Es ist die Pflicht des Komitees für Veröffentlichungen, der Öffentlichkeit auferlegte falsche Vorstellungen in Bezug auf die Christliche Wissenschaft und Ungerechtigkeiten gegenüber Mrs. Eddy oder Mitgliedern dieser Kirche seitens der Tagespresse, der Zeitschriften oder sonstiger zirkulierender Literatur auf christliche Weise zu berichtigen.
– Mary Baker Eddy, Kirchenhandbuch
Artikel XXXIII Abschnitt 2
Die Christlichkeit der Christlichen Wissenschaft ist oftmals denjenigen besonders klar, die aufgrund ihres Erforschens und Anwendens der Lehre die heilende Macht des Christus selbst erlebt oder direkt miterlebt haben. Es ist ganz natürlich für Christliche Wissenschaftler:innen, die Bibel in den Mittelpunkt ihres Lebens zu stellen, da sie die Bedeutung von Christi Jesu Leben und Lehren als Sohn Gottes und Weg der Erlösung demütig anerkennen. Doch wenn die Christlichkeit der Christlichen Wissenschaft öffentlich kleingeredet oder geleugnet wird, haben Komitees für Veröffentlichungen eine Gelegenheit, diese der Öffentlichkeit auferlegten falschen Vorstellungen auf christliche Weise richtigzustellen, damit etwas vom wahren Licht des Christus für alle erkennbar ist, die dafür empfänglich sind.
Ein kürzlich erschienenes Buch mit dem Titel To Baptize or Not to Baptize [Taufen oder nicht taufen] von einer evangelischen Pastorin, die noch mehrere andere Bücher und über 200 Artikel geschrieben hat, beschreibt ein Elternpaar, das sein Kind taufen lassen möchte. Die Mutter kommt aus der Christlichen Wissenschaft, und obwohl der Fall sehr kurz beschrieben wird, werden der Allgemeinheit mehrere ernste Unwahrheiten über die Christliche Wissenschaft aufgedrängt, darunter der Satz: „Trotz ihrer Bezeichnung ist die ‚Kirche Christi, Wissenschaftler‘ keine christliche Kirche.“ Das Folgende ist ein Brief vom Büro des Komitees für Veröffentlichungen an die Verfasserin des Buches, auf den diese freundlich und durchdacht und voll Anerkennung für den Wert der Segnungen des Christus geantwortet hat.
Brief an eine Autorin und evangelische Pastorin
Ich schreibe Ihnen anlässlich Ihres sehr schönen und durchdachten Buches To Baptize or Not to Baptize. Ihre tiefe religiöse Hingabe und die Klarheit Ihrer Bezeugung des Christus haben mich inspiriert. Dank Ihres Buches habe ich nun eine tiefere Wertschätzung der traditionell in orthodoxen christlichen Kirchen praktizierten Taufe. Besonders folgende Sätze haben mich sehr angesprochen: „Gott ist in seiner Gnade enorm großzügig. Doch Gott verteilt seine Gnade weder zufällig noch vage.“ Diese Vermittlung von Gottes Liebe, die jedem von uns mit klarer Absicht geschenkt wird, ist wirklich überzeugend! Gleichzeitig würde ich Ihnen gern eine Sichtweise der Christlichen Wissenschaft bieten, die sich von Ihrer Darstellung der Frau unterscheidet, die der Christlichen Wissenschaft den Rücken gekehrt hat.
Ich bin mein Leben lang Christlicher Wissenschaftler und kann Ihnen diesen Brief schreiben, da meine Großmutter mütterlicherseits durch die Hilfe der Christlichen Wissenschaft von spinaler Meningitis geheilt wurde, die von den Ärzten als unheilbar aufgegeben worden war. Meine Urgroßeltern wandten sich als letzte Hoffnung an die Christliche Wissenschaft. Meine Großmutter Isabel war Teenagerin, als dieser tief christliche Segen sie erreichte; später heiratete sie und brachte meine Mutter und vier weitere gesunde Kinder zur Welt.
Der Glaube der Christlichen Wissenschaftler:innen ist tief in der kongregationalistischen Tradition Neuenglands verwurzelt. Schlichte Gottesdienste, Gleichberechtigung in der Gemeinde und der deutlich puritanische Schwerpunkt auf innerlicher Gnade gegenüber äußerlichen Formen gehören zu unserer geistigen DNA. Christliche Wissenschaftler:innen glauben vor allem an einen hoheitlichen Gott, der unendliche, göttliche Liebe ist, und erkennen den nach Gottes Bild und Gleichnis erschaffenen Menschen an. Wir sehen Jesus Christus als Sohn Gottes, der zur Erde kam, um die Menschheit zu heilen und zu erretten. Sein Leben – seine Heilungen von Krankheiten und Behinderungen und die Überwindung des Todes durch rein geistige Mittel – zusammen mit seinen im Neuen Testament aufgezeichneten Lehren sind unsere Anleitung für unser Leben und die Ausarbeitung unserer Erlösung.
Das Symbol auf unserer offiziellen Kirchenliteratur, ein Kreuz und eine Krone, weist auf die gemeinsame Grundlage aller christlicher Glaubensrichtungen hin – die Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt Jesu Christi, die wir als faktische historische Ereignisse betrachten. Indem wir den biblischen Bericht akzeptieren, nach dem der Heilige Geist die Schwangerschaft der Jungfrau Maria ausgelöst hat, betrachten wir Jesu göttlichen Ursprung und das daraus entstandene Leben als einzigartig in der menschlichen Geschichte. Ein ehemaliger Kollege schrieb in einem Artikel auf Patheos: „Jesu Antwort auf das sterbliche Dilemma war nicht ein Dogma, sondern ein Leben. [Mary Baker Eddy, die Gründerin der Christlichen Wissenschaft] betrachtete Jesu Leben – ganz zu schweigen seine Auferstehung und Heilungen – als Infragestellung des grundlegenden Materialismus“, der so viel von der menschlichen Erfahrung definiert und begrenzt.
Christliche Wissenschaftler:innen haben in den letzten fünfzig Jahren so viel Segen aus ökumenischen Begegnungen mit Christ:innen der unterschiedlichsten Traditionen erlangt. Die Christliche Wissenschaft bahnt sich einen Weg fokussierter Spiritualität, der sich unzweifelhaft in manchem von der Doktrin christlicher Orthodoxie unterscheidet, doch ich bin sicher, dass es eine größere Überschneidung des gemeinsamen Engagements für die Grundlagen des christlichen Glaubens gibt, als allgemein verstanden wird, beispielsweise das Wesen des biblischen Glaubens; Sünde und Gnade; die geistige Erfahrung der Taufe und nicht zuletzt die erlösende Mission von Kirche in der Welt.
Ein besonders nützlicher und fruchtbringender ökumenischer Dialog fand zwischen der Ersten Kirche Christi, Wissenschaftler, und Reverend Dr. Michael Kinnamon statt, dem damaligen Generalsekretär des Nationalen Rats der Kirchen (National Council of Churches oder NCC). „Als Generalsekretär des NCC habe ich die Christliche Wissenschaft eingeladen, Vertreter als vollständige Mitglieder der Kommission des Rats zu entsenden, da ich überzeugt bin, dass Ihre Gemeinschaft ein wertgeschätzter Teil des einen „Leibes Christi“ ist – eine Meinung, die unlängst auch von anderen geäußert wurde, einschließlich des Nationalen Rats der reformierten Kirchen in Frankreich“, so erklärte Rev. Dr. Kinnamon. „Heute bin ich zum fünften Mal mit leitenden Vertretern der Christlichen Wissenschaft zusammengetroffen, nicht, weil ich Ihnen oder Mrs. Eddy in allem zustimme, sondern weil ich in Ihnen die Gnade Gottes wahrnehme.“ Die vollständige Aussage von Rev. Dr. Kinnamon über die Christliche Wissenschaft wurde in Ecumenical Trends [Ökumenische Trends] (Jahrgang 41, Nummer 10, November 2012) abgedruckt.
Ich möchte hier vor allem vermitteln, dass ein enormer Unterschied zwischen der Theologie und Praxis der Christlichen Wissenschaft und dem Manichäismus bzw. dem Gnostizismus besteht. Es ist auch nicht korrekt zu sagen, dass die Christliche Wissenschaft „unter dem Mantel der Neugeistbewegung“ entstand und „Geist über Materie“ predigt. Hier muss ich etwas weiter ausholen.
Der Dualismus des Manichäismus und des Gnostizismus – die behaupten, dass es sowohl Gott gibt, der die geistige Wirklichkeit erschaffen hat, als auch ein entgegengesetztes Böses bzw. eine niedere Göttlichkeit, das bzw. die das materielle Universum erschaffen hat – steht der Theologie der Christlichen Wissenschaft vollständig entgegen, die eine unitäre Sichtweise von Gott, Geist, als die erhabene, einzige Quelle der einen, allumfassenden Wirklichkeit hat. Die einzigen heiligen Schriften der Christlichen Wissenschaft sind das Alte und das Neue Testament der Bibel. Der Mystizismus und die Esoterik, die im Manichäismus und Gnostizismus zu finden sind, haben in der Christlichen Wissenschaft keine Entsprechung.
Stephen Gottschalk argumentiert in seinem Buch The Emergence of Christian Science in American Religious Life [Die Entstehung der Christlichen Wissenschaft im religiösen Leben Amerikas]: „Die Christliche Wissenschaft lässt sich am besten als pragmatische Auslegung der christlichen Offenbarung verstehen.“ Und er führt seinen Punkt unter anderem folgendermaßen aus: „Im grundlegenden philosophischen Sinne ist der Pragmatismus eine Einstellung, die insistiert, dass kohärente Theorie einen Bezug zur Praxis haben muss, dass die Bedeutung eines Konzepts in dessen Auswirkung auf die Erfahrung zu finden ist und dass der Wahrheitsgehalt einer Idee an den tatsächlichen Konsequenzen ihres Glaubens daran gemessen wird.“ Die Christlichen Wissenschaftler:innen nehmen Jesu Worte sehr ernst: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue“ (Johannes 14:12).
Zwar werden die Christliche Wissenschaft und die Neugeistbewegung gelegentlich in einen Topf geworfen, doch es gibt überzeugende Gründe, diese beiden Bewegungen streng getrennt zu halten, denn obwohl sie in ihren Anfängen einige Ähnlichkeiten aufweisen, stützen sie sich auf Überzeugungen und Praktiken, die so grundsätzlich verschieden sind, dass sie theologisch miteinander unvereinbar sind. Grundlegende Aspekte der Christlichen Wissenschaft, wie der essenzielle Bedarf an Erlösung vom Fleisch, die Abhängigkeit von göttlicher Offenbarung, das Konzept der Erneuerung durch Jesus Christus, der fundamentale Unterschied zwischen Gott und Mensch und der Fokus auf biblische Offenbarung – konkret das Leben und die Lehren Jesu – sind weit vom Kern der Neugeistbewegung entfernt. Betrachtet man diese theologischen Unterschiede genauer, erkennt man, dass sie erheblich sind, selbst wenn oberflächliche Ähnlichkeiten in ihrem Ausdruck und ihrer Entstehung etwas anderes nahelegen.
Die Christliche Wissenschaft war „nicht die esoterische, theosophisch benachbarte Religion, die die Anhänger der aufstrebenden Neugeistbewegung finden wollten und dann unabhängig entwickelten, noch war sie eine Art von Christentum, das bereits existierte“, schreibt Amy B. Voorhees in ihrem 2021 erschienenen Buch A New Christian Identity: Christian Science Origins and Experience in American Culture [Eine neue christliche Identität: Der Ursprung und die Erfahrung der Christlichen Wissenschaft in der amerikanischen Kultur] (The University of North Carolina Press). „Die Texte der Christlichen Wissenschaft und die Lebensweise widerlegten solche Beschreibungen in jeder Hinsicht“ (S. 231).
Die Christliche Wissenschaft wird vielfach stereotyp als etwas dargestellt, das das Heilen mit der Einstellung von „Geist über Materie“ oder positivem Denken angeht. Diese Charakterisierung zielt weit an der wirklichen Natur einer auf der Bibel basierenden geistigen Praxis vorbei, einem gänzlichen Bestreben, Jesu Beschreibung der Jüngerschaft treu zu folgen, die im Markusevangelium so wiedergegeben ist: „Die Zeichen aber, die denen folgen, die glauben, sind diese: [...] auf die Kranken werden sie die Hände legen, und sie werden gesund werden“ (Markus 16:17, 18). Diese Herangehensweise erfordert, dass man über menschlichen Willen oder reinen Optimismus hinausgeht, um etwas von dem beachtlichen Licht und der großen Macht des Christus zu erlangen. Dieses geistige Licht – das das Herz umwandelt und den menschlichen Körper heilt – zu empfangen erfordert eine tiefere Hingabe als rein oberflächliches positives Denken auch nur ansatzmäßig erfassen könnte. Das bedeutet nicht, dass jede:r Christliche Wissenschaftler:in diesen Standard gleichbleibend erfüllt, doch können Ausnahmen die geistige Authentizität des Lebens unzähliger Menschen nicht außer Kraft setzen.
Gestatten Sie mir, auf einen weiteren Punkt einzugehen. Ich würde gern noch ein paar Worte über die Bedeutung und Praxis der Taufe in der Christlichen Wissenschaft sagen. Es hat mir sehr gefallen, in „Still Life with Baptism“ [Stillleben mit Taufe] über Ihre Erfahrung und Ihr immer tiefergehendes Verständnis von Taufe zu lesen, und ich fand die eingeflochtenen prägnanten Zitate von Martin Luther sehr passend. Ein Zitat deckt sich besonders mit meiner Erfahrung der Taufe als Christlicher Wissenschaftler: „So ist ein christliches Leben nichts anderes als eine tägliche Taufe, die, einmal begonnen, sich danach für immer fortsetzt.“ Mir ist bewusst, dass die Worte „einmal begonnen“ sich auf einen physischen Vorgang mit Wasser bezieht, doch die anhaltende tägliche Taufe findet im privaten Heiligtum des Herzens statt.
Christliche Wissenschaftler:innen sind bestrebt, in Übereinstimmung mit den Worten Jesu im Johannesevangelium zu leben: „Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, da die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden; denn der Vater sucht solche als seine Anbeter“ (4:23). Für uns ist die Taufe kein einmaliger Vorgang mit Wasser, sondern eine Reinigung des Herzens und des Bewusstseins – ein Reinigen von Sünde und geistiger Bequemlichkeit, damit man in Kommunion mit Gott treten und den heiligenden und umwandelnden Einfluss von Gottes Heiligkeit und Gnade tiefer empfinden kann. Die profunde innere Zusammenkunft mit Christus durch sein Wort ist etwas, das wir als anhaltendes Kernelement des christlichen Lebens zu erleben bestrebt sind.
Dietrich Bonhoeffer, ein christlicher Autor, den ich besonders schätze, schreibt: „Jeder Morgen ist ein neuer Anfang unseres Lebens. Die alte Treue Gottes allmorgendlich neu zu fassen, mitten in einem Leben mit Gott täglich ein neues Leben mit ihm beginnen zu dürfen: Das ist das Geschenk, das Gott uns mit jedem neuen Morgen macht.“
Wenn Sie bis hierhin gelesen haben, bedanke ich mich herzlich, dass Sie mir ganz zugehört haben!
Ich wünsche Ihnen jeglichen Segen in Christus und verbleibe [...]
