Die drei Worte „Dein Reich komme“ (Matthäus 6:10), die Jesus uns im Gebet des Herrn gab, sind eine Aufforderung, unser Denken und Handeln Tag für Tag von Gott und nicht menschlichem Willen leiten zu lassen. Zu Anfang seines Wirkens machte Jesus deutlich, dass es für uns notwendig ist, dies zu tun, als er sagte: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe gekommen“ (Matthäus 4:17).
Mary Baker Eddy gab den Mitgliedern der von ihr gegründeten Kirche folgende Satzungsbestimmung: „Es ist die Pflicht eines jeden Mitglieds dieser Kirche, jeden Tag zu beten: ‚Dein Reich komme‘; lass die Herrschaft der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe in mir aufgerichtet werden und alle Sünde aus mir entfernen; und möge Dein Wort die Liebe der ganzen Menschheit bereichern und sie regieren!“ (Handbuch der Mutterkirche, S. 41). Diese Satzungsbestimmung, die die Bezeichnung „Tägliches Gebet“ trägt, ist ein unverzichtbarer Leitfaden in der täglichen Praxis des christlich-wissenschaftlichen Heilens. Ich habe hinsichtlich dieses täglichen Gebets folgende hilfreiche Erkenntnisse erlangt.
Eine Pflicht und eine Einladung
Es ist die Pflicht eines jeden Mitglieds dieser Kirche, jeden Tag zu beten: „Dein Reich komme ...“
Das Wort Pflicht verbreitet oft ein Gefühl von Belastung und Verantwortung – der Familie, Arbeitsstelle, Kirche, dem Umfeld usw. gegenüber. Das Gefühl, überwältigt zu sein, mag die Frage bei uns aufwerfen, wie wir alles geschafft kriegen sollen, was zu unseren Pflichten gehört. „Dein Reich komme“ zu beten lädt dahingehend Gottes allerhabene Macht und Liebe ein, unsere Gedanken zu lenken, sodass wir unsere Pflichten frei und ungetrübt und ohne falsches Verantwortungsgefühl erfüllen können.
Marta in der Bibel musste das lernen, als Jesus bei ihr zu Gast war (siehe Lukas 10:38–42). Ihre Schwester Maria unterbrach ihre Arbeit als Gastgeberin kurz, um zunächst Jesu beruhigendem und inspirierendem geistigem Rat zu lauschen. Als Marta sich beklagte, dass Maria sie mit der Arbeit allein ließ, lobte Jesus Maria mit dem Hinweis, dass Martas tägliche Aufgaben von Freude erfüllt und keine Belastung wären, wenn sie ihr geistiges Verständnis an die erste Stelle setzte.
Wir können jeden Tag die Freude erleben, Gottes Liebe in unser Herz einzulassen und unser Denken und Handeln Seiner Führung zu überlassen. Dann werden auch wir die Erfüllung unserer Aufgaben als Glück und Freiheit statt als Belastung empfinden.
Warum müssen wir Gottes Reich zu uns einladen? Schließlich ist Gott doch der erhabene Herrscher Seiner gesamten Schöpfung – Sein Reich ist bereits hier und überall! Das ist die wahre Wirklichkeit. Gott regiert Seine Schöpfung beständig. Doch daran dachte Marta nicht, als sie von Sorgen über ihre menschlichen Pflichten erfüllt war. Maria wiederum war mehr damit beschäftigt, sich Gottes Gegenwart und Macht bewusst zu sein, die ihr erhalten bleiben und sie mit Freude und Freiheit versorgen würden, während sie ihren Alltagspflichten nachging. Marias Beispiel zeigt uns, wie wichtig es ist, Gott jeden Augenblick eines jeden Tages zu dienen.
Aufrichtung und Regel
... Lass die Herrschaft der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe in mir aufgerichtet werden und alle Sünde aus mir entfernen ...
Das tägliche Gebet zu beten bedeutet nicht nur, dass wir das Reich Gottes in unser Alltagsleben einlassen. Wir schaffen Gottes erhabener Regierung Raum – wir sind ehrlichen Herzens empfänglich dafür, in jedem Aspekt unseres Lebens von göttlichem Leben sowie göttlicher Wahrheit und Liebe regiert zu werden.
Gottes Herrschaft „in mir aufgerichtet werden“ zu lassen, zeigt unsere aufrichtige Bereitschaft, Gott grundsätzliche Veränderungen in unseren Gedanken, Wünschen, Motiven und Handlungen vornehmen zu lassen und eine geistig reinigende Charakterumwandlung zu vollziehen.
Von Gott „alle Sünde aus mir entfernen“ zu lassen, erfordert vor allem ein Verständnis davon, was Sünde überhaupt ist. Die Christliche Wissenschaft lehrt, dass Sünde nicht zur wahren Identität eines Menschen als Gottes reine und vollkommene geistige Widerspiegelung gehört. Das ist der Grund, warum wir Sünde – jedes Fortbewegen von gottähnlichem Denken, ob viel oder wenig – verdammen und unser Denken über uns und andere berichtigen müssen. Das schließt ein, dass wir andere so kennen und lieben, wie Gott uns liebt: als Sein Ebenbild. Das ist die liebevolle Tätigkeit täglicher Buße.
Wenn wir dies tun, mögen einige irrige, negative Gedanken an die Oberfläche kommen und behaupten, tief in unserem Denken verwurzelt zu sein. Doch sie füllen keinen einzigen Moment der wahren Geschichte von Gottes geistiger Widerspiegelung aus, denn jeder Tag ist immer der Tag von Gottes erhabener Regierung. Wenn Gedanken, die Gott unähnlich sind, in uns aufgedeckt werden, können wir uns somit freuen, statt zerknirscht zu sein. Dann können wir diese Vorstellungen als das erkennen, was sie sind – Betrüger, die behaupten, ein Bestandteil unserer Identität zu sein –, und sie in den Nichts-Korb werfen und es dabei belassen.
Menschen sind nicht perfekt, aber das Gute im menschlichen Bewusstsein ist echt. Und Gehorsam dem „täglichen Gebet“ gegenüber ist eine Möglichkeit, das Gute unserer wirklichen und vollkommenen geistigen Identität zunehmend zu demonstrieren. Freuen Sie sich! Das Befolgen dieser Satzungsbestimmung lässt den Christus – „die göttliche Botschaft von Gott an die Menschen, die zum menschlichen Bewusstsein spricht“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 332) – ebenso in Ihr Denken und Ihre Erfahrung ein, wie ich dies immer wieder aufs Neue erlebe.
Segen für die ganze Menschheit
... und möge Dein Wort die Liebe der ganzen Menschheit bereichern und sie regieren!
Das ist der Höhepunkt des „täglichen Gebets“ – unser Gebet, die Regierung eines jeden geliebten Kindes von Gott durch die göttliche Liebe zu bezeugen.
In dem Maße, wie Gottes Wort unser Denken reinigt, erkennen wir, wie es leuchtet und die Liebe der ganzen Menschheit bereichert, indem es sie regiert. Unser tägliches Motiv kann sein, uns zum Wohl anderer Gottes Wort zu fügen.
Doch was ist Gottes Wort? Es kann als Sein Versprechen angesehen werden – Sein Gesetz des Guten und der Macht, das Seine geistige Widerspiegelung, den Menschen und das Universum, regiert.
Das Johannesevangelium beginnt mit dieser Aussage: „Im Anfang war das Wort (griech. der logos; ‚Er‘), und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Er war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch ihn gemacht, und ohne ihn ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen“ (Johannes 1:1–5).
Christus Jesus ist für die ganze Menschheit das lebendige Beispiel für das, was passiert, wenn wir unser Denken und Handeln nur von Gottes Wort – der ewigen Verheißung und Gesetzgebung der göttlichen Liebe – regieren lassen. Gottes erhabene Macht und Regierung widerzuspiegeln, uns diesen demütig zu fügen und zu gestatten, dass durch sie alle düsteren sterblichen Überzeugungen von Sünde, Krankheit und Tod aus unserem Denken entfernt werden, ist erforderlich, um das Christus-Heilen in unserem Leben und dem anderer fühlbar zu machen.
Es ist ganz natürlich, für die ganze Menschheit zu beten und die wirkliche geistige und vollkommene Identität eines jeden einzelnen zu erkennen, der in unser Bewusstsein kommt, sowie aller Menschen weltweit, die unsere Gebete benötigen. Das ist unser gottgegebener Lebenszweck!
Das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft verheißt uns: „Lasst Selbstlosigkeit, Güte, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Gesundheit, Heiligkeit, Liebe – das Himmelreich – in uns herrschen, und Sünde, Krankheit und Tod werden abnehmen, bis sie schließlich verschwinden“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 248).
Es gibt für unser tägliches Leben keine bessere Art als die, Gottes Reich in uns herrschen zu lassen und der Welt und uns Umwandlung und Heilung zu bescheren.
