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Original im Internet

„Folge du mir nach“

Aus der September 2023-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 14. November 2022 im Internet.


Stellen Sie sich die Situation vor: Jesus hatte sich nach seiner Kreuzigung und Auferstehung den Jüngern mehrmals gezeigt. Doch dann gingen einige Jünger fischen, möglicherweise aus Unsicherheit, was sie tun sollten (siehe Johannes 21). Mit der Hilfe eines Mannes, den sie später als Jesus erkannten, machten sie einen reichhaltigen Fang, und nun aßen alle zusammen. Dann erteilte Jesus Petrus einen Auftrag: Er sollte Jesu Schafe – seine Nachfolger – weiden. Petrus muss erkannt haben, dass das eine große Aufgabe war. Er zeigte auf einen anderen Jünger und fragte Jesus: „Herr, und was ist mit ihm?“ Jesus antwortete einfach: „Was geht es dich an? Folge du mir nach!“

Diese Mahnung: „Was geht es dich an? Folge du mir nach!“ dient mir seit Jahrzehnten als Wegweiser. Ich weiß noch genau, wie ich als Teenagerin diese Stelle in der Bibel las und ganz sicher war, dass die Worte für mich und mein Leben ebenso galten wie für Petrus. Es war einer der Augenblicke, in denen die Bibel sich für mich absolut lebensnah anfühlte.

Meine fröhliche Mutter, eine lebenslange Christliche Wissenschaftlerin, war humorvoll und geduldig – mit einer Ausnahme. Sie konnte Heuchler nicht ertragen. „Das ist Heuchelei“, sagte sie in manchen Situationen. Als Kind wusste ich nicht so recht, was sie damit meinte, aber als ich später diesen Austausch zwischen Jesus und Petrus las, verstand ich, dass ich Heuchelei, Selbstgerechtigkeit und Stolz umgehen konnte, wenn ich Jesu Anweisung befolgte.

Es erfordert Demut und Vertrauen, auf die eigenen Gedanken und Aufgaben zu achten und Christus nachzufolgen, was auch passiert. „Folge du mir nach“ heißt nicht, dass man frei von Furcht und Zweifeln ist. Doch wir sollten uns durch unsere Wahrnehmung der Fehler oder Vergehen anderer nicht davon abhalten lassen, den Weg zu gehen, den Christus uns weist. Andere zu beobachten, kann uns so ablenken, dass wir nicht mehr auf unser eigenes Denken und Tun achten.

Das Buch Vermischte Schriften 1883–1896 von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, enthält eine interessante Allegorie, in der sie einen Mann beschreibt, der seiner irdischen Wege überdrüssig wird und nach einem höheren Weg sucht (S. 323–328). Ein anderer, der nur als „der Fremde“ bezeichnet wird, hilft ihm, den richtigen Weg zu finden, und warnt ihn, sich nicht von den Entscheidungen anderer ablenken zu lassen. Er trägt ihm außerdem auf, nichts mitzunehmen, damit er sich gänzlich auf seinen geistigen Fortschritt konzentrieren kann.

Für mich zeigen diese Allegorie und Jesu Anweisung, ihm zu folgen, perfekt, wie ich mich verhalten soll. Wir können uns nicht vom Verhalten anderer vorschreiben lassen, was wir tun, denken und fühlen sollen. Das ist in der heutigen Welt, in der man augenblicklich weiß, was jemand auf der anderen Seite der Erde über jedes beliebige Thema denkt, nicht immer einfach. Soziale Medien verbreiten Empörung und Wut, und es ist leicht, sich in immer neue Wellen des Aufruhrs und der Sorge hineinziehen zu lassen. Doch wenn wir bestrebt sind, Jesus nachzufolgen, können wir in jeder Situation wissen, was zu tun ist. Er dachte geistig-wissenschaftlich: Er wusste, dass Gott der Schöpfer und Beschützer des Universums ist. Er kannte Gott als Liebe und Wahrheit und wusste, dass Gottes Schöpfung sehr gut ist.

Ihm nachzufolgen bedeutet somit, derselben Art des gottzentrierten Denkens nachzugehen. Wenn wir genervt, empört oder furchtsam sind, können wir innehalten und beten. Jesus kommunizierte ständig mit Gott, und wir müssen bestrebt sein, dasselbe zu tun. Mit Gott kommunizieren – beten und lauschen – hilft uns, einem wenig hilfreichen Verhalten zu widerstehen und stattdessen geistige Wahrheitsgedanken „zu tanken“. Ich nehme mir oft Zeit während des Tages, um still zu sein und zu lauschen – bei Hundespaziergängen, beim Autofahren oder vor dem Einschlafen. Es erfordert nicht viel Zeit, Gott zu fragen, was Er über eine Situation weiß – Ihn um Führung zu bitten, worauf ich mich konzentrieren soll, wenn Berichte von Katastrophen, Verbrechen, Krieg, Korruption oder einer Tragödie aufkommen. Allerdings erfordert es Aufmerksamkeit und Fokus, und je weniger empört, angstvoll oder selbstgerecht ich bin, desto besser kann ich Gottes Führung erkennen und hören.

Nicht empört zu sein heißt nicht, dass wir die Nöte anderer ignorieren oder uns von Hilfesuchenden abwenden. Im Gegenteil, bewusst Jesu Beispiel zu folgen bedeutet, dass wir helfen, Menschen in Not zu unterstützen. Doch wir können dies ruhig und klarsichtig tun, statt vom Leid der anderen überwältigt zu werden. Auf diese Weise beten wir gezielter und wirksamer, um anderen in einer Situation zu helfen.

Und auch dieses Bestreben erfordert Wachsamkeit. Ich weiß, dass ich immer wieder daran erinnert werden muss, manchmal jeden Tag. Eine kleine Situation hat mir unlängst gezeigt, dass sich besonders Selbstgerechtigkeit sehr schnell einschleichen kann.

Auf meinem Weg vom Einkaufen blockierte ein anderer Autofahrer beide Spuren, die vom Parkplatz zur Straße führen. Die Sekunden vergingen, und ich wurde ungeduldig. Als das andere Auto schließlich losfuhr, schimpfte ich im Stillen: „Ordnen Sie sich nächstes Mal bitte richtig ein!“

Im selben Augenblick musste ich an diese Worte aus der Bibel denken: „Es sind sechs Tage, an denen man arbeiten soll; an denen kommt und lasst euch heilen und nicht am Sabbat“ (Lukas 13:14). Ein religiöser Amtsträger hatte diese Worte gesprochen, nachdem Jesus am Sabbat eine verkrümmte Frau geheilt hatte. Immer wenn ich diese Geschichte lese, hört sich der Mann in meiner Vorstellung selbstgerecht an. Und mir wurde klar, dass ich mich genauso anhörte, als ich den Fahrer vor mir im Stillen kritisierte, weil er mich ein paar Sekunden aufgehalten hatte.

Dieser Oberste der Synagoge war bestimmt überzeugt, dass es wichtig war, die religiösen Vorschriften zu beachten, insbesondere die Zehn Gebote. Doch Jesus wies die Interpretation des Mannes zurück und erklärte, dass keine Regel Gottes verbot, jemanden am Sabbat zu heilen; im Gegenteil, heilen war und ist eine Pflicht. Ich verstand, dass meine kleine Situation ebenfalls keine selbstgerechte Verärgerung rechtfertigte; vielmehr war ein heilender Gedanke vonnöten, wie Jesus ihn gehabt hätte.

Dieser oben erwähnte kurze Austausch zwischen Jesus und Petrus leitet mich mein Leben lang an, denn er ist verlässlich, nachvollziehbar und leicht zu befolgen. Wenn mir die Worte „Folge du mir nach“ kommen, weiß ich, dass ich einen Richtungswechsel vornehmen muss. Oft machen sie mir bewusst, dass ich selbstgerecht, stolz oder heuchlerisch bin oder einem anderen negativen Pfad folge. Und sobald ich diesen Richtungswechsel vornehme, wird klar und deutlich, was zu tun ist. Dann kann ich mit Verständnis beten, statt mich von den Handlungen anderer belastet zu fühlen oder mich über sie aufzuregen. Ich kann besser darauf lauschen und vernehmen, was Gott mir über eine Situation mitteilt – und heilend wirken, statt nur kritische Augenzeugin zu sein.

Empörung und Angst, so gerechtfertigt sie auch erscheinen mögen, schaffen eine mentale Geräuschkulisse, in der es schwer ist, auf Lösungen zu lauschen. Doch diese Stelle von Mrs. Eddy erklärt, was passiert, wenn wir unser Denken in eine konstruktive Richtung lenken: „Die Menschheit wird in dem Maße von Gott regiert sein, wie Gottes Regierung in Erscheinung tritt, die goldene Regel betätigt wird und die Menschenrechte und Gewissensfreiheit heiliggehalten werden“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes, S. 222). Für mich ist Jesu Vorbild zu folgen die beste Möglichkeit, dies zu tun.

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