Ob aufgrund von Veränderungen, die die Erde betreffen, von auftretenden Naturkatastrophen oder von Kindern, die das Opfer politischer Entscheidungen werden – in vielen Teilen der Welt ist eine Art von Gefahr zu spüren. Und von wo kann die Welt auf Rettung hoffen?
Ich habe einen Großteil meines Lebens mit „Retten“ verbracht. Ob Tiere oder Menschen – wo immer Hilfe vonnöten war, fühlte ich mich gedrängt, einzuschreiten. Doch als mein Verständnis der Christlichen Wissenschaft wuchs, stellte ich fest, dass ich zu einer tieferen Erkenntnis von der Idee des Rettens berufen wurde.
Der Auslöser dazu war unser erwachsener Sohn, der eines Tages vor der Haustür stand und meinen Mann und mich bat, ihn und seine beiden kleinen Kinder – damals noch keine drei Jahre alt – aufzunehmen. Nach kurzer Zeit erschien mir die Liste der nötigen Möbel, Kleider, Mahlzeiten und Termine schier erdrückend.
Ich fühlte mich persönlich verantwortlich, nicht nur für das Wohl dieser Familienmitglieder, sondern auch für alle diese Einzelheiten, und Erschöpfung machte sich breit. Das war der Augenblick, an dem ich tiefer über meine wirkliche Rolle in dieser unsicheren Zeit nachdachte. Lag es an mir, diese Familie zu retten? War es meine Aufgabe, sie durch diese Stürme zu geleiten?
Fragen wie diese veranlassten mich, zu beten. Und als ich betete, kam mir der befreiende Gedanke, dass die Rettung nicht von mir als Mutter und Großmutter kam. Dann würde ich und nicht Gott im Mittelpunkt der Dinge stehen. Nein, das, was Gott, die göttliche Liebe, über diese geliebten Verwandten wusste – die Wahrheit ihres Seins –, würde uns allen den Weg voran zeigen.
Und was ist diese Wahrheit des Seins? Ich habe durch die Christliche Wissenschaft gelernt, dass es nichts damit zu tun hat, was wir in den Nachrichten – oder in meinem Fall vor der Haustür – sehen: Menschen, die hilflose Opfer der Umstände werden. Vielmehr ist es das geistige Verständnis von jedem Menschen als von einem liebevollen, treuen Vater-Mutter-Gott erschaffen und regiert, der den Fortbestand alles dessen garantiert, was für ein erfülltes und harmonisches Leben vonnöten ist. Diese geistige Sicht, die wir durch ein geistiges Verständnis der Bibel und im Gebet erlangen, setzt ein Umdenken von der lärmenden Unsicherheit zur geistigen Tatsache in Gang, dass alles, was wir brauchen – ob Versorgung, Sicherheit, ja, auch ein Lebenszweck –, seinen Ursprung in Gott hat und somit nicht verlorengehen kann.
Diese Wahrheit des Seins – dass Gottes Schöpfung geistig ist und liebevoll von Gott versorgt wird – ist in Wirklichkeit das einzige, was existiert. Und wir können uns im Gebet an Gott wenden, statt zu glauben, uns eilig die Ärmel hochkrempeln und persönlich die Last von dem Menschen oder einem Tier in Not oder Gefahr tragen zu müssen. Ich habe erlebt, dass eine Rettung – oder die Heilung einer gefährlichen Situation – dadurch ermöglicht wird, dass ich im Gebet bezeugt habe, was Gott über Seine Kinder sieht, weiß und ewiglich aufrechterhält. Diese befreiende Idee wurde mein Sprungbrett, als ich für diese Familie sorgte, und die Erschöpfung und Last, die ich fühlte, verschwand schnell.
Wenn wir daran gewöhnt sind, die Rolle des Retters zu spielen, mögen wir versucht sein zu denken, dass der Erfolg von uns und unseren guten Ideen abhängt. Doch auch hier hielt die Christliche Wissenschaft eine Offenbarung für mich bereit. Als ich weiter darüber betete, wie meinem Sohn und meinen Enkeln am besten zu helfen war, erkannte ich, dass nur eine Idee wirklich wichtig war: die geistige Idee der Schöpfung, die, wie die Bibel uns im ersten Kapitel der Genesis sagt, so gut ist wie der Schöpfer selbst. Ich fing an mich zu fragen, wie diese geistige Idee hinsichtlich jedes Problems aussah, das mein Sohn und seine Kinder zu überwinden hatten. War das die geistige Idee von Familie? Von einem Zuhause? Von seiner Vaterrolle, von Stabilität und so weiter?
Als ich darum betete, meine Wahrnehmung jedes dieser Konzepte zu vergeistigen, erkannte ich klarer, dass keine Macht und kein negativer Einfluss das wahre, geistige Verständnis von Familie zerstören konnte, denn das wird von Gott definiert und aufrechterhalten. Ich verstand besser, dass ein Zuhause nie von einem physischen Ort abhängig ist; es ist ein tiefes Gefühl von Sicherheit, die von Gott bereitgestellt wird – wo auch immer die Person oder Familie sich befindet. Ich fühlte mich in meiner Überzeugung bestärkt, dass Gott der wahre Vater ist, der nicht nur meine Enkel, sondern auch ihre Eltern – und meinen Mann und mich – ewiglich lieben und väterlich versorgen würde!
Nach vier Monaten in unserem Haus fanden mein Sohn und seine Kinder eine neue Unterkunft – für mich ein klarer Beweis für die Tatsache, dass die wahre, geistige Idee von Familie und Zuhause und die ewige Vater- und Mutterschaft Gottes konkrete Wirklichkeit in ihrem Leben sind. Und mein neues Verständnis von dem, was Retten wirklich bedeutet, hat mir geholfen zu erkennen, dass diese Schritte des Fortschritts nicht auf meinen persönlichen Einsatz während ihrer unsicheren Zeit zurückzuführen sind. Diese Angehörigen wurden vielmehr in jedem Augenblick von Gott, dem göttlichen Prinzip des unfehlbaren und verlässlichen Guten, geleitet und versorgt.
Dieser göttliche, behütende Einsatz ist tatsächlich immer im menschlichen Bewusstsein vorhanden; niemand muss ohne ihn auskommen. Es ist der Christus, die Wahrheit des Seins, die Christus Jesus lebte und durch Heilen demonstrierte. Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, lesen wir: „Das physische Heilen durch die Christliche Wissenschaft ist heute, wie zur Zeit Jesu, das Ergebnis der Tätigkeit des göttlichen Prinzips, vor dem Sünde und Krankheit ihre Wirklichkeit im menschlichen Bewusstsein verlieren und so natürlich und unvermeidlich verschwinden, wie Dunkelheit dem Licht und Sünde der Umwandlung Raum gibt. Heute wie damals sind diese mächtigen Werke nicht übernatürlich, sondern im höchsten Grade natürlich. Sie sind das Zeichen des Immanuel oder ‚Gott mit uns‘ – ein göttlicher Einfluss, der im menschlichen Bewusstsein immer gegenwärtig ist und sich wiederholt, der heute kommt, wie schon vor langer Zeit verheißen wurde...“ (S. xi).
Obwohl ich auch weiterhin gern helfe und andere bemuttere, lerne ich, dass unser Gutes, unsere Hilfe und unsere Hoffnung nie von einer Person, sondern aus diesem Prinzip stammen. Manchmal erkennen wir das Wirken des Prinzips als göttlichen Impuls, liebevoll zu sein und andere zu unterstützen. Doch ob jemand da ist, um zu helfen, oder nicht, können die Beteiligten immer Prinzip als berichtigenden, heilenden Einfluss fühlen, der immerwährend in jedem von uns vorhanden ist. Anstatt mich persönlich als Retter zu betrachten, habe ich nun erkannt, dass ich einen wichtigen Beitrag zur Rettung der Welt leisten kann, indem ich im Gebet diesen göttlichen Einfluss aktiv bezeuge, und das ebnet einen Weg aus Problemen und Not.
Wenn ich tiefer in die völlig gute Natur Gottes eindringe und verstehe, was das für die ganze Schöpfung bedeutet, wachse ich weiter in meiner geistigen Überzeugung, dass nichts einer Rettung bedarf. „Alles, was wirklich existiert“, schreibt Mrs. Eddy, „ist das göttliche Gemüt und seine Idee, und in diesem Gemüt zeigt sich das gesamte Sein als harmonisch und ewig“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 151). Wendet man diese korrekte geistige Sichtweise auf unsere Umgebung an und praktiziert sie im Alltag, so kann sie uns helfen, den Blick zu erheben, weg von der Behauptung, die Schöpfung sei in einen Zustand der Not und Gefahr geraten. Und sie kann das Verständnis wiederherstellen, dass alles wahrhaft so ist, wie Gott es erschaffen hat – harmonisch und liebevoll versorgt.
