Die meisten von uns verbringen viel Zeit damit, auf etwas zu warten. Vielleicht auf ein Taxi, einen Bus oder Zug, eine Verabredung, darauf, dass das Essen fertig wird, eine wichtige Nachricht – die Liste ist endlos.
Doch Zeit an sich ist ein Glaube an die Messbarkeit einer bestimmten Phase und hat den Anschein, uns vom geistigen, allgegenwärtigen Jetzt abzuschneiden. Das hat mit der Bewegung materieller Dinge zu tun, zum Beispiel der Drehung der Erde um die Sonne. Sie bezieht sich auf variable Daseinszustände, wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Außerdem hat sie die Eigenschaft, unser Leben zu kontrollieren, indem sie uns zu Sklaven ihrer Anforderungen macht. Sie neigt dazu, das Handeln zu diktieren. Sie definiert das Leben als begrenzt und ihrem Gutdünken ausgesetzt.
So hat das Gott, der Schöpfer aller Dinge, jedoch nicht bestimmt. Unendlichkeit ist das „Maß“ oder die „Dimension“ des göttlichen Gemüts, das weder unterbrochen noch begrenzt ist und immer harmonisch funktioniert. Wie wir also das Konzept Zeit angehen, ist von großer Wichtigkeit für uns, besonders wenn es um unsere Gebete und Heilarbeit geht.
Mary Baker Eddy definiert Zeit im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, unter anderem als „sterbliche Abmessungen; Begrenzungen, in denen alle menschlichen Handlungen, Gedanken, Vorstellungen, Meinungen, alles menschliche Wissen zusammengefasst werden ...“ (S. 595). Zeit kommt uns wie eine Schraubzwinge vor, aus deren Griff wir uns nicht befreien können. Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, sie als falsches Konzept zu betrachten.
Selbst wenn es den Anschein hat, als müssten wir auf etwas warten, können wir das göttliche Jetzt erleben und produktiv sein. Wir alle haben Zugriff auf dieselbe Ressource: die göttliche Intelligenz, ein Attribut Gottes. Das Geheimnis ist, metaphysisch, gebetvoll zu denken, anstatt sich ständig zu beeilen oder tatenlos herumzusitzen.
Eine übliche Behauptung, die aus dem Glauben an Zeit und ihre Begrenzungen erwächst, ist, dass wir manchmal warten müssen, bevor wir beten können. Wir mögen zu dem Glauben neigen, dass wir nur wirksam beten können, wenn wir direkt im Pastor der Christlichen Wissenschaft (der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit) forschen oder an einem ruhigen Ort sind, wo wir nicht gestört werden. Doch es gibt Fälle, in denen wir diese Bücher nicht zur Hand haben oder nicht ohne Weiteres einen ruhigen Platz zum Beten finden können.
Der Apostel Paulus legte uns nahe, es ihm nachzutun: „Betet ohne Unterlass“ (1. Thessalonicher 5:17). Ein geringes Verständnis der Christlichen Wissenschaft reicht aus, um die metaphysischen Ideen umzusetzen, die wir gelernt und als heilende Gedanken bewiesen haben. Wir müssen nie ohne Gottes Gegenwart auskommen. Gott ist niemals abwesend. Da wir das Gemüt des Christus widerspiegeln, können wir uns jederzeit auf die Wahrheit berufen.
Dies tat ich, als ich einmal mit einem Freund von der Arbeit nach Hause fuhr. Wir sahen, wie ein Auto bei Rot durchfuhr und ein kleines Mädchen erfasste. Sie fiel zu Boden und blieb regungslos liegen.
Gottes Gegenwart existiert immer – ja, sonst ist nichts gegenwärtig.
Mein Freund stieg aus (wie andere auch), um Hilfe zu leisten. Ich blieb im Auto und fing an zu beten – ich wusste, dass es in Gottes Reich keine Zufallsereignisse gibt, da Harmonie das Gesetz Gottes ist, das vom göttlichen Prinzip durchgesetzt wird und somit immer in Kraft ist. Ich betrachtete nicht die Szene, sondern hielt ruhig an dem Verständnis fest, dass Leben niemals seiner Idee beraubt sein könnte, sondern allgegenwärtig ist. Das Mädchen stand auf, konnte gehen und wurde nach Hause gebracht.
In diesem Fall wartete ich nicht darauf, dass etwas passierte. Ich wusste, dass Gottes Gegenwart immer existiert – ja, dass nichts sonst gegenwärtig ist.
Stellen Sie sich zur Verdeutlichung eine Höhle vor, die noch nie jemand betreten hat. Das Innere der Höhle ist dunkel, und so war es schon immer. Doch dann geht ein furchtloser Forscher zum ersten Mal hinein und zündet ein Streichholz an. In dem Augenblick verschwindet die Dunkelheit, egal wie eindeutig und anhaltend sie bis dahin erschienen war. Keine lange währende Düsterkeit oder Nebligkeit kann dem augenblicklichen Licht widerstehen. Das Erhellen wurde von keinem Faktor von Zeit verzögert oder gestört.
Christus Jesus bewies, dass Zeit die heilende Macht der Wahrheit niemals aufhalten kann, als er den Mann am Teich Bethesda heilte, der 38 Jahre krank gewesen war (siehe Johannes 5:1–9). Der Mann hatte all die Zeit damit verbracht, auf etwas zu warten, um geheilt zu werden. Christus Jesus beachtete die chronische Natur des körperlichen Problems überhaupt nicht, sondern zerstörte dessen augenscheinliche Existenz mit dem Verständnis der Wahrheit des Seins, nämlich, dass Gottes geistige Idee immer bei vollkommener Gesundheit ist, da sie Gottes Bild und Gleichnis ist. Das war die wahre Identität des Mannes, und er „nahm seine Matte und ging weg“. Das Licht der Wahrheit zerstörte augenblicklich die Dunkelheit des materiellen Glaubens.
Mrs. Eddy schreibt in Nein und Ja: „Die Tatsache, dass Wahrheit um ihre eigene Unendlichkeit weiß, verbietet die wirkliche Existenz auch nur eines Anspruchs auf Irrtum. Diese Erkenntnis ist das Licht, in dem keine Finsternis ist – nicht Licht, das Finsternis in sich birgt. Das Bewusstsein von Licht ist wie das ewige Gesetz Gottes, das Ihn und sonst nichts offenbart“ (S. 30).
Gott ist unendlich und somit allgegenwärtig und in Seiner Güte wirksam. Da die Unendlichkeit (das unendliche Gute) alles und ein beständiges Ganzes ist, kann nichts eindringen, was dem Guten unähnlich ist. Daher gibt es in Wirklichkeit kein Element, das Gott, Gemüt entgegensteht. Wir lesen im Prediger: „Ich merkte, dass alles, was Gott tut, für immer besteht: Man kann nichts dazutun oder wegtun“ (3:14).
Die Unendlichkeit hat keine Begrenzung und ist daher niemals abwesend. Da sie immer gegenwärtig ist, ist sie mit keinem Zeitrahmen verbunden – nicht einmal einem „unbegrenzten Zeitrahmen“ – sie ist die Abwesenheit von Zeit. In der unendlichen Wahrheit gibt es kein Warten. Daher gibt es in diesem Augenblick, jetzt, keine wirkliche materielle Situation, sondern geistige Realität – in der allein Gott sich selbst ausdrückt. Mehr gibt es nicht.