Er war ein gutaussehender Student im Abschlussjahr und ich eine naive Studienanfängerin, als wir uns auf einer Kennenlernveranstaltung auf dem Campus begegneten. Ich fühlte mich geschmeichelt, als er mich, ein schüchternes Mädel aus dem Mittleren Westen der USA, in sein College einlud. Wir besuchten nach Geschlechtern getrennte Colleges im Nordosten, und es war nichts Ungewöhnliches für junge Frauen, am Wochenende zum Männercollege zu fahren.
Am ersten Wochenende verhielt er sich sehr respektierlich und fand eine angemessene Übernachtungsmöglichkeit für mich. Doch das nächste Wochenende war sehr unangenehm und beängstigend. Er war betrunken, und ich konnte seinen Versuch, in mein Motelzimmer einzudringen, nur mit Mühe abwehren.
Ich war sehr erschrocken über den Vorfall, aber dankbar, dass es mir gelungen war, seinen aggressiven Annährungsversuchen entkommen zu sein. Allerdings führte diese Erfahrung, zusammen mit meiner Schüchternheit und anderen unverstandenen Gefühlen (Einsamkeit, Verwirrung, Angst und Problemen, mich im College einzupassen), zu häufigen tränenreichen Anrufen zu Hause.
Während eines solchen Telefonats gaben mir einige Gedanken meines Vaters die Zuversicht, Trost und Heilung zu finden, indem ich tiefer nach einer Lösung forschte. Ich fing an, zur Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft zu gehen, die ich in meiner Jugend sporadisch besucht hatte. Außerdem beteiligte ich mich an der Hochschulvereinigung der Christlichen Wissenschaft am College, wo wir gemeinsam mehr über unsere Beziehung zu Gott lernten, uns darüber austauschten, wie Gott uns führte, und Inspiration in unserem Freundschaften fanden. Ich fing an, das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, sorgfältig durchzulesen, das meinen neuen Freunden und mir zusammen mit der Bibel half, Gott in unserem Leben an erste Stelle zu setzen.
Meine Erfahrung an jenem Wochenende ließ mich viel über die Auswirkungen von Alkohol auf unsere Fähigkeit nachdenken, eigenständig zu denken und zu handeln. Während dieser Zeit tiefen Forschens erkannte ich, dass Gott mich und alle Menschen liebt und dass wir alle nach Seinem geistigen Bild und Gleichnis erschaffen sind. Dieses Verständnis half mir, echten Frieden und wirkliche Kraft zu spüren und auszudrücken – nicht die vorübergehende, gefälschte Nachahmung, die Alkohol allenfalls bieten konnte.
Fortschritt, so lernte ich, kommt durch Freiheit von einer solchen Sinnlichkeit, nicht dadurch, dass man ihr nachgibt. Zum Beispiel ist es wichtig, klar denken zu können, wenn wir mit schmerzhaften Problemen zu kämpfen haben. Wir müssen fähig sein, die beständigen Antworten zu hören, die Gottes Liebe und Führung bereitstellen können, und ich verstand, dass Drogen und Alkohol uns nur davon abhalten, die Stimme unseres Vater-Mutter-Gottes zu hören. Ich wollte lernen, frei zu sein, und wahre Herrschaft über meine Schüchternheit und die Angst demonstrieren, die nach dem Vorfall mit dem anderen Studenten zurückgeblieben war.
Als ich betete, sah ich den wunderbaren Nutzen davon, Gott-zentrierter zu leben. Je besser ich Gott verstand, desto mehr fand ich Lösungen für die vielen Probleme, die mir im College zu schaffen machten, darunter das Gefühl großer Unsicherheit. Im Laufe der Jahre, in denen ich immer mehr Prioritäten darauf setzte, Gott zu verstehen und in meinem Leben auszudrücken, konnte ich Gefahren voraussehen und aus dem Weg gehen. Mrs. Eddy zitiert in ihrem Buch Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes eine Stelle aus der Bibel: „Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben“ (Matthäus 10:16). Und sie fährt fort: „Weisheit wird durch Glauben, Gebet und Erfahrung erlangt; und Gott ist der Geber“ (S. 205).
Meine Erfahrung mit dem betrunkenen Studenten war emotional schmerzhaft, daher bin ich tief dankbar, sie durch die neue Sicht meiner Selbst, die ich durch Gott erlangt habe, hinter mich gebracht zu haben. Und ich bin so dankbar für die göttliche Quelle aller Freude, Inspiration, Weisheit und alles Fortschritts, die allen Menschen offensteht.