In einem heißen Sommer kam es auf dem Stützpunkt, wo ich als Militärgeistlicher diente, immer wieder zu Rassenunruhen. Die Stimmung war gereizt. Ich musste dringend ein Gefühl von Frieden finden und fing an zu beten. Das brachte den gewünschten Frieden. Es war ein intensives Gefühl von der Gegenwart der göttlichen Liebe, unser aller Vater. Daraus ergab sich für mich eine umfassendere Liebe zu allen Seinen Kindern und die Überzeugung, dass die Brüderlichkeit unter den Menschen ungebrochen war. Und es war genau das Gegenteil von dem materiellen Bild der Dinge.
Zur selben Zeit bekam ein Soldat, der eine erhebliche Eskalation der Unruhen plante, plötzlich das Gefühl, das Falsche zu tun. Aus seiner Sicht wurden weiße Soldaten an dem Stützpunkt bei der Beförderung unfair bevorzugt und das musste sich ändern − aber nicht mit diesen Mitteln. Von allen Militärgeistlichen fand er seinen Weg zu mir. Er erzählte, was er und andere taten und dass es ihm jetzt falsch vorkam. Ich berichtete, wie es mir beim Beten zur selben Zeit ergangen war, als er seine Meinung änderte. Wir kamen zu dem Schluss, dass Gott uns zusammengebracht hatte. Das war der Anfang einer Lösung. Die Unruhen hörten auf und, ebenso wichtig, es wurden Wege gefunden, die Kommandanten des Stützpunkts auf die Ungerechtigkeit und die Notwendigkeit hinzuweisen, Abhilfe zu schaffen.
Ich habe seitdem mehrfach über diese Erfahrung nachgedacht und weiß nicht so genau, wie das alles passiert ist. Doch ich wollte mehr von dem erleben, was ich damals gefühlt hatte. Ich erlangte mehr Klarheit darüber, als ich von der religiösen Erziehung von Mary Baker Eddy las, die diese Zeitschrift gegründet hat.
Sie lernte als Kind, dass man sicher sein kann, erlöst zu sein, wenn man anderen und Gott seine Zuneigung schenkt statt nur sich selbst. Diese Umwandlung des Herzens weckt ein geistiges Verständnis, das genauso merklich ist wie Sehen und Hören. Diese Empfängnisbereitschaft des Herzens war die beste Möglichkeit, Gott zu erfahren und das zu erkennen, was Er über Seine Schöpfung weiß. Ein Blick auf die Stellen in ihren Schriften, die sich mit Herzensneigungen, Herz und selbstloser Liebe beschäftigen, zeigt, dass sie nie von dieser Lehre abgewichen ist. Das erklärte in vieler Hinsicht, was ich erfahren hatte.
Mrs. Eddy erklärt auch die Anziehungskraft des Selbst, das dem geistigen Erwachen des Herzens feindlich gestimmt ist: „Die Natur des Einzelnen, hartnäckiger als die Umstände, wird immer für sich rechten – für eigene Gewohnheiten, Neigungen und Süchte. Diese materielle Natur strebt danach, den Waagebalken zuungunsten der geistigen Natur zu neigen, denn das Fleisch streitet wider den Geist – wider alles und alle, die dem Bösen widerstehen – und wiegt schwer gegenüber der hohen Bestimmung des Menschen“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 119).
Es kann beim Beten einfach sein, geistige Wahrheitsgedanken über Gott und den Menschen in Gottes Ebenbild zu bekräftigen und unsere Herzensneigungen und deren Überzeugungen, Angewohnheiten und Schwächen unberührt zu lassen. Doch diese ungeläuterten Herzensneigungen stellen sich unbewusst nicht nur unserer Spiritualität, sondern auch der angestrebten Heilung in den Weg.
Aus meiner Sicht ist die beste Möglichkeit, die Anziehungskraft des Selbst aufzulösen und meine Herzensneigungen zu erheben, mir den Geist des Christian Science Monitor, der von Mary Baker Eddy gegründeten internationalen Zeitung, zu eigen zu machen. Alle von ihr gegründeten Zeitschriften haben eine heilende Mission. Der Monitor stellt uns die Frage, was wir von geistigem Heilen wissen, und bringt uns über die Zwänge des Selbst hinweg dazu, diese Wahrheit auf die Menschheit als Ganzes anzuwenden – Anteil an der Welt um uns zu nehmen und über sie informiert zu sein. Der Monitor hat den Zweck, „die unerschöpflich wirkende Wissenschaft ungeteilt [zu] verbreiten“ (Mary Baker Eddy, Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes, S. 353).
Menschen neigen dazu, Dinge und Ereignisse in Schubladen zu stecken. Sie wenden sich vielleicht hinsichtlich ihrer Gesundheit und ihrer Beziehung zu Gott an die Christliche Wissenschaft, legen in anderen Bereichen dann aber politische, rassengebundene bzw. ethnische und nationale Maßstäbe an, um zu urteilen und zu handeln. Wichtige Dinge geschehen, wenn dieses Schubladendenken eingestellt wird; dann nimmt das von ungeteilter Liebe motivierte Christus-Heilen in allen Bereichen unseres Erlebens Einzug.
Ich habe über die Jahre alle möglichen Gründe dafür gehört, sich dem Monitor und seiner Bestimmung zu verschließen. Ein Grund ist die Überzeugung, dass eine Beschäftigung mit der Welt über den Monitor nicht nötig ist für das, was man mit der Christlichen Wissenschaft erlangen will – in der Regel Heilung.
Der Fehler hinter dieser Denkweise wurde einem Mann deutlich, der mit einem hartnäckigen körperlichen Problem zu kämpfen hatte. Er beschreibt seine Heilung und den Meinungswechsel, der sie hervorgerufen hat, in einem Artikel. Dort sagt er, wenn wir versuchen, vollkommen zu sein trotz des Materialismus und des Bösen um uns her, „können wir aufrichtig bestrebt sein, persönlich Vollkommenheit zu bekunden; aber es wird uns nicht gelingen, bis wir die Lüge einer unvollkommenen Welt rings um uns her verneinen, sie umkehren, und anerkennen, dass die Vollkommenheit Gottes und Seines geistigen Weltalls und des Menschen die Wirklichkeit ist“ (Herbert Rieke, „Nicht trotzdem, sondern weil“, Herold der Christlichen Wissenschaft, Oktober 1949).
Ein anderer Bereich des Widerstands ist, dass die Berichterstattung im Monitor der eigenen Meinung entgegensteht – eine Sichtweise, die die Sterblichen auf eine Seite der Grenze stellt, die die Welt zweiteilt, und damit die Entzweiung fortsetzt. Der Monitor fordert uns auf, nicht Partei zu ergreifen, sondern Heiler zu sein.
Dieser Weg vom Fraktionsdenken zum Heiler kann erheblichen Segen bringen. Eine Bekannte hatte sich die Schulter ausgerenkt. Ihrer Meinung nach war ihre Kirche intern so gespalten, dass sie nicht offen für ihre Mitmenschen sein konnte. Als meine Bekannte verstand, dass die Ansprüche einer internen Division genau das waren, was sie in ihrem Körper heilen wollte, erklärte sie jede heilende Idee über sich selbst mit ungeteilter Liebe auch über ihre Kirche. Das brachte Heilung.
Eine Umwandlung des Herzens weckt ein geistiges Verständnis universaler Liebe in uns, und damit spüren wir Gottes Gegenwart. Sie lässt uns die Wirklichkeit und Einheit von Gottes geistiger Schöpfung spüren. Mrs. Eddy drückt ihr Sehnen danach so aus: „Wann wird das ganze Menschengeschlecht einen Gott haben – eine ungeteilte Liebe, die um der geistigen Grundlage und des geistigen Aufbaus willen, die wirklich, recht und ewig sind, die unwirkliche materielle Grundlage der Dinge aufgibt?“ (Vermischte Schriften, S. 341).
Rob Gilbert
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 17. August 2017 im Internet.
Übersetzt aus dem Christian Science Sentinel, Ausgabe 27. März 2017