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Original im Internet

Zeit, Ressentiments auszuräumen

Aus der März 2020-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 30. Dezember 2019 im Internet.


Wenn ich mir meinen Kleiderschrank näher betrachtete, könnte ich sicher mindestens zehn Sachen loswerden, die ich nicht mehr brauche. Das Lustige ist, dass sie in meinem Kleiderschrank so verankert sind, dass ich sie gar nicht mehr wahrnehme. Sie sind einfach nur da.

Ich denke seit einiger Zeit über unnötige Gedanken, Meinungen und Vorwürfe nach, die ich gar nicht mehr wahrnehme. Wie die Sachen in einem Kleiderschrank sind sie so im Denken verankert, dass sie mir gar nicht auffallen. Doch daran festzuhalten nutzt niemandem und hat keinen Sinn.

Vor einiger Zeit hatte ich eine Erfahrung, die einige dieser langgehegten Überzeugungen an die Oberfläche brachte. Ich lernte, wie wichtig es ist, sie durch Gebet aufzudecken und zu entfernen, und welche Rolle dies beim Heilen spielt.

Ich hatte einige inkorrekte Informationen erhalten, die sich gleich auf mehrere Bankkonten erstreckten. Es waren mehrere längere Telefonate erforderlich, um alles in Ordnung zu bringen, und ich wurde immer aufgebrachter, wie viel Zeit ich aufwenden musste, um Fehler anderer zu bereinigen. Auf diese Störung folgte eine weitere und dann noch eine, und schon war mein Denken voller ungelöster Ärgernisse – manche waren Jahre alt –, selbst als dieses besondere Problem längst gelöst war.

In der Zeit bemerkte ich einen kleinen, harten Knoten, der sich unter meinem Augenlid gebildet hatte. Er tat nicht weh und beeinträchtigte meine Sehfähigkeit nicht, also ignorierte ich ihn. Doch Wochen später war er immer noch da und nun störte er mich zunehmend. Ich hatte viele Heilungen erlebt, indem ich mich an Gott wandte, daher beschloss ich zu beten.

Mary Baker Eddy schreibt im Kapitel „Gebet“ im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft: „Wir sollten uns prüfen und herausfinden, was die Neigung und Absicht unseres Herzens ist, denn nur auf diese Weise können wir verstehen lernen, wie wir wirklich sind“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 8).

Für mich steht diese Selbstprüfung, diese Prüfung meines Denkens, im Mittelpunkt des Gebets. Durch Gebet entdecke ich häufig etwas in meinem Denken, das nicht mit Gott übereinstimmt, der Liebe und Wahrheit ist. Es ist, wie wenn man die überschüssigen Sachen im Kleiderschrank bemerkt – ein erster Schritt dahin, all das zu entfernen, was lieblos oder unwahr ist, damit ich auf göttliche Botschaften hören und eingehen kann.

Ich wusste, dass es am wirksamsten für mich war, mein Denken zu prüfen, anstatt darüber zu beten, das körperliche Problem zu heilen. Ich weiß nicht, ob der Knoten unter meinem Augenlid einen Bezug zu den Ärgernissen über die verschiedenen Störungen hatte, doch ich betrachtete ihn als Gelegenheit, alle Gedanken aufzudecken und zu heilen, die nicht auf Gott ausgerichtet waren.

Ich hatte mich aus Selbstrechtfertigung geweigert, über problematische Vorfälle der Vergangenheit und Gegenwart zu beten, aus der rechthaberischen Überzeugung, dass ich ein Recht darauf hatte, wütend zu sein oder Ressentiments zu haben. Wir lesen in Wissenschaft und Gesundheit: „Lasst uns in geduldigem Gehorsam gegen einen geduldigen Gott daran arbeiten, mit dem universalen Lösungsmittel der Liebe das harte Gestein des Irrtums – Eigenwillen, Selbstrechtfertigung und Eigenliebe – aufzulösen, das gegen die Geistigkeit ankämpft und das Gesetz der Sünde und des Todes ist“ (S. 242).

Ich verstand, dass so ein hartes Gestein geradezu die Härte von Diamanten haben konnte. Meine Selbstrechtfertigung schien wirklich so schwer aufzubrechen zu sein, wie Diamanten. Und in dem obigen Zitat aus Wissenschaft und Gesundheit impliziert das Wort arbeiten, dass es Einsatz erfordert. Doch Mrs. Eddy sagt, dass Liebe, Gott, das Lösungsmittel ist. Man versucht nicht, eine menschliche Emotion zu finden, um diese negativen Gefühle aufzubrechen, sondern man richtet sich demütig an der höchsten, reinsten Liebe aus.

Wie konnte ich anderen helfen, wenn ich nicht damit anfing, Ressentiments aus meinem eigenen Denken zu entfernen?

Zuerst wollte ich argumentieren, dass in den Menschen und Situationen, gegen die ich Ressentiments hegte, etwas Gutes zu finden war. Das half etwas, doch es war genauso einfach, in die andere Richtung zu argumentieren und an das zu denken, was die Ressentiments hervorgerufen hatte, wodurch ich wieder bei Selbstrechtfertigung angekommen war. Mrs. Eddy schreibt: „Für richtiges Folgern sollte im Denken nur eine Tatsache festgehalten werden, nämlich das geistige Dasein“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 492).

Ich musste richtig folgern – über menschliches Folgern oder Argumentieren des Guten und Schlechten hinausgehen und die Existenz als geistig wahrnehmen. Innerhalb dieser von Gott regierten Existenz ist jeder von uns eine Idee Gottes, die andere weder verletzt noch beleidigt, sondern selbstlos und harmonisch lebt. Ich ließ aktiv dieses universale Lösungsmittel wirken und betete darum, nicht nur mich selbst, sondern alle von der göttlichen Liebe umgeben und erhoben zu sehen.

Ich nahm mir jeden Tag Zeit, konkret zu beten und jeden unfreundlichen und störenden Gedanken durch die Wahrheit zu korrigieren, dass Liebe die einzige Macht in meinem Leben und der Welt ist. Während vorher ein negativer Gedanke auf den nächsten folgte, fand schon bald das Gegenteil statt. Ich fühlte mich mit jedem negativen Gedanken, der geheilt war, freier und wollte weitere Gedanken heilen! Nicht nur die gegenwärtigen Gefühle und Ressentiments und die Selbstrechtfertigung lösten sich auf, sondern auch langgehegte, aber unbemerkte Gedanken wurden ans Licht gebracht und geheilt.

Nach ein paar Tagen dieses ernsthaften Gebets zog ich mich eines Morgens an und sah, dass der harte Knoten unter meinem Augenlid verschwunden war. Es war keine Spur zu sehen, es tat nichts weh und es ist nicht zurückgekehrt.

Ich war sehr dankbar für diese vollständige Heilung. Doch in den darauffolgenden Wochen fragte ich mich: Hatte das wirklich etwas ausgemacht? Was machte es, wenn ich an Gedanken festhielt, die nicht völlig liebevoll waren? Solange ich sie für mich behielt, war das nicht egal?

Bei der baldigen Antwort musste ich schmunzeln. In einer Mittwochabend-Zeugnisversammlung meiner Zweigkirche Christi, Wissenschaftler, wurden folgende Worte von Christus Jesus aus der Bibel vorgelesen: „Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders und nimmst den Balken in deinem Auge nicht wahr? Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: ‚Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen‘, und sieh, ein Balken ist in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach wirst du klar sehen, um den Splitter aus deines Bruders Auge zu ziehen!“ (Matthäus 7:3–5).

Da verstand ich, dass es wichtig ist, Ressentiments und Selbstrechtfertigung zu heilen, nicht nur um meinetwillen, sondern als Beitrag zum kollektiven Weltdenken. Wie konnte ich erwarten, anderen zu helfen oder für ein Ausräumen dieser Irrtümer in größerem Umfang zu beten, wenn ich nicht damit anfangen konnte, sie aus meinem eigenen Denken zu entfernen?

Jede Heilung, die in der Christlichen Wissenschaft stattfindet, wirkt sich positiv auf die Welt aus. Jeder Ausdruck geistiger Liebe hat die Macht, menschlichen Willen, Selbstrechtfertigung und Hass zu durchbrechen. Alle Gedanken, an denen wir festhalten, die Gott unähnlich sind – von den kleinsten Ärgernissen bis hin zu langgehegten Ressentiments –, müssen geheilt werden, und zwar für uns selbst und das Allgemeinwohl.

Statt diese Irrtümer nicht wahrzunehmen, an die wir uns gewöhnt haben, können wir auf sie aufmerksam werden, sie auf aktive und geistige Weise aufdecken und durch die göttliche Liebe auflösen.

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