Über viele Jahre schien meine Sehfähigkeit abzunehmen; erst nur beim Lesen und dann auch auf die Entfernung.
Ich betete nicht in Bezug auf dieses Thema, sondern suchte mir eine hübsche Brille aus, die, so fand ich, mein Aussehen verschönerte. Später schaffte ich mir eine Gleitsichtbrille an. Anfang letzten Jahres fiel sie beim Radfahren herunter und zerbrach. Also ging ich zum Optiker, der mir sagte, dass sie nicht zu reparieren war. Eine neue würde ungefähr £400 kosten, was ich mir nicht leisten konnte, also beschloss ich, ohne Brille auszukommen.
In der Zeit arbeitete ich an der Aufgabe für meine Schülervereinigung der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy so zu lesen, als wäre es „ein neues Buch“ für mich. Als ich zum Kapitel „Apokalypse“ kam, las ich das Zitat aus Offenbarung 21, Vers 1, und ich war sehr beeindruckt, dass Johannes einen neuen Himmel und eine neue Erde „sah“: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr.“
In ihrer geistigen Auslegung dieser Stelle schreibt Mrs. Eddy: „Durch welchen Sinn empfing Johannes diese Vision? Nicht durch die materiellen Sehorgane, denn Augen reichen nicht aus, um eine so wundervolle Szene aufzunehmen. ... Der Offenbarer befand sich auf unserer Daseinsebene, während er doch schon erblickte, was das Auge nicht sehen kann – was für das uninspirierte Denken unsichtbar ist.“
Und sie beantwortet die Frage, warum der Mensch als das gesegnete Kind Gottes angesehen wird: „Weil Johannes’ körperlicher Begriff von Himmel und Erde vergangen und an die Stelle dieses falschen Begriffs der geistige Begriff getreten war, der subjektive Zustand, durch den er den neuen Himmel und die neue Erde sehen konnte, die die geistige Idee und das Bewusstsein der Wirklichkeit einschließen. ... denkt an Jesu Worte: ‚Das Reich Gottes ist inwendig in euch.‘ Dieses geistige Bewusstsein ist deshalb eine gegenwärtige Möglichkeit“ (S. 572–574).
Als ich diese Sätze las, verstand ich völlig, dass der geistige Sinn und nicht das materielle Auge Johannes dazu befähigt hat, das zu sehen, was er sah. Dieser geistige Sinn bzw. diese geistige Wahrnehmung ist immer bei uns, da wir von Gott erschaffen sind, und ich wusste, dass wir uns beim Sehen und Hören darauf und nicht auf das materielle Auge und Ohr verlassen können.
Eines Abends ein paar Wochen später beschloss ich im Bett, eine alte und etwas abgewetzte Kopie einer Ansprache einer Schülerversammlung zu lesen. Das Papier war vergilbt und dünn und die Buchstaben waren verblasst. Ich versuchte, das zu lesen, als mir der Gedanke kam, meine alte Lesebrille zu holen, doch sie war in einem anderen Zimmer. Es war Winter und mein Bett war sehr gemütlich. Dann dachte ich laut: „Was denke ich da? Das ist Unsinn!“ Ich wusste aus Wissenschaft und Gesundheit, dass Hör- und Sehfähigkeit nicht materiell sind; sie sind geistig und versagen nie. Ich erklärte jetzt sofort die Vorstellung, ich bräuchte eine Lesebrille, zu einer Illusion und wies den Gedanken, dass der Mensch (also jeder von uns als von Gott erschaffen) nicht klar sehen kann, mental zurück. Ich beschloss, die ganze Ansprache, fünf engbedruckte Seiten, ohne Brille zu lesen. Es dauerte mehr als eine Stunde. Als ich fertiggelesen hatte, schlief ich ein.
Ungefähr drei Monate später merkte ich plötzlich, dass ich meine Lesebrille nicht mehr benutzt hatte. Und ich sah so gut in die Weite, dass ich vom Ende des Bahnsteigs mühelos die Abfahrtszeiten der Züge lesen konnte.
Ich hatte über den geistigen Sinn nachgedacht und dass wir die Bibel und Mrs. Eddys Schriften durch diesen Sinn verstehen können, wenn wir unser Denken dafür öffnen. Mir war bewusst, dass geistiger Sinn ein Ausdruck der Gegenwart und Macht Gottes ist, und das hatte mein Denken erfüllt, als ich die Ansprache las.
Als mir klar wurde, dass ich meine Brille weder für die Nähe noch die Weite benutzt hatte, war es wie eine Offenbarung!
Ungefähr acht Monate, nachdem ich die Ansprache ohne Brille gelesen hatte, informierte mich mein Optiker, dass es Zeit für einen Sehtest war. Als ich hinging, erwähnte ich, dass ich besser sehen konnte, und der Test bestätigte dies. Ich hatte auf beiden Augen normale Sehkraft, sowohl zum Lesen als auch in die Weite.
Ich bin sehr dankbar, dass die Erkenntnis unserer Sehfähigkeit als geistig und nicht materiell mein Denken berichtigte und mir die wahre Sicht von dem Menschen und der Sehfähigkeit vermittelte. Und ich bin dankbar, dass der Mensch seine geistigen Sinne nicht durch Umstände oder Alter verlieren kann.
Kim Radford
London, Greater London, England
