Wären da nicht die etwas altmodisch anmutenden Vornamen, so könnte man fast meinen, es handele sich im Folgenden um eine Nachricht auf Facebook: „Heißt unsere Schwester Phöbe herzlich willkommen, die so vielen gegenüber freundlich und großzügig gewesen ist. Grüßt mir Priszilla und Aquila, die für mich Kopf und Kragen riskiert haben! Und viele Grüße auch an Epänetus, Andronikus und Junias!“ (siehe Römer 16:1–4, 5, 7).
Insgesamt werden im letzten Kapitel des Römerbriefes rund 30 Christen namentlich erwähnt, die ansonsten mehr oder weniger in Vergessenheit geraten sind. Ein interessanter Einblick in die ersten Anfänge der Kirche!
Woran sie bauten, ihr „Gebäude“, war weniger ein Versammlungsort als ein Lebenswandel, der ihre Hingabe an den Christus vertiefte. Dabei gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass einer von ihnen Jesus persönlich begegnet wäre, ebenso wenig wie Paulus den Meister gekannt hatte. Es waren vielmehr das selbstlose Leben Christi Jesu, seine Lehre, die mit seiner heilenden Mission Hand in Hand ging, sowie die überwältigende Freude, die die gute Nachricht von Gottes kontinuierlicher Liebe und Gnade in ihnen auslöste, durch die sie sich wie eine Familie eng miteinander verbunden fühlten.
Sie nannten einander liebevoll „Bruder“ und „Schwester“ und kamen in kleinen Gruppen zusammen, um den geistigen Fortschritt untereinander zu ermutigen und zu fördern. Sie hatten die Macht und Wirklichkeit von Gott als immer-gegenwärtiger Geist erkannt. Dadurch hatte sich alles für sie verändert, und sie beabsichtigten dieses geistige Feuer keinesfalls wieder erlöschen zu lassen.
Und dennoch handelte es sich bei diesen wenigen christlichen Gruppen um die Minderheit einer Minderheit, um eine Untergruppe des Judentums in einem flächendeckenden und erdrückenden Imperium von heidnischen Göttern und Bräuchen. Ihre Umwelt nahm kaum Notiz von ihnen. Nur die wenigsten unter ihnen genossen hohe Bekanntheit oder hatten Machtpositionen inne. Sie waren eben nichts weiter als eine Handvoll ganz gewöhnlicher Menschen, die hier und da verstreut waren.
Paulus macht hieraus keinen Hehl. In einem Brief an die Gemeinde in Korinth schreibt er unmissverständlich, dass das, was die Christen als wahr und substanziell betrachten, der weltlichen Weisheit als Torheit erscheint und der Religion als Ärgernis (siehe 1. Korinther 1:22, 23). Aber, so hält er entgegen, das, was die Christen haben, ist die Macht, die menschliche Imperien zu Fall bringt. Und genau das geschah und es geschieht noch heute.
Es gibt eine wunderbare Kontinuität zwischen der „Hausgemeinde“ von Priszilla und Aquila, die im Römerbrief erwähnt wird, und der Kirche Christi, Wissenschaftler, mit ihren Zweigkirchen und Vereinigungen, die sich jetzt in ihrem zweiten Jahrhundert befindet. Beide benötigen die gleichen Bausteine – die freudige Gewissheit, dass Gottes Verheißungen in Erfüllung gegangen sind, gepaart mit herzlicher Gemeinschaft und kollektiver Hingabe, um die Botschaft von Heilung und Erlösung an die Öffentlichkeit weiterzugeben. Genau wie diese frühen Christen mögen auch wir den Eindruck haben, als ob sich unsere Anstrengungen, diese Botschaft zu verbreiten, angesichts einer Welt voller Widerstand bescheiden ausnehmen. Doch auch wir können Mut fassen. Die Botschaft verfügt über Eigendynamik. Und sie wandelt die gesamte Menschheit um.
Heutzutage erhält diese Botschaft frische Kraft und neue Autorität durch die Wissenschaft des Christus-Heilens, die Mary Baker Eddy entdeckt und zur Grundlage ihrer Kirche erkoren hat. Die Wissenschaft des Geistes lässt die Versprechungen der Wissenschaften des Intellektualismus dieser Zeit, die sich samt und sonders auf die Materie gründen, weit hinter sich, und zwar indem sie die umfassendere, tiefergehende moralische und geistige Erneuerung bietet, die vonnöten ist. Sie eröffnet die Wirklichkeit des Lebens in und von Geist durch die praktischen Heilungsbeweise, von denen wir einander in unseren Mittwochabend-Versammlungen berichten und über die in den Zeitschriften unserer Kirche Zeugnis abgelegt wird. Wir spüren, wie diese Beweise unser Vertrauen stärken und unsere Verbundenheit festigen. Selbst die einfachste Erfahrung ist ein überzeugender Beweis dafür, dass Gott unendliche Liebe ist, ein unveränderliches Prinzip, dem sich jeder von uns zuwenden kann und auf das wir uns verlassen können, ganz gleich wie beängstigend die Situation auch sein mag, der wir uns gegenübersehen.
Das, was Gott ist und tut, durchbricht den menschlichen Zustand des Leidens und der Traurigkeit mit der Wirklichkeit des geistigen Seins und seiner konstanten Vollständigkeit und Vollkommenheit. Wir entdecken, dass wir „Miterben Christi“ sind – schon von jeher gewesen sind –, und Heilung ist die natürliche Wirkung dieses erleuchteten, geistigen Verständnisses.
Doch seien wir ehrlich: auf der Grundlage des Christus-Heilens aufzubauen ist kein Leichtes. Die äußerlichen Umstände eines Zustands, der offenkundig noch nicht geheilt wurde, können entmutigend sein. Wir mögen uns dann sowohl sanft als auch vehement unter Druck gesetzt fühlen, die Materie wieder in Ordnung zu bringen, egal, wie. Oder unser eigenes Öl der Freude ist bereits so erschöpft, wenn wir zur Kirche kommen, dass wir in der Schlichtheit des Gottesdienstes nur wenig finden, das unsere Bedürfnisse zu stillen vermag. Wenn man selbst so niedergedrückt ist, scheint es kaum möglich zu sein, die Christus-Botschaft an andere weiterzugeben und sie aufzubauen.
Das letzte Kapitel des Römerbriefes ist zwar in erster Linie ein Lobpreis auf Freunde nah und fern, aber es weist die Kirchenmitglieder eindringlich auf die geistige Klarheit hin, die erforderlich ist, um die diversen Formen des Widerstands zu brechen, der sich ihnen in den Weg stellt und ihren individuellen und kollektiven Glauben untergraben möchte. Mary Baker Eddy entlarvte in ihren Schriften den Widerstand aus den eigenen Reihen und die Verfolgung von außen als tierischen Magnetismus, der sich in Form von menschlichem Willen, Egoismus, festgefahrenen Vorurteilen und sogar als organisierte Opposition gegen den Christus und seine heilende Macht, wie sie durch die Christliche Wissenschaft demonstriert wird, bekundet.
Das Gegenmittel dafür ist in einem Leben zu finden, das den Dingen des Geistes gewidmet ist. Es hat den Rhythmus von Gebet und Studium und die Musik der Dankbarkeit und Großzügigkeit. Es bringt das geistige Verständnis und die selbstlose Liebe ans Licht, die jedem von uns zu eigen sind. Es bringt uns täglich, ja stündlich mit der Kraft der göttlichen Liebe in Einklang. Das ist die wahre Kraft, die unsere Kirche auch künftig weiterbaut.
Unsere Pastorin Emerita Mary Baker Eddy ermahnt uns: „Die göttliche Wissenschaft offenbart das Prinzip dieser Kraft und das Gesetz, durch das Sünde, Krankheit, Siechtum und Tod zerstört werden, und Gott ist dieses Prinzip. Lasst uns also diese Wissenschaft ergründen, damit wir Ihn besser erkennen und mehr lieben mögen“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 194).
In dem Maße, wie wir dies tun, werden wir wahre Herrschaft über Widerstände und den Widersacher demonstrieren – Herrschaft über die Lüge und den Lügner. Erfüllt von dieser Gewissheit unendlicher Gnade stehen wir vereint als Mitglieder einer Kirche, die von Gott erbaut wurde, von Gott gesegnet ist und von Gott erhalten wird.
Robin Hoagland
