Als unser erster Sohn zur Welt kam, fühlte ich mich durch die ganze Entbindung hindurch getragen. All die üblichen Ängste und Sorgen über den Geburtsvorgang wurden durch die machtvolle Botschaft gestillt, die an ein Zitat aus Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy angelehnt ist, nämlich dass Wahrheit an der Tür meines Denkens steht und Einlass begehrend anklopft. Der Satz lautet: „Ein höheres und praktischeres Christentum, das Gerechtigkeit demonstriert und die Bedürfnisse der Sterblichen in Krankheit und Gesundheit stillt, steht an der Tür dieser Zeit und klopft Einlass begehrend an“ (S. 224)
Als der Geburtsvorgang um Mitternacht startete, war ich zuerst von den Wehen derart überrascht, dass ich bei jeder Wehe aus dem Bett sprang und meinte, sie im Liegen nicht aushalten zu können. Doch dann beschloss ich, mich eng an das Zitat von Mary Baker Eddy aus Wissenschaft und Gesundheit zu halten. Bei jeder Wehe wandte ich mein Denken vom Körper weg, um stattdessen das „Anklopfen“ der Wahrheit an der Tür meines Denkens zu fühlen, das neue Aspekte der geistigen Existenz offenbarte.
Die Essenz der Botschaft von der Wahrheit in dem Moment fühlte sich so an: „Meine geliebte Tochter, schau, Ich will dir etwas zeigen! Ich will dir etwas offenbaren, was du bisher noch nicht wahrgenommen hast! Ich will dir Mein Heil und Meine Kraft und Meine Gegenwart zeigen! Der Mensch ist geistig und wird nicht aus Materie geboren.“ Da konnte ich nur tief im Herzen sagen: „Ja, liebe Wahrheit! Ich lasse Dich ein in mein Denken.“ Es vollzog sich eine völlige Umkehr in meinem Denken und ich wurde ganz ruhig und konnte dann die nächsten vier Stunden im Bett liegen bleiben. Und zwischen den Wehen war es mir immer wieder möglich, einzuschlafen.
Einige Stunden später wurden die Wehen stärker und ich hatte das Gefühl, dass wir jetzt die Hebamme anrufen sollten, die auf Abruf für die Hausgeburt stand. Mein Mann und ich hatten nicht das Gefühl, die Zeit zwischen den Wehen messen zu müssen, und uns auch nicht gefragt, wie lange und wie viele Wehen ich schon gehabt hatte. Es war einfach eine friedliche, ruhige Erkenntnis, dass wir jetzt die Hebamme anrufen sollten.
Unsere Hebamme hatte sich wegen eines Problems mit dem Auto etwas verspätet, so konnte ich in der zusätzlichen stillen Zeit meinen Weg finden, mit den stärkeren Wehen umzugehen. Ich fühlte mich ganz ruhig, komplett ungestört, und lief im Haus herum und sang „Der Mutter Abendgebet“, das zu meinen Lieblingsliedern von Mary Baker Eddy gehört. Es fängt so an: „Kraft, Freude, Friede, holde Gegenwart, / die schützend birgt, was noch des Werdens harrt...“ (Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 207). Ich fühlte mich voller Freude und Zuversicht. Die Endphase der Geburt verlief dann im Beisein der Hebamme ganz glatt und ohne Komplikationen. Sie ging sehr schnell vonstatten und war gut auszuhalten, was für die erste Geburt einer 42-Jährigen ganz anders prognostiziert worden war.
Ganz besonders dankbar bin ich für das genau „rechtzeitige“ Einsetzen der Geburt. Unser kleiner Sohn war schon 11 Tage über den Geburtstermin, und am sechsten Tag hatten wir einen neuen Termin erhalten, nach dem, so sagte man uns, die Geburt eingeleitet werden müsse. Erst waren wir von Furcht und Panik erfüllt, doch dann zwang mich die Situation dazu, ein besseres Verständnis des geistigen Konzepts von Geburt zu erlangen. Die zahlreichen Beiträge auf JSH-Online zum Thema Geburt waren in dieser Zeit von großer Hilfe.
Beim Studium dieser Artikel und Zeugnisse fiel mir auf, dass ich auf das Einsetzen eines Wehen-Schmerzes wartete. Dann verstand ich plötzlich, dass ich nicht auf einen Schmerz warten musste, sondern mich auf „Gottes Ereignis“ freuen konnte. Das war ein kompletter Umschwung in meinem Denken! Ich freute mich nun auf das Erscheinen einer vollkommenen geistigen Idee, die nie zu spät oder zu früh kommt, sondern in ihrem zeitlosen, harmonischen schmerzlosen Sein ewig besteht und schon immer bestanden hat.
Unser Sohn kam genau an dem Tag zur Welt, an dem die Ärzte und die Hebamme die Geburt langsam einleiten wollten, was dann nicht nötig war. Wir waren so dankbar und sind es bis heute!
Christiane Heer
Marquartstein, Deutschland
