Hinweis der Redaktion: Mark Sappenfield ist der Chefredakteur des Christian Science Monitor.
Als Mary Baker Eddy die erste Ausgabe des Christian Science Monitor in die Hand nahm und sagte, dieser Morgen sei „von allen Tagen der hellste Tag“, gab sie den Mitgliedern der Kirche Christi, Wissenschaftler, und der Welt ein Versprechen (siehe Irving C. Tomlinson, Zwölf Jahre mit Mary Baker Eddy, S. 113–114).
In mancher Hinsicht ist diese Zeitung das bestgehütete Geheimnis des Journalismus.
Der Monitor hat im Laufe seiner Geschichte große Arbeit geleistet – er half, die zu Mrs. Eddys Zeiten übliche toxische „Boulevardpresse“ Amerikas zu überwinden, war Pionier im Bereich der weltweiten Berichterstattung und trug zu einer ausgewogeneren Betrachtung der Tagesereignisse seitens der Nachrichtenbranche bei.
Doch bei allen diesen Neuerungen – die in Pulitzerpreisen und Hunderttausenden Abonnenten resultierten –, war das hohe journalistische Niveau der Zeitung nie auf brillante Chefredakteure oder besonders talentierte Journalisten zurückzuführen. Der Grund war das oben erwähnte Versprechen.
Wenn ich dieser Tage an Gesprächen über den Monitor teilnehme, höre ich immer wieder denselben Satz: „Der Monitor wird heute mehr gebraucht denn je.“
Und es schwingt immer der Wunsch mit, der Monitor möge als fairer Schiedsrichter in dem Boxkampf der Fraktionen fungieren, der sich in Washington und anderen Regierungssitzen der Welt wie auch privat abspielt. Und ich bin sicher, dass noch viel mehr hinter diesem Wunsch steckt.
Es geht alles auf dieses Versprechen zurück. Und worum handelt es sich dabei?
Mary Baker Eddy, die Gründerin der Christlichen Wissenschaft, machte das Versprechen, als sie die Zeitung The Christian Science Monitor nannte und ihr auftrug, „die unerschöpflich wirkende Wissenschaft ungeteilt [zu] verbreiten“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes, S. 353).
Demnach wird der Monitor der Welt zu der Erkenntnis verhelfen, dass die göttliche Gesetzgebung jeden Aspekt des Weltgeschehens regiert – von örtlichen Kindergärten bis zur russischen Außenpolitik.
Das ist ein radikales Versprechen, und zeitweilig hatte es den Anschein, als ob andere den Monitor in einem weniger radikalen Licht sahen. Gelegentlich wurde er als das Geschenk der Christlichen Wissenschaft an den Journalismus betrachtet. Dann wieder schien er womöglich eines der besten Marketinginstrumente der Kirche Christi, Wissenschaftler zu sein – ein Produkt, das die Kirche mit erstklassigem Journalismus in Verbindung brachte.
Das ist beides gut und schön, allerdings mehr ein Nebenprodukt des Versprechens unserer Führerin als das wirkliche Ziel.
Heute braucht die Welt mehr.
Im Mai hat der Monitor ein neues digitales Produkt lanciert, das die wöchentlich erscheinende Printausgabe ergänzt. Diese neue Version wird an Wochentagen elektronisch versandt und bezweckt, das zu liefern, was die Leser im heutigen Alltag brauchen.
Dieses gebührenpflichtige E-Mail-Produkt ist eine Mischung aus dem Besten, was der Monitor zu bieten hat – fünf Berichte, Grafiken oder Videos, die so verpackt werden, dass ein Leser sie in fünf Minuten überflogen hat und auf Wunsch weiter vertiefen kann.
Doch bei all dem geht es um erheblich mehr als eine neue Aufmachung und Verpackung, nämlich darum, das Kernversprechen der Zeitung noch klarer zu überbringen.
Der Monitor hat immer daran gearbeitet, eine Gemeinde engagierter Mitdenker aufzubauen.
Heute richten sich die Medien allzu oft an menschliche Schwächen – sie schüren selbstgerechte Verärgerung, vertiefen Gräben, indem sie Andersdenkende als unmenschlich darstellen, und stärken unsere Ängste, damit wir online auf bestimmte Links klicken. Wenn wir ständig mit diesen Meinungen bombardiert werden, kann Hoffnung schlecht Wurzeln fassen. Mary Baker Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Dass Irrtum so wirklich ist wie Wahrheit, dass das Böse dem Guten an Macht gleichkommt oder ihm gar überlegen ist und dass Disharmonie so normal ist wie Harmonie, diesen verhängnisvollen Auffassungen gegenüber gibt selbst die Hoffnung auf Freiheit von der Knechtschaft der Krankheit und der Sünde wenig Anregung zu verstärktem Bemühen“ (S. 368).
Bei der Mission des Monitor geht es darum, diese Hoffnung wiederherzustellen. Mit dem neuen Produkt richten wir unser Augenmerk auf Themen, die die Leser dazu anregen, ihren Standpunkt und ihre Nächstenliebe zu erweitern. Wir dringen tiefer in die Fakten der Nachrichten bis zu den Werten und Motiven vor, die ihnen zugrunde liegen. Und wir spüren Fortschritte und die Orte auf, die Menschen brauchen, um den Mesmerismus zu zerstören, der durch die Meinung entsteht, Probleme seien unlösbar.
Der Monitor arbeitet im Kern seit jeher daran, eine Gemeinde von engagierten Mitdenkern aufzubauen, die Nachrichten wollen, die weder ihr Mitgefühl noch ihre Fähigkeit unterschätzen, etwas Gutes zu bewirken. Auf unserem weiteren Weg möchten wir diese Verbindung zwischen dem Monitor und denen erneuern, die ihn am meisten lieben, und ihn zu einem noch besseren Werkzeug für alle machen, die ein großes Interesse daran haben, zu Lösungen beizutragen.
Offen gesagt hat der Monitor keine andere Wahl als sich von den anderen abzuheben. Das liegt nicht nur daran, dass das Internet Ihnen per Mausklick Hunderte von Artikeln pro Thema liefern kann, sondern dass der Monitor in einen Kampf verwickelt ist, bei dem es um viel mehr geht als nur korrekte und faire Berichterstattung.
Er kämpft darum, das Vertrauen in die Macht des gottgegebenen Guten zu erneuern, der in seinem Versprechen und der Christlichen Wissenschaft enthalten ist.
In dem Auftrag, der Monitor solle „die unerschöpflich wirkende Wissenschaft ungeteilt verbreiten“, wies Mrs. Eddy bewusst noch auf etwas anderes hin.
Alexander Pope, ein Dichter des 18. Jahrhunderts, wagte sich in seinem Gedicht Versuch über den Menschen an die Frage heran, wie ein gerechter Gott für die offenkundigen Katastrophen der menschlichen Existenz verantwortlich sein könnte. Bei der Beschreibung, wie die Natur Gott als „Teile nur eines gewaltigen Ganzen“ zum Ausdruck bringt, sagte Pope im Grunde, dass die göttliche Seele „in allem Leben lebt, durch allen Raum sich breitet, / nicht wenn er gibt verliert, sich ungeteilt verbreitet“.
Seine Worte klangen hehr und die Intention war rein, doch die Beweise überzeugten nicht besonders. Wenig später verspottete Voltaire diese Art philosophischen Optimismus von Pope und anderen in seiner Satire Candid, als Candid „entsetzt, bestürzt, verwirrt und über und über blutend und nach Luft ringend“ zu sich selber sprach: „Wenn dies hier die beste aller möglichen Welten ist, wie muss es dann erst auf den anderen sein!“
Pope und Voltaire stellten sich eine der Kernfragen der menschlichen Existenz: Kann ein liebender Gott für die schrecklichen Ereignisse des Alltags verantwortlich sein?
Mary Baker Eddy wollte der Welt alle Zweifel an der Antwort nehmen, und der Monitor ist maßgeblich daran beteiligt. Durch ihre Heilarbeit lieferte sie den Beweis der Gegenwart und Macht eines liebevollen Gottes. Der Monitor ist ein Medium, durch das die Leser die Welt in einem anderen Licht sehen können.
Ereignisse, über die berichtet wird, sind nie einfach nur „Nachrichten“ – zufällige Vorkommnisse auf der flachen Leinwand des sterblichen Lebens. Sie sind die empörte Reaktion der Welt auf Gottes beständige Aufforderung, die göttlichen Gesetze zu verstehen und zu befolgen. Sie sind die Fermentierung des menschlichen Fortschritts im Denken – die Auseinandersetzung der Menschheit mit dem Willen Gottes, eine zeitweise intensive Opposition dagegen und der schließliche Gehorsam.
Die Wissenschaft verbreitet sich ungeteilt. Das, worüber berichtet wird, ist deren Auswirkung.
Der Monitor hat den Auftrag, nicht nur Nachrichten zu bringen, sondern täglich zu berichten, wie die Wissenschaft sich ungeteilt im Denken verbreitet.
Er hält Candid und uns alle dazu an, die Welt mit anderen Augen zu sehen.
Das ist das Ziel des neuen Monitor-Produkts und die Hoffnung eines neuen Weges für unsere Leser, den Journalismus und die Welt.
Das ist das bis in die heutige Zeit hereinreichende Versprechen, zuversichtlich sein zu können, dass „von allen Tagen der hellste Tag“ heute ist.
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 14. August 2017 im Internet.
Übersetzt aus dem Christian Science Sentinel, Ausgabe 15. Mai 2017
