Eines meiner Lieblingsgedichte handelt von Vertrauen. Es wurde von Mary Baker Eddy geschrieben und fängt so an:
Wär die Welt stoffgeboren,
der Mensch des Staubs Gestalt,
gäb’s, bis die Zeit einst endet,
hier keinen festen Halt.
(Vermischte Schriften 1883–1896, S. vii)
Für mich trifft dieses Gedicht den Nerv der menschlichen Erfahrung. Es fragt: „Worauf setzen wir unser Vertrauen?“ Wenn man auf eine Welt vertraut, die scheinbar aus Materie besteht, geht dies mit der Überzeugung einher, dass das Leben begrenzt, oft ungerecht und generell unzuverlässig ist. Und diese Ansicht kann sehr überzeugend sein. Aber die Christliche Wissenschaft lehrt, dass wir durch Praxis und nicht durch Theorie die ruhige Gewissheit haben können; unsere „Welt entsprang dem Geiste“, wie es in dem Gedicht später heißt. Eine Welt, die Geist, Gott, entsprungen ist, ist sicher, beständig, gesund – vertrauenswürdig.
Es kann Mut erfordern, Geist zu vertrauen. Woher kommt dieser Mut? Er kommt von Gott! Wir müssen nicht den Mut oder die Fähigkeit zu vertrauen erzeugen. Die Bibelgeschichte von Daniel zeigt, dass er Gott vertraute, bevor und nachdem er in die Löwengrube geworfen wurde – und seine Sicherheit bewies, dass sein Vertrauen gerechtfertigt war. Wenn wir in unserer Praxis der Christlichen Wissenschaft wachsen, werden wir feststellen, dass wir den gleichen Mut und die gleiche ureigene Fähigkeit haben, Gott zu vertrauen.
Um Gott wirklich zu vertrauen, müssen wir aufhören, unser Vertrauen an Bedingungen zu knüpfen – wie etwa: „Ich werde Gott vertrauen, wenn dies geschieht“, oder: „Ich werde Gott vertrauen, wenn das geschieht.“ Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, uns auf Gott zu verlassen, ganz gleich, ob die Dinge so laufen, wie wir es uns erhoffen – persönlich, politisch, global – oder (vor allem) wenn nicht.
Diese Art des Vertrauens ist nicht irrational, sondern geistig fundiert und beruht auf einem „lieblichen und sicheren Empfinden, dass Gott Liebe ist“, wie Mrs. Eddy es im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, ausdrückt (S. 569).
Gott ist Liebe, unabhängig davon, wo wir leben, welche politische Partei an der Macht ist, wie viel Geld wir haben oder sogar wie stark unser Glaube ist. Christus Jesus sagte, dass wir Berge versetzen können, wenn wir „Glauben hab[en] wie ein Senfkorn“ (Matthäus 17:20). Es kommt nicht so sehr auf das Ausmaß unseres Glaubens an, sondern darauf, dass wir verstehen, dass das Vertrauen in die unendliche Macht Gottes kein Wunschdenken ist, sondern darin besteht, das göttliche Gesetz der Liebe als absolute Tatsache anzuerkennen.
Vor vielen Jahren lernte ich eine wertvolle Lektion darüber, welch heilende Wirkung damit einhergeht, den Mut zu haben, Gott zu vertrauen. Ich war Vollzeitstudentin und hatte zwei Teilzeitjobs, während ich versuchte, meine Karriere als Schriftstellerin zu starten. Meine Wohnsituation war belastend, und ich hatte nur begrenzte finanzielle Mittel. Mitten in all dem bekam ich plötzlich Panikattacken, die es mir sehr schwer machten, meine Wohnung zu verlassen.
Aber als Studierende der Christlichen Wissenschaft hatte ich eine solide Grundlage für die Bereitschaft, Gott zu vertrauen, der alles und nur das Gute ist. Die Weisheit dieses Vertrauens auf Gott, das Gute, wurde mir durch eine Stelle in den Sprüchen verdeutlicht, die lautet: „Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand; sondern denke an ihn in allen deinen Wegen, dann wird er dich recht führen“ (3:5, 6).
Und genau das habe ich getan. Diese Bibelstelle gab mir sozusagen den Weg vor, auf dem ich aus dem Nebel der Angst herausfinden konnte, um Geist, Gott, mehr zu vertrauen als dem Glauben an eine begrenzte, auf Materie gegründete Welt.
Die Heilung kam nicht mit einem Mal, sondern allmählich, wie die Morgendämmerung. Sie kam nicht durch menschlichen Willen oder durch „Durchbeißen“, sondern durch Vertrauen. Und Mut. Und manchmal mit Furcht und Zittern, wie es der Apostel Paulus so poetisch ausdrückt: „Schafft, dass ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern. Denn Gott ist es, der beides in euch wirkt, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen“ (Philipper 2:12, 13). Bei anderen Gelegenheiten fand ich meine Freiheit von irrationaler Angst so, wie es in Wissenschaft und Gesundheit beschrieben wird: „Schritt für Schritt werden jene, die Ihm vertrauen, feststellen: ‚Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten‘“ (S. 444).
Während ich lernte, Gott mehr zu vertrauen, arbeitete ich weiter in meinen beiden Teilzeitjobs, besuchte Kurse, schrieb Artikel für eine Zeitung und betete über meine Wohnsituation. Ich erlangte meine Freiheit von Angst nicht dadurch, dass ich meine Umstände änderte, sondern indem ich mein Denken veränderte. Ein Jahr später hatte ich eine neue, harmonischere Wohnsituation und arbeitete Vollzeit bei der Zeitung, für die ich freiberuflich tätig gewesen war. Um eine weitere Aussage von Paulus zu paraphrasieren: Das Alte war vergangen, und alles war neu geworden (siehe 2. Korinther 5:17).
Aber der Mut, Gott zu vertrauen, kam zuerst. Das ist immer so.
Wenn es also den Anschein hat, als gäbe es hier – das heißt in einem materiellen Sinn der Existenz – nichts, worauf man vertrauen kann, dann seien Sie, wie es das Gedicht am Anfang dieses Artikels beschreibt, mutig aufgrund der Tatsache, dass Ihre Welt Geist entsprungen ist. Die Welt Gottes, des Geistes, ist die wahre Welt, und diese Welt hat kein Ende. Und sie beinhaltet keine Angst. Nur Liebe. Das ist es, worauf wir vertrauen können.
