Als ich sechzehn war, hatte ich die Gelegenheit, in einem Sommerlager für Christliche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als leitende Betreuerin einer Hütte zu arbeiten. Zusammen mit einer Assistentin kümmerte ich mich um 12 Bewohnerinnen. Ich war dankbar für diese Chance, Verantwortung zu übernehmen, und fühlte mich gut vorbereitet, denn ich hatte im Sommer davor ein Training absolviert und war im Vormonat selbst Assistentin gewesen.
In der ersten Woche des zweiwöchigen Sommerlagers lief alles glatt. Die Mädchen vertrugen sich, und wir gewannen alle Preise für die Sauberkeit der Hütte und des Badehauses.
Doch nach der ersten Woche kam ich nach dem Frühstück und der Sonntagsschule in unsere Hütte zurück und fand eine Notiz der Personalleiterin vor. Darin las ich, dass meine Assistentin abreisen musste. Da nicht genug Zeit vorhanden war, um eine neue Assistentin zu bekommen, würde ich allein für die 12 Bewohnerinnen sorgen müssen.
Die Notiz schloss mit ermunternden Worten, doch ich machte mir Sorgen. Wir waren beide vonnöten gewesen, um uns um unsere lebhaften Teilnehmerinnen zu kümmern. Und ich fragte mich, wie die Mädchen wohl auf diese Nachricht reagieren würden. Würden sie traurig, enttäuscht oder außer Rand und Band sein? Würde ihnen das Sommerlager weiter Spaß machen?
Mir blieb nicht viel Zeit, bevor die Mädchen wieder zur Hütte zurückkommen sollten. Ich wusste aus Erfahrung, dass Gott mich führen würde, wenn ich betete. Also legte ich mich auf mein Bett und schloss die Augen. Ich hörte auf, den angstvollen Fragen nach dem „Was ist, wenn“ nachzugehen, und machte mich ganz still. In dieser Stille fing ich an, die Tatsache zu bekräftigen, dass Gott Liebe ist und dort bei mir und den Teilnehmerinnen war. Das half, mir die Angst zu nehmen, und ich fühlte mich ruhiger. Dann fragte ich Gott: „Was trägst Du mir auf?“ Mir kam der Gedanke, die geistigen Eigenschaften hochzuhalten, die ich in jeder Bewohnerin der Hütte erkannte. Das war ein Weg voran, und ich begann freudig, das zu tun.
Als ich mir geistige Eigenschaften wie Freude, Intelligenz und Anteilnahme vor Augen führte, wusste ich, dass sie alle einen göttlichen Ursprung haben. Gott drückte einzigartige, heilige Eigenschaften in jeder Teilnehmerin aus, und ich wusste, dass die Mädchen und ich nie von Gott getrennt sein konnten. Das Wissen, dass jedes Mädchen in Gottes Liebe versorgt und enthalten war, brachte mir Frieden, und schon bald konnte ich die ganz besondere geistige Güte jedes Mädchens wertschätzen.
Dann fühlte ich eine Macht, die mich an den Pfingsttag erinnerte, der in der Apostelgeschichte so beschrieben wird: „Da hörte man plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind, und das erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. ... Und sie wurden alle mit dem Heiligen Geist erfüllt“ (2:2, 4). Ich hörte zwar kein Brausen, fühlte aber eine Macht, die der Heilige Geist oder Christus gewesen sein muss – ein deutliches Gefühl von Gottes Liebe – und die mich und die ganze Hütte erfüllte.
Als ich die fröhlichen Stimmen der Teilnehmerinnen auf dem Pfad zur Hütte hörte, fragte ich Gott, was ich als Nächstes tun sollte. Ich erhielt liebevolle und klare Gedanken: Halte eine Versammlung ab, wenn alle da sind. Erkläre den Mädchen, dass unsere Assistentin abreisen muss. Versichere ihnen, dass sie geliebt sind. Dann bitte sie um ihre Hilfe dabei, die Woche zu einem Erfolg zu machen.
Das tat ich. Die Mädchen hörten ruhig zu und waren einen Augenblick ernst, doch sie reagierten sanft und verständnisvoll. Dann beschlossen sie einstimmig, diese Herausforderung als Gelegenheit zu betrachten, sich der Situation gewachsen zu zeigen.
Von da an taten die Bewohnerinnen der Hütte alles, worum sie gebeten wurden, sofort – und mit einem Lächeln. Wir planten schöne Aktivitäten, und jeden Abend redete ich mit jedem Mädchen allein, bevor alle zu Bett gingen. Ein Mädchen brauchte tagsüber mehr Aufmerksamkeit, und da die anderen so lieb waren, konnte ich mich um sie kümmern. Unsere Hütte gewann auch weiterhin Preise für Sauberkeit.
Ich fand, dass Gott unsere Bedürfnisse auf wundervolle Weise gestillt hatte. Diese Woche war etwas Besonderes für mich und hat mir gezeigt, dass die Macht Gottes als Liebe eine schwierige Situation lösen kann.
Mehrere Jahre später stellte ich bei der Arbeit eine neue Assistentin ein, und als wir einander besser kennenlernten, erfuhr ich, dass sie der Pfingstkirche angehörte (einer christlichen Glaubensgemeinschaft, die nach dem Pfingsttag benannt ist). Aus diesem Grund erzählte ich ihr von meiner Erfahrung im Sommerlager. Sie hörte interessiert zu und sagte dann ernsthaft: „Das war eine wichtige Erfahrung. Sie wurden von Gott berührt. Ich glaube, Sie hatten eine Erfahrung mit dem Heiligen Geist.“
Ihre Worte berührten mich, und ich fühlte mich ein zweites Mal beruhigt, dass der Heilige Geist bzw. Christus unser Leben auf einzigartige und überraschende Weise berührt und uns befähigt, mit schwierigen Umständen fertigzuwerden. Ich wusste, dass dieser Geist Gottes die Mädchen in meiner Hütte und mich befähigt hatte, eine schöne gemeinsame Woche zu verbringen. Und ich bin auch weiterhin durch die Vielfalt der Wege ermutigt, auf denen der Christus dort zu uns spricht, wo wir sind, und unser Leben heute bereichert.
Barrie Blankenship Paulson