Schon von Kindheit an wurde mir eingeredet, dass ich eines Tages Diabetes bekommen würde, da meine beiden Großmütter ebenfalls an dieser Krankheit litten. Ich wuchs also in dem Glauben auf, dass dieses Leiden unabwendbar war und früher oder später seinen Lauf nehmen würde.
Als Teenager machten sich dann bei mir auf einmal dieselben Symptome bemerkbar, die meine Großmutter, bei der ich damals lebte, auch hatte; daher unterzog ich mich regelmäßig denselben vorgeschriebenen medizinischen Untersuchungen und hielt eine strenge Diät ein.
Nachdem ich geheiratet hatte, gab ich meine Stellung auf, da mein Mann nicht wollte, dass ich berufstätig war. Als er mich Jahre später verließ, blieb ich mit drei kleinen Kindern völlig mittellos zurück. Zur gleichen Zeit erkrankten meine Eltern und wurden in verschiedenen Krankenhäusern behandelt. Es fiel mir schwer, mich gleichermaßen um sie und um meine Kinder zu kümmern. Ich fühlte mich von all diesen Aufgaben derart überfordert, dass meine Befürchtungen, dass ich an Diabetes erkranken könne, anwuchsen.
Um auf andere Gedanken zu kommen, besuchte ich häufig meine Nachbarin und bat sie jedes Mal, mir etwas zu lesen zu geben. Eines Tages reichte sie mir eine Zeitschrift, von der ich noch nie gehört hatte: die spanische Ausgabe des Herold der Christlichen Wissenschaft. Sie wies mich auf einen Artikel hin, in dem es um Ehe und Scheidung ging.
Ich fing an zu lesen und hatte das Gefühl, als spräche der Verfasser direkt zu mir – so als hätte er den Artikel für mich geschrieben. Ich spürte die Liebe, die aus seinen Worten sprach. Der Artikel enthielt das folgende Bibelzitat: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit“ (Jesaja 41:10). Es tat mir gut, den Artikel zu lesen. Als ich damit fertig war, merkte ich, dass meine Sichtweise begann, sich zu verändern. Ich beschloss daher, meine Lektüre fortzusetzen. Auch die anderen Artikel spendeten mir Trost; sie sprachen direkt zu meinem Herzen. Sie verhießen mir, dass ich fähig war, Fortschritt zu machen, dass ich gebraucht wurde und dass Gott mich liebte.
Das führte dazu, dass ich Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy las. Ich erkannte, dass Gott Liebe ist, dass Er Vater und Mutter, der unendliche Eine ist, der uns alle gleichermaßen liebt.
Mir hatte stets der Gedanke an Ungerechtigkeit zu schaffen gemacht: dass einige Menschen glücklich waren und andere nicht, dass einige hatten, was sie brauchten, während andere Mangel litten. Aber nun wurde ich erstmals mit einem Gott vertraut gemacht, der alle Menschen liebt. Ich lernte verstehen, dass wir alle Seine Kinder und Teil Seiner geliebten Schöpfung sind.
Das folgende Zitat half mir sehr: „Die Ecksteine im Tempel der Christlichen Wissenschaft sind in den folgenden Postulaten zu finden: dass Leben Gott, das Gute, ist, und nicht das Böse; dass Seele sündlos und nicht im Körper zu finden ist; dass Geist nicht materialisiert ist und nicht materialisiert werden kann; dass Leben dem Tod nicht unterworfen ist; dass es für den geistigen wirklichen Menschen keine Geburt, kein materielles Leben und keinen Tod gibt“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 288).
Ich begann, mich der Welt unseres Vater-Mutter Gottes zugehörig zu fühlen, wo Geist Alles und Leben, Wahrheit und Liebe ist. Ich fing an, mich selbst zu lieben. Ich begriff, dass ich Teil der göttlichen Schöpfung war, und mir wurde klar, dass das bedeutete, dass Gott mich und alle Menschen in gleicher Weise beschützte und versorgte. Es gab keine Unterschiede, keine Privilegien, nichts war unfair. Ist das nicht die Welt, in der wir alle gerne leben würden – und in der wir auch tatsächlich leben?
Als ich die Definition von Mensch in Wissenschaft und Gesundheit las, hatte ich das Gefühl, als erklömme ich den Gipfel wahrer Erkenntnis. Es heißt dort u. a., dass der Mensch nicht materiell ist, sondern Idee, das Bild der Liebe; dass er kein physischer Organismus ist (siehe S. 475).
Daraufhin las ich das erste Kapitel im ersten Buch Mose in der Bibel. In diesem Kapitel finden wir die klare Aussage, dass der Mensch zu Gottes Bild und Gleichnis geschaffen wurde. Daraus folgt, dass Sie und ich die höchsten Ideen Seiner Schöpfung sind und dass Seine Schöpfung sehr gut ist. Auf dieser Basis konnte ich nach und nach die materiellen Annahmen ablegen, die uns fesseln und Krankheit, Sünde und Tod mit sich bringen. Meine Furcht vor Diabetes ließ immer mehr nach und ich hörte auf, die Medikamente einzunehmen.
Dank meiner neuen Sichtweise über das Leben gelang es mir, innerhalb kurzer Zeit eine Arbeit zu finden und somit die finanziellen Probleme zu lösen, denen ich mich gegenübersah. Ich war dankbar, glücklich und froh darüber, mich nützlich machen zu können. Ich lernte außerdem, meine gesamte Familie in meine Gebete einzuschließen eingedenk dessen, dass auch sie alle geliebte Kinder Gottes sind.
Dankbar erkannte ich, dass wir uns durch das Studium der Christlichen Wissenschaft der Wirklichkeit bewusst werden können, wenn wir mit Prüfungen konfrontiert werden. Wir sehen den Leidenden dann nicht mehr als ein hilfloses menschliches Wesen, sondern als jemanden, der bereits in der Welt des Geistes weilt, in der wir alle Gottes Kinder und Sein Bild und Gleichnis sind.
Als ich weiterhin meine Zeit dem Studium von Wissenschaft und Gesundheit widmete, wichen alle mit dem Glauben an Vererbung verbundenen Ängste. Die Symptome der Diabetes verschwanden völlig und sind nie wieder aufgetreten.
Für mich war es, als ob die Ketten – alle diese körperlichen Fesseln, die mich begrenzt hatten – gesprengt worden waren. Ich war zu einem völlig neuen Leben erwacht.
Ich schließe mit den Worten: „Gott aber sei Dank für seine unaussprechlich reiche Gabe!“ (2. Korinther 9:15).
Rosario Iris Corrotti, Montevideo
