praktiker, dessen Name im Verzeichnis des Christian Science Journal eingetragen ist (siehe Kirchenhandbuch, S. 72 f.).

Es scheint mir, dass sowohl die Round-Table-Gespräche für Praktiker der Christlichen Wissenschaft, die eine Zeit lang im Feld stattfanden, als auch die Kirchentreffen sich beide mit diesem Thema befassen.

In der Tat! ... Die Round-Table-Gespräche  dienten dazu, Widerstände oder Hindernisse zu überwinden, die dem Fortschritt unserer individuellen Heilpraxis im Wege stehen mögen. Die Kirchentreffen wiederum sind eine Gelegenheit, von Neuem über die Erwartung nachzudenken, die Mrs. Eddy mit der Gründung von Zweigkirchen verband: dass diese nämlich einzig und allein zu dem Zweck existieren, um die Atmosphäre der Wahrheit und Liebe zu verströmen, die Heilung bringt, und zwar nicht allein der Kirchengemeinde, sondern allen empfänglichen Herzen im gesamten Gemeinwesen.

Gehen Sie nicht auch auf die Scheu ein, die jemanden davon abhalten mag, einen Fall anzunehmen?

Ja, das tun wir, und die Praktiker-Roundtables haben sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Als ich einmal an einer Gesprächsrunde für Praktiker teilnahm ..., da erkannte ich plötzlich ganz klar: Wir müssen innerlich unsere Einwilligung dazu geben, Fälle anzunehmen. Wenn wir Ja dazu sagen, dann bedeutet das: „Gott, ich vertraue Dir meine Praxis an, denn ich weiß, dass alles, was auf mich zukommt, gottgeführt sein wird, und ich habe alles, was ich brauche, um helfen zu können.“

Am selben Abend erhielt ich eine SMS von meiner Nichte, die mich bat, für ihr drei Monate altes Söhnchen zu beten, der weinte und offenbar Schmerzen hatte. Sie ist keine Christliche Wissenschaftlerin, aber sie weiß, dass ich es bin, und sie schrieb: „Ich weiß nicht, was ich tun soll.“ Ich textete ihr sofort zurück und versprach, dass ich beten würde und ... bat sie, mir nach zehn Minuten wieder Bescheid zu geben, wie es ihm ginge. Ich wusste, dass ich eine schnelle Heilung erwarten konnte.

Und dann betete ich. Ich wandte mich von ganzem Herzen an Gott und sagte: „Also, Vater-Mutter, ich habe Ja gesagt, und jetzt lausche ich einfach darauf, was Du über diesen goldigen kleinen Jungen und seine Mutter weißt.“ Und dann erfüllten Gedanken von Gott mein Bewusstsein, die mir die Gewissheit vermittelten, dass der Kleine vollständig in Seiner – Gottes – Fürsorge ruhte. Nichts konnte ihm etwas anhaben, da er in Gottes Liebe geborgen war. Ich war völlig sicher, dass Gott die Heilung vollbringen würde und dass ich nur still sein und weiterhin das bestätigen musste, was Gott über dieses Kind wusste.

Schon sehr bald kam ein Gefühl völligen Friedens über mich und ich konnte Gottes Liebe und Fürsorge für dieses Baby und seine Familie förmlich spüren. Es gab nichts, was ihre Harmonie beeinträchtigen konnte. Nach einer Viertelstunde meldete sich meine Nichte wieder und schickte mir per SMS ein Photo von dem Kleinen: er schlief fest und alles war wieder in Ordnung. Ich spürte eine tiefe und demütige Dankbarkeit dafür, dass ich von Hilfe sein konnte.

Was für ein wunderbares Beispiel für die Art von schneller Heilung, die wir beständig vollbringen möchten!

Das gehört doch zu unserer Jüngerschaft dazu, nicht wahr? Ich bin zwar momentan nicht als Praktikerin im Journal eingetragen, aber ich hatte Elementarunterricht in der Christlichen Wissenschaft und bin somit gut auf die Heilarbeit vorbereitet.

Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass wir uns hin und wieder ehrlich fragen: Glauben wir wirklich an die Allheit Gottes und an das, was wir in Wissenschaft und Gesundheit lesen? Glauben wir Mrs. Eddys Worten, dass die Christliche Wissenschaft der verheißene Tröster ist? Wenn wir diese Fragen bejahen und wenn wir außerdem die beiden großen Gebote halten wollen, die Jesus uns gab, nämlich Gott zu lieben und unseren Nächsten wie uns selbst, dann ergeben sich daraus möglicherweise weitere Fragen: „Wie kann ich mehr lieben? Was ist meine Aufgabe? Wie kann ich mit meinen Glaubensbrüdern und -schwestern Hand in Hand arbeiten, um mithilfe der Wissenschaft zu segnen und zu heilen?“ Für mich ist Kirche eine der Antworten auf diese Fragen! Mitunter lassen wir uns so von den Sorgen dieser Welt ablenken, ganz gleich ob diese Sorgen etwas mit Kirche zu tun haben oder nicht, und dabei müssen wir einfach zu unseren gegenwärtigen Gelegenheiten erwachen!

Schrieb nicht Paulus in seinem Brief an die Römer: „... die Stunde [ist] schon da, vom Schlaf aufzustehen, weil unsere Rettung jetzt näher ist, als da wir gläubig wurden“ (Römer 13:11)?

Genau, und das bringt mich zu einem weiteren Thema, das wir bei unseren Treffen immer wieder anschneiden: nämlich die Notwendigkeit, als Mitgliedschaft kollektiv den tierischen Magnetismus zu entwaffnen, der stets darauf aus ist, uns irgendwie einzuschläfern – indem er uns etwa einredet, dass wir nicht heilen können oder dass wir nicht mehr so heilen würden wie früher, oder indem er versucht, Uneinigkeit zu säen – uns von Gott zu trennen, uns untereinander zu entzweien oder Zweigkirchen von der Mutterkirche zu trennen. Doch diese Uneinigkeit ist in Wirklichkeit ein Angriff auf den Christus, denn schließlich geht es bei der kollektiven Demonstration von Kirche ja um das Demonstrieren der Einheit des Christus, unserer kollektiven Sohnschaft Gottes, nicht wahr? Wenn wir es also in unserer Zweigkirche mit etwas zu tun haben, was uns entzweien möchte, so müssen wir den tierischen Magnetismus durchschauen, und das wird Heilung bringen. Wussten Sie übrigens, dass der erste Schriftführer der Mutterkirche, William B. Johnson, Briefe von Personen, die sich bei ihm nach den Voraussetzungen für den Eintrag als Christlich-Wissenschaftliche Vereinigung erkundigten, beantwortete, indem er ihnen in der Regel drei Fragen stellte? Die erste Frage betraf die Heilarbeit: „Heilen Sie die Kranken und wandeln Sie die Sünder um?“ Die zweite Frage war sehr pragmatisch: „Gibt es genug Mitglieder, die die anfallenden Aufgaben übernehmen können?“ Und drittens wollte er  wissen, ob die Mitglieder ein ausreichendes Verständnis von der Christlichen Wissenschaft besäßen, um zu wissen, dass sie täglich beten müssen, um den tierischen Magnetismus zu entwaffnen, der versuchen möchte, die Christliche Wissenschaft aus dem Gemeinwesen zu verdrängen. Mit anderen Worten beten, um jegliche Suggestion von Entmutigung, Zweifel, Furcht, Uneinigkeit usw. durch ihr Verständnis von der Allheit Gottes, des Guten, zu zerstören. (Diese Worte fassen seine Antworten an verschiedene Fragesteller zusammen.)

Er beendete einen seiner Briefe wie folgt: „Heilen, heilen, heilen ist das Gebot der Stunde, und wenn Heilung nicht fortwährend praktiziert wird, so trägt die bloße Gründung einer Kirche nicht viel zum Erfolg unserer Sache bei“ (William B. Johnson an Olive Weymouth et al., 25. Juli 1903, Clerk‘s letterpress books, Organizational Archives of The Mother Church [aus dem Archiv der Mutterkirche, freie Übersetzung, Anm. d. Red.]).

Das sind aber deutliche Worte!

In der Tat. Und sehr gut geeignet, uns aus dem Dornröschenschlaf zu wecken! Wir freuen uns schon darauf zu erfahren, wie die Mitglieder und Zweigkirchen „auf diesem Weg des Lichts“ (siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 367) zusammenarbeiten. Es ist noch zu früh, um zu wissen, welche Früchte diese Treffen bringen werden, doch hörten wir bereits von einigen Kirchen, die unmittelbare und tiefgehende Fortschritte verzeichnen konnten. Und wir würden gern mehr Feedback bekommen! Wir möchten die Mitglieder, die sich mit diesen Ideen beschäftigen, ermuntern, uns von ihren Fortschritten zu berichten und wie sie Hand in Hand als eine Kirche von Heilern vorwärtsgehen!

Dies geht uns alle an! Dies ist unsere Wacht! ...


Wir würden uns freuen von Ihnen zu hören, wie Ihre Mitglieder sich für die heilende Mission von Kirche engagieren! Schicken Sie uns einfach eine E-Mail an tmcbranch@csps.com.

Wenn Sie mehr über diese Treffen erfahren oder einen Versammlungsleiter von der Mutterkirche dazu einladen möchten, solch ein Treffen zu moderieren, besuchen Sie bitte unsere Website http://christianscience.com/kirche-von-heilern .

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